Die kleine Leuchtturminsel Litøy
Wir sind alle einer Meinung: Unser eindrucksvollstes Reiseerlebnis in letzter Zeit war der Aufenthalt auf der kleinen Leuchtturminsel Litøy! Wir reisen immer zu fünft und dachten daher noch nie ernsthaft über Woofing nach. Durch Zufall ergab es sich, dass unser Wohnmobil genau zu der Zeit, als wir Litløy besuchten, einen Schaden erlitt und in die Werkstatt musste. So kamen wir etwas unfreiwillig in den Genuss, 14 Tage anstelle der geplanten drei bis vier auf der Leuchtturminsel zu verweilen und mit den anderen Voluntären zusammen zu arbeiten.
Warum war dieses Erlebnis so außergewöhnlich?
- Eine Insel ohne Autos und Strassen – Wir waren noch nie auf einer so kleinen Leuchtturminsel gewesen. Eine Insel ohne Strassen und Autos, ohne Geschäfte und fast ohne Bewohner. Sie ist nur über eine halbstündige Fahrt mit dem Boot zu erreichen und bei schlechtem Wetter ganz vom Festland abgeschnitten. Eine Region, wo die Natur noch Natur sein kann!
- Geborgen und sicher inmitten der Natur – Unterwegs, auch im recht sicheren Norwegen, schleppe ich Paß, Geld, Kreditkarte, die Speicherkarten der Kamera und den externen Speicher mit allen Fotos immer mit mir herum. Die Fototasche lasse ich nie im Wohnmobil, sie geht auch immer mit. Auf Litloy konnte ich völlig loslassen. Meine Papiere lagen beim Bett, den Fotorucksack liess ich öfters einfach in der Landschaft liegen und kletterte leicht und befreit nur mit der Kamera in der Hand auf den Hügeln herum.
- Als wir ankamen wohnten nur vier Leute auf der Insel. Mit unserer Ankunft verdoppelten wir die Einwohnerzahl. In einer so kleinen Gruppe fühlten wir uns „gemeinsam einsam“
- Das Zusammensein mit Menschen aus aller Welt auf so engem Raum war intensiv und belebend. Je weniger Menschen man um sich herum hat, desto angregter ist die Kommunikation. Mitten in Berlin mit 4 Millionen Einwohner kann man sich definitiv einsamer fühlen als auf einer kleinen Insel mit 4 Einwohnern! Folgende Leute lernten wir kennen und schätzen: Janna aus Schweden, Paula aus Portugal/Norwegen, Nicholas aus Frankreich, später Adam aus Californien, Cora aus England, Josef aus Tirol und natürlich Elena, die den Leuchttum hütet.
- Die Lage des Leuchtturms im Meer bestimmt das Leben und Arbeiten. Es ist nicht möglich, mal schnell ins Auto zu springen und irgendwelche Baumaterialien oder Essenszutaten zu besorgen. Das ist sogar auf dem Festland im Norden nicht immer einfach. So lernten wir, zu improvisieren, Dinge umzubauen statt neue zu kaufen, ohne Spezialwerkzeuge auszukommen und gemeinsam nach alternativen Lösungen zu suchen! Das miteinander Arbeiten, die kulturellen Eigenheiten in der Vorgehensweise, die Kommunikation in Englisch, die lustigen Stunden abends am Kaminfeuer, das gemeinsame Essen immer mit wundervollem Blick zu den Lofoten und vor allem die effektive Arbeitsteilung war eine sehr große Bereicherung für uns.
- Nachhaltiges Leben ist meiner Meinung nach nur durch Arbeitsteilung möglich. Bei uns war das so: Die Kids ernten die Kartoffeln, die Männer fangen die Fische, Amy und Nicholas putzen die Fische am Bootssteg, Elena und Paula kochen daraus und mit dem frishen Gemüsen und Salat aus dem Garten ein leckeres Abendessen. Anschließend spülen wir gemeinsam das Geschirr, begleitet von lauter, flotter Musik, und trinken danach zum Abschluß einen starken Kaffee, schwarz, weil die Milch mal wieder ausgegangen ist! Paula hatte mit anderen Voluntären den Sommer über alle Kråkebeeren der Insel geerntet und zu Saft verarbeitet. Diesen Saft mischten wir mit abgekochtem Regenwasser – das schmeckte nach Natur und Energie, nicht nach Chlor und Leitungsrohr! Frischer kann Essen nicht sein.
- Liebe schwingt durch die Luft und das Essen – Jeder, der auf der Insel war, hatte sich einen Traum erfüllt und verrichtete die Arbeiten, weil sie/er das wirklich wollte und liebte. DAS ist wohl der Hauptaspekt: niemand machte das um Geld zu verdienen, sondern für und mit der Gemeinschaft. Das mag sich jetzt schwulstig anhören: Liebe und Glück schwang durch die Luft, ins Essen und sogar in den Ausbau des Bootshauses; In Paulas Saft war sowieso eine große Portion davon zu finden!
Hier sind die Blogbeiträge, die wir verfassten, als wir auf Litløy wohnten und dachten, wir befänden uns in einem TRAUM!