Auf Arte läuft gerade die schwedische Serie „Blutsbande“, die auf Aland spielt. Wir finden sie sehr spannend, etwas melancholisch und düster, ganz und gar nicht dieses weichgespülte Bullerbü-Tralala, was man so von deutschen Schweden-Serien gewohnt ist. „Blutsbande“ geht eher Richtung Wallander, aber nicht zu brutal. Die Kameraführung ist fantastisch, wir können die Ruhe und Naturverbundenheit, die Aland auszeichnet, in den Folgen hautnah spüren. Deswegen für dich als Tipp. Schau mal rein, gefällt dir vielleicht auch? Amazon Prime Kunden können die erste Staffel kostenlos anschauen. Die erste Staffel gibt es auch bei Amazon als DVD.
https://www.5reicherts.com/wp-content/uploads/2017/01/MG_6545.jpg573860Gabihttps://www.5reicherts.com/wp-content/uploads/2021/03/Leuchtturm-o.pngGabi2017-01-19 15:23:212023-08-17 18:41:33Aland Fotogalerie – aktiv sein auf den finnischen Inseln
Natürlich erleben wir immer soviel mehr, als wir berichten können. Ein paar Erlebnisse, Impressionen und Wissenswertes möchten wir hier mal bunt zusammengewürfelt präsentieren.
Leuchttürme
Ihr wundert Euch sicher, warum wir auf Inseln unterwegs sind, wir schön Strände und Campingplätze zeigen, aber keinen Leuchtturm? Ja, auf den Aland Inseln sind Leuchttürme nicht so einfach zugänglich und wir waren etwas spät in der Saison. ABER, die Postbriefkästen sehen wie kleine Leuchttürme aus, und die gibt es zahlreich auf den Inseln.
Postkasten auf Aland
ein kleiner Leuchtturm von der Fähre aus aufgenommen
Schäreninseln
Wir haben insgesamt sieben der 6700 Aland-Inseln besucht. Auf der Radtour waren wir auf „Mainland Aland“, Föglö, Kumlinge und Vardö. Mit dem Wohnmobil waren wir auf Mainland Aland, Kökar, Föglö, Kumlinge, Brandö und Jurmo. Ich finde, wir haben in den vier Wochen einen recht umfassenden Eindruck erhalten können. Jetzt träume ich davon, die Inseln auch im Winter zu besuchen.
Abendstimmung in Lumparland
Unser Wohnmobil im nördlichsten Zipfel von Vardö
typische Bootshäuser auf Aland
Rad- und Kajakfahren
Die Aland Inseln eignen sich ausgezeichnet für beide Sportarten. Wir erprobten beides, wobei wir mit dem Kajak nur eine Tagestour machten. Die Entfernungen auf den Schäreninseln bewegen sich zwischen 10 und 30 km, man sollte allerdings genügend Essen mitnehmen, weil die kleinen Lädchen – die zwar alles Wichtige anbieten – nur kurze Ladenöffnungszeiten haben.
Peter und Sandra machen sich fertig für eine mehrtägige Kajak Tour auf Aland
Wanderungen
Wir haben außer einer langen Wanderung noch mehrere kurze unternommen. Falls ihr also eine Aufenthalt auf den Aland Inseln plant und gerne lauft – das gibt es viel Auswahl! Die Schilder an den Startpunkten sind meist auf Schwedisch, Angaben zur Länge der Wanderung sind oft nicht angegeben. Doch Visit Aland in Marienhamn hat gute Informationen mit kleinen Karten zu allen Wanderwegen auch auf Deutsch. Diesen Teil machen wir bald ausführlicher – wir schaffen nicht alles von unterwegs.
Wir machten noch folgende kurze Wanderungen:
Natö Wanderung, südlich von Marienhamn
Wanderung zur Grotte auf Geta
Aussichtsturm auf Geta
Im Innern des Turms
Ein Vogel versuchte vergebens den Tumr zu verlassen – wir halfen ihm schließlich wieder in die Freiheit
Fähren
Die Fähren sind mit das wichtigste Beförderungsmittel in Aland. Es gibt die großen Autofähren mit Verbindung zum Festland nach Schweden und Finnland, und die kleineren Fährschiffe, die zwischen den einzelnen Inseln operieren. Dann gibt es im Sommer noch spezielle Fahrradfähren, und dann die kostenlosen Kabelfähren für die kurzen Verkehrsverbindungen über die Meerengen.
Die Fähren sind innen sehr gemütlich, in fast allen gibt es etwas zu Essen und auch freies Internet.
Kostenloses Wifi gibt es auch in der Visit Aland Touristeninformation in Mariehamn, da habe ich mehrere der Blogbeiträge hochgeladen.
Unser Wohnmobil auf einer Kabelfähre
eine der größeren Fähren
Fähre in Föglö
Fähre
Museen
Es gibt zahlreiche Museen auf den Aland-Inseln. Leider haben wir nur wenige davon besuchen können, weil wir außerhalb der Saison reisten, so waren viele bereits geschlossen. Meistens war es möglich, trotzdem die Außenanlangen zu besichtigen.
Im Hafen des Bootsbaumuseum Sjökvarteret, Mariehamn
Kirchen
Wir besichtigten einige, zeigen sie jedoch nicht immer im Blog. Wir fanden die Kirchen recht interessant und immer in sehr gutem Zustand.
Im Inneren der Kirche
Kirche in Vardö
Küstenregionen und Fotografie
Aland ist sehr waldreich, wir fanden kaum Stellen, von wo wir ungehinderten Blick auf den Sonnenuntergang über dem Meer hatten. Das Wasser der Meeresarme war jedoch oftmals spiegelglatt und gut für stimmungsvolle Bilder. Es gibt außerdem zahlreiche Badeplätze mit Stegen, wo man schwimmen kann. Was wir auch taten.
Mit Klippen meinen die Leute auf Aland diese schönen Felsregionen, die wir in den vorherigen Blogbeiträgen gezeigt haben. Wir hatten anfangs an Steilklippen gedacht, es sind aber mehr die flachen, glattgeschliffenen Granitflächen. Diese Felsen sind meist nur über enge Feldwege zu erreichen – es ist also gut, ein Fahrrad dabei zu haben. Der Strand bei Degersand ist der bekannteste Sandstrand auf den Aland-Inseln.
Degersand
Gunter fotografiert mit der kleinen Canon EOS
Ein klarer Sternenhimmel ohne Lichtverschmutzung
Es gibt nur in wenigen Regionen Straßenbeleuchtung, und auch die Häuser haben in der Regel keine Außenbeleuchtung. So kommt man in den Genuß eines dunklen Nachthimmels an dem, sollte er wolkenfrei sein, tausende Sterne funkeln.
Selbst im Wald wunderschön, der Sternenhimmel
Lebensmittel von den Aland-Inseln
Über das Brot haben wir bereits ausführlich geschrieben, und dass Aland ein gutes Klima für Apfelbäume hat, haben wir auch erwähnt. Im Supermarkt findet man noch die schmackhafte Alandbutter und den Alandkäse. Unsere Kinder mochten die lokalen Taffel-Kartoffelchips besonders gern. Es gibt bei der Fabrik auf Prästö einen Werksverkauf, wo wir uns mit Chips und Schokolade eindeckten.
Vorm Laden der Chipsfabrik
Ich lade im Visit Aland Touristcenter Blogbeiträge hoch
Der Gedanke, dass Aland Mainland eine lange Küstenlinie haben muss, ließ uns nicht los. Warum nur gab es keine Wege dahin? Wir fragten uns durch, doch außer HavsVidden wußte niemand eine Stelle, die man auch anfahren konnte. Bis wir einen Studenten der Naturfotografie trafen. „Ja klar, es gibt natürlich schöne Strände.“ Also fuhren wir abends zusammen über kleine Schotterwege kilometerweit durch den Wald. An einem Bauernhof parkten wir, und liefen nochmal eine Viertelstunde bis zum Ufer, und da tat sich eine traumhafte Küste auf.
Salzkruste auf den Felsen
Mein Herz schlug höher, der Fotograf in mir jubelierte. Wow! Wir waren spät dran, das Licht gerade perfekt, viel Zeit blieb uns nicht, da war die Sonne auch schon weg. Das Meer lag ruhig, es gab keine Wellen – im Herbst würde es aber richtige, gewaltige Brandung geben. Dann sähe es hier ganz anders aus. Der Sturm, den wir auf Kökar gespürt hatten, hatte hier die Wellen weit auf die Felsen hinauf geworfen. Die waren in den darauffolgenden sonnigen Tagen getrocknet, eine feine Salzkruste verzierte nun die ansonsten roten Felsen. So fein gepudert sahen die Felsen nochmal besser aus. Auch das wäre ungewöhnlich.
Salzkruste auf den Felsen, Geta, Aland
Salzkruste auf den Felsen, Geta, Aland
Küste bei Geta, Åland, Finnland
Küste in Geta, Aland
Wunderbare Nachtstimmung aber kein Nordlicht
Wir fragten den Bauern, der im Sommer Segeljachten in seinem kleinen Hafen empfängt, ob wir in siner Einfahrt übernachten dürften. Denn es war Nordlicht angesagt und der Strand bot eine freie Sicht nach Norden – auf den Aland Inseln eine Seltenheit. Wir durften bleiben.
In der Nacht wanderten wir durch den mondbeschienenen Wald, es war absolut ruhig, die Sterne standen nicht ganz so zahlreich am Himmel. Wir saßen ein paar Stunden auf den Felsen, bis unsere Taschen und Jacken durch die sich niederschlagende Luftfeuchtigkeit klatschnass wurden. Hätten wir unsere Isomatten und Schlafsäcke mitgebracht, ich hätte wohl trotzdem unter dem Sternenhimmel übernachtet. Die glatten Felsen, die reflektierenden Wasserbecken und der nächtliche Himmel fühlten sich fremdartig faszinierend an. Mir ging es gut, auch wenn sich kein Nordlicht zeigen wollte.
Da wir am nächsten Morgen wieder früh am Meer beginnen wollten, schlichen wir bald ins Bett.
Sterne in der Nacht, Geta, Aland
Morgenstimmung auf flachen Felsen
Bei Sonnenaufgang waren wir wieder unterwegs. Das Licht war weich – doch leider war der Himmel absolut wolkenlos und die Sonne schien aus der falschen Richtung auf den Strand. Gunter konzentierte sich lieber auf die Details in und an den Wasserbecken, ich mühte mich etwas mit den Felsen am Wasser ab. Diese Küste strahle eine extrem friedliche Stimmung aus. Wir bewegten uns langsam und mit Bedacht. Die Arbeit war meditativ. So sollten alle Tage beginnen!
Geta, Åland, Finnland
Geta, Åland, Finnland
Küste bei Geta, Åland, Finnland
Küste bei Geta, Åland, Finnland
Küste bei Geta, Åland, Finnland
Amy und Noah am Strand, Aland
Wo Bäume noch wachsen können?!
Gras und Spinnenwebe zwischen den Felsen
Der Badestrand und eine schwimmende Schlange
Wir verbrachten den sonnigen Teil des Tages an einem Badestrand in Geta. Die Füße hingen im halbwegs warmen Wasser, schwimmen wollten wir nicht, waren selbst dazu zu faul, außerdem war das Meer ziemlich algenreich. Amy, Noah und ich erzählten über Gott und die Welt, als eine Schlange an uns vorbeischwamm. Jetzt hatte Amy schon gar keine Lust mehr aufs Schwimmen. Es war wohl nur eine Ringelnatter gewesen.
Badestrand in Geta
Amy läßt die Seele und die Füße baumeln
Gefährliche Tiere Alands
Wir hatten leider wieder Zecken eingefangen, fanden sie aber noch, als sie sich gerade blutsaugend andocken wollten. Es gibt zwei gefährliche Tiere auf den Aland Inseln (so wie in Schweden und Finnland auch) und das sind die Zecke und die Kreuzotter. Wobei die Kreuzotter normalerweise auf Abstand geht, nur diese Zecken halt nicht. Wir haben uns angewöhnt, uns abends gegenseitig abzusuchen und finden die meisten Zecken schon bevor sie saugen. Anfangs fanden wir das sehr unangenehm, mittlerweile ist es Routine.
Geta hat zahlreiche fantastische Strände
Am Abend trafen wir uns wieder mit dem Studenten, der Lieblingsstrand seines Lehrers, war heute dran. Doch wieder waren wir etwas zu spät für unseren Geschmack – ich brauche immer etwas Zeit, bis ich mich an einen neuen Ort gewöhne und Motive sehe, und schwupps, da war auch schon wieder die Sonne weg. Die versteckt sich hier leider oft etwas früher hinter dem Wald.
Geta, Aland
Geta, Aland
Geta, Aland
Geta, Åland, Finnland
Geta, Åland, Finnland
Küste bei Geta, Åland, Finnland
Felsen im Abendlicht, Geta, Aland
Steine und Felsplatten, Geta, Aland
Ein Wald steht Kopf
Ein Fels und eine Welle im Abendlicht
In der Nähe des Fähranlegers von Eckerö hatten wir einen Küstenabschnitt gefunden, wo wir die Sonne im Meer versinken sahen. Dort fotografierte ich dann nicht nur die Sonne, sondern das Glitzern der untergehenden Sonne auf einem Fels, den kleine Wellen umspülten. Solche Motive und Gelegenheiten liebe ich über alles!
https://www.5reicherts.com/wp-content/uploads/2014/09/UN_5732.jpg467700Gabihttps://www.5reicherts.com/wp-content/uploads/2021/03/Leuchtturm-o.pngGabi2014-09-12 14:03:212023-01-01 19:12:01Aland: Die Felsstrände von Geta – und warum sie sich vor uns versteckten
Nach der Nacht in Havsvidden erkundeten wir die Gegend um Geta und fuhren zum Fahrradfähranleger, der leider nur ein paar Wochen im Sommer zum Transport von Fahradlern genutzt wird.
In der Touristeninformation hatten wir erfahren, dass auf der Strecke ein Café mit ökologischer Bäckerei liegt. Das war nicht schwer zu finden. Uns fiel bald ein bunter Garten auf, in dem ein gepflegtes Chaos aus Gemüse, Kräutern und Blumen herrschte, mittendrin ein größeres Steingebäude. Irgendwo darin versteckt ein Schild, auf dem „Pettas“ stand.
Das Café hatte in der Woche geschlossen, aus dem hinteren Teil des Grundstücks kam uns aber ein stämmiger Mann und seine rundliche Frau in Arbeitsmontur entgegen, luden uns herzlich auf eine Tasse Kaffee und Kuchen ein und wir unterhielten uns angeregt.
Karin und Ulf
Die oberen ehemaligen Schulräume dienen als Raum für Konferenzen oder Feiern
Karin und das Bäckerei Maskottchen
Das besagte Gebäude mit der Bäckerei diente bis 1965 als Schule und wird dieses Jahr 100 Jahre alt. Ulf und Karin hatten es vor einiger Zeit samt weitläufigem Grundstück erworben und ihre ökologische Bäckerei mit Café eingerichtet. Ihre Spezialität ist das Boot-Brot, sehr energiereich mit viel Samen und Rosinen für das Saftige. Das hält gut eine Woche frisch, wenn es so lange überlebt.
Neben Café und Bäckerei arbeitet Ulf noch sporadisch als Übersetzer, Karen hält im Winter Backkurse und im Frühling Wildkräuterseminare ab.
Ulf führte uns in dem alten Gebäude herum, und Amy war besonders fasziniert von den alten Schulpostern mit historischen und geografischen Szenen, die teils über hundert Jahre alt waren.
Noch eine Besonderheit befindet sich auf ihrer Terasse, ein hölzerner Recycling-Ziegenbock, dessen Hörner aus einem alten Fahrradlenker und das Fell aus ausrangierten Seilen besteht. Geschaffen wurde das Tier von Juha Pykäläinen, der auch für die großen Holzelche verantwortlich ist.
Stefan liebt alles, was mit der Natur zu tun hat. Jahrelang hat er als Guide in einer Outdoorfirma gearbeitet und überlegt gerade, wie er mit seinen Kenntnissen und diesen Erfahrungen einen Business auf Aland aufziehen kann. Zum einen könnte er Naturführungen, Survival Training, Kajak Fahren und zum anderen ist er Lehrer für Holzarbeiten. In Schweden bot er Kurse in der Volkshochschule an.
Seinen beiden Kindern brachte Stefan gerade Holzarbeiten und Survivaltraining bei, wir durften uns anschließen, was wir mit Freude taten.
Stefan und Malva Abends im Wald
Nachts im Wald, Limparland, Aland
Hmm, ob das schmecken wird?
Moos, welches in Backpulver eingeweicht und danach gekocht wurde – es schmeckte etwas schleimig und sehr gewöhnungsbedürftig
Wie kann man in der Wildniss überlegeben? Was kann man essen?
Eine Art Pilz
Holzschnitzunterricht, von Amy
Als unser Freund Stefan uns eine kleine Schnitzstunde anbot, nahmen wir natürlich an. So etwas durften wir uns doch nicht entgehen lassen!
Schnitzen ist in Aland recht beliebt, und Stefan hatte schon öfters Schulklassen darin unterrichtet.
eine sehr praktische japanische Säge
Diese japanische Säge – Ryoba Komane 240 funktionierte wirklich sehr effektiv, ohne Kraftaufwand konnte man in windeseile auch große Holzstücke absägen, obwohl das Sägeblatt federleicht ist.
Stefan und Malva am Shavehorse
Das ist eine effektive Schnitzhaltung
Das ist eine effektive Schnitzhaltung
Noah am Schnitzpferd
Wir alle gingen zum Schuppen, in dem seine ganzen Werkzeuge aufbewahrt wurden, Stefans Tochter saß auch schon da und schnitzte herum. Sie hörte ihm auch zu, als er zu erklären begann. Gabi und Gunter machten derzeit die Bilder.
Als Erstes zeigte er uns, wie man das Holz richtig spaltet. Immer mit der Axt in der Mitte ansetzen, sonst würde es schräg gespalten. Er schlug die Axt mit einem Holzknüppel – den seine Kinder „Bonker“ nannten – in das Holz hinein. Dann durfte Noah es einmal versuchen.
Als dieser ein paar schmale Stücke abgespaltet hatte, zeigte uns Stefan ein Holzgestell, das er „Shavehorse“ nannte. Man setzte sich darauf, und konnte mit den Füßen einen Hebel drücken, der half, das Holzstück festzuhalten. Dies ersparte einem die Mühe das Holz immer festzukurbeln.
Stefan nahm sich eines von Noahs Holzstücken und klemmte es fest. Dann nahm er sich ein Messer mit zwei Griffen zur Hand, dessen Name ich leider nicht kenne. Damit fuhr er über das Holz, um es zu glätten und um es dünner zu machen. Dies würde die folgenden Vorgehen um vieles erleichtern.
Wie vorher beim Holzspalten, ließ er mich jetzt an das Shavehorse. Erst einmal fing ich langsam an, um mich daran zu gewöhnen. Aber nachdem ich den Dreh raus hatte, machte es richtig Spaß. Ich musste mich stoppen, um nicht das ganze Holzstück zu zerlegen.
Nun zeichnete ich mir eine Form auf das Stück. Damit ich und Noah uns besser vorstellen konnten, was wir Schnitzen wollten, zeigte er uns seine eigenen Werke: Buttermesser, kleine Figuren und Zauberstäbe – die leider nicht funktionierten… Kompliziertere Sachen wie Becher, oder ähnliches wäre für den Anfangweniger geeignet. Ich entschied mich für das Buttermesser und nahm eines als Vorbild. Noah entschied sich auch für das Messer, und Gabi wollte einen Zauberstab probieren.
Langsam schnitzte ich die Form frei, immer der Maserung des Holzes folgend. Es dauerte sehr lange, bis ich endlich damit fertig war. Nun hatte ich einen Klotz mit der ungefähren Form eines Messers. Naja immerhin. Ich fing an, die Ecken abzurunden. Es war nicht gerade die leichteste Arbeit, machte aber richtig Spaß.
Die anderen wendeten sich bald anderen Aufgaben zu, Gabis Zauberstab war auch schon vollbracht. Er konnte zwar nicht zaubern, sah aber trotzdem bedrohlich aus. Das Ende lief ziemlich spitz zu.
Letztendlich schnitzten nur noch ich und Noah. Nach einer Weile wollte er auch aufhören, bevor sein Messer noch verschwinden würde. Als ich zu ihm rüber sah, merkte ich warum. Sein Holzstück war wirklich schmal geworden, da er permanent versucht hatte, die Ecken gut abzurunden … Ich machte nur noch ein paar kleine Verbesserungen an meinem Messer, bevor ich auch aufhörte. Es war zwar nicht perfekt, aber die Form war richtig, und es fühlte sich angenehm glatt an. Das war ja schon mal etwas! Jetzt habe ich mein eigenes Buttermesser. Und eine neu entfachte Lust auf Schnitzarbeit …
https://www.5reicherts.com/wp-content/uploads/2014/09/MG_0406.jpg467700Gabihttps://www.5reicherts.com/wp-content/uploads/2021/03/Leuchtturm-o.pngGabi2014-09-07 07:00:242023-01-02 14:58:12Holzschnitzunterricht auf Aland
Im östlichen Teil der Haupinsel Alands liegen, über mehrere Kilometer verstreut, die massigen Überreste alten Mauwerkes. Diese deuten auf die Existenz eines immensen Bauprojektes hin, alle bisher auf der Insel vollzogenen Unternehmen in den Schatten stellend. Doch trotz der unglaublichen Größe, welche die wenigen, angeschlagenen Mauerelemente erahnen lassen, gibt es davon weiter nichts zu sehen. Tatsächlich steckt hinter den Überresten der Ruinen eine lange und eher tragische Geschichte.
Es begann damit, dass Schweden 1809 infolge des Friedens von Fredrikshamm, Finnland und Aland an russische Herrschaft übergeben musste. Die Zaren Russlands sahen in dem neuen Lande eine einzigartige Gelegenheit, ihr Reich dauerhaft zu erweitern, denn Aland war nun der äußerste Vorposten ihrer Herrschaft gegen den jahrhundertelangen Feind – Schweden. Truppen wurden auf den Inseln platziert, an den wichtigsten Küstenabschnitten Batterien zur Verteidigung eingerichtet, und bald schon begann der Bau einer dauerhaften Befestigung.
Bomarsund, Festung auf Aland
Bomarsund, Festung auf Aland
Abends in Bomarsund
Die Reichweite des Projektes war enorm. Gelegen im östlichen Teil der Hauptinsel, so dass, im Falle einer Invasion, weiterhin Verbindung mit dem Festland gehalten werden konnte, begann die 2000 Mann starke Arbeitskompanie den Bau. Kernstück der Anlage war die beinahe 300 Meter lange Kaserne, gleichzeitig eine Bleibe für bis zu 2500 Soldaten, Schutz der wichtigsten Dienstleistungsgebäude und Mittelpunkt der Verteidigungsanlage. Im umliegenden Land plante man zusätzlich die Errichtung von 15 massigen Wachtürmen, jeder ausgestattet mit 20 Kanonen und einer Mannschaft von 125 Soldaten. Ein Teil dieser sollte mit kilometerlangem, stabilen Mauerwerk verbunden werden, um die kleine Garnisonsstadt der Festung zu schützen. Vor den Verteidigungsanlagen lag zudem noch die Vorstadt (Förstaden), Wohnort für höhere Offiziere und Standort weiterer Handwerksgebäude, zwei Militärhospitale und mehrere Friedhöfe für Anhänger verschiedener Glaubensrichtungen. Doch die Anlage sollte niemals fertiggestellt werden.
Mehr als zwanzig Jahre nach Baubeginn, Kaserne, drei Wachtürme, und die umliegenden Dientleistungsgebäude standen schon, kam Russland im Verlaufe weiterer Ausdehnungspläne mit der Türkei in Konflikt. Die beiden Großmächte Frankreich und England schlugen sich auf die Seite der Türkei, da ihnen das Zarenreich zu mächtig wurde. 1854 ergriffen sie die Gelegenheit und sanden eine Armada in die Ostsee, mit dem Ziel, die Fertigstellung der Festung zu verhindern. Als die russische Mannschaft davon Wind bekam, wurde umgehend Anweisung gegeben, jegliche Holzstrukturen außerhalb der Hauptfestung zu verbrennen, so dass es den einfallenden Truppen schwerer fallen würde Deckung zu finden. Beide Vororte und das Militärkrankenhaus wurden innerhalb kürzester Zeit plattgemacht, die Kanonen der Festung und der drei Wachtürme in Eile bemannt.
Reste der Festung Bomarsund am frühen Morgen
Reste der Festung Bomarsund am frühen Morgen
Die typischen hexagonalen Felsen von Bomarsund
Bomarsund
Es ist sehr friedlich in Bomarsund in der Nachsaison – im Stillen gedenke ich den Soldaten, die hier starben
Kleine Wanderungen zwischen den Ruinen
Der eigentliche Angriff auf die Festung verlief an zwei Fronten. 12000 französische Soldaten landeten an der ostseitigen Küste, bereit für den Ansturm, und 40 englische Kriegsschiffe legten die Mauern von Süden her unter Dauerbeschuss. Schnell stellte sich heraus, dass gewöhnliche Kanonen fast gar keinen Effekt auf die massiven hexagonalen Granitblöcke des äußeren Mauerwerks hatten, und selten mehr als nur ein paar Dellen hinterließen. Einzig die Mörser der Bodentruppen waren imstande, bedeutenden Schaden zu verursachen, da ihre Sprengeschosse in hohem Bogen hinter die Mauern flogen.
Der erste Wachturm verlor schon nach einem Tag intensiven Dauerbeschusses die Fähigkeit Feuer zu erwidern und wurde erstürmt, woraufhin nun die Russen selbst ihr Feuer auf ihn richteten. Das Gebilde geriet in Brand, das Pulverlager fing Feuer und der Turm explodierte. Dem zweiten Turm erging es ähnlich; innerhalb nur eines weiteren Tages waren die Verteidiger gezwungen, ihn an die Übermacht zu übergeben.
Nachdem der Kommandant der Festung erlebte, wie mühelos die äußeren Verteidigungsanlagen aus dem Weg geräumt wurden, sah er sich nun mit einer erdrückenden feindlichen Übermacht konfrontiert. Er entschied, weitere unnötige Tode in seinen Reihen zu vermeiden und kapitulierte. Die gesamte Garnison wurde in Kriegsgefangenschaft genommen und nach England verschifft.
Aland nun in ihrer Hand, doch ohne die nötigen Ressourcen um es dauerhaft zu halten, boten England und Frankreich den Schweden an, die Anlage zu übernehmen. Da der Krimkrieg noch andauerte, lehnten diese jedoch vorsichtshalber ab, um Russland nicht wieder zu provozieren. Man entschloss sich deshalb, den Russen größtmöglichen Schaden zuzufügen und die Festung dem Erdboden gleichzumachen. Zwei der Wachtürme und die Hauptfestung, welche sich trotz des Dauerbeschusses von See her immer noch in gutem Zustand befanden, wurden systematisch gesprengt und ihre Überreste, zur Vermeidung eines schnellen Wiederaufbaus, abgetragen. Lediglich der Westturm war von der Sprengung verschont, das explodierende Pulverlager ihn schon zur Genüge verwüstet. Widersinnigerweise ist er somit heute der besterhaltene Teil der Anlage, große Stücke der Struktur sind immer noch gut erkennbar.
Bald verließen die Angreifer die Insel, und innerhalb weniger Monate trafen erneut russische Soldaten und Beamte ein. Die Aktion zog Jedoch einige Aufmerksamkeit auf sich, und im Pariser Friedenskongress wurde darum vereinbart, dass Aland zukünftig demilitarisiertes Gebies sein sollte. Der Bau jeglicher neuen Befestigungen war verboten. Dieser Vertrag ist bis heute gültig, obgleich die Inseln sich jetzt unter finnischer Kontrolle befinden.
Die Überreste der Anlage zählen heute als bedeutendes Denkmal und können frei besichtigt werden. Neben den zahlreichen massiven Mauerresten gibt es aus noch ein Museum, in dem man Fundstücke aus den Ruinen begutachten kann.
https://www.5reicherts.com/wp-content/uploads/2014/09/MG_7741.jpg467700Gabihttps://www.5reicherts.com/wp-content/uploads/2021/03/Leuchtturm-o.pngGabi2014-09-06 07:00:122022-04-01 13:20:54Bomarsund – die Überreste einer russischen Festung auf Aland