Die Shetland Insel Bressay eignet sich als Reiseziel für Naturliebhaber und Leuchtturm-Fans.
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Bei unserer Ankunft im Leuchtturm hatte Frank erwähnt, dass er Leuchtturmwärter war; auch hier in Bressay. Ich war damals extrem „fährfertig“ gewesen, konnte deswegen den Journalisten in mir nicht einschalten. So griff ich zum Telefon, fragte einfach nach, ob wir ein Interview mit ihm machen könnten! Franks Frau war dran und sehr nett. Er würde sich telefonisch bei uns melden, meinte sie. Doch das Telefon blieb stumm. Nur noch ein einziger Tag war uns im Bressay Lighthouse vergönnt. Notfalls würden wir dieser kleinen, vielseitigen Insel einfach noch einen Besuch abstatten um die Gelegenheit zu bekommen, mit Frank zu sprachen. Kaum hatte ich diesen Gedanken gefasst, da fuhr ein kleines rotes Auto auf den Hof. Frank stieg aus, wir liefen raus. Ich fragte ihn nach einem kurzen Interview. „Ach, besser nicht“ meinte er bescheiden.
Neugier – Fragen an den Leuchtturmwärter
Die große Neugier in mir brach trausend-Fragen-stellend aus mir heraus. Wir erzählten, er beantwortet alle Fragen, merkte gar nicht, dass ein Interview einfach nur ein nettes Gespräch sein konnte. Frank übte den Beruf des Leuchtturmwärters 34 Jahre lang aus. Er hörte 1989 auf, weil die Leuchttürme so nach und nach automatisiert wurden. Frank hatte seinen Dienst auf allen berühmten sogenannten „Rock Lighthouses“ gemacht. Er war auf Bass Rock (den mit der großen Basstölpelkolonie in der Nähe von Edingburgh – schaut im Sommer Schottland Reisebericht nach), auf dem nörlichsten Leuchtturm Schottlands, Muckle Flugga vor der Insel Unst auf einem Leuchtturm vor Oban, auf der entlegenen Fair Isle. All diese Leuchttürme würde ich gerne mal sehen! Was für ein Job!
Frank hätte seine Arbeit sehr geliebt, er war aber auch froh, nach 34 Jahren etwas anderes tun zu können. Alkohol ist auf den Leuchttüren strengstens verboten. Schläft ein Leuchtturmwärter ein einziges Mal im Dienst ein, wird er entlassen! Zu viel hing damals von seiner Arbeit ab, Fehler wurden nicht toleriert. In Bressay zum Beispiel wurde die Drehung der Fresnellinse durch ein Gewicht im Turm erzeugt. Dieses Gewicht mußte in gewissen Zeitabständen hochgekurbelt werden. Verpasste ein Wärter das Aufziehen, tönte ein Alarm beim „Principal Lighthousekeeper“, das war Franks Position gewesen. Und dann gab es Ärger!
Die Famlien der Leuchtturmwärter auf Shetland
Drei Familien lebten zusammen in den Häusern hinter dem Leuchtturm. Sie seien immer sehr gut miteinander ausgekommen. Allerdings wurde die Nutzung der gemeinsamen Räumlichkeiten auch ganz genau festgelegt. Die Frau des Principle Keepers durfte zum Beispiel Montags die Wäsche waschen. Im Originalbau des Leuchtturms gab es keine Toiletten in den Häusern. In Wind und Sturm mußten die Familien die Hütten außerhalb aufsuchen. Jede Familie hatte eine Außentoilette! Jetzt wurde für die Touristen extra ein Bad mit Toilette angebaut. (Vielleicht ist es deswegen kälter hier?)
Frank hatte einen dicken Schlüsselbund, er wollte uns den Leuchtturm zeigen, doch leider paßte keiner der Schlüssel mehr. Schade! Aber wir schauten zusammen den Maschinenraum an. Dort wurde das Nebelhorn mit Pressluft versorgt. Drei schwere, massive Motoren waren dafür nötig. Der Nebel kam meist im Sommer, dann mußte das Pressluft betriebene Nebelhorn alle zwei Minuten tönen.
Eshaness Leuchtturm, Shetland
Fähre zum Festland Shetland – Gespräche mit Einheimischen
Wir verabschiedeten uns von Frank, vom Leuchtturm und der Insel Bressay. Nicht ganz, wir verpassten mal wieder die Fähre! Die nächste würde erst in 1,5 Stunden fahren, das gab uns Zeit für eine letzte Inselrundfahrt. Die Sonne lachte, der Wind war fast warm und zart. Ich wollte nocheinmal den Lerwick Hafen fotografieren, diesmal im Sonnenschein. Auf der Höhe parkte ich das Auto, da schaute freundlich grüßend eine Frau über eine Mauer. Ich dachte, die Mauer wäre Teil einer Hausruine, es war aber ein Garten und von Anfang an dazu erbaut. Schnell kamen wir ins Gespräch, sie erzählte, ich fragte hie und da nach.
Kaninchenplage auf Shetland
Das sind diese lockeren Momente mit fremden Menschen, die ich so sehr genieße. „Das ist ein gutes Leben hier auf der Insel“, meinte sie. Wir bauen unser Gemüse und die Kartoffeln selbst an. Die Mauer hier dient nicht nur als Windschutz, sie schütz unser Grünzeug vor allem vor den hungrigen, wild buddelnden Kaninchen. Die Mauer war komplett mit einem Netz überzogen, als extra Schutz vor den kleinen Eindringlingen. „Wir wollen das Netz noch über die Mauer ziehen und so eine Falle für die Kanninchen machen. Wenn die dann versuchen über die Mauer zu springen, was sie auch tun, wenn sie das leckere Gemüse riechen, dann landen sie in der Falle und danach in unserem Kochtopf!“ sagte sie lachend, als ich gerade fragen wollte, warum niemand die Kaninchen, die die ganze Insel durchlöchern, fängt. Auch Frank hatte kurz davor über diese Plage gesprochen. „4000 werden jedes Jahr geschossen, doch es macht keinen Unterschied“.
Die Kaninchen seien sehr lecker, weniger Fett als die Hühner. Sie werden auch Unterirdische Hühner genannt.
Die Gärtnerin erzählte weiter: „wir haben Hühner, Schafe und unser ältester Sohn ist Fischer. Er fährt raus um Hummer aber auch Haddock zu fangen. So können wir uns bestens selbst versorgen! Immer im Einklang mit der Natur um uns herum.“ In den dunklen nassen Wintermonaten würde sie Quilten und die Sachen dann auf dem Markt verkaufen. Wir quatschten angeregt, Gunter wollte nochmal versuchen den Hügel hochzufahren, doch die Zeit lief uns davon. Jetzt, wo ich gerade erfahren hatte, wo wir langfahen müßten. Wir fotografierten unterwegs nochmal die Robben, die nicht mehr ganz still dalagen, sondern sich hie und da auch mal drehten, herum robbten oder sich sogar die Nase kratzten. Fast hätten wir die Fähre verpasst! Wir schafften es in letzter Minute. Da die Sonne schien, der Wind nachgelassen hatte, stieg ich auch erstmals während der Fahrt aus dem Auto und fotografierte die Fährfahrt.
Im Tesco kauften wir ein, dann machten wir uns auf Richtung Norden. Wir hatten uns für 16:00 Uhr mit den Caretaker Michael verabredet, dann würden wir erstmals „unseren“ zweiten Leuchtturm sehen! Ich war sehr neugierig darauf. Dei Fahrt war angenehm, jetzt sahen wir neue Landschaften. Bei der Landenge Mavis Grind, nur 33 m breit, kann man auf der einen Seite die Nordsee, auf der anderen den Atlantik sehen! Das ist die einzige Stelle in England, wo man an der Nordsee stehend einen Stein in den Atlantik werfen kann, vorausgesetzt, man kann gut werfen! Wir werden das mal versuchen. 33 m sind dafür dann schon relativ viel.
Stacks von Stenness
In Stenness liefen wir an den Strand, suchten im Strandgut herum und fotografierten die Stacks vor der Küste. Michael, der den Leuchtturm in Eshaness betreut, begrüßte uns und zeigte uns erklärend herum. Auch hier wieder viel Platz, drei schöne Schlafzimmer und ein gemütliches Wohnzimmer. Fantastisch. Die fotogensten Klippen liegen direkt vor der Tür. Michael meinte, es wäre wohl sein größter Fehler gewesen, den Leuchtturm zu verkaufen. Er hätte 12 Jahre darin gewohnt, damals sei es aber noch sehr kalt gewesen. Wir lachten später, als wir in einer Schublade in der Küche sechs Bettflaschen fanden!
In den letzten Tagen hatte ich auf meinem Kindle das Buch von Shona Krauskopf „The last Lighthouse“ gelesen. Dort beschreibt eine Amerikanerin die Suche nach einem schottischen Leuchtturm. Über viele Jahre hatte sie mit ihrem Mann versucht einen Leuchtturm zu kaufen, den letzte Leuchtturm, nämlich der in Eshaness, ersteigerten sie schießlich. Sie hat den Leuchtturm vor ca. sechs Jahren wieder verkauft, besucht Schottland und „ihren“ Leuchtturm, doch jedes jahr einen Monat lang.
Auf dem Parkplatz standen zwei Wohnmobile, ein toller Übernachtungsplatz. Mit einem älteren Herrn fing ich ein Gespräch an, seine Schwester hätte Probleme damit ihre Kamerabatterien zu laden. Ich bot an, sie im Haus einzustecken. Das nahm sie dankbar an. Wir liefen los um zu fotografieren. Nachts könnte es laut Vorhersage Nordlicht geben, und darauf wollte ich mich vorbereiten. Mit unserem Womonachbarn verabredeten wir uns für den Abend, wir könnten ja gemeinsam fotografieren. Leider hingen Wolken am Horizont, den Kometen würden wir also schon mal nicht auf ein Foto bannen können. Schade!
Es zeigte sich kein Nordlicht. In der Nacht war es sehr kalt, ich lief mit meinem Norwegeranzug draußen herum und fror trotzdem noch. So setzten wir uns auf einen Tee drinnen zusammen, erzählten und schauten Fotos an. Ein insgesamt sehr netter Abend.
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Die Sonne strahlte sanft ins gischtbeschlagene Fenster, ich war so müde und blieb bis nach 8:00 Uhr liegen. Natürlich stattete ich dem Meer, direkt hinter der Mauer, einen kurzen Besuch ab, testete dabei das Wetter. Es war relativ warm, der Wind eher schwach, die Sonne wärmte. Ah, wie angenehm. was für ein Unterschied zu gestern. Draußen zog sogar ein kleines Segelschiff vorbei.
Ausruhen ist dringend nötig
Trotzdem machte ich heute mal langsam, trank einen Kaffee und einen Tee, aß etwas und dann eine Stunde später nochmal was anderes. Gemächlich!
Aber nur bis 11:00 Uhr. Dann traute ich mich erstmals über die Leuchtturmmauer, das Wetter war erstmals ideal dafür. Der ehemalige Leuchtturmwärter hatte zwar gemeint, wir sollten nicht auf den Mauern klettern. Nun, machte ich ja auch nicht, nur einmal drüber und auf der anderen Seite ganz vorsichtig weiter. Es gibt außen sogar Stufen! Mark, der Nachbar, hatte auch gesagt, da kann man rüber. Es gefiel mir, den Leuchtturm von der anderen Seite zu sehen, da sieht er doch tatsächlich wieder ganz anders aus. Übrigens steht man auf dieser Seite dann fast auf dem Felsbogen. Soweit wagte ich mich aber nicht vor! Ich machte das 17-40 mm auf die Canon 5d MII, um das volle Weitwinkel zu nutzen.
[yellow_box]Der Leuchtturm von Bressay wurde 1858 erbaut. Grundlage war ein Plan der Brüder David und Thomas Stevenson aus der berühmten Stevenson-Familie von Leuchtturm-Architekten.
David glaubte anfangs, einen Leuchtturm auf den Shetland-Inseln zu bauen, wäre viel zu gefährlich und zu teuer. Und verlautbarte außerdem: „jedes Schiff, was in den Gewässern von Shetland fährt, muss verrückt sein“. Trotz dieser Vorbehalte wurde der Leuchtturm von der ortsansässigen Firma Alex Wilson gebaut.
Die Konstruktion des Leuchtturms kostete £ 2324, 15 Shilling und 5 Dime. Dazu kamen noch knapp £ 250 für den Reflektor und dessen Mechanik. Das entspricht einem heutigen Wert von ungefähr £ 200,000, was relativ preiswert ist, wenn man den beträchtlichen Aufwand berücksichtigt.
Der Leuchtturm am Eingang des Bressay Sounds hat die letzten 150 Jahre die Seeleute frühzeitig vor den Klippen und Untiefen gewarnt, und noch heute ist er ein willkommener Anblick für viele Schiffsreisende, die Shetland besuchen. Zumindest bedeutet sein Anblick das ersehnte Ende einer meist rauhen Fähr-Überfahrt.
1989 wurde das Leuchtfeuer des Turms automatisiert und die Unterkünfte der Leuchtturmwärter an den Shetland Amenity Trust veräußert, der sie als Ferienwohnungen vermietet. Der Leuchtturm selbst und seine Instandhaltung sind noch dem Northern Lighthouse Board unterstellt.[/yellow_box]
Gunter und ich zogen allein los. Die Kids wollten Schulkram machen und ausruhen. Die letzten windigen Tage waren doch sehr anstrengend gewesen.
Robben im Hafen von Bressay, Shetland
Wir statteten den Robben im kleinen Hafen einen Besucht ab, fuhren danach Richtung Noss. Auf unserer Seite des Bressay Sunds war es wellenmäßig sehr ruhig gewesen, hier auf der anderen Seite der Insel war mächtig was los. Hoch türmte sich das Wasser auf, knallte dann weiss schäumend auf die Felsen. Mir machte das Fotografieren Spaß, Gunter fand es etwas felsig. Wir kamen nicht richtig an die Wellen heran. Da gehe ich kein Risiko ein, wenn es so knallt! Es war noch kühl, aber nicht mehr so, wie in den letzten Tagen. Die Sonne schien den ganzen Tag, bescherte uns einen blauen Himmel und ein tiefblaues Meer.
Auf dem Rückweg lagen die Robben immer noch träge auf den Felsen, aber jetzt im fotogenen Abendlicht. Im Leuchtturm angekommen ging ich gar nicht erst rein. Wir haben das beste Motiv ja direkt vor der Tür. Wir wohnen sogar drin. Ich fand wieder neue Perspektiven, und ging erst rein, als es nach Sonnenuntergang empfindlich kalt wurde.
Nach dem Sichern der Fotos zog ich in Ermangelung von Freiwilligen in der Nacht noch einmal allein los. Jetzt hatte ich den Dreh mit der Mauer raus . Das Glitzern des Mondlichts auf dem Wasser machte mich seltsamerweise seekrank?! Komisch, das hatte ich noch nie! Ich lief auch nochmal auf den Hügel, bekam Angst, als eine große Wolke vor den Mond zog und ich so ganz allein in der jetzt dunklen Nacht stand, ich geb’s ja zu! Da laufen doch eine Menge Kanninchen rum und nachts sind die vie größer.
Ich war sehr zufrieden mit den Aufnahmen, die Mühe hatte sich meiner Meinung nach gelohnt. Was meint Ihr?
Ab morgen sind wir im zweiten Leuchtturm, ich hoffe, wir haben dort Empfang mit dem Internet Stick! Wundere dich also nicht, falls ich keinen Beitrag schaffe!
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Noch ein eiskalter Tag. Der Wind wird hier als „bitter cold“ im Wetterbericht beschrieben. Das trifft es! Es ist bitter kalt. Noch immer vermisse ich meine winddichten Handschuhe, eigentlich mehr denn je! Selbst ich war morgens nicht allein um den Leuchtturm unterwegs, sondern arbeitete am Computer. Unser zweites Notebook macht Ärger. Das stresst mich! Wenn das auch noch aufgibt, kann ich nichts mehr machen! Immer, wenn ich mit Lightroom arbeite, läuft der Ventilator und hört erst auf, wenn das gute Gerät wegen Überhitzung abschaltet. Das passierte immer häufiger, zum Schluss konnte ich nur noch fünf Fotos als jpg’s exportieren, dann sah ich schwarz! Wir standen ratlos da! Bauten mal das aus, was leicht erreichbar war, bliesen mit einem Blasebalg heftig in die Lüftungsschlitze. Große Staubwolken flogen uns um die Ohren! Aha! Das scheint es hoffentlich zu sein. Nach minutenlangem fachmännischem Schauen – das hilft immer, haben wir am Womo schon oft praktiziert – legten wir es wieder richtig herum, schalteten es ein und testeten. Seither läuft es, zwar langsam aber ohne Notabschaltung. Glück gehabt!
In der Not checkten wir das Fotonotebook nochmal. Vielleich, mit etwas Glück, läuft das auch wieder? Wir hatten es anders herum in der Tasche gelagert, falls es ein Wackelkontakt gewesen war. Außerdem hat das gute Stück die Fährfahrt von Aberdeen nach Lerwick mitgemacht. Da sind sicher alle Drähte, Platinen und Schrauben neu sortiert worden :-) Gunter steckte den Stecker ein, das Licht leuchtete auf! Tata! Wir ließen es laden, schalteten es nicht ein, nichts übereilen.
Guter Dinge machten wir uns im eisigen Wind auf den Weg gen Westen. Vom Himmel herab war es trocken, Wolken verdeckten die Sonne, die gefühlte Temperatur war „Tiefkühltruhe“. Das allein reicht nicht, ständig rüttelt der Wind an den Jacken, schmeißt uns die Kapuze ins Gesicht. Wir legten eine Lage winddichte Kleindung oben drauf, konnten uns kaum noch bewegen. Geschweige denn an die Hosentaschen dran. Mir tropft im Wind immer die Nase, wenn ich nicht ans Taschentuch komme, fliegt der Rotz, meist auf die Kamera. Igit. Ich fühlte mich wie ein Raumfahrer im Schutzanzug – ungelenk und eingeschränkt.
wir entdeckten Steilküsten, Sandstrände mit sehr viel Müll! Da kaum ein Lichtsstahl auf die Erde traf, zumindest nie da, wo wir gerade waren, suchten wir nach Flaschenpost und sonstigen Schätzen. Amy fand etwas Wachsartiges, Konsistenz Ambra, aber es stank nicht. Sicherheitshalber nahmen wir es mit! Allein die Chance, dass es was sein könnte, lies uns träumen. Amy wollte nur Bücher kaufen. Wir hatten nämlich in Lerwick den Buchladen besucht, die Bücher gehen zur Neige.
Die Kids wollten irgendwann nicht mehr raus. Der unbarmherzige bissige Wind lies ihnen keine Ruhe. Nur wenn wir wieder mal Ponies sahen, sprangen sie auch aus dem Wagen. Auch die Jung’s :-)
Während der Fähr-Wartezeit versuchte ich mit Stativ und richtig ordentlich, die Stadt aufzunehmen. Nach nur drei Bildern hatte ich absolut gar kein Gefühl mehr in den Fingern. Aua! Der Outdoor- und Arbeitsbekleidungsladen war leider geschlossen – da gibt es Handschuhe!
Gunter testete heute das neue 24-70 mm, 2,8 er Tamron Objektiv. Der Stabilisator arbeitet so effektiv, dass er schnell im Vorbeigehen mal noch die Straßen aufnehmen konnte! Die Belichtungszeiten lagen weit von denen entfernt, die wir normalerweise noch aus der Hand aufnehmen. Er belichtete mit 1/8 teilweise sogar nur 1/4 Sekunde und die Fotos sind scharf! Großes Plus für diese Linse.
Nachts lauschten wir dem Sturm, wir wagten uns nicht raus. Stundenlang hing mir noch die Kälte in den Knochen. Die Bettflasche war angesagt!
[yellow_box]Die klassischen englischen Wasserhähne – von Gunter
Sie finden sich überall auf den britischen Inseln. In Privathäusern, in Ferienwohnungen, auf Campingplätzen, selbst in modernen Hotels. Die Wasserhahn-Pärchen. Das ist kein schwules Geflügel sondern die Standard-Installation für heißes und kaltes Wasser an Waschbecken, Badewannen und an der Küchenspüle. Mit möglichst weitem Abstand voneinander und mit dem typischen vierarmigen Drehrad. Sich mit fließendem Wasser zu waschen, verlangt dabei einiges an Koordination und Gespür für das richtige Mischverhältnis „on the fly“.
Und selbst wenn die Briten eine Art Mischbatterie installiert haben, ist Vorsicht zu wahren. Wir haben uns in unserem Ferienhaus auf Bernera zu früh über die „Mischbatterie“ in der Küche gefreut und hinterher die Unfähigkeit der englischen Konstrukteure verflucht. Da kam kein gleichmäßig warmes Wasser heraus, sondern alternierend heiß und kalt.
Das hat uns dann doch beschäftigt. So doof kann man doch nicht sein. Vielleicht steckt da ja ein tieferer Sinn dahinter.
Also haben wir die Eingeborenen mit Fragen gelöchert, bis sich ein halbwegs sinnmachendes Bild ergeben hat: die zwei Hähne haben zwar auch mit der englischen Vorliebe für Traditionen zu tun, wie das Inch, die Ounce, der Pint, der Landrover usw., dahinter stecken aber auch handfeste technische Gründe. Und die Angst vor Mikroben.
Heißes Wasser wird entweder in einer Art Bottich mit Tauchsieder auf dem Dachboden zubereitet, oder ebenerdig, dann mit einer schwachen Pumpe für die Verteilung. Jedenfalls haben das Kaltwasser- und das Heißwassersystem unterschiedlich hohed Druck, und die Angst geht um, dass das kalte Hochdruckwasser sich bei einer Mischbatterie in die druckschwächeren Heißwasserleitungen schummelt, und dabei die Temperatur dort so weit absenkt, dass Bakterien fröhliche Vermehrung feiern können. Darum die strikte Trennung.
Jetzt stellt sich noch die Frage, wie die Briten duschen. An einer Pobacke Erfrierungen, an der anderen Verbrühungen mögen die auch nicht, auch wenn sie sie gerne als tough hinstellen. Ist auch nicht unser Ding. Für diesen Spezialfall hat jedes Badezimmer einen Durchlauferhitzer mit einem Haufen Knöpfe und Drehrädern. Hier obliegt es dem Nutzer, die eine richtige Kombination aus hunderten zu finden, die erstens eine angenehme Wassertemperatur, und zweitens ausreichend Wasservolumen produziert (Gabi hat gerade probiert, sich damit die Haare zu waschen, jetzt hängen fast Eiszapfen darin).
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Wollt Ihr mal sehen, wie es im Leuchtturm aussieht? Eure Neugier kann ich bis nach Shetland riechen :-)
Bad und Küche kommen morgen. Gunter fotografierte das Bad als ich in der Wanne lag, das zeig ich Euch nicht :-)
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Wir widmeten den ganzen Tag unserer Insel Bressay. Warum immer so viel fahren? Auf der kleinen Insel ist es abwechslungsreich und traumhaft schön.
Eine Robbe schwimmt im alten Hafen
Frierend auf den Felsen stehend begrüßte ich früh morgens allein die Robbe im alten Hafen. Jetzt war mir auch klar, warum die sich so viel Fett angefuttert hat. Ich wollte mich gerade nicht im Wasser tummeln, der Robbe machte es anscheinend Freude. Gegen 9:00 liefen wir im Sonnenschein alle zusammen den Berg hinauf zum Vogelfelsen und dann weiter, wieder hinunter entlang der Küste. Ein Wanderpfad führt bis zum Hafen nach Noss, vier Stunden soll man dafür einplanen. Leider haben wir keine Möglichkeit, von Noss wieder zum Leuchtturm zu kommen, also war es nicht sinnvoll, die ganze Strecke zu wandern. Wir wurden alsbald von einem üblen Schafgatter aufgehalten, das Problem war gelöst. Es war so fest verknotet und verschlossen, dass wir das als Hinweis deuteten, dieses Schafsweide unbetreten zu lassen. Am Zaun entlang kamen wir nur bis zum nächsten Gatter und was lag da denn am Boden? Ein Exschaf! Fell und saubere Knochen.
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Schafskelett
Praktischer Biologieunterricht und ganz spontan! Wir verglichen die Wirbel mit denen, die wir vor einigen Tagen auf Great Bernera gefunden hatten. Wesentlich kleiner waren sie. Ob das doch keine Robbe war, die wir damals eingepackt hatten? (davon hatte ich noch gar nicht berichtet, was? Hole ich dann nach!)
Vor allem der Schädel war interessant. Wir bauten das obere Schädelteil und die Unterkiefer zusammen, drapierten es auf der Mauer und fotografierten das grinsende, ehemalige Schaf. Dann steckten wir die drei Teile in den Fotorucksack! Das Schaf reist mit nach Deutschland!
Carpe Diem
Windig müde breiteten wir das Mittagessen. Ich hibbelte schon wieder rum, raus will ich! Manchmal komme ich mir vor wie so ein kleiner, verspielter, neugieriger Hund, der immer um die Familie kreist. Ich laufe dahin und zurück und dann in die andere Richtung und zurück. Ich verbringe jede Minute des Tages mit Tageslicht draußen am Meer! Schaue über die Wellen, beobachte die Vögel und Robben und fotografiere.
Wir zogen schließlich mit dem Wagen los um die Insel genauer zu erkunden. Es scheint wilde Shetland Ponies zu geben, wir suchten, hielten Ausschau, fanden sie nicht. Einige vielversprechende Straßen endeten auf den Schrottplätzen der Farmen. Parken konnten wir an einigen Stellen, die wir gern angesehen hätten, nicht.
Beim Bootsanleger zur Insel Noss soll es öfters Wale und Delfine zu sehen geben. Wir parkten und Esra und ich liefen hinunter. Die anderen zogen es vor, mit dem Fernglas im windgeschützten Auto das Meer ab zu suchen. Mir gefiel die Gegend ausgesprochen gut. Das Meer war wild, die Küste abwechslungsreich, die Wellen knallten auf die Felsen. Es lag zwar viel Müll am Strand, viele potenzielle Flaschenpostflaschen, aber sie waren alle leer! Vor kurzem wurde vor Shetland von einem Fischerboot die älteste je gefundene Flaschenpost an Land gezogen. Ich muß nochmal nachlesen, wie alt sie war (schwierig mit dem langsamen Internet!) Vielleicht hat jemand Lust mal zu googln?
Wir trafen einen älteren Mann in der typischen gelben und orangen Fischermannsölkeidung. Winddicht und daher warm! Sollten wir auch jetzt drüber ziehen, denn der Wind kühlt mächtig aus.
Der ehemalige Seemann war ein echter Bressay Insulaner, hier aufgewachsen und zur Schule gegangen, dann zur See gefahren. Er war voller Geschichten von fernen Ländern, wir interessierten uns aber besonders für diese kleine Insel. Ja, das Leben wäre früher hart gewesen. Als fünfjähriger hätte er jeden Tag die zwei Meilen zur Schule laufen müssen. Im winterlichen Shetland Wetter eine Herausforderung für kleine Kinder. Wenn man bedenkt, dass es ihm über 60 Jahre später noch so im Gedächtnis hängt. Die weiterführende Schule in Lerwick war dann ein Internat, die Strecke mit der Fähre, die bis in die 70er Jahre wesentlich kleiner gewesen war, und der Fußweg wären zu viel gewesen. Wenn man bedenkt, wie einfach und schnell das heute geht. „Wenn man Monate lang auf See ist, kann man die Landschaft hier sehr bewußt genießen!“ meinte unser Gesprächspartner gerade. Vielleicht ist das der Grund, warum ich Inseln so mag! Die Freiheit, die Weite, die frische Luft,nach einer anstrengenden Fährfahrt mit all den Einschränkungen, vor allem bezüglich der Atemluft, man nimmt sie intensiver wahr!
„Wale habe ich hier nur ein einziges Mal in den 72 Jahren meines Lebens gesehen! Das wird überbewertet.“ Wir hielten trotzdem Ausschau, Glück gehört ja auch dazu.
Auf der Suche nach einem alten Friedhof landeten wir versehentlich auf einem seltsamen, gerümpeligen Bauernhof. Zahlreiche Hühner liefen umher, mitten in den herumliegenden Farmutensilien. Die Häuser sahen sehr trist aus. Würde ich hier wohnen, ich hätte Angst in der Nacht! Schließlich stolperten wir auch über den Friedhof, mit Blick auf das Meer und dicken Regenwolken.
Es zog sich zu, Regen fiel theatralisch herab, nee, fotogen vom Himmel! Wir betrachteten die Fähre aus der Ferne, Lerwick im Hintergrund – es sah klasse aus! Ich schlich noch etwas um den Leuchtturm herum, aber von Horizont zu Horizont war es tief blau, schwere Regenwolken verzierten den Himmel, die Wellen ruhten sich aus und es wurde schnell dunkel. Unsere Nachbarn, die wohl im Leuchturm wohnen um absolute Ruhe zu haben – sie reden kaum mit uns – parkten den Wagen. Ich lief sockig raus um zu fragen, ob unser Bus so gut stehen würde und sie genug Platz hätten. Da sah ich den Himmel! Himmel Hergott! Kann man hier nicht mal die Füße hochlegen! Ich drechte um, meinte schnell, ich muß wohl nochmal raus, schnappte die Kamera, das Stativ, vergass aber Handschuhe und Mütze und los, wieder den Berg hoch. Der Himmel schien rot, knallrot! Kitschig rot! Das muss ich doch aufnehmen, hätte ich wenigstens an die Handschuhe gedacht, aua! Na, das bläst ja eh nur der Wind durch! Ich hielt aus, Gunter stand unten im T-Shirt und fotografierte, er huschte aber bald wieder in die warme Stube!
Nachtaufnahmen machen oder nicht?
Die Chancen auf Nordlicht waren gut. Der Schweinehund in uns wollte einen Tee trinken, oder besser noch Whisky zum Aufwärmen. Ich schaffte es Gunter zu überreden, allein war es mir auf den steilen Klippen nicht wohl. Wir fotografierten nochmal eine ganze Weile, aber der Himmel blieb dunkel, es waren auch kaum Sterne am Himmel, ein feiner Nebelschleier lag über uns.
Unser ausführlicher Live Reisebericht Shetland zum Schmökern
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Infos und Reiseerlebnisse über die Shetland Inseln. Außergewöhnliche Unterkünfte in Leuchttürmen, Wandertipps, Strände.
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Ein fantastischer Sonnenuntergang im Nordatlantik am Bressay Lighthouse auf der gleichnamigen Shetland-Insel gegenüber von Lerwick.