Von einem Parkplatz hoch oben auf dem Berg schauen wir auf St Andrews herab. Das kleine Städtchen am Meer sieht sogar aus der Ferne geschichtsträchig aus. Im Ort herrscht fast Verkehrschaos, den die Schotten gelassen nehmen. Es geht einfach etwas langsamer durch die engen Gassen. Ein großer Teil der Stadt ist für ein mittelalterliches Fest abgesperrt. An der Uni finden wir sogar mit unserem Mobil einen kostenlosen Parkplatz.
Wir stürzen uns in den Trubel auf der Suche nach gebrauchten Buchläden. St Andrews hat Flair, die Gebäude der 1410 gebründeten Univerität sind auf die ganze Stadt verteilt. Sie ist somit die älteste Uni Schottlands. Während der Studienzeit sind ein Drittel der Einwohner St Andrews Studenten. Hier hat sogar Prinz William studiert und in einem Kaffee, welches jetzt Werbung damit macht, traf er auf Kate. In einer Art grandiosem Innenhof feiert ein Paar Hochzeit. Die gutgekleidete Hochzeitsgesellschaft passt perfekt zum Ambiente.
Hochzeit in St Andrews
Burgruine in St Andrews
Küstenlinie in St Andrews
Die Initialen von Patrik Hamilton. Darauf tritt kein Student, denn das bedeute schlechte Noten. Patrik reiste nach Deutschland und traf dort auf Martin Luther, da er desssen Thesen vertrat wurde er im Alter von 24 Jahren verbrannt.
Abendstimmung in St Andrews
Mittelalterliches Fest?
Die Kathedrale von St Andrews
Die 1158 erbaute katholische Kathedrale war zeitweise das größte Gebäude Schottlands. Sie wurde nach der Schottischen Reformation im 16. Jahrhundert dem Verfall preisgegeben. Schon von weitem sehen wir die Ruinen. Tagsüber ist es möglich das Gelände der Kathedrale zu besuchen. Wir zahlen den Eintritt nicht, sondern schlendern so zwischen den Gräbern hindurch. Vom Hafen aus bekommen wir einen guten Überblick über die Kathedrale und die Burg. Die um 1200 erbaute Burg war Residenz, Gefängnis und Festung des Bistums.
Abendstimmung in St Andrews
Abendstimmung in St Andrews
Abendstimmung an der Kathedrake von St Andrews
Gräber auf dem Friedhof vor der Kathedrale
Gräber auf dem Friedhof vor der Kathedrale
Wir bleiben gleich zwei Nächte, um der Stadt fotografisch gerecht zu werden. Amy und Noah klappen zwischenzeitlich alle Gebrauchtläden ab, finden das gewünschte Buch jedoch nur neu.
Golfplätze und eine kleine Brücke
St. Andrews ist die „Heimatstadt des Golfsports.“ Der 1754 gegründete Royal and Ancient Golf Club ist für die Regelauslegung zuständig, 5 der besten Golfplätze der Welt gehören zu St. Andrews. Es dauert eine Weile, bis wir den ältesten Golfplatz mit der berühmten steinernen Brücke finden. Jeder Tourist möchte genau hier sein Foto machen. Wir stehen an, denn logischerweise möchten wir genau dieses Foto auch haben. Allerdings ohne uns, nur die Brücke mit den Bauten des Golfclubs im Hintergrund.
Gabi auf dem berühmten Golfplatz
Golfplatz St Andrews
Die berühmte Brücke auf dem Golfplatz
Jeder will auf der kleinen Brücke stehend fotografiert werden
Endlich ein Foto ohne Menschen
Die Gebäude des Golfclubs
Ein olympischer Strand
Der 2 Meilen lange Weststrand der Stadt ist bei Ebbe extrem weitläufig. Sonntagsausflüger tummeln sich auf dem nassen Sand. Der West Sands Beach war Kulisse für die Eröffnungsszene von „Chariots of Fire,“ die auch hier für die 2012er Olympischen Spiele nachgestellt wurde.
German Sausage
Wo Kate Wiilliam traf
viel Sand am Strand – Chariots of Fire
Abends im Hafen von St Andrews
Das mittelalterliche Fest ist nichts, was wir als Deutsche erwarten würden. Es ist einfach nur Trubel mit Kirmesbuden. Gerade in der Kulisse von St Andrews wäre so ein richtig schönes Fest mit Kostümen eine geniale Idee. Schade, dass die Schotten da Kirmesbuden lieber mögen.
Früher war Schottland von einem riesigen Urwald bedeckt, und die baumlose Berglandschaft der Highlands ist keineswegs natürlichen Ursprungs. Schon steinzeitliche Siedler begannen mit der Rodung der Wälder. Bäume wurden gefällt, um der Kohle- und Eisengewinnung zu dienen, der Schiffsbau der Engländer gab dem Urwald schließlich den Rest, und die Überweidung von Schafen sorgte für einen verhängnisvollen Kahlfraß der das Nachwachsen erschwert. Nach dem 2. Weltkrieg versuchte man der Erosion und der Versauerung des Bodens mithilfe von Aufforstung Einhalt zu gebieten, was darin endete dass die neuen Wälder aus der, bei der Holzindustrie beliebten Sitkafichte bestehen. Diese gedeiht auch auf saurem Boden, entlaugt dafür aber die Erde, ist anfällig gegenüber Windschlag und verdrängt die ursprüngliche schottische Nadelbaumart, die Schottische Fichte (Scots pine).
Auf der Wanderung zum Old Man of Storr war gerade der Wald abgeerntet. Die anderen Wanderer waren genaus entsetzt wie wir.
abgeholzter Wald bei den Victoria Fällen
auf der Wanderung zum Old Man of Storr
Haggis – die schottische Nationalspeise
Das berühmt, berüchtigte schottische Nationalgericht Haggis, besteht aus Haferflocken und Schafsinnereien, welche zerkleinert, mit Pfeffer gewürzt und in einen Tiermagen eingewickelt werden. Danach wird das Teil ein paar Stunden gekocht. Schmeckt aber viel besser als es klingt.
Da die Engländer oft abfällige Witze über Haggis machen, entschieden sich die Schotten, noch einen draufzusetzen, indem sie englischen Besuchern Geschichten über das Haggis-Tier erzählen, welches in den schottischen Highlands anzutreffen sein soll. Das Haggis soll sich dadurch auszeichnen dass sein linkes Beinpaar länger ist als das rechte, dies hilft ihnen bei der Fortbewegung an den steilen Berghängen an denen sie leben. Zur Haggis-Jagd muss man sie nur in flaches Land treiben und dort umwerfen, da es mit seinen ungleichen Beinen nicht wieder aufstehen kann.
Der Dudelsack soll ursprünglich gebaut worden sein, um den Jagdruf des Haggis zu imitieren, und wird auch heute noch in der Haggis-Jagd eingesetzt.
Hier geht’s zum Tages-Bericht – an dem wir eine üble Zubereitung des Haggis gegessen hatten. Das Haggis war noch das Beste, die Fritten waren schwabbelig und schmeckten nach altem Fett. Das leckere Haggis auf der Insel Skye hatten wir so schnell weggegessen, dass wir kein Foto machen konnten!
Haggis & Chips – allerdings aus dem schlechtesten Imbiss, den wir je erlebten! Es gibt auch Gutes
Der Dudelsack
Das schottische Nationalinstrument, der Dudelsack, ist weltbekannt, trotzdem scheint niemand so genau zu wissen wo er eigentlich herkam, es wird vermutet, dass ausländische Händler ihn einst aus fernen Ländern mitgebracht haben, oder dass römische Soldaten ihn aus Südeuropa einschleppten. Im 15. Jahrhundert wurde er zum Lieblingsinstrument vieler gälischer Clansherren, die seinen furchterregenden Klang und seine unglaubliche Lautstärke dazu nutzten die Herzen ihre Feinde in der Schlacht mit Angst und Schrecken zu erfüllen. Dies führte 1747 zu dem strikten Verbot des „Kriegsinstruments“ durch die Engländer. Heute sind die Dudelsackspieler bei unzähligen Festivals, Feiern und manchmal auch einfach so am Straßenrand zu bewundern.
Dudelsack – sehr schottisch, aber Geschmackssache
Der Schottenrock
Den traditionellen keltischen Schottenrock gibt es schon seit tausenden von Jahren, er war schon bei den alten Römern als das typisch schottische Kleidungsstück bekannt. Zu diesen Zeiten waren die Kilts noch nicht kariert, sondern von einem einfarbigen grün oder braun. Abgesehen davon hatten sie mit den heute getragenen Exemplaren viel gemein. Die Clanskrieger der Highlands nutzen ihren Rock, um im rauen Klima der Hochebenen zu überleben, so diente er in kalten Nächten als Bettdecke, oder als Zeltplane zum Schutz gegen den Regen. Nach den jakobitischen Aufständen 1747 wurden das Tragen eines Kilts unter Androhung von Gefängnisstrafe und Deportation von den Engländern verboten.
Golf
Das in Schottland sehr beliebte Spiel „Golf“ wurde zwar in Mitteleuropa erfunden, aber die Schotten kamen als erste auf die Idee Regeln niederzuschreiben und es zu einem richtigen Sport zu machen.
Golfplatz mit wunderbarer Aussicht auf den Bass Rock
Lighthouse bei Lossiemouth mit Golfbällen
Schottische Erfindungen
Schottland ist berühmt für seinen Erfindergeist. Hier wurden seit dem späten 19. Jahrhundert zahlreiche Entdeckungen gemacht welche die Welt veränderten. Unter anderem:
Fahrrad,
Teleskop,
Farbfotografie,
Gasmaske
Telefon
der Fernseher.
James Watt entwickelte einige Modifikationen der Dampfmaschine welche die industrielle Revolution ermöglichte
in der Edinburgher Medizinschule wurde das Penicillin und das Chloroform erfunden,
erst 1996 wurde im Roslin-Institut das erste geklonte Säugetier, das Schaf „Dolly“, geboren.
zwei Schafe
rennendes Schaf
Rhododendron – ein Unkraut?
Viele Touristen und Einwohner Schottlands können im Juli das lila Blütenmeer der Rhododendron-Sträucher bewundern welche weite Landstriche bewachsen. Ursprünglich kam das Gewächs aus Südspanien und der Türkei, und wurde im 18. Jahrhundert von schottischen Landbesitzern eingeschleppt und gepflanzt. Zu spät stellten sie fest, dass der Rhododentron, welcher auf der Heide, in den Wäldern und auf dem Moor ideale Lebenbedingungen vorfand, die einheimischen Pflanzen verdrängte und erstickte. Schottische Förster haben die Situation kaum noch unter Kontrolle, und müssen sich auf die Hilfe hunderter Freiwilliger verlassen, welche sich zum jährlichen „rhody bashing“ versammeln. Bei diesem Ereignis wird dem Gebüsch mit Stöcken und Gartenwerkzeug zu Leibe gerückt, um die Verbreitung in den noch unberührten Norden zu verhindern.
https://www.5reicherts.com/wp-content/uploads/2012/07/rhododendron.jpg467700Gabihttps://www.5reicherts.com/wp-content/uploads/2021/03/Leuchtturm-o.pngGabi2012-07-26 18:17:072022-10-23 08:31:24Wissenswertes über Schottland – ein Text von Noah