Heute haben wir zur Abwechslung einmal das Erforschen der Landschaft und der Natur etwas vernachlässigt; stattdessen haben wir im Laufe des Tages Bekanntschaft mit einer Vielzahl einzigartiger Leute gemacht und zahlreiche interessante Gespräche geführt.
Angefangen hat es, als wir uns am Morgen auf die Suche nach einem bestimmten Schafhirten begaben, dessen Schafe gestern Abend erst Lämmer bekommen hatten… Gabi und Gunter hatten dies gestern mitbekommen, und sich die Sache natürlich sofort näher angeschaut. Allerdings fanden wir auf dem Hof niemanden vor, von einem Auto weit und breit keine Spur, die Herrschaften waren offensichtlich woanders
Auf einer der abgelegenen Straßen sahen wir ein Schild des Croft Trails. Gabi parkte an einer roten Hütte, die „Red Houss Shetland“ hies. Dort gab es Aquarelle und Schmuck zu kaufen. Der Künstler meinte, er würde die traditionellen „Fair Isle Patterns“ in seinen Silberschmuck einbauen. Wir sollten auch die Burra Bears besuchen, das wäre nur wenige hundert Meter weiter.
So landeten wir bei den Burra Bears, die uns gar nicht so unbekannt vorkamen.
„Burra Bears“, davon hatten wir doch erst am Vorabend mit, zugegeben, mangelndem Interesse in einer Broschüre gelesen: das sind handgemachte Teddybären aus Shetland-Wolle, die sich anscheinend sehr großer Beliebtheit erfreuen. „Naja,“ dachte ich mir, „was gehen mich irgendwelche Teddybären an?“. Aber weil wir schon einmal dort waren (und weil Gabi mich dazu bewegte) klopften wir dort an der Haustür.
Die wurde auch sogleich geöffnet, und wir wurden von einer überaus freundlichen Teddybär-Herstellerin mit lila Strähnchen in den Haaren in das Haus gebeten. Sie ahnte schon, dass wir wegen der Bären da waren, (weswegen auch sonst?) und so führte sie uns durch den Flur in ihr Bären- Arbeitszimmer. Es war sehr schön eingerichtet, und es stapelten sich an den Wänden und in den Regalen tonnenweise farbenfrohe Stoffe, wie man es in einer solchen Werkstatt auch erwartet. Überall lagen Teddybären in den verschiedensten Farben, Größen und Stufen der Fertigstellung herum, und wir fingen auch gleich an, uns darüber zu unterhalten.
Wo ich das Ganze am Anfang noch mit einer Mischung aus Desinteresse, Gleichgültigkeit und Skepsis betrachtet hatte, so änderte sich meine Einstellung gegenüber der handgemachten Teddybären im Laufe des Gesprächs vollends. Vor allem war ich von Wendies Recycling-Konzept angetan; sie hatte vor Jahren damit angefangen, diese Bären herzustellen. Die Bären bestehen nämlich aus 100% wiederverwertetem Material. Ihre Rohstoffe bezieht sie von der Firma, die Shetland Pullies herstellt. Dort fallen immer gewisse Mengen an Ausschuss ab, welcher, aus welchem Grund auch immer, nicht zur Herstellung von verkäuflichen Pullovern und anderen Textilien geeignet sind. Diese Stoffe kann man sich wohl kiloweise und für recht wenig Geld aneignen, da sie sonst sowieso im Abfall landen würden. Und nicht nur die „Oberfläche“ der Teddys wird daraus gemacht, auch die Füllung besteht aus der wiederverwerteten Wolle; das ist auch für die relative Härte der Bären verantwortlich, sie sind nicht so weich, wie man es erwarten würde.
Alle Teddybären werden nach dem selben Machart hergestellt, die einzige Variation besteht darin, dass mache größer sind und andere kleiner. Sie schneide die Stoffe immer aus, erklärte uns Wendy, und zusammengenäht würden die Teddys dann von 4 Angestellten. Manchmal wird sie auch von den verschiedensten Leuten dazu beauftragt, aus einem alten Wollpulli einen Teddy zu machen. Dann ist es eine etwas heiklere Angelegenheit, weil man ja bei einem erinnerungsträchtigen Kindheitspullover von jemanden keine Fehler machen darf.
Hier findet ihr Lily & Jans Seite. Falls Ihr mal eine Unterkunft in Shetland suchen solltet!
Mike Finni, Künstler, Burra, Red Houss
Übersichtsseite Shetland
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