Von Warnemünde bewegten wir uns Richtung Osten. Wir brauchten jetzt Natur! Das war schon viel Trubel für uns – die wir sonst ja immer die Einsamkeit suchen. Nun, ganz so ruhig wie auf den Lofoten oder in Schottland wird es wohl an der Ostsee nicht werden.
Unterwegs stoppten wir beim Globus Supermarkt, den mag Gunter ja ganz besonders. Wir fuhren dem Navi folgend die Maut Strecke durch den Tunnel und staunten nicht schlecht, dass dieses kurze Stück tatsächlich 9,70 Euro kostet.
Bei einem Surferstrand, der wegen der Wellen für uns immer sehr interessant ist, war leider die Schranke für den Womostellplatz geschlossen. So fuhren wir weiter nach Prerow, wo wir im Jahr 2009 schon mal auf einem Parkplatz übernachtet hatten. Der Campingplatz etwas weiter im Wald gelegen, war sehr verlockend. Gunter besorgte eine Infobroschüre, kalkulierte den Preis auf gut über 30 Euro und entschieden wir uns doch für den Parkplatz. Mich nervt es…. (Vor allem in der Nachsaison lohnt dieser Campingplatz aber mittlerweile! Wir zahlten letztens zu viert etwas über 20 Euro, Stand 2014)
Wildschweine im Wald, Prerow
wenn wir lange unterwegs sind, dauernd auf solche Schotterplätzen zu parken. Das fühlt sich nicht gut an, immer so auf dem Sprung, nur kurz halten und allein zwischen parkenden Autos stehen. Leider weiss ich nicht mehr, wie teuer der Platz damals war, ich kann mich nur erinnern, dass es sehr günstig gewesen ist. Jetzt staunten wir nicht schlecht, dass wir 20 Euro hinblättern mußten. Das Parken bei Tag kostete 5 Euro, die Übernachtung nochmal 15 Euro! Hmmm, nicht wirklich gut. (Anmerkung 2014 – ist billiger geworden!) Wir futterten was und liefen Richtung Strand. Wollten auch nur mal schauen. Doch es war schon relativ spät, so machte es wenig Sinn nochmal zum Mobil zurück zu gehen und dann die ernsthafte Fototour anzugehen. Wir schulterten also die Fototaschen, griffen nach einem Stativ, zwei wollten wir heute nicht schleppen und zogen gen nassem Sand!
Die Küste sah bilderbuch schön aus! Flockige Wölkchen hingen über klarem blauem Wasser am Strand mit hellem, feinen Sand. Hie und da hockte als fotogenes I-Tüpfelchen eine Möwe, die kleinen Strandläufer rannten geschäftig entlang des seicht plätschernden Wassers. Was für ein traumhafter Ausblick. So liefen wir immer weiter und weiter. Der Leuchtturm, den ich schon immer mal sehen wollte kam näher und näher. Da es verschiedene Transportmöglichkeiten zu diesem magischen Bauwerk gibt – per Bimmelbahn, Pferdekutsche und Fahrrad – meinte jeder, den wir fragten: „uff, das ist aber noch sehr weit, da habt ihr aber noch was vor!“ Nicht sehr ermutigend. Doch, der Wille war da, das Wetter hätte besser nicht sein können, das Licht des Abends hüllte die Naturlandschaft in warmes, weiches Licht. Im Nothafen entschieden wir uns, es bis zum Leuchtturm zu schaffen. Da geht es dann auch Holzbohlen weiter durch den Nationalpark. Die Fahrräder der glücklichen Urlauber waren wie müde Pferde an Holzpfähle gekettet, jetzt ging es nur noch per Pedes weiter.
Wir liefen, wir staunten, wir waren begeistert. So weit war es wohl doch nicht. Die Begeisterung trieb uns vorran. Im Wald trafen wir auf ein Fotografenehepaar. Redeten ein weinig und liefen dann in die gleiche Richtung weiter. Vor uns sah ich eine Bewegung. Die Nase nahm es auch schon wahr, es roch nach Schwein und es sah auch so aus. Vor Wildschweinen habe ich Respekt. Glücklicherweise war da noch der Fotograf, der meinte, das wären nur so Halbstarke, vor denen brauche man keine Angst haben. Ohne ihn wären wir wohl nicht weitergegangen. Es waren etwa 6-7 Schweine, die ziemlich beschäftig waren und die sich nicht von uns stören liesen! Wir machten im Dunkel des Waldes ein paar Fotos und zogen weiter. Was für ein Erlebnis!
Die Küste vorm Leuchtturm war absolut fantastisch. Die Wellen rollten rund und perfekt auf den Sand, das Sonne beschien das Meerwasser, es leuchtete grün und frisch. So mag ich das Meer noch viel mehr! Wild und lebendig. Ich wußte gar nicht, wohin ich erst schauen, was ich zuerst aufnehmen sollte! Es war genial! Doch die dunklen Wolken am Himmel waren nicht nur fotogen, sie warnten uns auch, an den langen Rückweg zu denken. Leider. So gerne wäre ich noch weit entlang dieser Küste gelaufen. Vor allem der Wald in der Ferne reitze mich sehr und das Licht und die Wolken. Ah, wie schön!! OK, jetzt reichts mit meiner Begeisterung. Ihr habt es mitbekommen – dieser Strand gefiel mir so gut!
Doch der Rückweg, er war lang. Die Kids hatten sich ein paar Minuten vor uns auf den Weg gemacht. Ich war im Fotografenmodus, Vernunft ausgeschaltet, Gunter neben mir meinte nur immer, wir sollten jetzt los, zurück, die Wolken. „Ja, schön sind die, ah wie toll!““Nein, Regen bringen die und der Wind weht sie zu uns!“ Irgendwann kapierte ich es dann auch. OK, und los! Logischerweise wurde es auch schnell dunkel, wir hatten ja gerade erst den Sonnenuntergang aufgenommen. Und dann noch die düsteren Wolken, so tief am Himmel und kaum waren wir von den Holzstegen herunter, da hing die fette Wolke drohend über uns. Noch entlud sie nicht die Wassermassen, doch wir konnten den Regen schon riechen. Jetzt war es stockfinster, wir liefen nicht am Strand sondern im Wald, noch dunkler. uhhh… Ob die Kids schon am Mobil waren. Der Weg zog sich. Wir liefen ja nur und staunten nicht mehr. Es zog sich länger und länger. Unsere Arme wurden schwer, das Stativ zog sie in die Länge. Ich hatte schlecht gepackt und zwei Kameras, eine im Fotorucksack, eine um den Hals. Auf Dauer ist das sehr unangenehm und die Schultern schmerzten. Es kam, wie es kommen mußte, der Regen setzte ein. Wir waren nach wenigen Minuten Patschnass. Der Wind brüllte durch den Wald. Neben uns ächzte ein Baum, und noch mehr bis er schließlich vor unseren Ohren im absoluter Dunkelheit gen Boden krachte. Ui, das machte Angst. Wir erreichten schließlich den Parkplatz, die Kinder mampften schon belegte Brote, sie waren auch etwas nass geworden, aber nicht so sehr wie wir. Wir machten es uns gemütlich, wärmten uns und spielten Rommé bis in die Nacht. Den Leuchtturm hatten wir diesmal erreicht – auch ohne Fahrrad und Bimmelbahn:-) Nur mit abenteuerlichem Rückweg!
Über diesen Leuchtturm berichten wir in den Leuchtturmextras zum Darßer Ort.