Die Sonne weckte uns. Bei dem Wetter ziehe ich immer draußen herum. Auf der kleinen Insel gegenüber unseres Hauses erkundete ich das verfallene Croft House für eventuelle Nachtaufnahmen. Unsere netten Nachbarn Anne und David waren draußen auf der Terasse, es war so warm, dass man gemütlich im Freien sitzen konnte. David lud mich auf einen Kaffee ein, den ich dankend annahm. Anne gesellte sich zu uns und wir schwätzten als kennen wir uns schon lange.
Hier auf den Inseln wird viel zusammen gemacht. Die Frauen nähen gemeinsam, wunderbare Quilts entstehen so. Anne zeigte mir verschiedene Arbeiten, die mich sehr begeisterten. Vor allem der Vorhang mit dem Iron Age House von Bosta Beach faszinierte mich. Mit simplen, grobem Muster eine Landschaft so eindrucksvoll darstellen zu können, ist einfach genial.
Anne und David, unsere Nachbarn
Es ist sehr unwahrscheinlich, dass das Wetter weiterhin so sonnig und trocken bleibt. Ich wollte es nicht bereuen, die Wanderung bis zur Bosta Beach nicht gemacht zu haben. So schnappte ich mir Esra und Noah, Amy war ja schonmal in diese Richtung mit gewandert. Wir brauchten etwa 1,5 Stunden flotten Schrittes. Gunter schonte sein verdrehtes Knie und holte uns per Auto vom Strand ab. Der Weg ist zeitweise schon recht anstrengend und vor allem matschig und nass.
Nach Tobson geht es Weile einen Hügel hoch, Esra rannte nur so hinauf, ich keuchte hinterher. Die Aussicht hoch oben war atemberaubend. Von hier erkennt man, wie die ganzen Fjorde, oder Lochs, wie sie in Schottland heißen, laufen. Wir hatten uns etwas verlaufen, weil wir entlang der Küste nach Flaschenpost gesucht hatten. So mußten wir einen weiten Weg entlang des Fjords wieder zurück und dann nochmal in die andere Richtung. So hatten wir sicher 2 km Wegstrecke mehr als üblich. Ich schätze, dass wir so 8 km über unwegsames Gelände gelaufen waren. In der frischen Winterluft tat die Wanderung wirklich sehr gut. Den Pullover mußte ich unterwegs mal wieder ausziehen. Am Strand trafen wir zwei Schweizer Herren, unterhielten uns eine ganze Weile und fuhren dann heim, um zu kochen. Es gab mal wieder Spagetti.
Das sonnige Abendlicht nutzten wir dann bei den Standing Stones of Calanish. Dort begrüßten uns am Eingang Schweine, das Visitor Center war geschlossen, wir waren ganz allein. Gerne hätte ich diese 5000 Jahre alte Stätte in Ruhe genossen. Doch auf die Kids schienen die Steine eine ganz andere Wirkung zu haben. Die plapperten, lachten und machten Quatsch. Nun gut, dann nicht.
So konzentrierte ich mich auf die Fotografie. Im schrägen Licht spielte der Autofokus nicht mit, ständig fokusierte die Linse hin und her. Ich nutzte wieder das Tamron 24-70 mm und an neue Objektive muß man sich erstmal gewöhnen. Hätte ich nicht gedacht, dass ich so an mein 24-105 mm von Canon eingeschossen bin. Das Licht war an diesem Abend perfekt. Es machte Spaß zu fotografieren.
Spät um 22.00 Uhr zogen wir dann in klarer Sternennacht nochmal zu Croftruine gegenüber unseres Hauses. Eine Stunde saßen wir in der windigen Kälte, dann packten wir das Gerät ein und sicherten bis spät in die Nacht noch die Bilder. Ein recht fotoreicher Tag, trotz all der Sonne!
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Calanish, von Noah
Auf der schottischen Isle of Lewis steht die derzeit größte entdeckte Steinformation Großbritanniens. Sie wurde vor 5000 Jahren von den Ureinwohnern der Insel aus unbekannten Gründen errichtet und sie bedeckt ein Gebiet von einigen Kilometern Größe. Man hat jedoch herausgefunden, dass der Mond alle 18 Jahre genau der Silhouette der Steine folgt, die für die Ureinwohner eine Art Tempel darstellte. Vor 3000 Jahren wurde die Anlage aus unerklärlichen Gründen verlassen, was dazu führte, dass sie bis zu ihrer Entdeckung in 1,5 Meter Torf eingewachsen waren. Heute sind die Steinkreise eine der beliebtesten Touristenattraktionen auf der Isle of Lewis.
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