14 Gründe für Le Conquet als Reiseziel in der Bretagne. Denn das Hafenstädtchen Le Conquet ist unglaublich fotogen. In der Umgebung findest du die schönsten Leuchttürme und Strände des Finsistere, Bretagne.
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Der Leuchtturm am Cabo Espichel
Am Cabo Espichel steht hoch auf den Klippen ein Leuchtturm, den wir unbedingt fotografieren wollen. Dort oben auf den Steilklippen ist es nicht windig, überhaupt nicht, nein, es stürmt wie die Sau. Wir können uns im Freien kaum auf den Beinen halten. Also beschließen wir, uns erst einmal auszuruhen, das Licht ist eh noch zu hart. Doch neben uns auf dem großen Parkplatz parkt ein fetter Tourbus, daneben ein Getränkestand, ein Generator knattert fröhlich aber lautstark vor sich hin. Hier scheint irgendeine Veranstaltung zu sein. Über Lautsprecher kommen ständig blecherne Ansagen. Der Sturm rüttelt kräftig an unserem Wohnmobil, das ist wirklich keine gute Mischung für eine gepflegte Mittagsruhe.
Wir laufen deshalb los, um die Gegend etwas genauer anzuschauen. Ein kurzer Blick in die Klosteranlage des Santuario de Nossa Senhora und uns ist klar, das ist keine »normale« Veranstaltung. Da ist eine Filmcrew am Werk. Darum können wir leider das Fort und die Kirche nicht besichtigen. Aber drum herum ist nichts abgesperrt, hier können wir unbehelligt laufen. Die Umgebung ist beeindruckend, die Gebäude auch. Eine fantastische menschenleere Naturkulisse. Nur mit dem Sturm müssen wir auf der Steilküste wirklich aufpassen. Die Böen reißen uns fast von den Beinen, und die Wanderpfade enden ohne Warnung direkt an der Kante. Urplötzlich geht es unvermittelt lotrecht abwärts. Von der Klippenkante bis zum Ufer sind es fast 130 Meter. Und das ohne Geländer, auf rutschigem Geröll am Küstenpfad und bei kräftigem Sturm. Da wird es uns an ein, zwei Stellen richtig mulmig.
Die kleine Kapelle der Ermida da Memória steht direkt am Rand der Klippen, früher war das ein berühmter Wallfahrtsort. Hier soll die Jungfrau Maria auf einem riesigen Maultier die Klippen hochgeklettert sein. Die Spuren des Maultiers hätten sich im Fels verewigt. Nur waren das keine heiligen Maultierhufe, wie man heute weiß, sondern Dinosaurierabdrücke.
Der Leuchtturm am Cabo Espichel, der mit seinen 32 Metern kein kleiner Turm ist, wirkt aufgrund der immensen Höhe der Küstenklippen unscheinbar und fast schon mickrig. Da wird uns wieder klar, dass alles relativ ist.
Wir wandern durch unwegsames, karges Gelände und fühlen uns wie in einen Spagettiwestern hineinversetzt. Leere, Weite, Wüste, nackte Felsen, stachlige Gewächse, und über allem heult der Wind, fehlt nur noch das Tumbleweed.
Der Himmel ist blau – sonst nichts. Einfach nur knallblau. Kein einziges Wölkchen ist zu sehen. Ob sich das fotografisch lohnt, hier bis zum Sonnenuntergang zu warten? Die Filmcrew ist immer noch aktiv, samt Generator und Lautsprecher. Ruhe werden wir hier nicht finden. Wir sind nach einigen Stunden auf den Füßen wortwörtlich durch den Wind und erschöpft. Spät am Nachmittag fahren wir schließlich weiter und verpassen damit die Dinosaurierfußspuren in den Felsen ganz in der Nähe, was mich hinterher doch ziemlich frustriert. Jetzt müssen wir nur noch einen Stellplatz für die Nacht finden, wenn möglich mit etwas weniger Wind.
Sardinenfischer und ein riesiger Möwenschwarm am Praia de Fonte de Telha
In Fonte de Telha gibt es laut unserem französischen Stellplatzführer einen Platz direkt am Strand. Wir fahren durch den herrlich duftenden Pinienwald, als uns der Navi links in einen steilen, sandigen Weg schickt. Am Fuß der Klippe angekommen geht es über eine Sandpiste zwischen Klippe und Strand am Meer entlang, bis wir auf so etwas wie einen Parkplatz treffen. Etliche Mobile stehen dort, wir finden aber schnell einen freien Platz. Keine drei Meter vor dem Mobil beginnt der Sandstrand. Wirklich außergewöhnlich ist der Strand allerdings nicht. Die breiten Traktorspuren im Sand stören den Gesamteindruck. Auf der meerabgewandten Seite am Fuß der Klippen stehen überwuchtere Aussteigerhütten, die noch aus der Blütezeit der Hippiebewegung stammen können. Die Strandbars sind in deutlich besserem Zustand und nicht gerade preisgünstig.
Etwa einen bis zwei Kilometer weiter im Süden sehe ich ein Boot fast direkt am Strand liegen, zahlreiche Menschen und noch viel mehr Möwen. Mein Interesse ist sofort geweckt, und ich quäle mich schwer stapfend durch den weichen Sand dorthin. Fischer haben mit dem Traktor ein großes Netz mit Sardinen an den Strand gezogen. Auf einer Plane liegen Unmengen Sardinen, die vor Ort in Kisten sortiert werden. Die Möwen stehen neben den Fischern im Sand und warten auf Abfälle. Ein alter Labradormix rafft sich alle paar Minuten auf und humpelt auf gichtigen Beinen bellend auf die Möwen zu. Die fliegen ohne große Aufregung kurz auf und setzen sich dann wieder. Sobald einer der Fischer Beifang ins Meer wirft, stürzt sich die Vogelmasse laut kreischend mit einem Riesenspektakel drauf. Die Möwen in der abendlichen Stimmung über dem Meer und sind extrem fotogen.
Ich möchte aber, dass Gunter, der gerade das Abendessen zubereitet, das auch sieht. Also laufe ich eilig den ganzen Weg wieder zurück. Und dann wieder hin, bevor alle Fische sortiert und verpackt sind. Cooles Fitnesstraining ist das heute Abend. Die zweite Tour hat den Vorteil, dass ich im Mobil den eher wenig genutzten Metzblitz greifen kann.
Im Sonnenuntergang schießen wir dann unsere besten Bilder. Manchmal muss man eben Glück haben und zur rechten Zeit am rechten Ort sein. Aber man muss auch gewillt sein, dann die Mühe einer anstrengenden Wanderung auf sich zu nehmen, auch, wenn man gerade extrem müde und hungrig ist.
Am nächsten Morgen wachen wir mit Wellenrauschen und Möwengeschrei auf. Sonnenaufgangsstimmung gibt es nicht. Die Sonne steigt über den Klippenrand und sofort ist es Tag. Im klaren hellen Licht des Tages sieht Fonte de Telha recht unaufgeräumt und etwas heruntergekommen aus. Noch scheint der Ort fest in der Hand von Langzeitaussteigern zu sein. Aber überall wird gebastelt, repariert und geputzt, da wird diese Hippie-Idylle sicherlich bald dem Massenansturm der Sommertouristen weichen.
Mir ist etwas bange vor der steilen Auffahrt auf die Hauptstraße. Gestern ging es ja recht gut hinunter, aber jetzt muss unter altes Wohnmobil auf zum Teil rutschigem Untergrund auch wieder da hoch. Im ersten Gang fahre ich hangaufwärts und merke, dass das Geholper und die Sandstellen unserem Flair gar nicht behagen. Aber wir kommen doch heil oben an und weiter geht es durch den dünner werdenden Pinienwald, der bald von Siedlungen abgelöst wird. Im dichter werdenden Verkehr erreichen wir die über drei Kilometer lange Ponte 25 de Abril, eine der größten Brückenkonstruktionen weltweit. Auf dem Oberdeck wälzt sich träge der sechsspurige Autoverkehr über den Tejo, unten drunter fährt zweispurig der Zugverkehr.
Wie es uns im Verkehr ergangen ist, folgt im nächsten Blogbeitrag.
Roadtrip Atlantikküste Spanien, Portugal, Frankreich
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Ich stand pünktlich um 5:15 Uhr vor der Wohnmobiltür und schaute hinauf zu den Sternen. Ein paar waren am dunkelblauen Nachthimmel noch zu sehen. In der Ruhe des frühen Morgens hörte ich das Boot von Kaj brummen. Er glitt auf dem glatten Wasser heran. Ich stieg ein und wir holten noch warme Sachen zum Drüberzeihen aus dem Bootshaus.
Kaj hatte ein kleineres Boot als gestern. Er gab Gas und wir fuhren hinaus aufs offenere Meer. Das dauert in dieser Region etwas, denn zahlreiche kleine Inseln liegen vor Jurmo. In der Ferne sah ich das Licht eines Leuchtturms. Ach, den würde ich ja gerne fotografieren. Die Leuchttürme fehlen mir!
Wir redeten kaum, das Boot brummte durch das Morgengrauen, vielleicht waren wir auch einfach nur müde? Die Sterne verschwanden vom Himmel, doch die Sonne zeigte sich noch nicht. Wir fuhren etwa 45 Minuten bis Kaj die Stelle erreichte, wo er seine Netze auswerfen wollte. Auf der Insel vor der wir nun lagen stand eine kleine Holzhütte – sie gehört Kajs Familie und manchmal übernachtet er dort, wenn er die Netze über Nacht liegen läßt. Kaj warf 9 Netze ins Wasser, eines nach dem anderen. Wir konnten den Boden des Meeres sehen, das Wasser war höchstens einen Meter tief. So lagen die leichten Nylonnetze schnell am Boden. Kaj steuerte das Boot auf die Insel zu. „Lauf mal hoch und schau Dir die Insel an. Es ist schön dort“ meinte er und schon war er wieder weg. Er fuhr mehrmal schnell entlang der Netze und klopfte dabei mit einem Holzstock auf den Boden des Bootes.
Ich stieg wieder ein und Kaj fing an, die Netze einzuholen. Sie hatten höchstens 20 Minuten im Wasser gelegen. Es waren nur zwei, drei Fische drinnen. Kaj arbeitet mit den Händen, wenn der die Netze rauswirft oder sie einholt, er steuert das Boot stehend mit einem Fuß und hält die Netze mit den Zähnen, wenn er die Fische rauspfiemelt.
Der erfahrene Fischer kramte in seinem Kopf – ich merkte es ihm an. Er sortierte all seine Erfahrung und Information. Er schätzte alle Bedingungen: nach einem Sturm, Wasser noch relativ warm, an der ersten Stelle kein Fisch – ratter, ratter, ratter…..
Kaj hatte jetzt eine andere Region im Kopf, die vielversprechend war. Wir fuhren hin und wieder warf er nach und nach die kleinen Netze hinaus ins Wasser. Wieder fuhr er zweimal hinter den Netzen her und wieder klopfte er. Die Sonne lugte gerade über den Horizont. Noch blinkte der Leuchtturm in der Ferne. Erst kam ein silbriger Fisch zum Vorschein, dann noch einer und dann immer mehr. Kaj grinste über beide Ohren. Das Netz leuchtete in der aufgehenden Sonne, ich sondierte meine ISO, die Belichtungstzeit, den Blitz – ratter, ratter, ratter… dann klickte ich munter vor mich hin. Das rote, weiche Licht der aufgehenden Sonne stand perfekt zum Fischer und den Fischen. Ich grinste über beide Ohren.
Kaj meinte nur: „Jetzt siehst Du einen glücklichen Fischer“, ich antwortete: „und hier siehst Du gerade eine glückliche Fotografin“ Wir machten gerade beide fette Beute.
Die Fischkiste an Bord hatte noch etwas Platz. Kaj steuerte eine weitere Stelle an, doch da gab es nur zwei Fische. Die Sonne schien nun kräftig, jetzt hätte es keinen Sinn mehr, meinte Kaj, denn die Fisch könnten das Netz sehen. Er war zufrieden mit seinem Fang. So machten wir uns gegen 8:30 Uhr auf den Rückweg. Die Fahrt war wunderbar, ich konnte mich kaum sattsehen an all den kleinen Inselchen, den Bäumen darauf und den Vögeln, wie sie im frühen Licht des Tages über das Wasser flogen. Zwei Kormorane waren so sattgefuttert, dass sie nicht vor dem Boot wegfliegen konnten. Kaj zeigte mir die Fische, die sie ausgespuckt hatten um endlich wieder in die Luft zu kommen. Dicke Fische waren das.
Es war immer noch früh als wir nach Stunden wieder in Jurmo ankamen. Im Bootshaus entlud Kaj zu allererst die Fischkiste, dann erst stieg er aus, ich kletterte hinterher. 63 Fische hatte er gefangen, das wäre ein stolzer Fang. Er würde etwa 180 Euro dafür bekommen. Der einzige Beifang waren drei baltische Heringe, die Kaj für seine Katzen mitnahm.
Der Fisch lag schon im Boot auf Eis, Kaj hatte beim Lösen der Fische aus dem Netz die Halsschlagader durchtrennt und die Fische ausbluten lassen. So bleiben sie länger frisch. Jetzt begann der Fischer direkt mit dem Ausnehmen der Fische. Es ging ihm flott von der Hand. Kajs Vater war auch Fischer, der die Arbeit des Putzens aber gar nicht mochte. Hatte er einen guten Fang, meinte er nur: „Jetzt muss ich durch die Hölle!“ Kaj nahm ihm diese Arbeit gerne ab, ihm machte sie nichts aus. Innerhalb kurzer Zeit waren die 63 Fische geputzt und lagen wieder auf frischem Eis, fertig zum Versenden. Ich bekam eine großen Fisch zum Abschied geschenkt. Lecker, das Essen für diesen Tag war gesichert. Es war nicht mal 9:00 Uhr als ich zu meiner Familie ins Mobil kam. Was für ein genialer Morgen das gewesen war! Ein toller Start in den Tag.
Kaj ist übrigens einer der wenigen komerziellen Fischer, der mit einem so kleinen Boot aufs Meer fährt.
Als Kajs Töchter kleiner waren und zum Reitunterricht gingen, nahmen sie immer Brot mit Kaviar mit. Damals konnte Kaj das Kaviar nicht gut verkaufen und verwertete es selbst. Der Reitlehrer staunte jeden Tage, bis er es irgendwann nicht mehr aushielt und neugierig fragte, ob die Familie denn superreich wäre. Kaj mußte herzlich lachen, nein, nur Fischer!
Hier geht es zur Webpage der Insel Jurmo!
Die live Reiseberichte über die Aland Inseln mit zahlreichen Interviews
Unser Campingplatz wirkte ganz anders in Bilderbuchwetter. Bei strahlendem Sonnenschein fotografierten wir die glatten, farblich strukturierten Felsen noch einmal und fuhren gegen Mittag Richtung Norden weiter.
Wir waren mit dem Crocodile Dundee Alands verabredet – Kaj Lundberg. Er ist hauptberuflich Fischer und kennt die Region um Jurmo, der nördlichsten Aland-Insel wie seine Westentasche. Wir waren neugierig auf das Treffen mit ihm. Per Telefon hatten wir uns am Fähranleger verabredet, er holte uns pünktlich mit seinem schnellen Boot dort ab. Der Wind blies immer noch kalt, so hüllten wir uns dick in warme Klamotten ein. Kaum hatten wir uns einander vorgestellt ging es auch schon los über das Wasser der Ostsee.
Aus dieser Perspektive bekommen wir ein anderes Bild des Aland Insel Archipels. Kleine Schäreninseln ziehen an uns vorbei, einzelne Felsen ragen aus dem Wasser. Überall Wald und kleine Hütten. Wir fahren weit hinaus, immer weiter. Schon lange haben wir keine Hütten mehr gesehen. Jetzt sind wir in der Natur. Katrin, die Freundin von Kaj steuert das neun Meter lange Boot. Kaj gibt immer wieder Anweisungen, in welche Richtung es weiter geht. Er orientiert sich ohne Seekarte. Kaj ist auf Jurmo geboren, er kennt jeden Fels, jede Untiefe.
Vor einer kleinen Lotsenstation drosselt er die Geschwindigkeit und wir legen an. Laufen auf einem Trampelpfad über die Insel, wo am nördlichen Teil immer noch hohe Wellen auf die Schärenfelsen knallen. Vor drei Tagen meint Kaj waren die Wellen hier einige Meter hoch. Da war er mit einer Schulklasse hier.
Wir dürfen eine Stunde diesen wilden Teil der Insel erkunden und fotografieren. Die beiden Wildnisexperten gehen zurück zum Boot, sie wollen etwas zum Essen vorbereiten. „Bis zum nächsten Sommer“, meint er noch lachend, als sie losziehen.
Ich genieße die Wellen, das Geräusch des bewegten Wassers.
Das Holzhaus des Lotsen wird schon lange nicht mehr genutzt und zerfällt. Da alles aus Naturstoffen erbaut ist, integriert es sich gut in die Landschaft. Noch ein paar Jahre und es wird überwuchert sein.
Eine leckere Mahlzeit in der Natur
Zurück am Boot sind Kaj und Katri schon am kochen. Es gibt Bratkartoffeln mit frischem Fisch. Kaj filetiert gekonnt ca. 15 Rotfedern. Eigentlich ist das ein extrem grätenreicher Fisch, er schafft es, dass in keinem der Filets auch nur eine einzige zu finden ist. Das Essen weit draußen in der Natur ist unglaublich schmackhaft. Wir verputzen zwei große Pfannen voller Kartoffeln und Fisch.
Als Abschluss gibt es noch Kaffee, und wir schauen uns das Innere des kleinen Holzhüttchen am Anleger an. Hätten nicht damit gerechnet, dass da etwas drinnen ist. Doch es ist eingerichtet mit zwei Betten und allem, was man zum Überleben braucht. Alleingelassen hätten wir wenigstens ein Dach über dem Kopf gehabt.
Die Chance mit einem Fischer, der noch dazu hier geboren ist, zu schwätzen, nutzten wir natürlich aus. „Wie ist es hier, im Winter?“
„Das Leben ist hart hier im Norden“ meint Kaj, „aber auch richtig gut. Ich essen fast jeden Tag frischen Fisch, wir bauen unsere eigenen Kartoffeln an, zusammen mit meinem Bruder habe ich etwa 50 Highland Rinder auf Jurmo“. Auch Katri, die von der Stadt hergezogen ist, fühlt sich sehr wohl. Sie meint: „jetzt haben wir auch noch Hühner und müssen keine Eier mehr kaufen“ Auch sie genießt die Ruhe auf den Alandinseln.
Da Kaj andauernd vom Leben als Fischer schwärmt, vor allem vom Licht in den frühen Morgenstunden, von der Ruhe allein auf dem Meer und dem Leben im Einklang mit der Natur, werfe ich ein, dass das doch super Fotos geben müsste – vom Fischer, morgens um 5:00 Uhr allein auf dem Meer. Kaum hatte ich das ausgesprochen, da zückte er sein Handy. „Das Wetter ist morgen gut, der Wind läßt nach. Also, morgen um 5:15 Uhr?“ Meine Augen strahlen, „ja, super, da freue ich mich drauf!“
„Besser, ihr übernachtet auf Jurmo. Die Fähre legt gleich ab.“ Wir springen schnell ins Womo und fahren auf die kleine Fähre. Zehn Minuten später auf Jurmo, finden wir 200 m hinter dem Fähranleger einen öffentlichen Badestrand mit Plumpsklo, dort stellen wir uns direkt neben Kajs Bootshaus hin. Ich lege mich früh ins Bett, schaue trotzdem nachts noch nach den Sternen und dem Nordlicht (es kam leider keines!).
Die Insel Jurmo
Die Insel Jurmo ist bekannt für die Highland Rinder. Kaj meinte, dass diese Rasse sich am besten für Jurmo eignet, weil sie auch in dicht bewachsenem Gelände bewegen und dieses wieder zugängig machen. Auf der Insel leben 25 Leute und ca. 50 Highland Rinder. Der kleine Laden hat nur im Sommer geöffnet, im Winter müssen die Menschen die Fähre zur etwas bewohnteren Insel Brandö nehmen um Einkaufen zu können. Die wenigen Schulkinder von Jurmo nehmen morgens die Fähre nach Brandö und werden dort vom Taxi abgeholt und zur Schule gefahren.
Die live Reiseberichte über die Aland Inseln mit zahlreichen Interviews
Das Leben in den Leuchttürmen war ruhig. Wir trafen kaum andere Reisende. In Bressay noch weniger als in Eshaness. Der Bressay Leuchtturm ist ja auch nur durch die kurze Bressay Fähre ereichbar, das tun sich dann viele „Hektiktouristen“ nicht an. Wir sahen in der Woche, die wir im Leuchtturmwärterhaus wohnten, keine Touristen! In Eshaness parkten immer wieder mal Leihwagen und auch Wohnmobile auf dem Parkplatz unweit des Leuchtturms. Ich sprach immer wieder andere Reisende an, oder ich wurde nach einer Toilette oder einer Besichtigung gefragt. Die nächsten „richtigen“ Nachbarn waren Schafe etwa ein Kilometer entlang der Straße.
Das Cottage in Hamnavoe war dagegen dann ein Kontrast. Wir wohnten in einem kleinen Fischerdorf, mit richtigen, zweibeinigen Nachbarn. Es dauerte nicht lange, bis ich sie kennenlernte.
Wir schauten auf ein kleine Haus unterhalb unseres Cottages. Dort stapelten sich alte Hummereusen. Ein Fischer? Oder nur Hobbyfischer?
Magnus der Fischer
Morgens parkte ein Wagen mit Anhänger, die Hummerfallen wurden eingeladen. Ich lief natürlich raus, um zu schauen was los war. Ein älterer, weisshaariger Herr begrüßte mich freundlich. Wie immer begann das Gespräch mit dem Thema Wetter. „Was für ein toller Tag!“ Ich fand heraus, dass Magnus ein „echter“ Fischer war. Viele Jahre lang war er mit einem etwa 25 m langen Boot zur See gefahren. Er hatte eine Crew von sechs Männern gehabt.
Oft fuhren sie mit dem kleinen, vollbeladenen Boot sogar nach Aberdeen, weil sie da einen besseren Preis für den Fisch bekamen. Ich versuchte es mir vorzustellen! So ein kleines Boot, tief im Wasser liegend und dann diese lange Fahrt in der rauhen See. Wie anstrengend muss das gewesen sein? „Wir brauchten etwa 24 Stunden um nach Aberdeen zu fahren. Ich wurde nie seekrank! Meist schafften wir es, am Wochenende zu Hause zu sein. Es gab Januare, da schafften wir es nur an einem Tag rauszufahren, so wild war das Wetter“ lachte er, als er meinen Blick sah.
Hummerreusen für die Krebse
Mit den Hummereusen will man eigentlich eher die helleren großen Krebse fangen. Sie werden nach Spanien exportiert. Ab und zu sind aber auch die Hummer drin. Es gäbe noch viel Fisch in der Region, aber die Vorschriften und Beschränkungen würden immer strenger und schwieriger. Er hatte sein Fischerboot verkauft. Hielt es aber so ganz ohne seetüchtiges Fahrzeug nicht aus. So teilt sich Magnus ein kleines Boot mit seinen Söhnen.
Shetländisch
Magnus versucht mit seinen Enkeln Shetländisch zu sprechen. Es freut ihn, wenn die jungen Leute, Shetländisch sprechen. Früher. meinte auch seine Frau Betty, verboten sie uns in der Schule, Shetlädnisch zu sprechen. Heute bieten sie sogar Kurse dafür an. Wir hatten in den letzten Wochen immer mal wieder Menschen getroffen, die ziemlich schwer zu verstehen waren. Jetzt im Nachhinein erkannten wir, dass das wohl Shetländisch gewesen war. Und es ist erstaunlich, wie viele wir trotzdem noch verstanden hatten :-)
Betty, das Strickwunder
Abends besuchte ich Magnus, um ihn zu fragen, wann ich ihn und sein kleines Boot fotografieren dürfe. Betty sass in der warmen Stube und strickte! Sie arbeitete gerade am Ärmel des Pullovers! Der Pullover hing aber bereits am Ärmel dran. „Kann man den mit dem schwierigen Fair Isle Muster den Pullover in einem Stück stricken?“ fragte ich. „Ach, das ist doch nicht schwer. Das Muster steht doch in meinem Heft. Hier habe ich einen Strickgürtel, eine Nadel steht fest. Dann habe ich hier die zwei verschieden farbigen Fäden und die zwei beweglichen Nadeln.“ Sie strickte flott und ohne Mühe! Hörte wieder auf, wenn ich was fragte und legte gleich wieder geschwind los. Wahnsinn! Spätestens bei der zweiten Unterbrechung hätte ich mich im Muster vertan! „Hast Du da einen Strickcomputer im Kopf? Das ist ja Wahnsinn!“, rief ich begeistert. Früher hatte Betty auch im Auftrag gestrickt, das mache sie heute nicht mehr. Die Leute kaufen die Sachen einfach nicht mehr. Magnus sass uns im selbstgestrickten Pullover gegenüber und schmunzelte. „Hier, das ist nicht die echte Shetlandwolle“, er zog am Pullover, der sich weit ausdehnte, „der wird immer weiter statt enger!“ Die Pullover müssen nicht so oft gewaschen werden, aber wenn, dann natürlich nur mit der Hand. Danach werden die guten Stücke auf ein spezielles Brett aufgezogen, damit sie die Form behalten. Wir erfuhren in den nächsten Tage noch von diesen speziellen Pullovern, die teilweise auch nach 40 Jahren noch getragen werden! Kein Wunder, dass Wendy, die daraus dann Bären herstellt, gut davon leben kann! Das sind alles kleine Schätze!
„Wollt ihr mal Hummer versuchen?“
Einen Tag später fuhr ich dann mit Magnus in den Hafen von Scalloway, wo sein Boot liegt. Ich fotografierte ihn vor dem kleinen, blauen Boot, mit dem er immer noch gern aufs Meer hinausfährt. „Mögt ihr Hummer?“ fragte er, als wir ein paar Bilder auf der Speicherkarte hatten. „Hmm, ich habe noch keinen probiert, könnte es auch nicht, weil ich nicht wüßte, wie er zubereitet wird!“ gab ich zur Antwort. Magnus beugte sich über die Reling, zog an einer Schnur und hob eine Hummerfalle aus dem Wasser. Drinnen befanden sich zwei Hummer. „Wollt ihr den denn mal versuchen?“ fragte er. „ja, klar!“ Er zog noch einen weiteren Hummer aus dem Wasser, legte die drei in den bereitsstehenden Eimer. „Wir werden Euch den Hummer zubereiten!“ meinte der Fischer freundlich.
So setzten wir uns abends auf einen Tee und frischen Hummer zusammen. Die Jungs fanden es klasse, Amy mochte das helle Fleisch nicht mehr versuchen, nachdem sie gehört hatte, dass die Schalentiere bei lebendigem Leib ins kochende Wasser geschmissen werden. Nun, der Gedanke ist nicht erbaulich, da stimme ich ihr zu. Der Hummer schmeckte aber lecker. Etwas zäh vielleicht, was auch Magnus meinte, er würde lieber die helle Krebse essen.
- Und auf dieser Knitting Seite von Hazel Tindall könnt ihr euch die Strick Gürtel ansehen. Ich hatte kein Foto davon gemacht.
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Shetländischer Insel Dialekt
Der Shetländische Dialekt ist geprägt von der Nordgermanischen Sprache Norn. So findet man einige norddeutsch klingende Wörter im ansonsten sehr schottischen English. Für uns klang das in etwa so, wie ein Norddeutscher mit norwegischem Redefluss Schottisch spricht.
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Übersichtsseite Shetland
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