Warum das mit dem Manfrotto im Endeffekt nichts geworden ist.
Wir spielen schon eine Weile mit dem Gedanken, unseren in die Tage gekommenen Stativpark einer Frischzellenkur zu unterziehen. Als erstes soll jetzt Gabis Alustativ, das über 16 Jahre alte Manfrotto 190, einen adäquaten Ersatz finden. Der geeignete Kandidat ist bald gefunden, das Manfrotto MT 190 CX Pro3, der Nach-Nachfolger in Carbon-Ausführung mit drei Beinsegmenten.
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Das neue Manfrotto 190 ist deutlich höher als das 16 Jahre alte Modell
Nach dem Auspacken und Aufstellen fallen uns sofort etliche Unterschiede zum Vorgänger auf:
Das neue 190er ist höher. Nicht nur ein paar Zentimeter, sondern so hoch wie das Manfrotto 055. Die 12 Zentimeter mehr (ohne ausgefahrene Mittelsäule) würden Gabi in Zukunft das leicht gebeugte Fotografieren vom Stativ aus ersparen.
Das neue 190er fühlt sich nicht ganz so leicht an, wie erwartet. Die relativ schlanken Beindurchmesser lassen die 1600 Gramm schwerer erscheinen.
Das neue 190er steht mit seinen drei Beinen stabil auf dem Boden. Die Stativbeine enden in nicht wechselbaren Gummipfropfen, die allerdings ziemlich rutschfest sind. Die Verwindungssteifigkeit und das Schwingungsverhalten sind auch gut, sogar die auszieh- und umlegbare Mittelsäule ist kein Werbegimmick, sondern praktisch einsetzbar.
Die Schnellspannverschlüsse des neuen und des alten Manfrotto 190
Die Schnellspannverschlüsse des alten und des neuen Manfrotto 190 von oben gesehen
Der Grund, warum wir das Manfrotto 190 Carbon wieder zurückgeschickt haben, ist ausgerechnet das von Manfrotto so beworbene „Quick Power Lock System.“
Das QPLS bezeichnet die neuartigen Schnellverschlüsse der Stativbeine. Das sind im Gegensatz zu der Vorgängertechnik keine Klappverschlüsse mehr, sondern eher Wippschalter.
Klar, das Öffnen uns Schließen geht wahnsinnig schnell von der Hand, die Dinger schnappen blitzschnell auf und zu. Aber genau da liegt das Problem. Beim Schnappen federn die Schnellverschlüsse leicht zurück, und Gabi hat dabei jedes Mal das unangenehme Gefühl, einen Stromschlag in den Handteller zu bekommen. Das Feinjustieren mit dem beiliegenden Werkzeug bringt nicht die erhoffte Wirkung, außer wir stellen die Klemmung extrem schwach ein. Dann ist zwar der Rückprall verschwunden, dafür schieben sich die Beine schon bei leichter Belastung ein.
Gequetscht hat sich Gabi zum Glück noch nicht, nur die Jackenärmel verfangen sich immer wieder in den Schnellverschüssen und klemmen fest.
Die Quick Power Locks funktionieren wie eine Wippe, haben allerdings auch einen Rückprall, den manche Bediener als störend empfinden
An den ausladenden Quick Power Locks bleibt auch gern eimal der Jackenärmel hängen
Nach langem Hin- und Herüberlegen haben wir darum das Manfrotto wieder zurückgeschickt. Das hat jetzt gar nichts mit der Qualität des Stativs, sondern nur mit dem Handling zu tun. Das „Quick Power Lock System“ ist halt nicht Gabis Ding.
Bislang hatten wir es vermieden, Stative mit Drehverschlüssen zu kaufen. Ich hatte vor Jahren mit einm schweren Slik-Stativ gearbeitet, bei dessen Drehverschlüssen musste man zum Lösen und Festziehen ewig schrauben. Unser kürzlich erworbenes Mini-Reisestativ von Rollei, das Compact Traveler No.1, das wir hier – Rollei Compact Traveler No 1 besprochen haben, hat auch Drehverschlüsse, die lassen sich aber flott bedienen und halten bombenfest. Da reicht eine knappe Dritteldrehung zum Lösen und Arretieren. Im Endeffekt sind Drehverschlüsse vielleicht etwas langsamer, dafür potentiell robuster und leichter, weil sie einfacher gebaut sind.
Das Manfrotto MT 190 GO C4TB Carbon Stativ wäre eine leichtere Alternative mit Drehverschlüssen des gleichen Herstellers. Ein schönes Reisestativ, aber für uns etwas unterdimensioniert. Wir haben uns weiter umgesehen und uns letztendlich für ein Rollei Rock Solid Carbon Beta entschieden. Das hat etliches an sinnvollem Zubehör und eine passende Stativtasche dabei, und ist auch um einiges höher belastbar.
Der traditionsreiche Elektronenblitz-Hersteller METZ mecatech hat ein interessantes neues Blitzgerät vorgestellt, den Metz mecablitz M400. Wir fotografieren seit 40 Jahren fast ausschließlich mit Metz-Blitzen, von denen uns noch keiner im Stich gelassen hat. Da sind wir natürlich neugierig darauf zu erfahren, was man denn an Blitzgeräten noch alles verbessern kann.
Gerade habe ich den brandneuen Metz Mecablitz M400 in der CANON-Ausführung aus seiner Box geholt. Ich halte das kompakte Kraftpaket in mattschwarzem Finish mit voll dreh- und schwenkbarem Reflektor in der Hand. Auf den ersten Blick kann sich der M400 der Kritik an der komplexen Bedienung nicht entziehen, die ich im vorhergehenden Blitz-Artikel geäußert habe. Eine Raute und ein Pfeil auf der Rückwand, damit soll das Ding bedient werden?
Metz Mecablitz M400 von vorne
Metz Mecablitz m400 von hinten
Ein Blick in die Anleitung klärt mich schnell auf: Der Pfeil ist zum Ein- und Ausschalten, die Raute das Einstellzentrum des M400. Also schnell 4 AA-Akkus ins Batteriefach und auf die Einschalt-Raute gedrückt. Und schau an, links von der Raute leuchtet ein kleines OLED-Display auf. Mit der linken Rautenecke kann ich die Betriebsarten aufrufen und mit den oberen und unteren Ecken durchblättern. Duchr Druck auf die rechte Ecke rufe ich die zur Betriebsart passenden Optionen auf. Das Display ist schwarzweiß, sehr kontrastreich und extrem klar ablesbar. Kein Vergleich zu den älteren LCD-Displays anderer Blitze und eine Wohltat für meine gestressten Augen. Die Blitzbetriebsarten lassen sich schnell wechseln und konfigurieren. Das ist endlich mal eine einfache und intuitive Bedienerführung, die ihren Namen verdient.
Auch im Nahbereich ist BLitzaufhellung bei Gegenlicht hilfreich.
Die Standard-Betriebsarten
Der Automatik-Modus ist werksseitig voreingestellt, hierin lassen sich bewusst keine Veränderungen in den Einstellungen vornehmen. Er ist für sorgenfreies Blitzen mit Programm-Automatiken und für das Blitzen mit einfacheren Kompaktkameras gedacht.
Vieles macht der M400 auch im Fortgeschrittenen-Modus ETTL automatisch. Falls es die Kamera erlaubt, wechselt er bei Verschlusszeiten, die kürzer als die Blitzsynchronzeit sind, automatisch in den HSS-Modus. Oder er erkennt anhand der Belichtungsmessdaten, ob Aufhellblitzen angesagt ist.
Die Blitzleistung lässt sich auch manuell einstellen, von 1/1 Vollleistung bis hinunter zu 1/256 in Drittelstufen. Das sind volle 8 Blendenstufen. Manuelle Blitzleistung kann bei festen Aufbauten, wie z.B. in der Makrofotografie oder im Studio, nützlich sein. Mit mehreren Servoblitzen und Reflektoren lassen sich raffinierte Beleuchtungsszenarien aufbauen.
Highspeed-Synchronisation funktioniert übrigens im Manuell-Modus genauso wie im ETTL-Modus. Wenn die Kamera dafür eingerichtet ist.
Schneesturm auf den Lofoten, mit langer Belichtungszeit geblitzt. Synchronisierung auf den 2. Verschlussvorhang.
Fortgeschrittene Betriebsarten
Interessanter wird es, wenn mit mehreren Blitzgeräten im drahtlosen Remote-Blitzbetrieb fotografiert wird. Als Servoblitz wird der M400 irgendwo im Raum aufgestellt und vom Kamerablitz ausgelöst. Dabei gibt er eine feste, vorher eingestellte Blitzmenge ab.
Es geht aber auch voll TTL-gesteuert: Als Master oder Slave eingesetzt, arbeitet der M400 mit der ETTL-Blitzmessung der Kamera zusammen. Dabei kann das Lichtleistungsverhältnis zwischen den einzelnen Geräten eingestellt werden. Zusätzlich können mehrere Blitze auf verschiedenen Funkkanälen in Gruppen zusammengefasst und individuell angesprochen werden, aber das führt hier zu weit.
Ich habe zum Testen den M400 als Slaveblitz zusätzlich zum Kamerablitz meiner Canon EOS 7D eingesetzt. Der eingebaute Kamerablitz fungiert dabei als Master. Damit das ganze auch funktioniert, muss ich die Kameraeinstellungen im Menü „Blitzsteuerung“ entsprechend konfigurieren:
ich stelle den internen Blitz im Kameramenü auf „ETTL II“
ich aktiviere die drahtlose Funktionssteuerung im Kameramenü
den Funkkanal habe ich auf Kanal 1 gelassen
Das Verhältnis Kamerablitz zu M400 habe ich im Kameramenü auf 1 : 4 gestellt
Das ist eine Sache von zwei Minuten, und es hat tatsächlich auf Anhieb geklappt. Zudem macht es richtig Spaß, wenn die drahtlose Blitzsteuerung so problemfrei arbeitet. Ich habe den von der Kamera entfesselten M400 aus allen möglichen Winkeln auf mein Motiv, das Schachbrett gerichtet. Der Lichtführung sind dabei kaum Grenzen gesetzt.
Eine komplette Testerei für diesen Artikel ist mir allerdings zu umfangreich. Das Einstellen aller verschiedenen Blitzleistungs-Verhältnisse zwischen Master und Slave, direktes und indirektes Blitzen, der Einsatz von Reflektoren und Diffusoren, separate Blitzbelichtungskorrekturen am Kamerablitz und am Slaveblitz, und dazu die Lernfunktionen des M400, das sind unendlich viele Möglichkeiten zum Experimentieren und Entdecken.
Nachfolgend ein paar Beispiele aus meiner Testserie, welche die Möglichkeiten der Lichtführung demonstrieren. Die Aufnahmen wurden mit der Canon EOS 7D mit Tamron 2.8/17-50mm bei 35 mm gemacht. Belichtungsdaten: ISO 400, 1/125 sec., Blende 11. Den Mecablitz M400 habe ich in der Hand gehalten und Pi mal Daumen aufs Brett gerichtet.
Die Ausgangssituation: Kamerablitz der EOS 7D ohne Slaveblitz.
M400 Slave mit Kamerablitz als Master im Verhältnis 4:1. Lichtrichtung des Slaves von links oben für eine plastische Ausleuchtung.
M400 Slave zu Kamerablitz im Verhältnis 4:1. Slave 1 Meter direkt über die Kamera gehalten, für eine schattenfreie Beleuchtung.
M400 Slave zu Kamerablitz im Verhältnis 4:1. Slave hinten links oben positioniert für eine leicht gegenlichtige Wirkung.
M400 als Slave, Kamerablitz nur als Master-Steuerung ohne Blitzbeteiligung. Von seitlich links oben ergibt das dramatische Schatten.
M400 steil von oben, als Slave ohne Kamerablitz eingesetzt. Keine Schattenwürfe, klare harte Konturen.
Bei den Bildern der Testserie gab es keine Ausreißer. Die Technik scheint ausgereift und zuverlässig zu sein.
Für die Schachfans unter euch: Mit welchem Zug greift Weiß die schwarze Königsstellung vernichtend an?
Was kann der Metz Mecablitz M400 sonst noch?
Der Zoom-Reflektor leuchtet Bildwinkel von 24mm bis 105mm (auf Vollformat bezogen) aus.
Für Superweitwinkel-Objektive ist eine Streuscheibe integriert, die den Aufnahmewinkel eines 12mm Objektivs ausleuchtet.
Bei indirektem Blitzen lässt sich eine Reflektorkarte ausklappen, damit Spitzlichter in die Augen kommen. Das funktioniert aber nur im Querformat.
Für Videofilmer hat der M400 eine eingebaute, dimmbare LED-Leuchte. Die hält bei Akkubetrieb und voller Lichtleistung ungefähr 4 Stunden durch.
Mit NiMH-Akkus schafft der M400 über 300 Blitze bei Vollleistung.
Die Blitzfolgezeiten liegen dabei zwischen 0,1 und 1,5 Sekunden.
Über die Micro-USB-Buchse kann man selbst auf die neueste Firmware upgraden.
Blitz in der Landschaftsfotografie. Die im Schatten liegenden Strandgrasnelken leuchten in freundlichem Rosa auf.
Gibt es auch Kritisches zu berichten?
Nicht wirklich. Ich könnte kritisieren, dass andere Systemblitze zum Teil mehr Lichtleistung bieten, dafür sind diese Blitzgeräte auch voluminöser. Und bei der heutigen Kameratechnik mit den hochempfindlichen Sensoren, die hohe ISO-Werte erlauben, sind mir leichte, kompakte Blitze mit etwas geringerer Blitzstärke lieber.
Ein Problem hat mich allerdings genervt, das auch mit anderen Blitzgeräten aufgetreten ist: Der aufgesteckte Blitz verliert seine Verbindung mit der Kameraelektronik und blitzt auf Vollleistung. Nach Rücksprache mit dem Metz-Service könnte das an einer instabilen Verbindung der Steuerungskontakte im Blitzschuh zu liegen. Abhilfe schafft, beim Aufsetzen des Blitzes genau auf korrekten Sitz zu achten und die Fixierschraube gut anzuziehen. Das scheint zu helfen, danach konnte ich die Fehlfunktion nicht mehr provozieren.
Dass die Reflektorkarte, die bei indirektem Blitzen für Lichtreflexe in den Augen sorgt, nur bei der Querformat-Haltung der Kamera funktioniert, ist nur ein Schönheitsfehler. Für ernsthafte Porträtfotografie im Hochformat würde ich eh mit Zusatzblitz und Reflektoren arbeiten.
Möwe mit Blitzlicht aufgehellt, deutsche Ostseeküste
Fazit:
Blitzgerät ist gleich Blitzgerät, das scheint auf den ersten Blick so zu sein. Das Marktangebot umfasst alles, vom billigen Chinablitzer bis zu den teuren Systemblitzen der Kamerahersteller. Was hebt dann den Metz Mecablitz M400 aus der Fülle des Angebotenen heraus?
Es ist ein Metz-Blitz! Metz baut seit 1952 Elektronenblitzgeräte, hat technologisch eine Spitzenposition inne und ist für Innovation, Topqualität und guten Service bekannt.
AKTUELLE INFORMATION: Das Unternehmen Metz Mecatech hat Ende August 2020 einen Insolvenz-Antrag gestellt, der ab November abgewickelt wird. Noch vorhandene Neuware wird abverkauft, Service und Beratung sind eingestellt. Ob und wie es weitergeht, steht noch in den Sternen.
Die Menü des M400 ist logisch aufgebaut und die Bedienung leicht zu verstehen. Das OLED-Display ist brillant und informativ.
Durch seine kompakte Größe trägt der M400 kaum auf und bietet trotzdem alle wichtigen Funktionen und sogar LED-Videolicht.
Für knapp 230 Euro ist der M400 zwar teurer als die Billig-Konkurrenz, dafür wesentlich wertiger und voraussichtlich viel langlebiger.
Was Funktionsvielfalt, Leistung, Wertigkeit und Haptik betrifft, kann es der M400 locker mit den Systemblitzen der Kamerahersteller aufnehmen.
Betrieb mit Alkali-Mangan-Batterien (1,5 V) 0,1 / 2,4 s
Betrieb mit NiCd-Akkus bzw. NiMH-Akkus (1,2 V) 0,1 / 1,5 s
Betrieb mit Lithium-Batterien (1,5 V) 0,1 / 3,2 s
Gewicht und Abmessungen
Gewicht ohne Stromquellen ca. 220 g
Abmessungen in mm ca. (B x H x T) 65 x 92 x 87 mm
Wir danken der Firma Metz mecatech GmbH für die freundliche Bereitstellung eines Testgerätes. Unsere Meinung wird davon nicht beeinflusst. Wo Kritik angebracht ist, wird sie auch geäußert.