Nach der Nacht in Havsvidden erkundeten wir die Gegend um Geta und fuhren zum Fahrradfähranleger, der leider nur ein paar Wochen im Sommer zum Transport von Fahradlern genutzt wird.
In der Touristeninformation hatten wir erfahren, dass auf der Strecke ein Café mit ökologischer Bäckerei liegt. Das war nicht schwer zu finden. Uns fiel bald ein bunter Garten auf, in dem ein gepflegtes Chaos aus Gemüse, Kräutern und Blumen herrschte, mittendrin ein größeres Steingebäude. Irgendwo darin versteckt ein Schild, auf dem „Pettas“ stand.
Das Café hatte in der Woche geschlossen, aus dem hinteren Teil des Grundstücks kam uns aber ein stämmiger Mann und seine rundliche Frau in Arbeitsmontur entgegen, luden uns herzlich auf eine Tasse Kaffee und Kuchen ein und wir unterhielten uns angeregt.
Karin und Ulf
Die oberen ehemaligen Schulräume dienen als Raum für Konferenzen oder Feiern
Karin und das Bäckerei Maskottchen
Das besagte Gebäude mit der Bäckerei diente bis 1965 als Schule und wird dieses Jahr 100 Jahre alt. Ulf und Karin hatten es vor einiger Zeit samt weitläufigem Grundstück erworben und ihre ökologische Bäckerei mit Café eingerichtet. Ihre Spezialität ist das Boot-Brot, sehr energiereich mit viel Samen und Rosinen für das Saftige. Das hält gut eine Woche frisch, wenn es so lange überlebt.
Neben Café und Bäckerei arbeitet Ulf noch sporadisch als Übersetzer, Karen hält im Winter Backkurse und im Frühling Wildkräuterseminare ab.
Ulf führte uns in dem alten Gebäude herum, und Amy war besonders fasziniert von den alten Schulpostern mit historischen und geografischen Szenen, die teils über hundert Jahre alt waren.
Noch eine Besonderheit befindet sich auf ihrer Terasse, ein hölzerner Recycling-Ziegenbock, dessen Hörner aus einem alten Fahrradlenker und das Fell aus ausrangierten Seilen besteht. Geschaffen wurde das Tier von Juha Pykäläinen, der auch für die großen Holzelche verantwortlich ist.
Ich stand pünktlich um 5:15 Uhr vor der Wohnmobiltür und schaute hinauf zu den Sternen. Ein paar waren am dunkelblauen Nachthimmel noch zu sehen. In der Ruhe des frühen Morgens hörte ich das Boot von Kaj brummen. Er glitt auf dem glatten Wasser heran. Ich stieg ein und wir holten noch warme Sachen zum Drüberzeihen aus dem Bootshaus.
Kaj hatte ein kleineres Boot als gestern. Er gab Gas und wir fuhren hinaus aufs offenere Meer. Das dauert in dieser Region etwas, denn zahlreiche kleine Inseln liegen vor Jurmo. In der Ferne sah ich das Licht eines Leuchtturms. Ach, den würde ich ja gerne fotografieren. Die Leuchttürme fehlen mir!
Nachts auf der Ostsee, unterwegs mit Kaj dem Fischer
Wir redeten kaum, das Boot brummte durch das Morgengrauen, vielleicht waren wir auch einfach nur müde? Die Sterne verschwanden vom Himmel, doch die Sonne zeigte sich noch nicht. Wir fuhren etwa 45 Minuten bis Kaj die Stelle erreichte, wo er seine Netze auswerfen wollte. Auf der Insel vor der wir nun lagen stand eine kleine Holzhütte – sie gehört Kajs Familie und manchmal übernachtet er dort, wenn er die Netze über Nacht liegen läßt. Kaj warf 9 Netze ins Wasser, eines nach dem anderen. Wir konnten den Boden des Meeres sehen, das Wasser war höchstens einen Meter tief. So lagen die leichten Nylonnetze schnell am Boden. Kaj steuerte das Boot auf die Insel zu. „Lauf mal hoch und schau Dir die Insel an. Es ist schön dort“ meinte er und schon war er wieder weg. Er fuhr mehrmal schnell entlang der Netze und klopfte dabei mit einem Holzstock auf den Boden des Bootes.
Kaj wirft die Netze raus
morgens um 6:00 allein auf einer unbewohnten Insel
Kaj arbeitet in Händen, Füßen und den Zähnen
Ich stieg wieder ein und Kaj fing an, die Netze einzuholen. Sie hatten höchstens 20 Minuten im Wasser gelegen. Es waren nur zwei, drei Fische drinnen. Kaj arbeitet mit den Händen, wenn der die Netze rauswirft oder sie einholt, er steuert das Boot stehend mit einem Fuß und hält die Netze mit den Zähnen, wenn er die Fische rauspfiemelt.
Der erfahrene Fischer kramte in seinem Kopf – ich merkte es ihm an. Er sortierte all seine Erfahrung und Information. Er schätzte alle Bedingungen: nach einem Sturm, Wasser noch relativ warm, an der ersten Stelle kein Fisch – ratter, ratter, ratter…..
Kaj hatte jetzt eine andere Region im Kopf, die vielversprechend war. Wir fuhren hin und wieder warf er nach und nach die kleinen Netze hinaus ins Wasser. Wieder fuhr er zweimal hinter den Netzen her und wieder klopfte er. Die Sonne lugte gerade über den Horizont. Noch blinkte der Leuchtturm in der Ferne. Erst kam ein silbriger Fisch zum Vorschein, dann noch einer und dann immer mehr. Kaj grinste über beide Ohren. Das Netz leuchtete in der aufgehenden Sonne, ich sondierte meine ISO, die Belichtungstzeit, den Blitz – ratter, ratter, ratter… dann klickte ich munter vor mich hin. Das rote, weiche Licht der aufgehenden Sonne stand perfekt zum Fischer und den Fischen. Ich grinste über beide Ohren.
Kaj meinte nur: „Jetzt siehst Du einen glücklichen Fischer“, ich antwortete: „und hier siehst Du gerade eine glückliche Fotografin“ Wir machten gerade beide fette Beute.
Die Sonne kommt und Fisch wandert in die Fischkiste
der Fischer Kaj und die Fische der Ostsee
Ein glücklicher Fischer
Der Fisch wird direkt auf Eis gelegt
Auf zum nächsten guten Platz
Einholen der Netze
Die Fischkiste an Bord hatte noch etwas Platz. Kaj steuerte eine weitere Stelle an, doch da gab es nur zwei Fische. Die Sonne schien nun kräftig, jetzt hätte es keinen Sinn mehr, meinte Kaj, denn die Fisch könnten das Netz sehen. Er war zufrieden mit seinem Fang. So machten wir uns gegen 8:30 Uhr auf den Rückweg. Die Fahrt war wunderbar, ich konnte mich kaum sattsehen an all den kleinen Inselchen, den Bäumen darauf und den Vögeln, wie sie im frühen Licht des Tages über das Wasser flogen. Zwei Kormorane waren so sattgefuttert, dass sie nicht vor dem Boot wegfliegen konnten. Kaj zeigte mir die Fische, die sie ausgespuckt hatten um endlich wieder in die Luft zu kommen. Dicke Fische waren das.
Es war immer noch früh als wir nach Stunden wieder in Jurmo ankamen. Im Bootshaus entlud Kaj zu allererst die Fischkiste, dann erst stieg er aus, ich kletterte hinterher. 63 Fische hatte er gefangen, das wäre ein stolzer Fang. Er würde etwa 180 Euro dafür bekommen. Der einzige Beifang waren drei baltische Heringe, die Kaj für seine Katzen mitnahm.
Der Fisch lag schon im Boot auf Eis, Kaj hatte beim Lösen der Fische aus dem Netz die Halsschlagader durchtrennt und die Fische ausbluten lassen. So bleiben sie länger frisch. Jetzt begann der Fischer direkt mit dem Ausnehmen der Fische. Es ging ihm flott von der Hand. Kajs Vater war auch Fischer, der die Arbeit des Putzens aber gar nicht mochte. Hatte er einen guten Fang, meinte er nur: „Jetzt muss ich durch die Hölle!“ Kaj nahm ihm diese Arbeit gerne ab, ihm machte sie nichts aus. Innerhalb kurzer Zeit waren die 63 Fische geputzt und lagen wieder auf frischem Eis, fertig zum Versenden. Ich bekam eine großen Fisch zum Abschied geschenkt. Lecker, das Essen für diesen Tag war gesichert. Es war nicht mal 9:00 Uhr als ich zu meiner Familie ins Mobil kam. Was für ein genialer Morgen das gewesen war! Ein toller Start in den Tag.
Kaj ist übrigens einer der wenigen komerziellen Fischer, der mit einem so kleinen Boot aufs Meer fährt.
Kaj zählt die Fische
Eine der beiden Kisten, der Fang des Tages
Kaj beim Putzen der Fische, vorne das Kaviar
Als Kajs Töchter kleiner waren und zum Reitunterricht gingen, nahmen sie immer Brot mit Kaviar mit. Damals konnte Kaj das Kaviar nicht gut verkaufen und verwertete es selbst. Der Reitlehrer staunte jeden Tage, bis er es irgendwann nicht mehr aushielt und neugierig fragte, ob die Familie denn superreich wäre. Kaj mußte herzlich lachen, nein, nur Fischer!
Mein Wecker war zuverlässig, er piepste mich vor 6:00 Uhr aus dem Schlaf. Wir frühstückten nicht, sonder fuhren direkt zum Fähranleger. Noch immer hingen schwere Wolken am Himmel, auf dem Meer zeigten sich weiße Wellenkämme. Die Fährfahrt war trotzdem halbwegs ruhig.
Sonnenaufgang auf dem Meer
Die Sonne kam hinter dem Horizont hervor, glücklicherweise hatten wir diesmal die kleine GoPro an das Geländer geklemmt. Es lohnte sich. Wir fuhren einige kleine Häfen an. Auf Föglö verließen wir die Fähre, rückwärts, was mir nicht so gut gefiel. Anscheinend war der Anleger in Överö defekt, denn drei Angestellte der Fähre mühten sich mit diversen Holzkeilen darum, den großen Höhenunterschied zu mindern. Aber kaum waren wir mit den Hinterrädern drüber, da sprangen die Keile weg und ich bremste geistesgegenwärtig. Endlich waren wir wieder sicher auf festem Boden.
Da wir beim Radeln vor einigen Tagen den Hauptort von Föglö nur flüchtig angesehen hatten, holten wir das jetzt nach. Im Lädchen kauften wir Milch und frühstückten gemütlich. Dann fuhren wir die 10 km zum Fähranleger wieder hoch. Hmm, da stand nun eine ziemlich kleine, offene Fähre, die Auffahrtrampe passte immer noch nicht. Wieder wurden Keile gelegt, doch diesmal durfte ich wenigstens vorwärts drauffahren. Die Fähre sackte etwas ab, als wir mit den Vorderrädern draufstanden und wieder sprangen die Keile weg. Aber diesmal war ich darauf vorbereitet.
Boot im Wind
Wellen in der Nähe des Fähranlegers
provisorische Rampe
Wohnmobil und LKW auf der Fähre – der LKW wird gerade angebunden!
Aland Flagge
Leuchttürmchen
Hinter uns fuhr ein großer LKW auf das Deck, da auch das gleiche Spiel mit den Holzkeilen. Dann wurde der Lastwagen auch noch angebunden. Wir nicht. Die Fahrt war ruhig, bis wir quer zur Insel Kumlinge fuhren. Dann fing es heftig an zu schaukeln. Wir saßen im Wagen und hofften, dass der LKW uns nicht nach vorne schieben und ins Meer schubsen würde. Naja, so schlimm wars dann doch nicht. Das Herunterfahren war einfach, anscheinend war nur die Överö Anlegestelle defekt gewesen.
Brandö
Wir durchquerten Kumlinge, genau wie damals mit dem Fahrrad, und nahmen dann am nördlichen Ende die nächste Fähre, die uns nach Brandö bringen würde. Diese Fährfahrt war ruhig und angenehm, wir saßen im warmen Salon und nutzten das Internet. Hier fuhren wir vorwärts drauf und auch wieder runter, alles ohne Holzkeile.
Auf Brandö suchten wir dann erstmal einen Campingplatz. Der in der Karte eingezeichnete war ziemlich langweilig auf einer schattigen Wiese an der Durchgangsstraße, ohne Zugang zum Wasser. Ein Schild wies den Weg zu einen weiteren Campingplatz in Fiskötorpet, ganz abseits der Hauptroute.
Über kleine, holprige Feldwege kamen wir schließlich an eine Gabelung, eine Frau wies uns die korrekte Abbiegung. Sie war auch die Besitzerin des Campingplatzes. Wir staunten über den hohen Preis von 31 Euro. (Bisher lagen die Preise für vier Leute zwischen 19 und 24 Euro). Doch staunten wir noch viel mehr, als wir merkten, dass es keine Küche gab. Es gab auch kein Trinkwasser und nur ein kleines, ziemlich gefülltes Plumpsklo, dafür aber zwei Saunen.
Amy und Noah auf dem Badesteg
kleine Wellen, Felsen und Wolken
Sauna mit Aussicht
Felsen und Weite
Eine Sauna wurde gerade mit einem wohlriechenden Holzfeuer aufgeheizt. Ich bekam Lust auf eine Schwitztour, doch die Sauna würde nochmal 15 Euro extra kosten, da nur ich und Amy Saunalust hatten, lohnte es sich nicht.
Die Lage war dafür jedoch Klasse und ruhig war es auch. Außer uns gab es keine Camper, nur eine Gruppe Finnen in der Sauna. Und die waren nach einer Stunde wieder weg. Als Dusche diente die Saunadusche, die ich hier erwähnen möchte, weil sie einen Panoramablick über das Meer bot. Abzuschließen war die Dusche nicht, durch das große Fenster konnte ja jeder sehen, dass geduscht wird. Ich nutzte diese Gelegenheit und schaute tatsächlich während ich mir die Haare einschäumte hinaus aufs Meer. Ein solche Erlebnis hatte ich bisher noch nie…
Wir fanden den Platz insgesamt OK, nur der hohe Preis war nicht angemessen und trübte den Spaß. Wenn erst einmal ein Servicegebäude mit Küche fertig ist, ist Fiskötorpet Camping sicher empfehlenswert.
Wir erfuhren noch, dass die Umbauarbeiten des Campingplatzes ins Stocken geraten waren, als im Mai diesen Jahres das Haus der Eheleute abgebrannt war.
Die Wolken hingen nach wie vor schwer am Himmel. Ich fotografierte abends ausgiebig mit Hilfe des Statives und machte Langzeitaufnahmen.
Die Nacht war extrem ruhig, der Wind hatte sich gelegt, es regnete nicht. Ach, wie erholsam ist dann der Schlaf. Morgens weckte uns die Sonne am strahlend blauen Himmel und die Welt sah wieder ganz freundlich aus.
Der Sturm war heftig und die Regenwolken hing tief. Trotzdem fuhren wir den ganzen Tag mit dem Rad über die kleine Insel Kökar. Die Straße ist stark gewunden und schlängelt sich über die Insel. Deswegen weht der Wind nie lange ins Gesicht, es wechselt dauernd zwischen Anschieben und Abbremsen. Manchmal schaffte ich Innerorts fast 50 km, so schnell wurde ich angeschoben.
Casper und Susanna
Gegen 15:00 Uhr waren wir mit Casper und Susanna im Café der Bäckerei verabredet. Wir wollten alles über das Aland Brot, das Skargardsbröd erfahren.
Das schwarze Brot war uns zuerst bei Sandra und Peter aufgefallen, dann sahen wir es bei Heidrun und Eberhard. Natürlich versuchten wir es auch, es schmeckt süßlich und nach Malz, hat einen eigenwilligen, herzhaften Geschmack. Wir mögen es vor allem mit Marmelade, es schmeckt aber auch mit Käse oder Wurst.
Dass Aland ein eigenes Brot hat fand ich ja schon interessant, dass es ausgerechnet auf der kleinen, abgelegenen Insel Kökar gebacken wird, verwunderte mich schon sehr. Aber jetzt kam es noch viel besser!
Casper und Susanna in ihrem Cafe
Es geht nicht nur um Brot – es geht um Lebensqualität
Casper und Susanna hießen uns wilkommen. „Soll ich die kurze oder lange Geschichte erzählen?“ fragte er. „Wir haben Zeit, wie es Dir am besten passt“, unsere Antwort.
„Wir sind seit vierzehn Jahren verheiratet“ fängt er an. Es geht ihm vor allem um Lebensqualität. Die beiden lebten in Helsinki und auch drei Jahre lang in Paris. Die Hektik und Anonymität des Stadtlebens zehrte langsam an ihren Nerven. Susanna ist Halbbrasilianerin, sie lebte auch in Brasilien. Eigentlich mag sie die Kälte des Nordens überhaupt nicht – deswegen ist sie in der Backstube gut aufgehoben, dort ist es immer schön warm.
Er fängt als Insel Taxifahrer an
Es war Casper, der auf die Idee kam, von der Stadt auf eine kleine Insel zu ziehen. Susanna fand das erstmal nicht gut. Auf Kökar wurde ein Taxi Fahrer gesucht. Viel gibt es nicht zu tun, aber man muss immer bereit sein. 24 Stunden jeden Tag. Auf einer kleinen Insel ist ein Taxi extrem wichtig – die Senioren brauchen einen Beförderungsdienst, die Kinder werden mit dem Taxi zur Schule gebracht – für einen Bus reicht die Kinderzahl nicht aus.
Dann geht alles ganz schnell
An einem richtig kalten Januartag schauten sich Casper und Susanna die Insel an. Es brauchte nur den einen Tag und Susanna war auch überzeugt, dass das die Insel war, wo auch sie leben wollte. Die Leute, die Ruhe und die Natur – ja, hier wollten die beiden hin. Susanna wurde direkt eine Arbeit im Kindergarten angeboten. Nur EINE Woche später luden sie den Umzugswagen voll.
Die moderne Infrastruktur der kleinen Insel überzeugt auch: es gibt einen Süßwassersee, der frisches, gutes Wasser liefert, dazu das entsprechende Abwassermanagement, und es gibt modernes, superschnelles Internet, welches die Inselbewohner mit dem Rest der Welt verbindet. Susanna meint, da kann man in langen Winternächten wunderbar shoppen, wenn man es denn dennoch vermissen sollte!
So fing Casper als Insel Taxi Fahrer an.
Eine Bäckerei als Gemeinde Projekt
Um die Weihnachtszeit las er in der Facebookgruppe der Insel einen Beitrag, wo jemand für eine Geschäftsidee auf Kökar gesucht wurde. Außer einer Telefonnummer gab es nicht viel mehr Info. Casper rief nach kurzem Zögern an. Einer der Brüder, die seit 30 Jahren das Aland Schwarzbrot gebacken hatten, war erstaunt: er hätte nicht damit gerechnet, dass sich jemand melden würde. Jetzt erfuhr Casper um was es ging. Die beiden Karlsson Brüder wollten gern in Rente gehen und suchten einen Nachfolger. Das Vertrauen mussten sich Casper und Susanna erst erarbeiten, doch sie blieben dran. Zeigten Interesse, waren lernfähig und wurden schließlich in die Geheimnisse des Schwarzbrotbackens eingeführt. Schon im Februar war alles bereit: Casper und Susanna übernahmen die Rechte und das Rezept. Im März fingen sie an, die Bäckerei aufzubauen, im Mai war sie fertig und das erste Brot konnte gebacken werden. Die ganze Gemeinde arbeitete zusammen, um dieses Ziel zu erreichen. Die Bäckerei hat einen großen Raum, der als Cafe eigerichtet ist. Es soll als Treffpunkt für die Inselbewohner dienen, die es jetzt schon gerne annehmen. Die Cafeteria wurde am 1. Juli eröffnet.
Susanna holt das Brot aus dem Ofen
Ein Stanzer für die typischen Löcher im Brot
Das Brot wird in diesem Containern gebacken
Casper führt uns durch die Bäckerei
Im Juli buken die beiden „Neubäcker“ 13000 Schwarzbrote!
Casper erzählt begeistert, dass das nicht nur Schwarzbrot ist. Für ihn steht das Brot als Symbol dafür, dass alles möglich ist. Die Lebensqualität auf einer kleinen Insel, ein erfolgreiches Unternehmen, welches Tradition und Fortschritt verbindet. Er hat bereits neue Ideen, wie das typische Alandbrot vermarktet werden kann. Dank Internet steht ihnen die Welt offen.
Das Leben auf der Insel bekommt den Eheleuten gut. Casper meint, dass es nun mehr in Wellen verläuft. Der Kontrast sei stärker. Wenn ihnen die Einsamkeit zu viel wird, fahren sie für ein paar Tage nach Paris. Danach genießen sie das ruhige Inselleben wieder umso mehr. Man schätzt einige Dinge einfach viel mehr, und das steigert den Genuß. Wir können das aufgrund der Erlebnisse von langen Reisen im Mobil auch nur bestätigen.
Die Geschichte von Casper und Susanna macht Mut, selbst auch etwas zu wagen im Leben!
Ach ja, das Rezept für das Aland Schwarzbrot ist kein Geheimnis. Da gibt es sogar Postkarten wo es draufsteht. Na, wer will eine? Meldet euch per Kommentar.
Im Sturm traten wir kräftig in die Pedale, wieder zurück zum Wohnmobil – und obwohl die Insel so klein ist, haben wir 35 km auf dem Tacho. Kaum sind wir im Mobil, klatscht wieder Regen geräuschvoll aufs Dach. Fast sofort werden wir schwer und müde. Die Wanderung entlang der Küste wollten wir unbedingt machen, doch das Wetter spielte leider nicht mit, äußerst schade!
Ich fotografierte später am Abend den Sturm. Die glatten, flachen Felsen auf dem Campingplatz und das alte Holzboot sind reizvolle Motive. Einen Saunagang schaffe ich dann sogar noch. zusammen mit Amy, und dann schlüpfen wir relativ früh ins Bett.
Wir wollten die 6:00 Uhr Fähre am nächsten Morgen nehmen – die sollten wir nicht verschlafen.
Wir verabschiedeten uns von Stefan und seiner Familie, kauften ihm noch einen gut gebrauchten praktischen schwedischen Kocher ab – er organisierte früher Outdoortouren und hatte zehn davon in einem Kämmerchen liegen. Für die nächste Tour sind wir also besser gerüstet.
Die Fahrt mit dem Wohnmobil zog sich auch – uns wurde bewußt, welche Strecke wir da gestern geradelt waren.
Aufregung liegt in der Luft
An der Bomarsunder Festungsruine gibt es einen Campingplatz, wo Sandra und Peter übernachtet hatten. Da der Platz sehr weitläufig ist, fanden wir sie nicht und fuhren direkt nach Vårdö zu unseren Taschen bei Heidrun und Eberhard. Die Sonne schien wieder, das Meer sah ruhig aus, der Wind hatte etwas nachgelassen. Kurz darauf kamen unsere Kajak Lehrer. Ich war freudig aufgeregt.
Peter erklärt uns alles ganz genau – Seekajak
Peter erklärte alles ganz genau – er packte Seekarten und eine komplette Ausrüstung zusammen. Wir zogen kurze Hosen und Schuhe für’s Wasser an. Vor uns lagen zwei Zweierkajaks, Heidrun strand daneben, da kam mir die Idee, dass sie doch mitkommen könnte. Ich hätte ja erst mal Peter fragen müssen, aber da sprudelte die Idee schon aus meinem Kopf. Heidrun schaute ganz begeistert drein und spontan ist sie auch: „Ja, klar, sowas lass ich mir nicht entgehen“ Amy hatte erst überlegt mit Gunter im Mobil zu bleiben, doch glücklicherweise begleitete sie uns aufs Wasser. Nur Gunter und Eberhard blieben zurück – die beiden hatten viel Gesprächsstoff und auch Kaffee.
Unser Lehrer Peter
Wir sind bereit
Erste Paddelversuche
Frieda von Rhein fährt seit Jahren mit Sandra mit
Es geht los – wir paddeln auf dem Meer
Wir waren dann schnell auf dem Meer. Es war ein unglaublich gutes Gefühl, dem Wasser so nah zu sein, den Tang zu sehen, das Glitzern der Sonne auf den leichten Wellen. Für mich als Meeresmensch war das DAS Erlebnis. Mich dann noch aus eigener Kraft fortzubewegen, fühlte sich gut und vor allem naturnah an. Das Kajak glitt scheinbar mühelos über das Wasser. Wir lernten zuerst das Steuern mit den Paddeln. Dann lies Sandra das Steuer ins Wasser und ich lenkte mit den Pedalen, was ich gar nicht so einfach fand. Denn normalerweise lenke ich nicht mit den Füßen. Wir paddelten eine Weile, legte sicher so drei, vier Kilometer zurück.
Auf einer flachen Schäre zog Peter uns so nach und nach an Land und wir machten eine längere Pause auf dem warmen Felsen. Es gab ausreichend zu essen und zu trinken. Die Erkenntniss des Tages war für Noah, dass Tee auch schmecken kann – ich koche den immer viel, viel zu schwach. Trinke eigentlich nur heißes Wasser.
Pause auf den Felsen
Peter und die Seekarte
Mal wieder gemeinsam einsam
Der Rückweg war etwas anstrengender, weil der Wind uns jetzt ins Gesicht und vor allem in die Paddel wehte. Peter und Sandra zeigten uns, wie es sich anfühlt in etwas rauherem Wasser zu paddeln, das war eine interessante Erfahrung. Wir überquerten eine größere Bucht, was wesentlich anstrengender war als an den Felsen entlang zu paddeln. Peter machte das alles ganz gezielt, er zeigte uns immer, wenn er es uns zutraute, neue Paddelbedingungen, denen man als Kajak-Reisender ausgesetzt ist.
Sanda auf dem Wasser
Peter auf dem Wasser
Noah paddelt
Heidrun im Kajak
Amy im Kajak
Amy im Kajak
Peter paddelt entlang der Felsen
Sandra paddelt
Gabi im Glück
Großes Glück durchströmte mich. Die Bewegung – die nicht, wie man denken könnte nur die Arme beansprucht, sondern den ganzen Körper – tat gut. Dazu die frische Meeresluft und der Anblick der Landschaft, die ich aus dieser Perspektive ja noch nie gesehsen hatte. So flach auf dem Wasser, immer ein klein wenig nass, ab und an die Hände im kühlen Wasser kühlend. Das erweiterte meine Horizont und ich bin unendlich dankbar dafür.
Fünf Stunden waren vergangen als wir die Brücke, durch die wir aufs Meer gefahren waren, wieder sahen. Die Männer hatten ungeduldig gewartet, immer mit dem Blick in diese Richtung.
Jetzt hatten wir wieder Gras unter den Füßen. Beim Aussteigen merkten wir, wie stark auch die Beinmuskulatur mit gearbeitet hatte. Nach der Ausräumaktion, aufgregtem Gequatsche und viel Hin- und Her saßen wir gegen 21:00 Uhr gemeinsam bei Heidrun und Eberhard im Caravan und aßen eine heiße, ganz besonders leckere Mahlzeit. Ein aufregender Tag neigte sich bei einem Glas Wein dem Ende zu. Die Sterne funkelten am Himmel, ich schaute nach Nordlicht, fand aber keines und schlief in völliger Ruhe fest und tief durch die ganze Nacht.
https://www.5reicherts.com/wp-content/uploads/2014/08/MG_7022.jpg467700Gabihttps://www.5reicherts.com/wp-content/uploads/2021/03/Leuchtturm-o.pngGabi2014-08-25 08:00:002022-04-01 13:07:03Kajakkurs auf Aland
Die Wettervorhersage meinte, in zwei Tagen sollte der Wind nachlassen und das Meer sich beruhigen. Sandra hatte die geniale Idee, dass wir eine gemeinsame Kajak Tour machen könnten. Diese Idee fand meine absoluten Zuspruch! Seit Jahren wünsche ich mir einen Kajak Lehrer. Endlich mal aufs Wasser!
Morgens auf dem Campingplatz
Wir beschlossen, das Wohnmobil zu holen und nicht noch eine Nacht im engen Zelt zu schlafen – oder besser, versuchen zu schlafen. Allerdings hatte das zwei Nachteile. Die Strecke zum Mobil war weit. Wir schätzten sie auf ungefähr 70 km. Und, der Wind wehte mit Windstärke 8! Auf der Hauptinsel Alands gibt es auch ein paar Steigungen, so ganz flach ist es da nicht und am Ende der Insel, wo unser Mobil parkte ist es kaum mehr touristisch, was bedeutet, dass man dort auf der Straße fährt, wo auch etwas mehr Verkehr ist.
Morgens erzählten wir mit Heidrun und Eberhard und natürlich mit den Outdoor Freunden Sandra und Peter. Mir kam die glorreiche Idee unser Gepäck auf dem Campingplatz zu lassen. Heidrun und Eberhard würden die Taschen in ihrem VW Bus lagern. Die Fahrräder waren nun leicht. Der Wind kam gleich zu Beginn der Tour böig in unsere Richtung. Gerade die ersten Kilometer waren schwierig.
Meine Radfahr-Meditation
Doch durch das Radfahren kam ich zu mir selbst. Kam mal wieder gerade an einer Steigung eine Windböe in unsere Richtung, blieb das Rad fast stehen. Kampfgeist kam auf. Doch das macht keinen Sinn, man kann nicht gegen den Wind kämpfen. Ich strengte mich schnell zu sehr an und verlor an Energie und Mut. Dann besann ich mich, nahm das Radfahren wie eine Meditation und trat einfach weiter in die Pedale; am besten leicht und es war egal, wie schnell ich in dem Moment gerade vorran kam. Fährt man langsam immer weiter, kommt man auch irgendwann ans Ziel. Es wird aber einfacher.
Ein welliger Badeplatz
Wir fahren an Kastelholm vorbei
Wir fahren an Kastelholm vorbei
Radfahren im Sturm ist anstrengend
Ich brauchte mehr Pausen als die anderen. Amy war glücklich darüber, denn so fühlte sie sich „stark“, denn sie musste nicht nach einem Stopp fragen. An einem Kaffee hielten wir, kauften etwas Schokoladiges und einen Becher Kaffee, leider mit saurer Milch, die ich dann reklamierte.
Schon nach 25 km war ich ziemlich fertig, da kam nach einer windigen Steigung ein großer Supermarkt. Wir gönnten uns ein Eis und einige Äpfel. Die Radstrecke wurde aber auch schöner, es gab viel zu sehen und ich hätte gern viel mehr fotografiert. Doch waren wir zu spät aufgebrochen.
In Richtung Lemland wurde es dann touristisch sehr einsam, es gab keine Läden, kaum Häuser. Aber jetzt war unser Wasser ausgetrunken. Wir teilten uns gut ein, hielten Ausschau nach einer Tankmöglichkeit für die Trinkflaschen – es gab keine! Zwei größere Flaschen bräuchen wir pro Person. Das merken wir uns fürs nächste Mal und vor allem, dass es trotz bewohntem Gebiet schwierig werden kann, Wasser zu bekommen. Gegen 18:30 Uhr – nach gut sechs Stunden – kamen wir beim Wohnmobil an. Wir hatten schließlich 78 km auf dem Tacho und nur die letzten 15 km etwas weniger oder sogar Rückenwind. Da lief es dann endlich gut!
Die Temperatur war gewaltig gefallen an dem Tag – ich schwitzte und fror zugleich. Im Mobil legte ich mir erstmal unter die warme Decke im Bett und wärmte mich auf.
Wir hatten es geschafft. Die Kids fanden die Tour toll, weil wir den ganzen Tag aktiv waren.
Das ist also das Geheimnis zum Erfolg glücklicher Teenager. Halte die jungen Leute in Bewegung.
So schloss sich als an diesem Tag der Kreis. Wir waren froh und es hatte uns großen Spaß gemacht. Wir hatten drei kleinere Inseln mit dem Rad erkundet! Föglö, Kumlinge, Vårdö
Den Sternenhimmel, der auf Aland übrigens ganz besonders sternenreich ist, betrachtete ich vom Fenster des Mobils aus. Ich war zu müde, um jetzt noch Nachtaufnahmen zu machen, obwohl es mich gereizt hätte.
https://www.5reicherts.com/wp-content/uploads/2014/08/MG_6969.jpg467700Gabihttps://www.5reicherts.com/wp-content/uploads/2021/03/Leuchtturm-o.pngGabi2014-08-24 07:05:382023-01-02 13:18:55Aland Inseln – Eine lange Radstrecke in starkem Wind