Die schöne, mittelalterliche bretonische Stadt Dinan mit Reisetipps und Tipps für Fotografen.
Beiträge
Nach dem langen Tag in Sinatra sind wir ziemlich platt – fast so, wie unsere Füße. Die Stellplatzsuche erwies sich als schwierig, wir geben schließlich auf und fahren auf einen Campingplatz, der große Ähnlichkeit mit einem Flüchtlingslager hat. Eigentlich wollten wir genau den meiden, doch das Fotomotiv – ein besonders großer und schiefer Fels mit Loch – lockt uns. Der Campingplatz ist durch eine Schranke und hohe Zäune gesichert. Ich frage nach, ob wir auch als Durchreisende eine Nacht auf dem Platz verbringen können. „ja, das würde zehn Euro kosten“ meint der Pförtner. Fest installierte Wohnanhänger stehen in endlos scheinenden Reihen dicht an dicht, darüber sind blaue Planen als Sonnenschutz gespannt. Ein freier Platz direkt an der Straße ist für Wohnmobile reserviert. Müde aber auch glücklich endlich was gefunden zu haben, parken wir unseren Flair neben einem kleinen Bus aus Luxemburg.
Nochmal schnell zum Strand – und dann kommt die Sonne raus
Wir essen schnell noch was zu Abend und laufen bei bedecktem Himmel durch die verlassene Stadt zum Strand. Santa Cruz ist einer der Touristenorte, in dem mehr als 80 % der Häuser leer stehen und auf die Hauptsaison warten. Das wirkt gespenstisch trist, hat aber irgendwie auch Charme. Wie eine Art verlassene Westernstadt, nur modern. Ein weißes Türmchen ziert die Strandpromenade, das würde einen guten Leuchtturm abgeben. Hat aber leider kein Licht oben drauf. Das wäre wohl der genialste Leuchtturm.
Das Wetter ist uns freundlich gesinnt, die Sonne kommt kurz vor dem Untergehen hinter den Wolken hervor, und wir haben einen großen Spaß am Strand. Der schiefe Fels mit dem Loch drinnen ist wesentlich massiver, als ich ihn mir vorgestellt habe. Immer diese Bilder, die man im Kopf hat, die sich in der Realität ganz anders zeigen.
Die positive Ent-Täuschung
Reisen ist eben immer eine Art »Enttäuschung« – die Eindrücke, die man vorab durch Fotos hat oder Erzählungen hat, werden korrigiert, eben ent-täuscht. Also nicht unbedingt negativ gemeint. Die Täuschung wird aufgehoben und durch eine Art Realität ersetzt. Die Realität ist dann doch immer lebendiger als jede Vorstellung. Der Wind auf der Haut, der Geruch der salzigen Luft, die Gischt, die auf der Haut klebt, der Sand in den Sandalen. Und das Umfeld, welches man vorher nicht sehen konnte, trägt zum umfassenden Eindruck bei.
Immer wieder den gleichen Fels fotografieren? aber ja doch!
Santa Cruz gefällt uns insgesamt sehr gut. Wir bleiben zwei Nächte, der Platz kostet dann nicht, wie vom Pförtner angesagt 10, sondern 14 Euro. Wir haben übrigens auf diesem Platz sehr nette Nachbarn aus Luxemburg und haben die Ruhe nach den anstrengenden Touren um und in die Städte auch gebraucht.
Den riesigen Felsen fotografieren wir in den nächsten Tagen immer und immer wieder. Morgens, abends und sogar mittags. Zwischendrin sitzen wir aber auch einfach nur am Strand, schauen den Leuten und den Wellen zu und schreiben abends an den Blogbeiträgen.
PS Morgens saß ich friedlich auf dem Campingplatz Klo und sinierte so vor mich hin. Eine Frau duschte, ansonsten war es still und ruhig. Bis eben diese Dame einen heftigen Husten- und Räusperanfall bekam. Sie „rotzte“ und spuckte minutenlang dermaßen laut, dass ich befürchtete, gleich eine Frau mit nach außen gestülpter Lunge vor mir zu haben. Es war so widerlich, dass ich tagelang mit einer Katzenwäsche begnügte obwohl ich mich doch sehr nach einer Dusche gesehnt hätte. Es dauerte lange, bis ich wieder in einer öffentlichen Dusche duschen konnte!
Roadtrip Atlantikküste Spanien, Portugal, Frankreich
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Noch ist Kalenderzeit. Im Weitsicht Verlag habe ich einen Kalender im Format 45 x 33 cm zum Thema Meer 2015: Meereswelten Gabi Reichert .
Januar- Schneelandschaft, Lofoten, Norwegen
Wir verbrachten einen Winter in Norwegen. Da sollte man meinen, dass es möglich ist, andauernd solche Motive zu finden. Tatsache ist jedoch, dass wir nur einen einzigen windstillen Tag hatten. Und den nutzten wir aus. Wir waren den ganzen Tag auf den Lofoten unterwegs um diese Spiegelungen und das Eis zu fotografieren. Da kommt mir mein Lebensmotto: Carpe diem – nutze den Tag – sehr entgegen.
Februar- Myrland, Lofoten, Norwegen
Die Bewegungsmuster in Wellen zu beobachten ist meine Meeresmediation. Ich kann das stundenlang machen und merke dabei gar nicht mehr, wie ich die Kamera bediene. Von Freunden höre ich immer wieder: „Genieß das doch mal, renn doch nicht ständig mit der Kamera run!“ Ja, mach ich doch. So wie mache Leute Motorrad oder Auto auf schönen Straßen als Entspannung ansehen, so geht es mir mit der Fotografie. Gerade an solchen Tagen mit dynamischen Wellen! Da bin ich im Flow! Auf dieser Reise haben wir keinen live Reisebericht geschrieben – hier findest Du aber eine Fotogalerie: Lofoten im September.
März – Königsstuhl, Insel Rügen
Das Foto entstand kurz nach Sonnenaufgang, der Himmel war nicht ganz klar, das Licht daher sehr diffus. Wir waren mit dem Fotokollegen Klaus unterwegs – ohne ihn wären wir zu so früher Stunde nicht vor Ort gewesen! Die Stimmung war melancholisch, was mir gefiel. Die Langzeitaufnahme mit dem 1000 fach Graufilter bringt am besten rüber, wie ruhig dieser Morgen unterhalb der gewaltigen Steilküste war.
April – Myrland, Lofoten
Myrland ist auf den Lofoten unser Lieblingstrand. Die Felsen liegen so gut sortiert, dass ein Fotograf sich da stundenlang kreativ beschäftigen kann. Der Nebel zog schnell vom Meer ins Land hinein. Die Stimmung veränderte sich jede Minute. Auch hier wählte ich eine Langzeitbelichtung (praktische Anleitung) um den Frieden, den ich in der Natur finde, darzustellen.
Mai – Kynance Cove, Cornwall, England
Wir waren erstmals im Sommer mit dem Wohnmobil in Südengland unterwegs. Vor dem Beginn englischen Ferien war der Strand leer, doch kaum wurden die Schüler in die Freiheit des Sommers entlassen, da tummelten sie sich alle in den Wellen vor diesem außergewöhnlich schönen Strand. Wir hatten unser Mobil, welches für die engen Gassen im Süden viel zu groß war, auf einem Farmcampingplatz abgegestellt und wollten da auch nicht mehr weg. Der Sommer auf der Farm war für unsere Kids einer der schönesten, den wir hatten!
Weitere Lieblingsstrände in Südengland haben wir in diesem Beitrag besprochen.
Juni – Norre Vorrupur, Dänemark
Die Fischerboote von Norre Vorrupur waren im Sturm an der dänischen Küste ein willkommenes Fotomotiv. Auch dieses Foto ist eine Langzeitaufnahme, diesmal aber eher, um den Sturm darzustellen. Zuerst war es bedeckt und ich fotografierte natürlich trotzdem. Nach einer Stunde, Ohren und Nase waren bereits eiskalt, packte ich ein und lief zum Mobil zurück. Als ich die Tür öffnete und mich gerade nach einem heißen Tee sehnte, kam die Sonne raus. Na gut: kein Tee! Ich drehte um, und baute das Stativ nocheinmal auf. Jetzt sahen die Fotos trotz Sturm wesentlich freundlicher aus. Bis sich ein Surfer genau ins Bild stellte und eine halbe Stunde Dehnübungen machte. Egal: mein Foto hatte ich im Kasten!
Juli – Bleik, Vesterålen, Norwegen
Wir hatten tagelang wunderbares Fotowetter auf Andøya. Abends, wenn sich all die anderen Camper vom Strand zurückgezogen hatten, wurde es immer am besten. Die Lichtstimmung hielt sich von 0:00 bis 4:00 Uhr morgens. Ich schlief nach einigen Tagen beim Herunterladen der Fotos mit dem Notebook auf den Knien ein. Der Geist war willig, doch der Körper brauchte Schlaf. Das war ein schöner, von wohltunender Erschöpfung verdienter Schlaf.
August – Sandhammaren, Süd Schweden
Ein gigantischer langer Sandstrand läd im Süden Schwedens zum Spazierengehen ein. Auf uns Fotografen wirkte natürlich dieser Farbklecks von Rettungsring anziehend. Ich setzte ihn mit einer „kurzen“ Langzeitaufnahme in Szene, das Gras wehte leicht im Wind. Da der Himmel bedeckt war, wirkt das Bild ziemlich blau.
Der Leuchtturm von Sandhammaren, der hinter diesem Strand etwas versteckt im Wald steht ist nachts übrigens ein ganz besonderes Erlebnis, weil seine Strahlen an ein Zirkuszelt erinnern.
September – Unstad, Lofoten
Sturm auf den Lofoten – welcher Strand eignet sich da besser als der Surferstrand. Es war saukalt – im Januar – doch wir staunten stundenlang über die Wellen. Die eingefrorenen Finger bemerkten wir vor lauter Begeisterung gar nicht mehr. Nach der Tour verdrückten wir zur Abedckung des immensen Kalorienbedarfs im VW Bus erstmal Unmengen an Kaffeestückchen und Brote!
Oktober – Blokhus, Dänemark
Wir hatten nur ein paar Tage in Dänemark und die waren stürmisch. Doch selten ist ein Sturm so fotogen, als zu dem Zeitpunkt, wenn eine mächtige dunkle Regenwolke über das Meer getrieben wird. Der Sturm blies mir ins Gesicht und Sand in die Augen. Die Kamera war innerhalb weniger Sekunden nass vor Gischt und ich putzte bis alles verschmiert war. Es regnete nicht, aber ich war klatschnass. Salzig nass! Es hatte sich gelohnt mit dem Sturm zu kämpfen und ich fühlte mich lebendig!
November – Bressay, Shetland
Shetland war mein Traumreiseziel gewesen. Warum? Keine Ahnung. Aber wenn ich das Gefühl habe ich muss wohin, dann muss ich das auch machen. Die Fährfahrt war anstrengend gewesen, ein Sturm hatte die Fähre 15 Stunden lang herumgewirbelt. Ich war froh, wieder festen Boden unter den Füßen zu haben. Wir hatten diesen Leuchtturm in Bressay als erste Unterkunft gemietet! Das war gleich mein zweiter Traum gewesen – in einem Leuchtturm zu wohnen, wenn auch nur für eine Woche! Trotzdem hielt ich es im Haus nicht aus, wenn draußen die Wellen knallen. Spät am Abend suchte ich auf dem Steilhang hinter dem Leuchtturm einen Platz, wo das Stativ stehen konnte und fotografierte unser erstes Domizil. Das Licht der Sonne war zu schwach für „normale“ Fotos, so machte ich eine Langzeitaufnahme!
Dezember – Utakleiv, Lofoten
Es ist zwar das Dezemberblatt, das Foto wurde aber zur Mitternachtssonne aufgenommen. Das hört sich immer so gut an: da geht im Sommer die Sonne nicht unter! Aber an die Wolken denkt niemand, wenn er eine Reise plant. Wir hatten damals schlechtes Wetter, von wegen Mitternachtssonne. Eher Mitternachtsregen. Doch dann kam der Tag, nach wochenlangem Regen. Und er hörte natürlich nicht auf. Stundenlang fotografierten wir diese Abendstimmung. Da lohnen sich auch Wochen des Wartens für so einen einzigen, gigantischen Tag!
Den ganzen Verlauf dieser besonderen Mittsommernacht auf den Lofoten habe ich in einem Blogbeitrag beschrieben.
Seiten
zuletzt editiert am: 31.12.2023
Langzeitbelichtungen mit und ohne Graufilter
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Warum sind Langzeitbelichtungen so spannend
Langzeitbelichtungen machen Spaß. Nicht nur Profifotografen nutzen diese Technik, auch Hobbyfotografen hantieren gerne mit Graufiltern, oder auch ND Filter genannt.
Du möchtest jetzt auch gern in diese Art der Fotografie einsteigen? Doch wo fängst du an? Welchen ND Filter brauchst du am Anfang? Oder geht es auch ohne Filter?
Lies einfach weiter. Wir fangen ganz vorne an: Wir erklären dir, warum du Langzeitbelichtungen machen solltest und welche Motive sich dazu eignen. In einer genauen Anleitung beschreiben wir, wie deine Langzeitbelichtungen gelingen.
Die Belichtungszeit ist unserer Meinung nach das wichtigste Bildgestaltungsmittel in der Fotografie.
Du musst nicht viel rechnen, um perfekte Langzeitbelichtungen zu machen und eine App brauchst du dazu auch nicht.
Eine Kurzanleitung zum Ausdrucken findest du ganz unten auf der Seite.
Anwendungsbeispiele für Langzeitfotografie
Bei welchen Motiven lohnt es sich einen ND Filter auf das Objektiv zu schrauben?
- Fließende Gewässer, Wasserfälle; zur weichen Darstellung der Fließbewegung
- Glätten von Wellen am Meer, Gischt und Brandung, bei sehr langen Zeiten ergibt das den bekannten Nebeleffekt
- Wind – Bäume, Getreidefelder, flatternde Stoffe und alles, was sich sonst noch im Wind bewegt
- Eliminierung von Personen in Aufnahmen von belebten Straßen und Gebäuden zur Konzentration auf die Architektur
- Geisterhafte Personenaufnahmen, Doppelbilder, Wischeffekte
- Gewitter bei Tag
- Straßenverkehr in der Dämmerungsphase – Lichtspuren der Fahrzeuge und Straßenbeleuchtung
- Sternenhimmel, Zeiten von einigen Minuten bis mehrere Stunden möglich
- Polarlicht. Dazu haben wir ein großes Tutorial verfasst.
- Lichtmalerei – Ausleuchten von Nachtaufnahmen mit verschiedenen, wandernden Lichtquellen wie zum Beispiel entfesselten Blitzgeräten oder Taschenlampen.
Bildbeispiele mit Erklärungen findest du weiter unten!
Langzeitfotografie in der Stadt beim Lichterfest in Lyon (klick)
Langzeitaufnahmen in der Architekturfotografie
Mit sehr lange Belichtungszeiten kannst du an belebten Orten Menschen verschwinden lassen!
- Kreuzgang in St Michel, erstes Foto ist eine „normale“ Belichtung, das zweite Foto wurde 3 Minuten lang mit aufgesetztem 1000fach Graufilter belichtet – nur Lehrer, die ihre Klassen länger als 3 Minuten stehend langweilten waren ein kleines Problem.
Langzeitbelichtung in der Stadt zur Entfernung der Menschen aus dem Foto.
Fachwerkhäuser in Dinan, Bretagne
Weitere Fotos aus Dinan und Vergleich mit und ohne Filter.
Wind als Langzeitbelichtung
Das Ziehen der Wolken wird sichtbar
Fotos mit der Nik Filtercollection verbessern
Wind sieht man auf Fotos nur indirekt. Mit Hilfe von Langzeitbelichtungen kannst du Sturm gut darstellen, wenn Wolken über den Himmel ziehen. Idealerweise ziehen die Wolken auf dich zu oder von dir weg. Es ist besonders wichtig auf einen guten Stand des Statives zu achten. Und natürlich ein stabiles Stativ zu nutzen. Als ich das Foto des Fischerbootes aufnahm, war es so stürmisch, dass ich bei meinem Stativ die unteren Beine gar nicht erst ausgefahren haben. Ich blieb bodennah. Die Perspektive kam dem Motiv zusätzlich entgegen.
Welche Kameras eignen sich für Langzeitbelichtungen?
- Spiegelreflexkameras,
- Systemkameras und
- hochwertige Kompaktkameras mit größerem Aufnahmesensor sind ideal für die Zwecke der Langzeitbelichtungen.
- Smartphones mit guter Kamera wie zum Beispiel das Huawei P 30 Pro (natürlich nur ohne ND Filter, am Abend oder in der Nacht)
Es ist essentiell, dass das Objektiv ein Filtergewinde zum Anbringen der Grau- und Polarisationsfilter hat. Bei den Spiegelreflexkameras ist eine dicht schließende Okularabdeckung Pflicht. Spiegellose Systemkameras und Kompaktkameras sind dagegen unempfindlich gegen Sucherstreulicht.
Langzeitfotografie mit ND Filtern Schritt für Schritt erklärt
Vorgehensweise:
1. Kamera auf das Stativ setzen, Kabelauslöser anschließen und den Bildausschnitt einstellen.
2. Empfindlichkeit auf den niedrigst möglichen ISO-Wert stellen, Weißabgleich auf Tageslicht oder Automatisch (was besser ist, muss jeder für sich ausprobieren) und Bildspeicherung im RAW-Format.
3. Entfernungseinstellung auf manuell umschalten und kontrollieren. Das geht heutzutage gut mit LiveView und der Lupe für die Auschnittsvergrößerung.
4. Den vorhandenen Bildstabilisator solltest du unbedingt ausschalten, der fängt meist an das Foto zu verwackeln, wenn die Kamera auf dem Stativ steht.
5. Belichtungszeit bei vorgegebener Blende z.B. f/8.0 messen (in Av oder M), z.B. 1/125 sec.
6. Manuelle Methode: Graufilter z.B. ND 1000-fach aufschrauben und die Zeit mit Filter-Faktor multiplizieren: 1 / 125 x 1000 = 8 sec. Wem das zu kurz ist, schließt die Blende um zwei weitere Stufen von f8.0 auf f16 und verdoppelt dafür diese Zeit zweimal: 8 x 2 x 2 = 32 sec.
7. Automatik AV Modus: Du kannst natürlich auch testen, ob deine Kameraautomatik mit den starken Graufiltern zurechtkommt und einfach mit aufgesetztem Filter im Av-Modus belichten. Das sollte zumindest mit den 64-fach Filtern gut funktionieren. So macht Gabi das immer. Ich kenne meine Kameras recht gut und weiß aus Erfahrung, dass ich 1 Blende überbelichten muss. Da ist die Arbeit im AV Modus sehr einfach – ein wenig korrigieren, den Rest macht die Kamera.
Langzeitbelichtungen mit ND Filter und spiegellosen Kameras
8. Spiegellose Systemkameras haben es da einfacher. Im Gegensatz zu Spiegelreflexkameras stört hier kein Streulicht vom Sucher, und das elektronische Sucherbild kommt dem fertigen Bild schon sehr nahe. Eventuell musst du die Belichtungskorrektur aktivieren und in der Regel nach plus korrigieren, also überbelichten. Bei unseren Canon R6 und R5 funktioniert die Scharfstellung auch mit dem ND 3 also dem 1000 fach Graufilter.
9. Bis 30 Sekunden lässt sich im M-Modus die Belichtungszeit gewöhnlich einstellen, darüber hinaus gehende Zeiten werden in B-Einstellung über den feststellbaren oder programmierbaren Kabelauslöser realisiert. Den Auslöser die ganze Zeit mit dem Finger gedrückt halten ist keine gute Idee. Zu groß ist die Gefahr, dass sich die Kamera durch den dauernden Druck leicht bewegt oder in Schwingungen gerät.
10. Für Spiegelreflexkameras ist die Okularabdeckung (meist im Tragegurt integriert) unbedingt anzubringen. Die hält störendes Sucherstreulicht ab, was im Foto als heller Schleier zu sehen ist und zudem die Belichtung irritiert.
11. Belichtung starten! Schau dir die Aufnahme hinterher auf dem Display an, prüfe die Schärfe und schalte das Histogramm (mit der Info-Taste) ein. Da siehst du gut, ob die Belichtungsbalken über die ganze Diagrammbreite verteilt sind, und die Belichtung somit ausgeglichen ist.
Welche Belichtungszeit eignet sich für welches Motiv?
Grundsätzlich gilt: je schneller sich ein Objekt bewegt und je näher es plaziert ist, desto kürzer sollen die Zeiten sein.
Ein ruhiges Meer in einiger Entfernung benötigt dann schon etliche Minuten zum „Glattbügeln“, für einen Wasserfall genügen oft schon Sekundenbruchteile für einen ähnlich ruhigen Effekt.
Beste Aufnahmebedingungen findest du naturgemäß am frühen Vormittag und am späten Nachmittag. Das warme Licht passt gut zu der ruhigen Bildstimmung. Interessante Lichtstimmungen erhälst du nach Sonnenuntergang, das gibt den Fotos einen zusätzlichen geheimnisvollen Touch.
Ich benutze ungern mehrere Filter gleichzeitig, damit die Bildqualität nicht zu sehr leidet. Trotzdem verwende ich Pol- und Graufilter gemeinsam, um beide Filter Effekte zu kombinieren.
Graufilter (ND Filter) und ihre Bezugsquellen
Der meiner Meinung nach beste Graufilter zum Einsteigen in die Langzeitfotografie ist der 64-fache. Das entspricht 6 Blendenstufen. Damit kann man noch den Sucher der Kamera verwenden, wenn auch nicht mehr unbedingt den Autofokus.
Der 1000-fach-Filter erfordert weit mehr Aufwand (was ja bei den Systemkameras kaum noch eine Rolle spielt).
Und die üblichen in den Shops erhältlichen Graufilter mit 2-, 4- oder 8-facher Verlängerung sind einfach nicht dunkel genug, um bei Tageslicht auf Zeiten länger als eine Sekunde zu kommen. Übrigens, auch ein Polfilter verlängert je nach Ausführung schon ca. 1,8- bis 2,5-fach.
Gute Graufilter höherer Dichte für lange Belichtungszeiten bei Tageslicht gibt es von B+W, Heliopan, Haida, Rollei oder Hoya. Viele weitere Marken tummeln sich auf dem Markt und bieten meist ausreichende Güte.
Aber große Vorsicht vor Billigstprodukten. Macht einen großen Bogen drum. Es werden ganze Filtersets für ca. 20 Euro angeboten, deren Qualität ist schlicht unterirdisch, die ruinieren jede Aufnahme. Günstige und trotzdem ordentliche Ware liefert der chinesische Filterhersteller Haida, erhältlich über Amazon.de. Wir benutzen meist B+W-Filter und Haidafilter, hier als Hinweis die wichtigsten Ausführungen:
ND Filter und die Verlängerungsfaktoren
Artikel-Nr.: Verlängerung Blendenstufen Dichte
103 8-fach 3 0,9
106 64-fach 6 1,8
110 1000-fach 10 3,0
113 10000-fach 13 4,0
Diese Filter und Stative nutzen wir (Amazon Links)
- Rollei Rock Solid Carbon Stative Beta und Gamma
- Haida Optical Serie 100 Starterset II
- B+W 106 Graufilter 64x 72mm (Schneider Kreuznach)
B+W Graufilter ND 3,0 1000-fach - HAIDA Graufilter Set bestehend aus ND8, ND64, ND1000 Filtern 72mm inkl. Filtercontainer + Pro Lens Cap – ein günstiges Angebot für Einsteiger
- Hama Kamera-Wasserwaage wer keine digitale Wasserwaage hat oder mag
Hier noch eine günstige Empfehlung für Stativköpfe:
Weitere Hilfsmittel für Langzeitfotografie
- Stabiles Stativ mit gutem Stativkopf. Eine Schnellwechselplatte ist empfehlenswert und natürlich bequemer (Unsere Rock Solid Carbon Stative im Erfahrungsbericht)
- Polarisationsfilter, Graufilter verschiedener Stärke (z.B. 8-, 64-, 400-, 1000-fach)
- Ich nutze mittlerweile das Haida Steck Filtersystem
- Okularverschlußkappe für Spiegelreflexkameras, wenn Okularverschluß nicht eingebaut ist
- Fernauslöser, idealerweise programmierbar mit einstellbarer Belichtungszeit und Intervalltimer
- Stoppuhr, entweder ist einer in die Kamera integriert, oder die Armbanduhr, das Smartphone muss herhalten, falls der Fernauslöser diese Funktion auch nicht bietet
Langzeitfotografie mit dem Smartphone
Die Masse der „normalen“ Kompaktkameras und die Smartphones sind weniger geeignet. Mein Huawei Smartphone Mate 9 und das Huawei P 30 Pro beherrschen allerdings Langzeitbelichtungen. Für solche Smartphones sind Stativhalterungen sinnvoll.
Auch, wenn oft Filtergewinde oder Einstellmöglichkeiten für lange Zeiten und das RAW-Format fehlen, ist der Smartphone-Einsatz einen Versuch wert. Zwar arbeiten die meisten Smartphones mit sehr kleinen Aufnahmechips, die auf lange Belichtungszeiten mit starkem Rauschen reagieren. Experimentierfreudige sollen sich trotzdem nicht davon abhalten lassen, damit auch Langzeitaufnahmen zu machen. Und die Kameras der Smartphones werden von Jahr zu Jahr immer leistungsfähiger.
Motivtipps für Langzeitbelichtungen
1. Lichtspuren auf Straßen
Bei relativ einsamen Straßen warten wir etwas länger bis ein Auto die Scheinwerferlinien ins Bild malt. Notfalls muss du selbst losfahren und deine eigenen Spuren ziehen. In belebten Städten ist das natürlich gar kein Problem, ausreichend viele Lichtspuren aufs Bild zu bekommen.
2. Meereslandschaften eignen sich besonders gut für Langzeitbelichtungen
An der Küste konkurriert oft die Struktur der Meeresoberfläche mit der Struktur der Felsen und des Sandes. Mithilfe einer Langzeitaufnahme verwischst du die vielen kleinen Details der Wasseroberfläche. Sie wird glatter, je länger du belichtest. Die Aufmerksamkeit des fertigen Bildes wird auf die umgebende Landschaft gelenkt. Das Foto wirkt ruhiger, ist einfacher gestaltet.
Langzeitbelichtung an der Meeresküste
Angepeilt habe ich eine Zeit von circa 30 Sekunden. Kamera ohne Filter auf Stativ, Ausschnitt festlegen, Belichtung messen, z.B.–> 1/30 sec f 16. ND Filter 110 (1000fach) aufsetzen, ergibt: 1/30 x 1000 = 1000 : 30 = 33 sec. Programmwählrad auf B stellen – Okular abdecken und Belichtungen mit 20 sec, 30 sec und 45 sec anfertigen. Damit hat man sicher eine gute Belichtung eingefangen.
Andersrum kann man natürlich auch bei Beibehaltung der Zeit die Blendenstufen variieren.
Kontrolliere unbedingt direkt nach der Aufnahme das Foto auf dem Display der Kamera. Noch bist du vor Ort und kannst nachbessern. Mach lieber ein paar Fotos zu viel als eins zu wenig!
Vergleich „normale“ Belichtungszeit und Langzeitbelichtung mit dem ND Filter
[caption id="attachment_18013" align="aligncenter" width="860"] Eshaness, Shetland, mit 1000-fach Graufilter[/caption]
[caption id="attachment_18012" align="aligncenter" width="860"] Eshaness, Shetland, ohne Filter[/caption]
Eshaness, Shetland – die Klippen habe ich an einem ruhigen Abend einmal mit und einmal ohne 1000-fach Graufilter belichtet. Bei beiden Fotos benutzte ich zusätzlich ein Polfilter. Die Langzeitbelichtung dauerte 62 Sekunden.
3. Langzeitbelichtungen im Wald am Bach
Im Wald da ist es dämmriger als man gemeinhin denkt. Hier komme ich mit Polfilter und moderatem Abblenden leicht auf einige Sekunden Belichtungszeit. Die Kamera stellst du auf Automatik und machst noch zwei flankierende Belichtungen von +/- ½ Blende, das reicht gewöhnlich aus. Schwierig wird es eventuell mit direktem Sonnenlicht, da dies gerade im Wald zu extrem hohen Kontrasten und unruhigen Lichtflecken führt.
Die Lichter fressen aus und die Schatten saufen ab.
Vorsicht mit dem Polfilter, nicht auf völliges Löschen der Reflexe drehen. Das Wasser braucht diese, damit es nicht völlig durchsichtig und unsichtbar wird. Mit wohldosierten Reflexen wirkt Wasser lebendig und zeigt die Fließstrukturen.
Die Scheidegger Wasserfälle sind ein ideales fotografisches Reiseziel am Bodensee.
Kleiner Wasserfall in Nordschweden einmal mit Polfilter bei 1/15 Sekunde mit Polfilter und einmal 20 Sekunden lang belichtet mit Polfilter plus 1000-fach ND-Graufilter!
4. Langzeitfotografie Sternenhimmel
In der Nacht sind keine ND Filter nötig, höchstens ein klares Schutzfilter, um das Objektiv vor Kondenswasser oder Taubildung zu schützen. Oder ein Astrofilter, welches die Lichtverschmutzung vermindert.
Häuser, Bäume, Berge und andere Gegenstände im Bild bilden einen Vordergrund für das Foto. Nur Sternenhimmel wäre extrem langweilig.
Nähere Objekte kann man auch während der Belichtung mit einer Taschenlampe oder mit dem entfesselten Blitzgerät ausleuchten.
Welche Kameraeinstellungen brauchst du für Sternenaufnahmen?
Bei 100 ISO verwende ich meist Blenden von f2.8 bis f5.6 bei Zeiten von 5 min aufwärts bis zu einigen Stunden.
Die Blendenöffnung bestimmt die Anzahl der abgebildeten Sterne. Höhere ISO-Werte bilden ebenfalls mehr Sterne ab, und bei klarer Sicht auch die Milchstraße.
Hohe ISO-Werte sind auch bei Nordlichtaufnahmen nötig, um die Verschlusszeiten möglichst kurz zu halten. Allerdings steigt dabei das Bildrauschen an. Und bitte auf den Mond aufpassen, daß der nicht unerwartet ins Bild wandert. Durchfliegende Flugzeuge erzeugen punktierte Linien, Sternschnuppen, Satelliten und Planeten ziehen Striche zwischen den Sternbahnen.
Kameraeinstellungen für Nordlichtfotos
[caption id="attachment_18010" align="alignnone" width="860"] Lyngvik Fyr, Dänemark, Nachtaufnahme,[/caption]
Da das Licht des Leuchtturms eine einzelne Aufnahme so weit überstrahlen würde, dass das Foto unbrauchbar wäre, fotografierten wir den Leuchtturm jeweils mit 16 Sekunden und setzten dann ca 150 Fotos zusammen. Die Nacht war eiskalt, dem Akku wollten wir bei minus 18 ° C sowieso keine 45 minütige Aufnahme zumuten.
So fotografierst du kreisrunde Sternenbahnen
5. Mit Langzeitbelichtungen den Wind sichtbar machen
Du kennst das sicher? Es stürmt, dir bläst der eiskalte Wind ins Gesicht, die Haare stehen dir gen Berg oder fliegen dir in den Augen rum. Du machst ein Foto, aber es wirkt zu ruhig. Es transportiert nicht diese wilde Meeresstimmung.Die Fotos sehen so harmlos und friedlich aus. Wind sieht man einfach nur indirekt auf Fotos.
Mit einer Langzeitbelichtung kannst du Wind sichtbar machen.
Und zwar bei den Wolken. Du machst sichbar, wie die Wolken ziehen. Je stürmischer es ist, desto schneller siehst du die Bewegung. Es ist sinnvoll, den Bildausschnitt nach der Windrichtung einzustellen. Hast du den Wind beim Fotografieren im Rücken oder im Gesicht, siehst du es an den Wolken besser. Das gibt dem Foto fast schon einen Sogeffekt! Wie weiter oben bei dem alten Boot auf Aland.
Die Wolken ziehen, das Gras wird hin und her geworfen. Die Fotos sind schwieriger umzusetzen, weil das Stativ mitsamt der Kamera durchgerüttelt werden. Doch es lohnt, die Kraft aufzuwenden, sich auf das Stativ zu stemmen, um wenigstens ein paar scharfe Fotos zu erhalten. Diese beiden Fotos zeigen den Leuchtturm Hirtshals in Dänemark. Die Langzeitaufnahme entstand mit einem 1000 fach Graufilter, Belichtungszeit 30 Sekunden.
Am Leuchtturm auf den Dünen war es richtig stürmisch. Die Langzeitbelichtung mit einem 1000-fach Graufilter erfolgte mit 30 Sekunden und bringt den Sturm und die ziehenden Wolken besser zur Geltung.
6. Einen Schneesturm mit Langzeitbelichtung und Blitz einfangen
7. Langzeitbelichtungen verstärken die Abendstimmung
Caerlaverrock Castle, Dumfries, Schottland – Die Abendstimmung war ganz nett, aber nicht der absolute Hammer. Die Langzeitbelichtung mindert die Kontraste und bringt die Farben und die ziehenden Wolken besser hervor.
8. Dynamische Fotos bewegter Objekte
Solche Fotos wirken durch die beiden Elemente: das bewegte Schiff und der unbewegte Leuchtturm als Kontrast. An den Leuchttürmen kann sich das Auge festhalten.
9. Kurze Langzeitbelichtungen – Bewegung sichtbar machen
Eine Langzeitbelichtung muss nicht immer mehrere Sekunden lang sein. Die Dynamik schneller Wellenbewegungen kommt oftmals besser in Belichtungszeiten von weniger als einer Sekunde rüber. Am Abend reicht dann manchmal ein Polfilter aus. Die Belichtungszeit wird bei diesen Aufnahmen als das wichtigste Bildgestaltungsmittel genutzt.
Wir erklären die Anwendung weiterer Filter für die Landschaftsfotografie
Das Polfilter – unverzichtbar in der Landschaftsfotografie
5 scharfe Tipps fürs Fotografieren mit Stativ
Ausführlicher Testbericht der Rock Solid Carbon Stative von Rollei
Kurzanleitung Langzeitfotografie zum Ausdrucken
Download: Eine Kurzanleitung für Langzeitbelichtungen als pdf
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Besuch bei Schneider Bad Kreuznach
- Wir waren bei der Firma Schneider Kreuznach zu Besuch. Jahrelang war ich auf dem Weg zur Schule an den Gebäuden von Schneider Kreuznach vorbeigelaufen.Heute sind die Graufilter mein „wichtigstes“ kreatives Fotohilfsmittel, und ich hüte die Filter auf jeder Reise wie meinen Augapfel! Die Firmenführung, bei der uns unsere Jungs begleiteten, war sehr informativ. Wir besichtigten auch die Produktionsstätten und bekamen viel Hintergrundinformation. Wir möchten uns daher hier bei Frau Wettel ganz herzlich bedanken!
- Übrigens zieren Fotos von uns die Verpackung der Graufilter und der Polfilter. Und in den Broschüren finden sich unsere Aufnahmen.
Wir müssen diesen Artikel wegen Namensnennung als Werbung deklarieren
Wir fingen mit Langzeitbelichtungen an, da legten wir noch Dia Filme in unsere Kameras. Durch die digitale Fotografie ist es leichter, Langzeitbelichtungen umzusetzen. Wir zeigen dir, wie das geht.