Nachdem wir Mary und Tommy Isbister kennengelernt hatten fuhren wir die engen Gassen jenseits des Tesco Supermarkts entlang um uns mit einem letzten Blick auf Bressay und den Leuchtturm zu verabschieden. Träge lagen zahlreiche Robben auf dem Felsen in der Sonne. Der Leuchtturm war auch da! Ich nahm die Kamera mit dem Tele und lief los. Vor mir schwamm eine Robbe im Wasser. Es gab einen Tumult, ich schaute näher. Der Meeressäuger kämpfte mit einem großen Dorsch. Noch wehrte sich der Fisch ….
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Immer wenn wir Lerwick Richtung Süden verließen, fiel uns gegenüber der National-Tankstelle ein recht umfangreiches, aber nicht sehr hohes, rundes Gebilde aus Steinmauern mit Grasbedeckung auf. Wir fanden einen Parkplatz bei der Tankstelle und liefen über die Landzunge zu dem Bauwerk hin. Außer uns war niemand da.
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Für ein Broch, diese bronzezeitlichen befestigten Siedlungstürme, sah es uns allerdings zu gut erhalten und modern aus. Tatsächlich ist es ein echtes prähistorisches Bauwerk, aber sorgfältig restauriert und mit einigen baulichen Besonderheiten.
Brochs sind zwischen 2300 und 1900 Jahre alt. Der Clickimin Broch wurde innerhalb der Mauern einer noch viel älteren Befestigung errichtet, die auf ungefähr 700 v.Chr. datiert wird. Der Bau des eigentlichen Broch begann wahrscheinlich im 1. Jahrhundert vor Christus. Die typische doppelwandige Konstruktion ist ebenso vorhanden, wie die kreisförmige Form. Der Broch von Clickmin ist zusätzlich von einer Steinmauer umgeben, und zwischen deren Eingang und dem Eingang des Broch befand sich ein Blockhaus. Außerdem steht dieser Broch auf einer kleinen Felseninsel im See, die in den ersten Jahrhunderten der Nutzung, über einen Steindamm zu Fuß erreichbar war. Dieser wurde um die 200 n.Chr. zerstört und die Festung war ab dann nur per Boot erreichbar.
An diesem Broch wurde viel herumgebaut, aber richtig fertig gestellt wurde er nie wirklich. Irgendwann wurde das Innere, das in einem Broch normalerweise offen war, zu einem Rundhaus mit radial verlaufenden Zugängen ausgebaut. Mal wurden die Mauern weiter erhöht, dann wieder ein Stück abgetragen. Um die 800 n.Chr. kamen die Wikinger auf die Shetland-Inseln, da war der Clickimin-Broch schon verlassen und vergessen.
Das blieb die nächsten tausend Jahre so, bis durch den sinkenden Pegel des Loch Clickimin der Zugangsweg zum Broch wieder begehbar wurde und die Herren von Lerwick um 1850 in bester viktorianischer Manier in archäologischem Eifer die Mauern freilegten und nach Gutdünken restaurierten. Erst Hundert Jahre später wurde die Anlage ernsthaft professionell ausgegraben und erforscht
Der Broch von Clickmin ist heutzutage frei zugänglich, einen Parkplatz muss man sich allerdings suchen. Beim Erforschen und Herumstöbern ist uns die extrem niedrige Höhe der Durchgänge aufgefallen, was ganz lustig beim Durchkriechen war, aber auch für einige Beulen am Kopf gesorgt hat.
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Ich war mies drauf. Gerade hier in Eshaness wurde uns durch die Zeitumstellung noch eine Stunde gestohlen!! Auf der anderen Seite hat das den Vorteil, länger schlafen zu können um das Morgenlicht aufzunehmen und abends mehr Zeit für den Sonnenuntergang zu haben. Erstmals sehe ich auch einen Vorteil in der Zeitumstellung!
Das Packen packen wir jetzt schnell. Wir dehnen uns in den Häusern gar nicht mehr aus. Schwubs ist eine Woche rum und dann ziehen wir sowieso wieder weiter.
Was ist wohl besser? Wie auf der Isle of Lewis nur eine Unterkunft und immer weit fahren? Oder dauernd die Region wechseln? Beides hat Vor- und Nachteile. Ich tendiere nun trotzdem zu Zweiterem. Wir lernen zwar nicht so viele Menschen kennen, wie in Valasay, da wir nie lange genug an einem Ort sind, doch wir fotografieren effektiver. (Ich merke in Hamnavoe aber gerade, dass das wohl nur an der abgeschiedenen Lage der Leuchttürme lag!) Nun, die beiden Leuchtturm Unterkünfte waren aber auch absolut perfekt für Meeresfotografen. Näher kann man dem Meer nur noch auf einem Boot sein.
Nach zwei Stunden war das Leuchtturmwärterhaus leer, das Auto voll und die Wohnung sauber. Ich lief natürlich draußen rum, zu den Klippen und über die weiten Wiesen. Unterwegs traf ich Michael, wir schwätzten, er zeigte mir, wo die Puffins sitzen, wenn sie kommen – manchmal nisten die lustigen Vögel einfach in Hasenhöhlen. Michael deutete in die Richtung zur Küste runter: „Dort wurden die Steine für den Leuchtturm geschlagen.“
Abschied von Eshaness
Wir stellten noch eine Waschmaschine mit den Handtüchern an, dann verabschiedeten wir uns schweren Herzens von Eshaness. Wir wollten in Lerwick unsere Vorräte aufstocken und waren sehr erstaunt, dass wir nach nur einer Woche Ruhe in der Natur von Eshaness, sogar Lerwick als Stadt erlebten. Die Autos und Häuser, das war fast zu viel!
Meine Familie hatte den alten Teil Lerwicks noch nicht gesehen, so schleifte ich sie nun, wieder im strahlenden Sonnenschein, dorthin. Mir hatte das kristallklare, knallig blaue Wasser zwischen den alten Mauern der Häuser so gut gefallen!
Die dritte Ferienwohnung auf Shetland
Unsere Vermieter fanden wir erst, als wir das Notebook mit der Beschreibung anwarfen. Die Adresse führte nämlich zum Haus, wir mußten aber den Schlüssel auf der Farm abholen. Jan und Lilly haben ein Croft und Shetland Ponies! Jan ist übrigens aus Norwegen! Hier schließt sich anscheinend unser Kreis – die zahlreichen Reisen gen Norden und den Lofoten und der traumhaften Landschaft und nordlischen Kultur Shetlands.
Wir räumten noch schneller aus als ein, stellten die Heizungen hoch und zündeten ein Torfeuer an, welches die Vermieter bereits vorbereitet hatten. Ich lief nur in den Hafen, redete mit ein paar netten Anwohnern und fotografierte an diesem Abend nicht mehr.
Wer will sehen, wie es im Leuchtturmwärterhaus von Eshaness aussieht?
Ich habe die Fotos sowieso nur auf die Schnell gemacht, ich denke, eine Idee bekommt ihr, oder?
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Vor unserem shetländischen Meeresdomizil, dem Bressay Lighthouse, wüteten die Wellen. Eine hauchdünne Schneedecke überzog die Landschaft. Wenn ich morgens aus dem Fenster schaue, sieht es übrigens immer aus, als hätte es geschneit. Die eben erwähnten Wellen werfen Unmengen an Gischt auf alles, was im Weg steht. Die Fenster des Hauses und unseres Busses kommen als erste dran. Das gibt der Landschaft beim Blick aus dem Fesnter einen ganz besonders aquarelligen Anblick, den ich sehr mag.
Ich lief also mit der Kamera und gut eingepackt den Hügel hoch und fotografierte. Hmm, das Stativ lag dummerweise im Auto, aber Langzeitaufnahmen schienen reizvoll. Also wieder den Hügel runter, Gatte auf und Gatter zu, Stativ holen. Bei dem Wind und dem grasigen Untergrund würde ich einfach ein paar mehr Aufnahmen machen müssen, um die Chance auf scharfe Fotos zu erhöhen. Die Eissturmvögel genossen das Schweben im Wind, ich das Zuschauen. Immer wieder flogen sie durch den Felsbogen. Das machen die sicher auch nur aus Spaß und Übermut! Fand ich klasse!
Die Zeit verflog, ich auch; war durch den Wind sozusagen. Die Finger, sie froren so vor sich hin, irgendwann ignorierte ich es einfach. Nach einem sehr kurzem Aufwärmen im warmen Leuchtturmstübchen – wir sind bei unseren Ausflügen an Fährzeiten gebunden – sprangen wir ins Auto und los gings. Wir waren knapp dran.
Zu knapp, denn wir sahen die Bressay Fähre in der Ferne von dannen ziehen. Tja, Pech gehabt. Erst in 1,5 Stunden würde die nächste kommen. Ich ahnte es aber bereits: das war vorbestimmt. Die Küste vor der Insel Noss hatte mir sehr gut gefallen. „Da sehen wir jetzt bestimmt Wale oder Delfine“, meinte ich gerade, als ich an einem Trinkwasssersee eine große Fläche Eiskristalle sah. Der Wind schaukelte das Wasser des kleinen Lochs hoch, es schwappte an dieser Stelle ständig spritzend über. Es ist anscheinend auch so kalt, wie es sich anfühlt. Dort hatten sich bereits große Eisgebilde aufgetürmt. FOTOMOTIVWARNUNG an! Wir sprangen alle raus, aus dem warmen Gefährt und quatschten über die nasse Wiese, um uns das Naturkunstwerk anzusehen.
Es war schwierig diesem Fotomotiv gerecht zu werden. Die Eiskristallproduktion war noch im Gange, wild spritze uns das Wasser um die Ohren. Ich kniete mich, um näher an die eisumschlossenen Grashalme zu kommen, mein Knie wurde plötzlich eiskalt. Ja, klar, es war ja auch nass! Ich stand übrigens ganz im Wasser, auch die Füße waren klatschnass. Da hatte ich im Eifer vergessen auf meine Umgebung zu achten.
Der Wind wehte über den See, direkt auf uns zu. Brrr, die Finger! Ich konnte kaum fotografieren, so kalt war ich. Der strenge Wind schob eine Wolke weg, jetzt erstrahlten die Kristalle wie Diamanten im Sonnenschein. Plötzlich funktionierten die Finger wieder. Schönheit geht vor Schmerz!
Am Aussichtspunkt versuchte ich ein Panorama aufzunehmen, doch der böige Wind rüttelte an der Kamera und lies es nicht zu.
Die Wartezeit war schneller vorbei als erwartet. Wir erreichten schließlich die Fähre. Das Geschenk der verpassten Fahrt hatte uns erfreut :-) Glücklich grinsend saßen wir auftrauend auf dem schaukelnden Schiff.
In Lerwik kaufte ich als erstes Handschuhe! Arbeitshandschuhe aus Ziegenleder. Die sind zwar nicht optimal für die Fotografie, weil etwas zu groß; mir bleibt aber keine andere Wahl. Wir sind auf einer abgelegenden Inselgruppe und die Auswahl ist nicht gross. Das Leder der Fingerkleidung fühlt sich klasse an und an diesem Tag frieren meine Hände nicht mehr.
Wir fuhren Richtung Nordosten und erkundeten Mainland Shetland. Die Küstenlandschaft ist wunderbar, die Aussichten während der Fahrt atemberaubend. An einem felsigen Strand versuchten wir uns mit der Fotografie, es klappte nicht. Der Wind rüttelte am Stativ und Kamera, an unseren Jacken und im Gesicht. Ständige flappt mir der Kragen an die Wangen.
Es war Ebbe, die Wellen zu weit entfernt. Das war so eine ungeduldige Fotografie, die ist meist wenig ergiebig. Trotzdem sog ich diese Küstenlandschaft mit allen Sinnen in mich auf. Die Steine und Felsen waren vielfältig in Farbe und Form, das Gras leuchtete leicht grünlich in der Sonne und das Meer war tiefblau. Ich suchte nach Strandgut, fand wieder Schädel; sie wurden mir vom Wind aber aus der Tasche geweht. Einen gut erhaltenen Basstölpelschädel mit Schnabel hätte ich gern mitgenommen. Schade.
Wetterbeding verkürzten wir den Ausflug, es war einfach viel zu kalt. Beim Warten auf die Fähre lief ich in Lerwick schnell noch allein durch den alten Ortsteil und kam dabei mit einem Shetländer ins Gespräch. Wir philosophierte innerhalb der wenigen Minuten über das Glück! Er meinte, das sei genetisch veranlagt, ich war der Meinung, dass es eine Entscheidung ist, die jeder treffen kann.
In der Fähre fahren wir oft ganz vorne, schauen vom Auto aus aufs Meer. Da spielen wir meist in Gesprächen so einige Szenarien durch: was, wenn wir diese kleine Fähre nach Aberdeen entführen würden? Oder sollten wir mal „top Gear“ anscheiben und sie zum Wettrennen mit diesem wenig schnittigen Schiffen anregen?
[yellow_box]Tatsächlich gibt es eine Geschichte einer älteren Dame, über 70 war sie, die vom Süden der Insel nach Lerwick wollte. Sie mochte das Fahren über Land nicht, nahm ein Boot. Unterwegs ging der Kapitän über Bord, die Crew versuchte ihn zu retten. Jetzt waren alle Männer im Wasser, sie kamen nicht mehr ins Boot. Die Dame merkte nichts, saß unten drinnen, mit einem Liter Milch und ein paar Keksen. Acht Tage lang tieb sie im Meer, bis das kleine Boot in Norwegen ans Land spülte. Die Norweger schickten die Oma zurück nach Shetland, wo sie als Heldin herzliche empfangen wurde. Sie verlies ihr Heimatdorf nach diesem Zwischenfall nicht mehr und lebte noch gute 20 Jahre![/yellow_box]
Solche Geschichten gibt es hier einige. Mal sehen, ob ich es schaffe, das noch von unterwegs für Euch zusammenzustellen.
Von der Höhe aus sahen wir, dass ein Mann mit Fotoapparat im Garten des Leuchtturms unterwegs war. Interessant! Ein Gesprächspartner :-) Schon seit Stunden mußte ich dringend pinkeln, im Freien geht das zur Zeit nicht. Jetzt war die Neugier doch noch größer als der Druck auf meiner Blase. Ich lief hin und fragte, wo er her kam, was er mache ….. Neugierig halt, wie ich bin. Ich quatschte eine ganze Weile mit Mark, unserem Nachbarn, er wohnt oben auf dem Berg, dann aber flott aufs Klo und mit Stativ nochmal zu den Klippen raus. Mark trieb sich unten bei den Vögeln rum, ich oben bei den wilden Wellen. Wir trafen uns dann als es schon fast dunkel war, erzählten, tauschten uns fotografisch aus, ich lud ihn auf einen Tee ein. Noch immer hatte ich nasse Füße, seit vielen Stunden schon. Das große Verlangen endlich aus diesen kalten Schuhen zu kommen überkam mich. Den Rest des Abends verbrachte ich mit dem Aufwärmen meines Körpers. Ja, und natürlich dem Sichern der Bilder und dem Schreiben des Berichts. Tatsächlich bin ich abends schlags kaputt und müde, aber da ich weiss, dass nicht nur Ricarda in Norwegen morgens den frischen Bericht sucht, rappelte ich mich auf und schrieb noch bis nach 12:00 Uhr!
[yellow_box]Shetland – ein Text von Noah,
Die Shetland-Inseln sind eine zu Schottland gehörende Inselgruppe, gelegen zwischen Nordschottland und Norwegen. Die kombinierte Landmasse beträgt 1500 Quadratkilometer, welche nur mit Gras, einigen wenigen Bäumen, und Felsen bedeckt sind sind. An manchen Stellen ragen Steilklippen in Höhen von bis zu 300 Metern in die Luft. Das Klima der Inseln ist rau und feucht, oft treffen schwere Stürme auf die Küstenregion, welche die An und Abreise über eine Fährverbindung erschweren.
Bekannt ist die Inselgruppe vor allem für die bei Kindern beliebten Shetland-Ponies, und die kunstvoll gestrickten Pullover welche sich sogar international großer Popularität erfreuen. Weitere produzierte Exportgüter sind Schafe und Fische. Doch das große Geld wird durch die Gewinnung großer Mengen an Öl von der Küste Shetlands gewonnen, dank dem sich die Bewohner der Insel ausgezeichneter Lebensqualität rühmen, die Arbeitslosenrate der Bevölkerung ist die geringste in ganz Schottland. Auch hat Shetland die niedrigste Verbrechensrate ganz Großbritanniens, seine Einwohner leben durchschnittlich länger als die Bürger des Festlandes und die Bevölkerungsdichte der Insel gehört zu den geringsten im ganzen vereinigten Königreich.
Die Shetländische Kultur ist nicht wie im restlichen Schottland pictisch orientiert, also die bekannte Schottenrock und Dudelsack-Kultur, sondern stammt von den Skandinaviern ab. Als diese in der Zeit der Wikinger in Shetland einfielen, vertrieben sie einen Großteil der damaligen Bevölkerung und gestalteten die Insel fast 500 Jahre lang nach ihren eigenen Vorstellungen, bis Schottland schließlich erneut die Herrschaft an sich riss. Heute zeugen viele Gebäude, alte Werkzeuge und der sogar der shetländische Akzent von skandinavischem Einfluss. [/yellow_box]
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Fährfahrt Aberdeen – Lerwick
Jetzt, etwas verspätet also der ausführliche Bericht der Fahrt nach Shetland.
Als Reisevorbereitung hatte ich einige Berichte und Bücher über Shetland gelesen. Jeder dieser Berichte begann mit einer Fährfahrt im Sturm. Hmm, das schien doch etwas übertrieben? Auf der Suche nach Wellen hatte ich die Surfseiten immer im Blick. Leider zeigte sich selten mal Bewegung an. Nur für den Tag unser lange Fährfahrt war bestes Surfwetter gemeldet. Das gab mir zu denken. Am Sonntag stürmte es als wir durch die Straßen Aberdeens liefen. Unangenehm peitschte uns der Wind den Regen in die Gesichter. Gegen Abend stellten wir uns am Fährterminal an. Verglichen mit denen in Dover oder Amsterdam ist es sehr klein. Es scheinen kaum Touristen nach Shetland zu fahren. Und die Bewohner der Inseln, das habe ich aus Gesprächen erfahren, fliegen lieber. Sie kennen das Wetter in dieser Region. Eine Fährfahrt scheint anstrengend zu sein.
Wir sind auf der Fähre nach Shetland
Kaum hatten wir das Schiff betreten, schlenderten wir durch den Souvenirladen. Mal sehen, was die Orkneys und Shetland so zu bieten haben. Der Kapitän meldete sich über Lautsprecher. Heftiger Wind aus Südwest würde uns eine unruhige Fährfahrt bescheren.
Da hatten wir es!
Ich las den Bericht an der Info, Sturm bis Windstärke 9 war angesagt. Die See wäre „rough“ bis „very rough“. Oh weia!
Wir hatten in Pennan ja gar keinen Internetzugang, und deswegen das Wetter nicht im Blick. Die Wettervorhersage im Fernsehen lässt Shetland immer aus, das liegt wohl zu weit nördlich, um noch bequem auf den Bildschirm zu passen! So konnten wir uns nicht auf den Gedanken an stürmisches Wetter und eine schaukelige Fährfahrt vorbereiten. Das hat sicher seine Vorteile!
Nach Shetland via Orkney
Sonntags hält das Schiff auch auf den Orkneys, leider, denn das kostet weitere zwei Stunden. Unsere Kabine lag dieses Mal nicht tief im Bauch der Fähre sondern oben, doch die Luft war auch hier stickig und viel zu warm. Es war fast unerträglich. Trotzdem mochte ich es weiter oben, allein der Gedanken daran, dass wir auf der Fähre von Amsterdam nach Newcastle unter den Lastwagen und allem anderen in der Tiefe des großen Schiffs eingesperrt waren, hatte mir bereits eine schlaflose Nacht bereitet.
Der geschützte Hafen war noch zu sehen, schon schaukelte das Schiff so mächtig, dass wir wie Betrunkene durch die Gänge schwankten. Wir kamen nicht mehr grade aus voran, hielten uns an den zahlreich angebrachten Geländern fest.
Esra war begeistert, dass es kostenloses WIFI gab, das Passwort war Magnus! Würden wir es nutzen können? Ich checkte mails und versuchte einen Bericht zu verfassen. Es klappte nicht. Erstens war das Internet extrem langsam, zweitens konnte ich mich kaum auf den Text konzentrieren. Übelkeit stieg in mir hoch.
Wir sind schwer, wir sind leicht
Nach einem sehr anstrengendem Marsch durch die lecker riechenden Restaurants war ich wieder in der stickigen Kabine. Wir hielten es dort nur in Unterwäsche aus, so heiß war es, die Lüftung funktionierte nicht. So lag ich in der Koje und war mal schwer und mal ganz leicht. Ich meditierte darüber. Jetzt bin ich schwerelos wie im Weltraum, mindestens 4-5 Sekunden dauerte die Talfahrt des Schiffs, dann wurde ich plötzlich wieder sehr schwer. Mit einem lauten Knall landete der Bug im wilden Wasser. Und wieder hoch, langsam, wie in Zeitlupe und ab.
Die Wellen begnügten sich nicht damit, die Fähre nur auf und ab zu werfen, nein, wir schwankten auch heftig zu beiden Seiten. Fast dachten wir, jetzt, spätestens, kippen wir um. Wir schwitzten, versuchen den Schlaf zu finden, wir schaukelten und lagen wach. Hatte ich auch die Handbremse des Autos gezogen? Ich hätte mir denken können, dass es schlimm wird, denn bei der Einfahrt in den Bauch des Gefährt, waren die Mitarbeiter damit beschäftigt, die LKWs mit schweren Seilen anzubinden. Alles war sicher vertaut. Unser kleiner Bus würde sicher ganz schön leiden da unten im Bauch des Schiffs. Da blieb an Ende ganz bestimmt nur so ein kleiner viereckiger Haufen Schrott, so wie wir dauernd auf knallten, nach links und rechts, hoch und runter.
Die wildesten Gedanken hatte viel Zeit in dieser Nacht. Sie gingen mit mir durch. Wer war nur auf die blöde Idee gekommen, nach Shetland zu fahren? Hätten es nicht die Hebriden auch getan. Da war es doch klasse gewesen! Jetzt war es zu spät, wir müssten da durch.
Ruhepause im Hafen der Orkney Inseln
Mit Verspätung erreichten wir die Orkneys, ich wollte die natürlich sehen, jetzt, wo wir stillstanden und die Kabine immer noch viel zu heiß war. Das Anziehen fiel mir schwer. Kaum hatte ich einen Teil der Kleidung an, brach wieder der Schweiß aus. Uff, noch den Pulli drüber und schnell raus. Ich sah nicht viel draußen, stand auf dem Außendeck im schmierigen Erbrochenen, nur der hintere Bereich war für die Raucher offen, alle anderen Decks blieben von Anfang an unzugänglich. Das Restaurant roch jetzt streng nach Bier! Erstaunlich, wieviel die Leute auf dieser Fahrt noch trinken konnten!!
Ich aß eine Kleinigkeit und bereute es schnell. Jetzt wurde die Fahrt erst richtig wild. Die Koje war so hart, uns taten alle Knochen weh. Wir fanden auch beim letzten, stundenlangen Teil der Strecke keinen Schlaf. Erschöpfung machte sich breit. Zweimal meldete der Kapitän, dass er ein Wendemanöver machen würde, um besser in den Wellen zu stehen. In den nächsten 5 Minuten solle niemand auf dem Schiff laufen! Alle hinsetzen und sitzenbleiben! Hörte sich schon gefährlich an. Danach war es etwas ruhiger. Mit ca. 2 Stunden Verspätung erreichten wir schließlich Lerwick! Ich schaffte es als einzige für die Anfahrt in den Hafen aus der Kabine raus. Doch nicht problemlos, meine Haare musste ich waschen, hatte nachts ja gekämpft und sah entsprechend aus. Mit dem Kopf nach vorne wurde es mir aber so übel, dass ich doch schnell wieder ins Bett musste, fast hätte ich den Kotzbeutel gebracht. Aber dann schnell raus ins Freie, frische Luft und so sah ich mit großer Freude unseren Leuchtturm! Genial! Fast war die ganze Mühe schon vergessen!
Beim Anstellen kurz vor der Ankunft waren so viele Leute im Raum, es war so stickig, dass Amy in Ohnmacht fiel. Mitten im Trubel. Was für eine Hektik. Wir mussten zum Fahrzeug, es vom Schiff runter fahren. Wir hatten zu viele Taschen, werden beim nächsten Mal weniger mitnehmen. Amy musste sich hinlegen; nach wenigen Minuten stützten wir sie, packten sie und Gunter in den Fahrstuhl und schnell ins Auto. Wir schafften es schließlich gerade noch rechtzeitig von der Fähre runter ins sonnige Lerwick zu fahren! Klasse! Endlich angekommen! Noch schwankte der Boden unter unseren Füßen und der würde das sogar noch einen ganzen Tag lang tun.
Noch eine Fähre bis zum Bressay Leuchtturm
Wir hatten vergessen unseren Vermieter rechtzeitig zu kontaktieren. Auf Shetland konzentriert sich fast alles auf Lerwick und da waren wir ja gerade. Also suchten wir die Dame, bei der ich per Internet gebucht hatte, auf und fragten nach. Normalerweise ist die Unterkunft ab 16:00 Uhr frei, doch da wir noch Vorsaison haben geht es auch früher. Wir waren froh darüber und vereinbarten dass wir die Fähre – ja, ihr lest richtig! Um 1:30 Uhr nehmen würden. Unser kleiner Leuchtturm (hört sich gut an: unser kleiner Leuchtturm) – ist auf Bressay und diese Insel ist nur per Fähre erreichbar. Diese fährt regelmäßig fast alle 30 Minuten und glücklicherweise braucht sie nur 7 Minuten! In Lerwick kauften wir ein, informierten uns im Touristeninfo, Amy und Noah blieben im Auto um Kräfte zu sammeln. Dann fuhren wir doch früher mit der kleinen Fähre auf die kleine Insel. Wir erkundeten Bressay nur kurz per Auto und parkten dann vor dem Leuchtturm und warteten.
Frank kam pünktlich, er zeigte uns die Wohnung, in der er als Leuchtturmwärter gewohnt hatte. Sie ist groß, etwas einfacher eingerichtet als Annes Haus. Aber wir haben alles. Bequeme Betten, eine Küche und ein relativ kühles Bad. Die Gebäude sind historisch und daher zugig, der Wind liegt meist auf dem Bad, kommt direkt übers Meer drauf zu und daher ist das der kälteste Raum. Zu gerne hätte ich ein heißes Bad genommen, doch vorerst verzichtete ich. Wir fielen in die Betten und schliefen zwei Stunden! Das war nötig gewesen. Mit Esra zusammen erkundete ich die nähere Umgebung! Erster Eindruck: Genial! Absolut genial! Das Meer zu allen Seiten, wilde Wellen vor der Tür, ein Leuchtturm im Fenster. Nur Meerblick gibt es fast gar nicht. Seltsam! Die erste Nacht auf Shetland war erholsam und der lange Schlaf sehr nötig.
Ein paar Fakten zu Shetland:
Shetland ist eine Inselgruppe aus etwas über 100 Inseln. Nur 15 davon sind bewohnt. Hier leben 22000 Menschen. Auf jeden Bewohne kommen 12 Papageitaucher und 18 Schafe!
Shetland hat 1460 km Küstenlinie, ungefähr so weit wie von London nach Rom. Es liegt näher am Polarkreis (640 km) als an London (965 km) und noch näher bei Norwegen (Bergen 380 km). In Shetland gibt es mehr als 7000 archäologische Stätten. Es regnet durchschnittlich an 269 Tagen im Jahr aber nicht mehr als in Devon an der englischen Riviera.
Touristen im Jahr 2000: ca. 20 000
Britishe Touristen in Spanien im gleichen Jahr: 10.7 Millionen.
Quelle: Between Weathers, Ron McMillan
Weitere spannende Reisegeschichten findest Du in der Blogparade von Travel on Toast.
Unser ausführlicher Live Reisebericht Shetland zum Schmökern
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