Das Wetter blieb bedeckt, wir schliefen etwas länger als sonst. Es nieselte schließlich, und zwar auf eine tspisch schottische Art. Die nennt sich Smirr. d.h. es nieselt nur leicht, doch nach nur wenigen Minuten geht die Nässe bis auf die Haut. Klatschnass! Hmm, wir hatten noch viel nasse Kleidung vom Tag zuvor, Esra und Noah hatten am Pool ein unfreiwilliges Bad genommen. Ohne Heizung trocknet hier nichts.
Wir verabschiedeten uns von Nigel und Caroline. Ich lies den Motor warm laufen. Der kleine Weg vom Strand zum Ort ist steil, mit kaltem Motor schaffen wir das nicht. Jenny holte uns zu Fuß ab, sie hatten gedacht, wir würden laufen. Doch aufgrund der nassen Sachen und der Tatsache, dass wir danach eh weiterziehen würden, fuhren wir alle zusammen ins Ort und fanden glücklicherweise gleich einen Parkplatz.
Dann saßen wir gemeinsam am Frühstück, erzählten über verschiedene Reisen und hatten Spaß. Ein paar Stunden später machten wir uns, noch immer im Smirr auf nach Fraserburgh. Nach dem Tesco Besuch zum Auffüllen des zu kleinen Kühlschranks, fuhren wir direkt zum Leuchtturmmuseum. Und gerade noch rechtzeitig. Wir buchten einen Tour zum Leuchtturm um 16:00 Uhr und hatten zuvor gerade noch Zeit, durch das Museum zu gehen.
chronologische Übersicht über zwei unserer Schottlandreisen
live von den schottischen Inseln, Isle of Skye, Isle of Lewis & Harris und Shetland – Februar bis April 2013
live Reisebericht Großbritannien mit Schwerpunkt Schottland Mai – July 2012!
Beiträge
Portsoy an der Ostküste Schottlands
Das Wetter war klasse, die Sonne weckte uns. Auf dem Campingplatz fühlten wir uns sehr wohl.
Wir redeten noch mal mit den Nachbarn. Amy hatte abends die Border Collie Fotos gesehen – sie und Esra waren am Strand und im Mobil geblieben, als wir unsere Nachtwanderung gemacht hatten, so hatten die beiden die Welpen verpasst. Jetzt machte ich mich mit Amy und Noah nochmal auf den Weg zu den Hunden, außerdem wollten wir nach Marmor suchen. Unterwegs beglückten uns kleine Vogelschwärme, die durch die flatternden Bewegungen wunderbar in der Sonne aufleuchteten.
Die Hunde und deren Besitzer schliefen noch. Jedenfalls sahen wir niemanden, das Mobil war noch da. In der beschriebenen Bucht suchte jemand nach Steinen, so schickte ich die Kindern, denn wir hatten auch schon Marmor gefunden, waren aber nicht sicher. Amy fing also ein Gespräch an. Das muß ja auch einmal gelernt werden.
Auf der Suche nach Marmor in Portsoy
Und dann warfen wir unseren Mamor wieder weg, denn es war gar keiner.
Zum Glück hatten wir gefragt. Die beiden suchten dann in dieser Bucht – sie war im 16. und 17 Jh ein Mamorsteinbruch gewesen. Ein ganzer Raum im Versailler Schloss bei Paris besteht aus Mamor aus dieser Bucht! Während die Kids Marmor suchten, unterhielt ich mich mit Gerry. Und wieder war das ein ganz besonderes Gespräch. Wir redeten so lange, bis Amy und Noah ihre Fundstücke nicht mehr richtig tragen konnten. Amy zog flott die Socken aus und verpackte die Steine dort hinein.
Die Border Collie-Welpen
Ein genialer Stellplatz in Portsoy
Auf dem Rückweg, wir waren schon wieder länger unterwegs gewesen als geplant – na, geplant hatten wir eigentlich nichts! Jedenfalls tollten zwei aufgeweckte Border Collies vor dem Mobil von Caroline und Nigel und so verweilten wir jetzt hier noch. Die Kids spielen im ehemaligen Pool mit den Hunden, ich erzählte.
Wir überlegten zusammen, ob wir auch hier her fahren sollten. Ich bekam eine Wegbeschreibung, denn diese Stelle zu finden ist trickreich, so machte ich mich auf, um mit Gunter zu reden. Wir würden ziemlich glückliche Kids haben, denn die Welpen waren ein Quell der Freude. Außerdem plante Nigel zu fischen, und das wäre ein Erlebnis für Esra. Und ich fand die Stelle für Fotos enorm gut, überall hohe Wellen, gewaltige Rockpools und ausgedehnte Wandermöglichkeiten. Bei schlechtem Wetter wäre das Pub nicht weit.
Zurück beim Mobil hatte Gunter erst mal wenig Lust, doch ich schaffte es, ihn zu überzeugen. Wir sind viel gefahren und haben enorm viel unternommen in den letzten Wochen, mal wieder zwei Tage an einem Ort zu bleiben wäre sinnvoll. Noch dazu, wo’s doch gerade so schön war und wir so nette Leute kennengelernt hatten.
So fanden wir mit Hilfe Nigel’s gemalter Karte den kleinen Weg zur Bucht hinunter, parkten und genossen die Gegend. Die Sonne knallte vom strahlend blauem Himmel herunter. Ich untersuchte die Rockpools und machte ein paar Fotos, Amy und Noah spielten mit den Hunden und Esra erzählte mit Nigel über das Angeln. Heute abend wollten die beiden es versuchen, ein Abendessen zu fangen. Nigel und Caroline wanderten nach Sandend, sie fragten, ob wir mitkommen wollten. Ich dachte, dass das Licht abends besser ist und wir erst später losziehen würden. Gunter brauchte noch etwas Ruhe, denn die vielen Stiche hatten im gewaltig zugesetzt, seine Lippe hatte sich entzündet.
Ich ruhte doch irgendwie nicht, fotografierte hier und da, machte Langzeitaufnahmen, schaute auch nach Mamor. Irgendwann hatte ich dann doch viel zu viel Sonne abbekommen. Leider zogen dann zur besten Zeit zu viele Wolken auf, kein magisches Fotolicht also. Doch die Hunde und deren Besitzer waren zurückgekommen, Amy wieder glücklich, Esra packte mit Nigel die Angel. Schon auf dem Weg passierte ein kleines Unglück: Über den Rand des Beckens schwappte immer wieder eine große Welle, nur das Heranrollen sah man nicht. Esra wurde eiskalt erwischt, Nigel rief noch „Watch out, a wave!“ da machte es schon platsch und er war von oben bis unten komplett gebadet! Die Hosen aus Schweden trocknen glücklicherweise sehr schnell, nur die Schuhe sind immer ein Problem. So viele haben wir nicht mit und im ungeheizten Mobil trocken sie auch nicht.
Interessante und schöne Werbeschilder in Portsoy, Schottland
Angeln von den Felsen aus
Die beiden hatten an diesem Abend kein Anglerglück, sie standen inmitten hoher Wellen auf den Felsen und sahen gut aus. Ich fotografierte eine ganze Weile. Als ich gerade auf dem Weg zum Mobil war kam eine Frau auf mich zu und sprach mich an: ich hätte mit Ihrem Mann Gerry geredet. Ob wir Lust hätten, morgens zum Frühstück zu kommen? Na klar, haben wir doch immer. So verabredeten wir uns für 10:00 Uhr.
Da parkte noch ein Wagen, drinnen saß ein netter Schotte und suchte mit dem Fernglas die Gegend ab. Wir kamen ins Gespräch, er wohnte hier. „Warum ist denn das Pool hier geschlossen?“ meine Gelegenheit, das herauszufinden. Es wäre vor etwa zehn Jahren geschlossen worden, weil kein Geld mehr da war für die Reperaturen. Außerdem waren hier immer zwei Lifeguards on Duty gewesen und auch die hätten viel Geld gekostet. Teilweise versammelten sich hier 500 Menschen zum Baden. Das Wasser wäre nach wenigen Tagen schon relativ warm gewesen und es hätte sehr großen Spaß gemacht, hier zu schwimmen. Alle Kinder hätten sich im Sommer hier versammelt. Ich konnte es mir richtig bildlich vorstellen.
Später saß ich dann mit Esra zusammen bei Nigel und Caroline im Mobil, wo mir das Gesicht nur so glühte – zuviel Sonne! Doch irgendwann schwenkte es um und ich fror dermaßen, dass es richtig unangenehm wurde. So schlich ich schließlich mit einer Bettflasche ins Bett. Die Nacht war trüb, kein Stern am Himmel, die Wellen rauschten nur wenige Meter hinter dem Mobil. Da kann ich gut schlafen.
Tang und Algen in den Gezeitenbecken in Portsoy
Sehen wir Delfine?
Noch war es kalt, bedeckt und windig. ABER es regnete nicht. Wir hielten Ausschau nach Delfinen, Robben, Ottern und Fischadlern, sahen nur letzteren, und der war für Fotos zu weit weg und das Licht grau in grau. Es gibt also nur einen Schnappschuß – aber es war faszinierend, zu sehen, wie der Adler jagt. Er steht relativ lange ruhig hoch über dem Fluß, stürzt sich dann plötzlich hinab und hat Glück – oder auch nicht. Zwei Fischadler konnten wir beobachten, bis sie flussaufwärts weiterzogen.
Die Begeisterung der Menschen hier ist phänomenal! Es ist fast unmöglich eine Sichtung zu verpassen, denn kaum passiert etwas, zeigen Finger in die betreffende Richtung. Nirgendwo habe ich so viele Natur-Enthusiasten gesehen wie hier in Schottland. Allein das ist schon die Reise wert.
Visitor Center des WDCS in Spay Bay, Schottland
Im Visitor Center des WDCS schaute ich mich um und suchte nach einem Ansprechpartner, um Infos für meinen Text hier und eventuell einen Artikel zu sammeln. Ich redete eine ganze Weile mit Robert, der die Volunteers – die freiwilligen Helfer – koordiniert. Hier in Spey Bay werden gerne die Ortsansässigen in die Aktionen involviert. Eine Schulklasse fertigte zusammen mit dem ortsansässigen Künstler Geoff Roberts eine Mosaik, welches auf den Erinnerungen der Bewohner von Spey Bay basiert. Einen davon – Jim Gorden – durfte ich ja gestern abend kennenlernen.
Sonnenblunem Öl in den Tank des Wohnmobils
Erika – eine WDCS Angestellte – rief zu einer Besichtigung der Ice Houses auf – ich schloss mich der Gruppe an, hatte leider nicht mehr die Zeit, den Rest der Familie zu rufen. Die Führung war ausgesprochen informativ, ich war begeistert, werde aber erst später ausführlicher darüber berichten, weil mir jetzt die Zeit fehlt. Hier schon mal ein paar Links:
Wieder draussen, parkte ein neu angekommenes, mit Wüstenszenen dekoriertes und stofftierbesücktes Wohnmobil neben unserer Kiste. Ein kräftig und rund gebauter, verschmitzt blickender Schotte fing sofort an, mit uns über Womos, Whisky und Reisen zu schwadronieren. Zwischendurch füllte er Sonnenblumenöl in seinen Dieseltank nach. Das sei billiger und bringe mehr Power. Was wohl bei dem Preisgefüge hier in Schottland funktioniert, in Deutschland ist das Sonnenblumenöl leider zu teuer dafür. Tadeosz, so sein Name, war polnischen Ursprungs, hatte aber einen breiten schottischen Akzent. Er nutzte den gleichen deutschen Womo-Reiseführer wie wir. Er hatte extra ein Deutsch-Englisches Wörterbuch dabei, um es zu entziffern, weil es in Schottland nichts dergleichen gibt. Immer auf der Suche nach Stellplätzen fand er das Buch äußerts hilfreich. Wir hatten viel Spaß mit ihm und tauschten Reisetipps aus.
Im besten Abendlicht nach Portsoy
Einen seiner Tipps setzten wir umgehend in die Tat um, machten uns auf nach Portsoy zu einem Campingplatz am felsenumsäumten Strand unterhalb des Ortes. Er kostete zwar nicht mehr 11 £, wie Tadeosz erzählte sondern 13 £. Es war Montag und die High Season hatte begonnen, und es war der Montag nach dem bekannten Boat-Festival von Portsoy. Shit, wieder einen Event knapp verpasst. Wir parkten in der ersten Reihe, hinter uns David und Mary aus Inverness mit ihrem Viertelhusky-Mischlings-Rettungshund, sie klein und rundlich, er mit dem typisch britischen strubelligen Schnurrbart und ein wandelndes Geschichtslexikon. Man konnte mit ihnen stundenlang über Gott und die Welt philosophieren, ohne dass es im Geringsten langweilig geworden wäre.
Ein Rundgang durch Portsoy offenbarte ein gut erhaltenes, charaktervolles Fischerdorf mit einem prämierten Eiscafé und „No Icecream inside“ Schildern an jeder anderen Ladentür. In einem kleinen Souvenirshop am Hafen kaufte ich Kashmere-Handschuhe. Der Besitzer hatte eine große Kollektion polierter grüner Marmorsteine und erklärte uns, wie und in welcher Bucht wir den Marmor, er wird auch Serpentin genannt, finden können.
Wir schauten nur kurz, um einen ersten Eindruck zu bekommen und entschieden, gegen Abend nochmal im besten Fotolicht loszuziehen.
So ruhten wir uns im Mobil aus, kochten was Leckeres. Liefen dann gegen Abend nocheinmal los um zu fotografieren. Alle Wolken hatten sich verzogen.
Wir also später durch den Hafen und entlang der Steilküste. In einer der Buchten neben einem aufgegebenen Naturschwimmbecken stand einsam ein Womo, zwei Border-Collie-Welpen, einer schwarzweiss, einer hell und grau gesprenkelt, tollten energiegeladen durch die Gegend. Die Besitzer Nigel und Caroline, ein sympathisches Paar etwa in unserem Alter, hatten eine ähnliche Lebenseinstellung wie wir. Ausgiebige Gespräche waren vorprogrammiert.
Philosophische Gespräche auf schottischen Campingplätzen
Es ist schon stark auffallend, wie oft und schnell man sich grad hier im Osten Schottlands in Gespräche mit interessanten Leuten verwickelt.
Gunter sehnte sich nach einer Dusche, ich wollte noch fotografieren, das Licht war klasse, der Hafen hatte Flair. Gunter lief also schnell zurück zum Campingplatz, ich nahm mir mit der Kamera Zeit.
Auf dem Rückweg zum Mobil sprach mich ein älterer Herr, der seinen Spitz ausführte, an. Sofort waren wir in ein eher fotografisches Gespräch vertieft. Er wohnte auf dem Campingplatz, wo wir auch parkten. Ich lief zurück zum Mobil um eine Visitenkarten zu holen, Gunter war gerade am Rumräumen, er meinte, ich solle mich nochmal verdrücken.
OK, so besuchte ich Jim, den Herrn mit Spitz, und lernte seine Frau Kathleen kennen. Wow, was für ein Erlebnis, die beiden sind in den 70 igern und doch fingen wir nach kurzer Zeit an zu philosophieren. Über das Leben und dessen Sinn. Wir redeten uns fast fest, dabei hatten wir uns erst nach 22:00 Uhr auf der Straße getroffen. Zum Abschied wurde ich fest gedrückt, Kathleen bedankte sich mehrfach für das nette Gespräch. Amy hatte mich schon gesucht, es war später als gedacht! Auf dem Weg zum Mobil kam mir der Gedanke, doch niemals wieder wonders hin zu fahren als nach Schottland! Es ist einfach viel zu gut! Die Küste, das Meer, die Menschen, die die Natur so sehr lieben wie ich, die zahlreichen intensiven, tiefgründigen Gespräche. Der Wahnsinn!
Klick dich für die Bildbeschreibungen durch die Fotogalerie
Es regnete nicht morgens, es schüttete wie aus Kübeln. Unser Strom war gestern schon fast auf Null gegangen, weil wir im Regen an den Notebooks gearbeitet hatten. Auch jetzt produzierte die Solaranlage keinen Strom! So saßen wir, spielten Rommee und warteten auf besseres Wetter. Es kam nicht, zwar hörte es auf zu regnen, doch es blieb trüb. Also fuhren wir am späten Vormittag gen Süden. Keine neuen Leuchtturmfotos also. Doch auf der Halbinsel fand ich eine nordische Meerjungfrau, die ich extrem fotogen fand. Das klettern über die vom Regen rutschigen Felsen war enorm gefährlich, so lies ich mir viel Zeit. Die Wolken paßten perfekt ins Bild, ich hatte Spaß!
Das nieselige Regenwetter war wieder ideal für eine Distillerie, und es gab eine in der Nähe. Da wir nun „Friends of Single Malt Whiskeys“ waren, können wir 10 weitere Distillerien kostenlos besuchen und Whisky probieren. Na, das hört sich doch gut an.
Wir fuhren also auf den Parkplatz von Glen Ord und sahen schon aus der Ferne, dass da gar niemand, nicht mal ein einziges Fahrzeug parkte. Hmmm! Doch da stand eine sympathische junge Frau mit einer kleinen Video Kamera auf einem kleinen Stativ. Ich fuhr auf sie zu und allein der Austausch unserer Blicke sprach Bände!
Ersatzteilsuche für die Luftfederung
Am nächsten Morgen machten wir uns zeitig auf den Weg, nur um festzustellen, dass die genannte Adresse der Zentrale die falsche war. Glücklicherweise war die Zentrale nur ein paar Straßen weiter, was sich aber im Wirrwarr des Invernesser Straßennetzes nicht so leicht erreichen liess. Endlich nach dem Durchfragen durch zwei Abteilungen waren wir an der richtigen Stelle.
Der Lagerist wunderte sich nur, dass das defekte T-Stück Zollmaße aufwies, er hatte nur metrische Teile an Lager!!!
Überlegt das mal: wir sind in GB, alles wird in Meilen und Yards angegeben und jetzt ist es andersrum. Wir haben die Zoll und „die“ haben die mm! Wir nahmen trotzdem ein 6mm-T-Stück mit und siehe da, es passte!
Erleichtert starteten wir den Kompressor und es passierte – nichts! Gunter kontrollierte, der Adapter hielt dicht, die Zischgeräusche kamen nun aus dem Kompressorgehäuse. Sch…. Wieder eine Werkstatt suchen. Die Tankstelle verwies uns an einen KWIK-STOP, der kümmerte sich aber nur um Reifen und Ölwechsel, und schickte uns zurück tief ins Industriegebiet zu einem anderen Autoservice. Wieder Kreisel! Wieder heftiger Samstagvormittagverkehr! Was war nur los in dieser Stadt??
Die Pumpe war an Überlastung gestorben
Auch dieser konnte uns nicht helfen, hatte aber gerade einen Mercedes-Techniker als Kunden, der sich nach Schilderung des Sachverhalts des Problems annahm und unters Womo kroch. Er zerlegte und zeigte uns die Pumpe, dabei erklärte er uns in breitem Schottisch, dass sie leider an Überlastung und Alter verstorben war.
Er wollte an das jetzt freie T-Ende ein Reifenventil zum Aufpumpen anbringen, Gunter hatte aber eine bessere Idee. Am Armaturenbrett ist ein Ventil, um Überdruck abzulassen, hier kann man auch aufpumpen. Ein kleiner Ersatzteilladen gegenüber verkaufte uns ein gerades Verbindungsstück für ein Pfund, und wir besorgten uns einen kleinen Kompressor mit Zigarettenanzünderanschluss in einem Geschäft auf der anderen Straßenseite (ein Gewerbegebiet ist doch für was gut). Und siehe da, es funktionierte. Wir schauen zwar immer noch ängstlich auf die Druckanzeige, aber bis jetzt bleibt alles stabil. Und das Beste war, der Mercedes-Mann wollte nichts fürs Helfen haben, wir hatten liebe Mühe, ihm wenigstens einen unserer Kalender zu geben, den er dann freudig annahm.
Die ganze Aktion hatte weit über Mittag hinaus gedauert, jetzt wollten wir uns wenigstens die Stadt ansehen, obwohl sie laut Reiseführer nicht unbedingt Womo-freundlich beschrieben ist. Wir gurkten genervt über eine Stunde kreuz und quer auf der Suche nach einer Parkmöglichkeit durch die Stadt. Es blieb nur die Wahl, fünf Kilometer vom Zentrum entfernt zu parken, oder auf dem Supermarktparkplatz. Nur war dieser brechend voll, kein Platz für Womos. (Am nächsten Tag fand ich auch raus, was da los war in Inverness und war sowas von enttäuscht…. Aber das kommt ja erst morgen:-)
Endgültig frustriert verliessen wir Inverness und hielten in strömendem Regen auf dem Rastplatz der Tourist-Information auf der anderen Seite der Moray-Firth-Brücke. Wir wollten das Regenende abwarten -haha! witz komm raus – und dann weiterplanen. Speck, Eier und Toast sorgten für etwas bessere Stimmung, und ich bat noch einen Motorradfahrer, Rick, herein, der im Regen auf einen Kumpel wartete. So verflog die Zeit und irgendwann auch der Regen. Zwischenzeitlich arbeiteten wir am Blog, ich schrieb und übertrug die Texte und Fotos in das Blog (Michael – ich habs korrekt:-) Wir entschieden, zum 70 km entfernten Leuchtturm von Tarbat Ness zu fahren, den wir beim ersten Anlauf nur in dichten Regenwolken erlebt hatten. Zwar war es immer noch stark bewölkt, die Wolkendecke war aber deutlich strukturiert und die Sonne schickte hier und da ein paar Strahlen durch. In kurz, perfekte Fotokulisse.
[red_box]Ursache und Wirkung von defekten Kleinteilen
Das ganze Drama begann damit, dass die Luftfederung anfing, langsam aber ständig Druck zu verlieren. Normalerweise hat es ausgereicht, einmal morgens den Druck auf den Sollwert aufzupumpen, aber in den letzten Wochen mussten wir mehrmals täglich korrigieren. Ein Blick unters Womo zeigte, dass ein T-Verbinder-Stück der Luftleitungen undicht war. In den westlichen Highlands war so ein kleines Teil nicht zu bekommen, und die Situation verschärfte sich permanent, dass wir auch während der Fahrt aufpumpen mussten, was absolut nicht empfohlen ist.
Anscheinend hat die Halteschraube des Schwingarms beim Niedrigdruckfahren immer wieder Schläge abbekommen, als sie mit dem Träger kollidierte. Es war sowieso keine Originalschraube, wir hatten sie vor einigen Jahren in Nordschweden ersetzen müssen, als sie mitten im Nichts gebrochen war. Jedenfalls tat es auf der Straße nach Skye einen Schlag und Scheppergeräusche erklangen unter dem Fahrzeug, die sich aber bald wieder legten. Wir wissen jetzt, dass das ein erneuter Bruch der Schraube war. In diesem Zustand gurkten wir zum Neist Point, Auf dem Rückweg verabschiedeten sich die Schraubenreste mit einem Schlag am Womo-Boden vollends und der Schwingarm sackte komplett ab.
Mit Müh und Not und Schleifgeräuschen hatten wir einen Seitenweg erreicht und den ADAC informiert. Ein Techniker wurde geschickt und reparierte provisorisch, dass wir zur Werkstatt fahren konnten, wo die Aufhängung wieder Instand gesetzt wurde. Nur dass das Luftleck immer noch existierte.
Hierauf kam es zu der Odyssee durch die Industriegebiete von Inverness bis zur notdürftigen Reparatur des Druckluftsystems.
Im Rückblick sieht es aus, dass das lecke Verbindungsstück für den Druckabfall der Hinterachsluftfederung sorgte, was zumindest mitverantwortlich für den Bruch des Schwingarms war. Das fehlende Ersatzteil führte zur permanenten Überlastung und resultierte im Zusammenbruch des Kompressors. Kleine Ursache, große Wirkung!
[/red_box]
Ja, der Tag endete jedoch ziemlich gut. In Tarbat Ness zeigten sich grandiose Regenwolken durch deren kleine Lücken strahlende Sonnenscheinstreifen auf das dunkle Meer fielen. In Kombination mit den Wellen, die bei Ebbe auf den freiliegenden Tang knallten, ergab das wunderbare Motive. Ich konzentrierte mich also auf die Meeresküste und lies den Leuchtturm unfotografiert hinter mir liegen. Den wollte ich am nächsten Morgen nochmal intensiv ablichten.
Wir beobachteten Vögel, die sich an einer Fütterungsstation gleich vorm Mobil zahlreich eingefunden hatten. Der Regen setzte doch bald wieder ein, es wurde auch ziemlich dunkel. So schliefen wir aufgrund des plätschernden Lärms eher unruhig, doch beruhigt bezgl der provisorisch guten Wohnmobilreperatur!
Vormittags ließen wir uns in Glenn Brittle Zeit, weil das versprochene Ersatzteil erst gegen Mittag eintreffen sollte. Gunter hatte wieder eine schlaflose Nacht hinter sich, Horden blutgieriger Midges hatten ihm wieder zugesetzt. Diese Biester lassen sich nicht durch normale Mückengaze aufhalten, und quetschen sich sogar durch die Fensterdichtungen. Also sitzt man nachts entweder im Mief oder wird ausgesaugt.
Blumenwiese und Strand
Gunter hatte Angst das Mobil zu verlassen, denn die Stiche setzten ihm gewaltig zu und er wollte keine neuen riskieren. Ich hatte „Hummeln im Hintern“ mußte raus, denn es war zwar etwas windig, doch relativ warm. Ohne dicken Pulli konnte ich es draußen aushalten. So fotografierte ich wieder die weitläufige, wunderschön lebendige, vor Hummeln nur so surrende, Blumenwiese. Zur Kamille gesellten sich nun noch kleine gelbe Blümchen (muß ich später nachsehen, wie die heißen) und ich lief, fotografiert und genoss. Naß war es, es hatte ja die ganze Nacht über geregnet. Da mir das Gras und die Blumen fast bis zu den Oberschenkeln reichten, war ich auch bis oben hin so richtig klatschnass. Dann lief ich noch ausgiebig über den schwarzen Strand, fand dort seepockenbesetzte Felsen und Muster wo sich heller und dunkler Sand vermischten.
Ersatzteil und Enttäuschung
Na ja, frohen Mutes machten wir uns auf nach Portree, um das Ersatzteil in Empfang zu nehmen. Aber Riesenenttäuschung: es war nichts da! Nach wiederholtem Nachfragen kristallisierte sich heraus, dass wohl ein falsches Teil geschickt worden war. Das richtige sollte dann etwa nächste Woche oder später oder gar nicht eintreffen. Voll frustriert durften wir die Panoramastraße von Mallaig abhaken und machten uns umgehend auf den Weg nach Inverness. Größere Stöße wurden jetzt nur noch über die Gummipuffer in der Luftfederung abgefangen. Wegen der ebeneren Wegstrecke fuhren wir am Loch Ness entlang an den Touristenfallen vorbei.
Dudelsack
Das schottische Nationalinstrument, der Dudelsack, ist weltbekannt, trotzdem scheint niemand so genau zu wissen wo er ursrünglich eigentlich herkam, es wird vermutuet dass ausländische Händler ihn einst aus östlichen Ländern mitgebracht haben, oder dass römische Soldaten sie aus Südeuropa anschleppten.
Im 15. Jahrhundert wurde er zum Lieblingsinstrument vieler gälischer Clansherren, die seinen furchterregended Klang und seine unglaubliche Lautstärke in der Schlacht dazu nutzten die Herzen ihre Feinde mit Angst zu füllen. Dies endete 1747 nach den jakobitischen Erhebungen mit dem strickten Verbot der Engländer, dass „Kriegsinstrument“ zu nutzen.
Heute ist der Dudelsack bei unzähligen Festivals, Feiern und manchmal auch einfach so am Straßenrand immer wieder zu bewundern. Beim Castle Eilean Donnan paßte die Musik perfekt!
Schottenrock
Der traditionelle keltische Schottenrock existiert seit tausenden von Jahren, er war schon bei den alten Römern als ein typisch schottisches Kleidungsstück bekannt. Zu diesen Zeiten waren die Kilts noch nicht gemustert, sondern von einem einfarbigen grün oder braun, abgesehen davon hatten sie mit den heute getragenen Exemplaren viel gemein. Die Clanskrieger der Highlands nutzen ihren Rock um im rauen Klima der Hochebenen zu überleben, so diente er in kalten Nächten als Bettdecke, oder als Zeltplane zum Schutz gegen den Regen. Nach den jakobitischen Aufständen 1747 wurden das Tragen eines Kilts unter Androhung von Gefängnisstrafe und Deportation von den Engländern verboten.
Trotz aller Mühe und Aufregung, hatte ich ein absolut geniales Gespräch mit zwei Reisenenden, einem Sohn der seiner Mutter Schottland zeigte. Wir hielten am Eilean Donan Castle, schauten uns kurz um, genossen die Dudelsack Musik, gingen aufs Klo und die beiden im Mobil waren so nett, dass wir direkt ins Gespräch kamen und bestimmt 10-15 Minuten angregt schätzten. Mir tat das so gut!
In Inverness hatten wir zunächst größte Mühe, die Zentrale des Ladens überhaupt zu finden, und es war schon weit nach Geschäftschluss. Also wieder raus aus dem Industriegebiet, noch kurz das nötigste eingekauft und auf dem Besucherparkplatz der Culloden Memorial Site übernachtet. Ich schlief übrigens gar nicht gut an dieser Stelle – die Geschichte holte mich wohl ein.
Culloden Moor 1746
Die Jakobiten unter Prince Bonnie Charlie marschierten 1745 mit ihrer Highland-Armee siegreich Richtung London, um die Stuarts wieder auf dem schottischen Thron zu etablieren. Tragischerweise verloren viele der Clan-Chiefs kurz vor der Einnahme Londons die Lust am Krieg und kehrten um.
Die Engländer stellten schleunigst eie Armee unter dem Herzog von Cumberland auf und verfolgten die heimwärts ziehenden Schotten. Im Moor von Culloden vor Inverness kam es zur entscheidenden Schlacht. Die stark geschrumpfte Highland-Armee, viele Krieger hatten ihr den Rücken gekehrt und waren nach Hause gegangen, war seit Wochen auf der Flucht vor den Engländern. Diese ruhten sich aus, sammelten Kräfte und warteten auf einen günstigen Zeitpunkt, während die gehetzten Highländer Probleme mit der Versorgung und der Erschöpfung hatten. Zudem wählte Bonnie Prince Charlie fatalerweise die Ebene von Culloden aus, um sich den Engländern entgegenzustellen, was der englischen Artillerie und Reiterei sehr gut zu Pass kam. Die Schotten hätten besser versucht, die Engländer in gebirgige, bewaldete Gebiete zu locken, was ihrem Kampfstil mehr entgegengekommen wäre.
So standen 12000 Engländer und 4-5000 Highländer gegenüber. Nach nur einer Stunde waren 1200 Schotten tot und die Schlacht geschlagen. England war der Rebellionen müde und legte den Schotten schwerste Sanktionen auf. Die schottische Selbstbestimmung und Kultur war zerstört.[/yellow_box]