Die Jahrhundertflut, die keine war
Der 20. März ist ein besonderer Tag: Vorgestern standen Erde, Mond und Sonne in einer Linie. Dieser Umstand hat uns eine nette Sonnenfinsternis beschert, denn der Mond stand für kurze Zeit genau zwischen unserem Planeten und der Sonne, und warf seinen Schatten auf uns.
Wir schafften es sogar die Sonnenfinsternis zu fotografieren, trotz dichter Wolkendecke war sie für ca. 30 Minuten ganz gut zu sehen und dank Live View der Kamera auch gut zu fotografieren. Doch irgendwie passte Gunter nicht auf und löschte die Fotos, bevor er sie gesichert hatte.
Dieser seltenen Konstellation haben wir allerdings noch ein weiteres Naturspektakel zu verdanken: Die Springflut der letzten beiden Tage.
Die Gezeiten zur Springflut
Für die Gezeiten sind die Anziehungskräfte von Mond und Sonne verantwortlich. Meistens wirken sie gegeneinander, die Sonne steht hier und der Mond woanders. Vorgestern waren sie allerdings in einer Linie aufgereiht und haben ihre Kräfte vereint. Zudem steht der Mond in erdnaher Position, was Ebbe und Flut nochmal verstärkt.
Ein Ereignis, welches alle 18 Jahre widerkehrt
Eine Flut diesen Ausmaßes kommt nur alle 18 Jahre vor. Damit qualifiziert sie sich zwar noch nicht ganz zu einem Jahrhundertereignis, doch selten ist das allemal.
Wir konnten uns diese extremen Gezeiten natürlich nicht entgehen lassen. Wir eilten nach Le Palais, der Hauptstadt der Belle Ile, um den Hafen zu sehen. Wo für gewöhnlich ein tiefer Graben durch die Stadt geht, war nun Wasser. Sogar ziemlich viel, es fehlten kaum noch 20 cm, und es wäre auf den Bürgersteig geschwappt. Zum Glück war das Meer an diesem Tag relativ ruhig, sonst wären wir auf der Kaimauer ganz schön nass geworden.
Die Festung von Le Palais, die Zitadelle Vauban
Bei der Gelegenheit besuchten wir auch endlich die Festung von Le Palais, die Zitadelle Vauban. Wir waren zwar schon oft in der Stadt gewesen, doch noch nie die Festung von innen gesehen.
Leider regnete es, der Himmel war grau und wir wollten nur kurz über die hohe Mauer der Zitadelle auf den Hafen hinunterschauen. Der Eintritt zu Anlage liegt bei knapp 9 Euro. Ich ging alleine rein, während Gunter und Esra von der Außenbefestigung aus Bilder machten. Die gemeinsame Besichtigung der Festung verschoben wir auf einen etwas freundlicheren Tag.
Die mächtigen Mauern sind bis nahe ran ans Wasser gebaut, die Aussicht von dort oben auf die Stadt ist fantastisch.
Entenmuscheln am Strand von Donnant bei Ebbe
Am nächsten Morgen fuhren wir zur Ebbe nach Donnant. Dort gibt es eine riesige Kolonie von Entenmuscheln die man nur bei tiefstem Wasserstand trockenen Fußes erreicht. Der Parkplatz war fast voll, wir fanden gerade noch einen Platz für unseren Bus und marschierten hinunter zum Strand. Die Sonne kam durch, und entzog dem extrem kalten Nordwind etwas die Kraft.
Der Strand von Donnant erschien uns unendlich groß, das Meer hatte sich mehr als 100 Meter zurückgezogen. Zahlreiche Bretonen kamen uns mit gefüllten Eimern entgegen, die meisten hatten Miesmuscheln gesammelt, ein paar auch die begehrten Entenmuscheln. Es gibt wenige Entenmuschelsammler, die sich mit Neopren geschützt in die Wellen wagen, um die sesshaften Krebse vom Fels zu hauen. Jetzt war auch unser Tag gekommen, wir schafften es, in aller Ruhe die Entenmuscheln zu fotografieren.
Langsam kehrte jetzt das Wasser wieder zurück. Nicht leise, sondern mit donnerndem Wellengetöse. Die Sonne schien noch, ich schraubte das Tele drauf und fotografierte mal wieder Wellen. Die Bedinungen waren optimal, damit hatte ich wegen der Ebbe gar nicht gerechnet. Die Surfer kennen sich besser aus, die waren nämlich vor Ort und stürtzen sich mit ihren Surfbrettern begeistert in das kalte Wasser.
Tang am Strand von Bordardoue auf der Belle Ile
Der Gezeiten-Koeffizient war über ganze drei Tage höher als sonst, so hatten wir genug Zeit, weitere Strände zu erkunden. Leider spielte das Wetter nicht ganz mit. Ein klein wenig mehr Sonne und ein klein wenig weniger biestiger Nordwind wäre gut gewesen.
Ich wollte Unterwasserfotos am Strand von Bordardoue machen, es war aber definitiv zu kalt dafür. Schade, denn die Gezeitenbecken waren eine wahre Fundgrube. Tang hing halb im Wasser, halb in der Luft. Ich kauerte auf den Felsen, immer die Wellen im Rücken und wartete geduldig auf die sekundenlangen Sonnenphasen, um das Leuchten des Tangs im Licht aufnehmen zu können.
Die Sonne kam erst wieder heraus, als das Wasser schon ein Stück gestiegen war. Wir waren inzwischen gut durchgekühlt und fuhren zurück, um uns aufzuwärmen.
Unterwasserfotos in Gezeitentümpeln mache ich schon seit ein paar Jahren. Du findest sie hier in der Galerie.
Gezeitentabellen im Touristenbüro – wichtig für Touristen!
In der Touristeninfo gibt es übrigens kostenlos Gezeitentabellen, damit waren wir immer gut über Ebbe und Flut informiert. Die Anglerseite Gezeitenfisch ist dafür auch empfehlenswert.
Übersichtsseite Reise zur Belle Ile