Endlich geht es los
Unsere Vorbereitungen nehmen wie üblich, wieder viel zu viel Zeit in Anspruch. Dazu noch ein paar Last-Minute-Arzttermine, und so ist es schon Freitag, bis wir endlich vom Hof fahren. Grindel schaut etwas bedrippelt, als wir im Wohnmobil sitzen und sie nicht, aber sie wird es überleben und wir hoffentlich auch. Zwei unserer Kids spielen im Oktober Theater, einer hat einen Studienjob, deswegen kann keiner mitkommen.
Übernachtung in Grobbendonk Belgien
Wir haben geplant, die erste Nacht an einem niederländischen Leuchtturm zu halten. Aber der Zeitplan ist nicht einzuhalten. Die ersten Staus auf der Strecke von Bingen nach Koblenz kosten uns schon eine Stunde Extrazeit. In Belgien wird es nicht besser, viel Verkehr und dann noch ein schwerer Unfall auf unserer Strecke. Wir stecken fest. Die Niederlande können wir uns abschminken. In der anbrechenden Dunkelheit fahren wir einen Stellplatz in Grobbendonk, Belgien an und hauen uns erschöpft aufs Ohr. Der Stellplatz liegt zufälligerweise an einem Teich und wir haben abends durchgelüftet. Dabei hat sich eine größere Bande Steckmücken in unserem Mobil ausgebreitet. Eine dreiviertel Nacht hat Gunter versucht, die Plagegeister platt zu machen, mit nicht ganz vollem Erfolg. Ein paar Dutzend Stiche hat jeder von uns beiden trotzdem davongetragen. Souvenirs, die wir noch Tage danach spüren.
Berck – ein Seebad mit knuffigen Badehäuschen und rot-weiß geringeltem Leuchtturm
Unser neues Ziel für den folgenden Tag ist Berck, ein typisches nordfranzösisches Familienseebad – mit einem Leuchtturm. Während die Fahrt durch Belgien um Antwerpen herum noch viel Fahrstress bereithält, entspannt sich die Lage, sobald wir über die Grenze nach Frankreich kommen.
Der Wohnmobil-Stellplatz in Berck ist fast voll, als wir ankommen. Gefühlt jedes dritte Mobil ist aus England und auf dem Weg zur Fähre nach Calais. Schnell sichern wir uns einen der letzten beiden Plätze und zwängen uns zwischen zwei andere Mobile. Es geht eng zu, aber das macht uns nichts. Wir wollen ja die Gegend erkunden, und der rot-weiß geringelte Leuchtturm steht in Sichtweite in den Dünen. Mit den englischen Nachbarn kommen wir schnell ins Gespräch, der schwärmt von der Strandpromende.
Als wir dorthin aufbrechen wollen, stoßen wir auf ein deutsches Camper-Paar mit Dackel, Typ Rauhaar, aber total goldig. Da merken wir schon, dass wir unsere Grindel vermissen. Leicht verspätet kriegen wir doch noch die Kurve und wandern Richtung Leuchtturm. Der ist eingezäunt und von grasenden Maultieren umgeben. Weiter Richtung Strand treffen wir auf die Uferpromenade. In der einen Richtung sonnen sich Scharen von Robben auf den Sandbänken, das Meer hat gerade Ebbe. In der anderen Richtung geht es Richtung Stadt.
Da merken wir schnell, was es mit Familienseebad so auf sich hat. Das Riesenrad ist weithin sichtbar, mehrere andere Kinderbelustigungseinrichtungen sind drumherum aufgebaut. Zum Glück sind die Ferien zu Ende und der Trubel hält sich stark in Grenzen. Wir kehren erst einmal um und Speisen zu Abend, bevor wir uns in der Dämmerung wieder auf den Weg machen.
Badehäuschen in Berck
Die pastellfarbenen Badehäuschen auf dem weitläufigen, feinsandigen Strand haben es uns angetan. In windschiefen Reihen stehen sie malerisch gegen den dunklen Abendhimmel, angestrahlt von den Lichtern des Rummelplatzes.
In totaler Dunkelheit kehren wir zum Wohnmobil zurück und fallen ins Bett.
Berck war im 19. Jahrhundert ein beliebter Kurort für Tuberkulosekranke. An der Promenadenfront läuft man auch an einem großen Krankenhauskomplex vorbei. Die Luft ist hier besonders sauber und keimfrei. Ich atme auch gern tief durch. Die Luft riecht nach Meer und das hat mir sehr gefehlt daheim zwischen den Weinbergen unter dem fluglärm gestörten Himmel in Bubenheim.
Am nächsten Morgen kommt erst mal der Bäcker vorbei und verkauft Baguettes. Eigentlich sollte noch jemand kommen, der die Standgebühr kassiert, hat aber wohl keine Lust, weil es Sonntag ist. Dann geht es nach einem ausgiebigen Strandspaziergang halt ohne Bezahlung weiter die Küste entlang Richtung Westen.
Wir sind übrigens so spät mit dem Bericht, weil unser Spannungswandler muckt. Ohne Strom funktioniert das Notebook nicht. Gunter hat den Lüfter repariert und wir hoffen, es klappt jetzt wieder. Also, öfters reinschauen, jetzt kommen die Berichte wieder häufiger. Wir sind seit einer Woche unterwegs und hatten jede Nacht (außer der ersten in Belgien) einen kostenlosen Stellplatz MIT Leuchtturm. Genial!