Noch kennen wir nicht alle Strände der Insel. Es war bedeckt, aber trocken. Diesmal starteten wir mit einem Strand an der Westküste von Lewis – Dalbeg. Dieser Strand ist unweit der Standing Stones, er liegt nahe der Hauptsstraße, mit einem bequemen Parkplatz, er ist also ohne Wanderung zu erreichen. Kaum waren wir aus dem Auto raus, begrüßten uns wohlgenährte weisse Gänse, sie fühlten sich am idyllischen, windgeschützten Loch sehr wohl. Dalbeg ist bei Surfern sehr beliebt. Für Fotografen eignet er sich also ebenso gut. Nach und nach rollten die Wellen auf den Sand. Amy und Noah versuchten am Bach einen Damm zu bauen, was nicht funktionieren wollte. Von Dalbeg führt eine Wanderung zu weiter südlich gelegenen Surfstrand von Dalmore, diesen liefen wir nur zur Hälfte, die Fotografie der Felsen bremste unsere Wanderung aus.
Windzerzaust, mit sandigen Füßen und einigen Wellen und Landschaften auf der Speicherkarte zogen wir weiter entlang der Küste. Wir besichtigten und fotografierten das Anold Blackhouse. Innen brannte das für diese Art Häuser typische Torffeuer, es nahm uns den Atem. Schon im Haus merkte ich einen Kopfschmerz aufkommen, nein, die frische, salzige, windige Luft am Strand ist mir da wesentlich lieber. Esra wird noch einen ausführlichen Text über dieses Museum schreiben – mal sehen, wann er das schaffen wird!
Stundenlang hatten wir diesen verbrannten torfigen Geschmack im Mund und lange hing der Qualm trotz Sturm in unseren Jacken. Kaum vorstellbar, wie Menschen, vor nicht allzulanger Zeit, so wohnen konnten. Wir waren froh, das Haus nach ca. 30 Minuten wieder verlassen zu können.
Wir versuchten mit belegten Broten und Berlinern aus dem Stornoway Supermarkt den trofigen Geschmack zu neutralisieren. Das half auch gegen den Hunger :-)
Jugendliche kosten mehr beim B & B
Gestern fanden wir übrigens eine Homepage von einem B & B, und staunten nicht schlecht über die Preise für mitreisende Kinder. Sie kosteten zwischen 30 und 130 % der Erwachsenen. Teenager würden aufgrund des großen Essbedürfnisses teurer! Da wir mit drei hungrigen Jugendlichen reisen, ist die Fahrt zum Supermarkt alle paar Tage nötig. Die Wanderungen im kühlen Winterwind steigern den Kalorienbedarf wahrscheinlich sogar auf 200%!
Die Strände nördlich von Stornoway sahen auf der Landkarten interessant aus. Ganz im Norden, wo die Straße mit der Bridge to Nowhere endet, war ein Wasserfall eingezeichnet. Wir fuhren natürlich auf die Brücke drauf, doch der Weg endet da. Sie heißt nicht umsonst die Brücke nach Nirgendwo :-) Sie wurde ca. 1920 gebaut, die geplante Straße nie vollendet.
Ein verlassenes Auto im Moor
Wir verliefen uns im matschigen Moor. Das war ein großes Glück, denn wir fanden einen uralten Suzuki Geländewagen. Der bot ein lustiges Fotomotiv mit den Kids und regte unsere Fantasie an – was war hier wohl passiert? Wie lange der schon da gestanden hat? Wie lange würde es noch dauern, bis man ihn fast nicht mehr sehen würde?
Der Wasserfall hat wenig Wasser
Der Wasserfall, wo, mochte der sein? Wir drehten um, liefen in die andere Richtung, wieder über die Brücke. Die Aussicht auf die weiten Strände, mit fabklecksigen Schafen um uns herum, das glitzernde, eher ruhige Meer, die ach so frische Luft! Es war schön! Ein Mann lief mit seinem Golden Retriever entlang des Weges. Der Hund bellte, wollte spielen und Steinchen geworfen bekommen – Stöckchen gibt es nicht sie wären besser für die Zähne. Die Kids beschäftigten den Hund, oder war es umgekehrt, wir erzählten mit Roy. Er war LKW Fahrer gewesen, hat ganz Europa bereist. Ihm fehlt das manchmal, doch insgesamt genießt er, der früher in Manchester gelebt hatte, das ruhige Inselleben. Roy meinte, wir sollten unbedingt eine fotobegeisterte Freundin von ihm besuchen. Einfach anklopfen, sie würde sich ganz bestimmt freuen und auf einen Tee einladen :-) Wir trauten uns nicht. Ich werde die Frau aber mal anrufen!
Torfstechen ist ein Knochenjob
Roy erklärte uns, wie das Torfstechen funktioniert. Im Frühjahr, wenn der Torf noch feucht ist, sticht man mit einem speziellen Spaten erstmal Vierecke. Erst wenn es etwas abgetrocknet ist, geht man wieder los, am besten zusammen mit Nachbarn, sticht er den Torf dann aus und schichtet ihn zu Stapeln auf. Über den Sommer trocknet er und kann im Winter verbrannt werden. Die Arbeit wäre sehr schwer und der gesamte Wintervorrat muß gestochen werden, weil es später nicht mehr möglich ist, Stücke aus dem zu trockenen Boden heraus zu lösen.
Garry Beach
Der Wasserfall war dürftig mit Wasser bestückt – wieder mal war das Wetter viel zu gut für ein solches Motiv. Wir waren hin und her gerissen: Strand oder Wasserfall. Der Strand gewann. Wir drehten um und liefen zurück. Die Felsnadeln standen trocken im Sand, kein wirklich gutes Motiv. Da müssen wir bei Flut nochmal her :-) Die Wolken verhinderten einen spektakülaren Sonnenuntergang – wir waren sowieso auf der „falschen“ Seite. Erst als es dunkel und der Wind bissig wurde zogen wir zum Auto zurück. Die Fahrt zurück in der tiefen Schwärze der Nacht war mal wieder zu lange, so ist das, wenn einen Insel viel bietet und groß ist!