Am 10. August 1628 sollte das grösste und mächtigste Schiff der schwedischen Flotte nach dreijähriger Bauzeit seine Jungfernfahrt antreten. Stadtdessen kenterte die Vasa nach einigen Metern noch im Hafen von Stockholm, und das wegen einer kleinen Windböe. Ganz Stockholm sah zu, wie drei Jahre Arbeit nach kaum einer Seemeile wegen eines Konstruktionsfehlers einfach untergingen.
Das Schiff war unten zu leicht und oben zu schwer. Um nicht einfach zu kentern muss ein Schiff eine bestimmte Menge an Ballastgestein im Kielraum haben und darf auf den oberen Decks nicht überladen werden. Die Vasa hatte viel zu wenig Ballast, jege Menge Geschütze (64 Kanonen und sechs Mörser) und riesige Segel. Im 17. Jahrhundert waren Konstruktionszeichnungen oder mathematichen Berechnungen im Schiffsbau unbekannt, nur eine Liste mit Zahlen, die man aus Erfahrung kannte, wurde von den Schiffbaumeistern benutzt. Die Vasa sollte größer und mächtiger als alles Bisherige werden, und man baute einfach Pi mal Daumen.
Der Untergang hätte allerdings verhindert werden können, denn die Stabilität der Vasa war vor dem Auslaufen überprüft worden, und es hat sich gezeigt, dass das Schiff nicht sicher war: 30 Männer sind von einem Ende zum anderen gelaufen, und schon beim dritten Durchgang wäre die Vasa fast gekentert. Klas Flenning, einer der einflussreichsten Männer der Flotte, war dabei anwesend und hätte das Auslaufen verbieten können. Doch der König drängte ungeduldig und das Schiff war fertiggestellt. Also liess man die Vasa aus falsch verstandenem Obrigkeitsgehorsam in ihr Unglück laufen. 30 Jahre später konnte der schottische Taucher Joseph Maule noch 53 der 64 Kanonen mit Hilfe einer simplen Taucherglocke bergen. Danach ging das Wissen über den Untergangsort verloren.
Glücklicherweise ist die Ostsee sehr salzarm (nur Drei Kilo salz pro Kubikmeter Wasser; normales Meerwasser hat fast 30!) Dort gibt es keinen Schiffsbohrwurm, der das Holz der Schiffe zerfrisst, weil dieser sehr salzhaltiges Wasser benötigt (Eigentlich ist er eine Muschel, die ihre Schale als Bohrwerkzeug benutzt). Deshalb blieb das Schiff über 300 Jahre lang relativ gut erhalten.
1953 beginnt Anders Franzen nach der Vasa zu suchen. Dazu hat er ein selbst konstruietes Speziallot ins Wasser gelassen, weches dem Boden Proben entnimmt. Da man nicht genau aufgeschrieben hat, wo die Vasa gesunken ist, musste er an vielen Stellen suchen. Nach drei Jahren Arbeit findet er endlich ein Stück Eiche in seinem Lot und entdeckt den Unglücksort. Taucher können seinen Fund bestätigen und beginnen, die Bergung vorzubereiten. Unter dem Schiff werden Tunnel gegraben und Stahltrossen verlegt. Die Marine stellt Schiffe und Personal, die Firma Noctunbolgaret führt die Bergung kostenlos durch. 1959 wird das Schiff endlich in 16 Etappen in seichteres Wasser gehoben.
Bevor die eigentliche Bergung stattfinden kann, muss das Schiff allerdings noch abgedichtet und schwimmtauglich gemacht werden. Am 24. April 1961 erfolgt dann die entgültige Bergung, und nach 333 Jahren in der nassen Dunkelheit können sich endlich Archäologen der Funde annehmen. Nun muss die Vasa noch mit Konservierungsmitteln besprüht werden, um Risse im Holz zu vermeiden, denn wen durchnässtes Holz ein paar Tage lang im Trockenen liegt, wird es brüchig. In der Vasa waren pro Kilo Holz eineinhalb Liter Wasser enthalten, also bewahrte man sie in einem Nebel aus Konservierungsflüssigkeit auf bis das Wasser langsam verdrängt war und man sie trocken stehen lassen konnte. Das war 1979. 1988 wird sie in das neue Museum verfrachtet, wo sie auch heute noch steht. Archäologen haben die reichen Verzierungen und Skulpturen mit Mikroskopen auf Farbpigmente untersucht und sie rekonstruiert. Über das Leben an Bord anhand hat man anhand der Funde eine Menge herausgefunden und konnte zerstörte Teile nachbauen. 95% der Vasa bestehen noch aus Originalteilen, nur 5% des Schiffs musste rekonstruiert werden.
Wir hatten viel Spaß im Museum, und haben den alten Kahn gründlich unter die Lupe genommen, ausgiebig alle Informationen durchgelesen und Zeichnungen angefertigt.
Esra Merlin Reichert, 26. April 09