Cotentin ist die normannische Halbinsel, an deren nördlichem Ende Cherbourg liegt. Weil diese in den stark befahrenen Ärmelkanal hineinragt, besteht permanent die Gefahr für das Gebiet, von irgendwelchen Schiffen in Grund und Boden gefahren zu werden. Deshalb hat die französische Regierung 1825 im Zuge des „Allgemeinen Programmess zur Beleuchtung der Küsten Frankreichs“ beschlossen, vier „richtige“ Leuchttürme an die Spitze von Cotentin hinzusetzen. Hafenleuchttürme gibt es natürlich zusätzlich.
Das Leuchtturm-Quartett von Cotentin
Der 72 Meter hohe Phare de Gatteville, 1835 in Betrieb genommen, steht neben dem alten Turm von 1776.
Der 1837 fertiggestellte Phare de la Hague steht mit 52 Metern Höhe auf einem winzigen Felseninselchen.
Der 31 Meter hohe Phare du Cap Lévi von 1837, der leider 1944 von den Deutschen 1944 gesprengt wurde. Der 1948 als Ersatz für den alten Turm gebaute neue Turm ist nur 28 Meter groß, steht aber auf einer über 30 Meter hohen Klippe.
Der Phare d Carteret, der kleinste der vier Türme auf der höchsten Klippe. Deswegen liegt sein Leuchtfeuer höher über dem Meerespiegel als das von Gatteville.
Aber mal langsam – wir werden hier im Blog einen Leuchtturm nach dem anderen besichtigen und dich lieber Lesen dazu mitnehmen.
Der Leuchtturm von Gatteville
Nach 250 Kilometern entspannter Fahrerei auf den fast leeren französischen Autobahnen kommmen wir nachmittags in Gatteville-Phare an und suchen uns in der Nähe des Leuchtturmes ein gemütliches Plätzchen zum Parken. Die Parkplätze um Gatteville sind sogar als Stellplatz in unserer App Campercontact eingetragen. Das freut uns sehr. Wieder ein kostenloser Platz in Meeresnähe mit Leuchtturm.
Leuchtturm von Gatteville, Normandie
Licht auf dem Leuchtturm von Gatteville, Normandie
Mutter Gottes Statue vor dem Leuchtturm von Gatteville
Es ist gerade Ebbe, da können wir bei schönem Wetter, aber kräftigem Wind über die felsige Küste weit hinaus Richtung Meer laufen. Die permanent wechselnde Belastung tut unseren Beinen gut, bestes Fitness-Training für die Gelenke und mein Knie. Wir fotografieren bis nach Sonnenuntergang.
Sonnenuntergang am Phare de Gatteville
Gatteville in der blauen Stunde
Blogleser treffen
Morgens laufe ich Richtung Leuchtturm, es ist bedeckt, was mir nichts ausmacht, weil ich einfach nur Bewegung brauche und auch bei bedecktem Himmel den Meeresduft genießen kann. Direkt vorm Leuchtturm steht ein deutscher Camper vor seinem Mobil, er fotografiert ruhig und besonnen mit einer Kompaktkamera. Als ich vorbei laufen möchte ruft er: „Hallo Gabi, was machst du in der Normandie, du wolltest doch in die Bretagne?“ Mich erschreckt das ja immer, wenn mich jemand kennt und ich kenne denjenigen nicht. Andreas ist einer unserer Blogleser, er hat sogar unser Nordlichtbuch gekauft. Wir plaudern uns fest während seine Familie – Frau und Sohn – die 365 Stufen des Leuchtturms hochklettern. Wir reden noch, als die beiden wieder runter sind. Später treffen wir uns sogar nochmal an unserem Wohnmobil als schon wieder die Sonne scheint und wir mit den Stativen hantieren und Langzeitaufnahmen machen. Es macht Freude über die Reisen und alles Mögliche zu reden. Natürlich kommt auch das Freilernen wieder ins Gespräch.
Wir genießen danach die Natur, das klare Wasser und die frische Luft. Logischerweise mit Kamera in der Hand.
Besichtigung des Leuchtturm von Gatteville
Als die Flut ganz hoch steht klettere ich allein auf den Leuchtturm. Gunter bleibt lieber unten. Die Sicht ist phenomenal, die Felsen über die wir gestern bei Ebbe geklettert sind scheinen jetzt durch grünes Wasser. Der Wind ist oben am Turm extrem stark. Beim Fotografieren mit dem Smartphone habe ich Angst, dass es mir aus den Händen geblasen wird. Meine Speicherkarte im Huawei muckt schon seit ein paar Tagen. Jetzt speichert sie meine Filmchen und Fotos nicht mehr. Doof. Hätte sie sich auch daheim schon einfallen lassen können.
Super Aussicht vom Leuchtturm hinunter
Fresnellinse des Phare de Gatteville
Blick hinunter vom Gatteville Leuchtturm auf den alten Turm
Die Pointe de la Torche (dt. Spitze der Fackel) streckt sich wie ein schmaler Finger nördlich der Halbinsel Penmarch in den Atlantik. Auf dieser Landspitze liegt eine steinzeitlichee Grabkammer. Weit bekannter ist die Gegend wegen der guten Surfbedingungen an den weitläufigen Stränden.
https://www.5reicherts.com/wp-content/uploads/2019/06/laTorche-4.jpg613920Gabihttps://www.5reicherts.com/wp-content/uploads/2021/03/Leuchtturm-o.pngGabi2019-06-03 14:29:312024-02-08 15:52:27Penmarc’h – Der Surferstrand und Tulpen am Pointe de la Torche
https://www.5reicherts.com/wp-content/uploads/2019/05/gulvinec-6796.jpg613920Gabihttps://www.5reicherts.com/wp-content/uploads/2021/03/Leuchtturm-o.pngGabi2019-05-29 19:30:512024-02-08 15:55:09Penmarc’h – der Fischerhafen und die Leuchttürme von Guilvinec, Bretagne
Wir fotografieren die Felsenküste von St.-Guénlolé im Nebel und besichtigen danach den Phare d’Eckmühl. Dort fotografieren wir vor allem das freischwebende Treppenhaus des Leuchtturms.
https://www.5reicherts.com/wp-content/uploads/2019/05/guenole-8.jpg613920Gabihttps://www.5reicherts.com/wp-content/uploads/2021/03/Leuchtturm-o.pngGabi2019-05-28 14:53:542024-02-08 15:55:58Penmarc’h – Saint-Guénolé, die Treppe des Phare d’Eckmühl
Ein perfekt gelegener Stellplatz beim Leuchtturm Penedo de Saudate
Auf dem Stellplatz beim Leuchtturm Penedo da Saudade
Unser heutiger Stellplatz liegt direkt am Klippenrand. Als wir anfahren und ein Plätzchen suchen, winken uns nette Wohnmobilisten freundlich zu, ach, das tut gut. Nördlich des Stellplatzes grenzt der weitläufige Praia Velha an, südlich der von Klippen eingeschlossene, nicht zugängliche kleine Praia da Concha. Holzstege und Treppen sorgen für einen bequemen und ungefährlichen Strandzugang und schonen gleichzeitig die empfindliche Vegetation. Von hier sind es nur 500 Meter zum Leuchtturm Farol Penedo da Saudade. Eigentlich sind wir müde nach dem langen Tag der Erkundungen, doch kaum ist die Handbremse des Mobils angezogen, rennt Gabi auch schon wieder los. Nur ein kurzes Gespräch mit den Nachbarn und dann direkt mit der Kamera ans Meer. Das Licht ist gut, die Wellen knallen wuchtig gegen die Felsen, es ist gerade Flut. Diese Chance muss man nutzen. Mit zielstrebigem Geschick findet meine Frau den besten Ort für die spät abendliche Fotosession, während ich mich um das Abendessen kümmere.
Der Leuchtturm thront hoch über den Klippen im Abendlicht
Zwischen dem Praia da Concha und dem Leuchtturm hat das Meer in den letzten zig tausend Jahren bizarre Klippenformationen mit unermüdlicher Wellenkraft aus den Küstenfelsen herausgehauen. Um den Leuchtturm und die Klippen mit den aufspritzenden Wellen ins rechte Licht zu rücken, bedarf es allerdings etwas Kletterei hinaus auf die ins Meer hinausragenden scharfen Klippen. Gegen Abend ist die Luft so salzig, dass wir die Kameras kaum noch bedienen können.
Holzstege sind komfortabel und schützen die Vegetation
Zeitweise war es mal weniger sonnig
Die Brandung knallt bis zum Sonnenuntergang weiter, der Himmel färbt sich zart rosa. Wir sind glücklich. Hier finden wir Fotomotive ohne Ende.
Vor den Felsen heben sich die Wellen nach ohen um sich dann von dort aus auseinanderzufächern. Gabi sieht diese traumhafte Wellenformation im Licht der untergehenden Sonne und versucht es die nächsten Tage mit der Kamera einzufangen. Doch entweder die Wellen knallen nicht mehr in dieser speziellen Bewegung oder aber das Licht passt nicht. Wir stehen stundenlang hoch oben auf den Klippen und analysieren die Wellenbewegungen. Das ist auch eine nette Art zur Ruhe zu kommen. Beobachten, was ist! Anstatt auf was Besonderes zu hoffen.
Der Leuchtturm stellt sich zu jeder Tageszeit anders dar, wir erkunden bei strahlendem Sommerwetter das Städtchen Sao Pedro de Moel und den dahinter liegenden Strand. Es erstaunt uns, wie wenig hier touristisch los ist. Aber Anfang Juni ist hier noch tiefste Vorsaison.
Besichtigung des Leuchtturms Penedo da Saudade klappt leider nicht
Wir wollen den Leuchtturm gern besuchen, Mittwochs soll er geöffnet sein. Wir lauern und lungern am Eingang herum, doch es tut sich nichts. Übrigens haben portugiesische Leuchttürme immer eine grüne und eine rote Lampe am Eingang stehen.
Bei unseren Wanderungen zum Leuchtturm und zurück, fällt uns ein schwer umzäuntes Gelände auf, das wir bei Ankunft für eine Recyclinganlage oder ein Militärgelände gehalten haben. Tatsächlich ist es der lokale Campingplatz. Solche „ausdrucksstarken“ Campingplätze haben wir vorher schon gesehen. Mir scheint es, dass viele der älteren Kasernen zu Freizeiteinrichtungen konvertiert wurden, die den alten „Charme“ aber nicht ganz leugnen können.
Farol Penedo da Saudade im Abendlicht
Das Meer trifft auf die Klippen
Holzstege sind komfortaben und schützen die Vegetation
Faro Penedo da Saudade über den Klippen
Nordstrand von Sao Pedro de Moel
Klippenküste beim Leuchtturm
Farol Penedo da Saudade
Farol Penedo da Saudade
In Sao Pedro de Moel
Hoch schäumt die Gischt
Praia Velha
Die Wellen spritzen
Auf dem netten Meeresstellplatz bleiben wir gleich mehrere Tage. Meistens parken hier drei oder vier Wohnmobile an der Küste.
Fatima und der holprige Weg zum Gas Auffüllen
Leider können wir nicht länger bleiben, unser Gasvorrat geht bedenklich zur Neige. Zum Glück geben uns die netten Nachbarn eine aktuelle Adresse zum Füllen der Gasflaschen. Die noch im Internet herumgeisternde Information ist nicht mehr aktuell. .
Nach zwei Übernachtungen am Meer fahren wir wieder landeinwärts und beschließen nach kurzer Diskussion, einen Abstecher nach Fatima in unsere Route einzubauen.
Der Wallfahrtsort Fatima
Der Pilgerort Lourdes im südlichen Frankreich hat mich auch als nicht Katholikin beeindruckt. Die friedliche Energie tat mir gut. Meine Meditation in der Gesellschaft der andächtigen Gläubigen entspannte mich tiefer, als wenn ich allein in mich gehe. In Lourdes stand ich gemeinsam mit einer großen Gruppe Italiener vor der Grotte. Das gemeinschaftlich gemurmelte italienische Gebet berührt mich wahrscheinlich vor allem, weil ich kein Wort verstand.
Fatima ist nur wenige Kilometer von unserem jetzigen Standpunkt entfernt und etwas ruhiger, nein viel ruhiger, als das bekanntere französische Lourdes. Hier ist das Parken auch mit dem Wohnmobil überhaupt kein Problem, es gibt sogar wenige hundert Meter vor der Kapelle fünf oder sechs kostenlose Stellplätze.
Die alte Basilika von FAtima
Die neue Basilika von Fatima
Statue eines Hirtenkindes in der alten Basilika
Die neue Basilika in Fatima
Wissenswertes über den berühmtesten Wallfahrtsort Fátima in Portugal
Fátima ist der bedeutendste Wallfahrtsort in Portugal und einer der bekanntesten der römisch-katholischen Kirche.
Am 13. Mai 1917 sei drei Hirtenkindern auf einem Feld die Jungfrau Maria erschienen. Sie befahl den Kindern, sich an jedem 13. eines Monats hier wieder zu treffen.
Am 13. Juli 1917 seien den Kindern die drei Geheimnisse von Fatima überliefert worden.
Am 13. Oktober 1017, die Botschaft von der Erscheinung wurde inzwischen weiterverbreitet, kamen Zehntausende, um ein angekündigtes Wunder zu erleben.
Bei diesem „Sonnenwunder“ wurde die Sonne zu einer silbernen Scheibe, die sich wie ein Feuerrad drehte, was mit bloßem Auge zu beobachten war.
1953 wurde in Fatima zu Gedenken der Marienerscheinung eine Basilika erbaut. Die hielt dem Pilgeransturm nicht Stand, so dass 2009 eine neue Basilika eingeweiht wurde. Die neue Basilika fasst 9000 Gläubige und ist die viertgrößte katholische Kirche der Welt. Zwischen der alten und der neuen Basilika liegt der größte Kirchenvorplatz der Welt.
Fátima ist entspannter als Lourdes in Frankreich
In der Kirche gibt es trotz all der Beschaulichkeit ein Kommen und Gehen. Hier komme ich nicht zu Ruhe. Draußen auf dem weitläufigen Kirchenvorplatz hingegen fühle ich mich direkt geborgen und ruhig. In einer kleinen Kirche mit Glasfront findet ein Gottesdienst statt, sakrale Musik verbreitet sich von dort aus von Lautsprechern übertragen über den ganzen weiten Platz. Allein die Musik tut mir in diesem Moment unglaublich gut. Ein paar wenige, sehr gläubige Pilger rutschen auf Knien ins Gebet vertieft über den Platz. Das sind aufgrund der Größe des Platzes sicher einige Kilometer. Die meisten umrunden ihn auf den Füßen. In einer Art Touristenbüro werden kostenlos Infomaterial und Gebetsbildchen verteilt.
Nur die Kerzen, die man gegen ein kleines Entgelt anzünden kann, irritieren mit etwas. Die stehen in einer Art großem, heißen Ofen und schmelzen dahin bevor sie abbrennen können. Ich verbrenne mir fast die Hände, als ich die Kerze in die dafür vorgesehene Vorrichtung stellen möchte. Ansonsten herrscht in Fatima nicht der Kommerz, wie in Lourdes. Ich bin auf dem Weg zum Platz an keinem Souvenirshop vorbeigekommen.
Ein Besuch in Fatima kann ich empfehlen. Wie gesagt, ich bin nicht katholisch, genieße aber die Energie an solchen Orten. In der Regel finde ich meine »Kirche« in der Natur.
Über Feldwege zur Gastankstelle
Zum Auffüllen unserer Gasflaschen suchen wir eine Tankstelle in Tentúgal an der N 111, westlich von Coimbra. Dieses Mal baut unser sonst braver Navi ziemlichen Mist. Vielleicht hat der die konzentrierte Frömmigkeit in Fatima nicht gut vertragen. Er lotst uns weg von den Schnellstraßen auf immer enger werdende Landstraßen und schließlich fahren wir inmitten von Reisfeldern auf schmalen, löchrigen Feldwegen im Kriechtempo und hoffen, irgendwann wieder ordentliche Straßen unter die Räder zu bekommen. Nun, die für unsere Augen außergewöhnlichen Reisefelder mit den Störchen hätten wir ohne den unfreiwilligen Umweg wohl verpasst. Danke, lieber Navi.
Inmitten von Reisfeldern bei Coimbra
Auf Feldwegen kommen wir nur langsam voran
Nach endlosem Herumgekurve, unsere Nerven und unser Mobil sind schon kräftig durchgerüttelt, haben wir wieder Asphalt unter den Rädern und nähern uns Tentúgal. Die eingegebenen Koordinaten haben uns zwar zum Ort geführt, aber es dauert noch eine halbe Stunde, bis wir endlich leicht genervt die besagte Tankstelle finden.
Nach etwas Hände- und Füße Konversation mit dem grießgrämig dreinschauenden, wortkargen Tankwart füllt der unsere Flaschen. Das nächste Ziel liegt etwa 160 Kilometer entfernt.
Barra ist der höchste Leuchtturm Portugals
Der Leuchtturm von Barra hinter den Dünen
Wir nutzen diesmal die Maut-Autobahnen, um Zeit zu sparen, es ist trotzdem schon später Nachmittag, als wir endlich in Barra eintreffen und an der Av. Infante Dom Henrique am Südufer des Ria de Aveiro unser Womo für die Nacht parken.
Barra und speziell unser Stellplatz haben auch diesen dezenten, hier eher nicht so dezenten Hauch der Vernachlässigung, den viele Orte in Portugal aufweisen, wo kaum ausländische Touristen aufkreuzen. Das wirkt anfangs etwas verstörend, aber wir gewöhnen uns schnell an diese Stimmung.
Der Leuchtturm von Barra von der Stadt aus
Der rosa-weiß gestreifte Farol da Barra am Nordende der Stadt ist kaum zu übersehen. Der höchste Leuchtturm Portugals mit 62 Metern und 283 Stufen, ragt weit über die Dächer Barras hinaus.
Im Licht der tiefstehenden Sonne sondieren wir ausgiebig Strand, Dünen, Flussufer und natürlich den Leuchtturm, bis es dunkel ist. Wir laufen auf der Mole hinaus zum Hafenleuchtturm. Nie zuvor sind uns soviele Jogger begegnet. Überhaupt schein Joggen in ganz Portugal unglaublich beliebt zu sein.
Foto Galerie Barra, Portugal
Bootsanleger in Barra
Modernistisches WC in Barra
Palmen und Leuchtturm in Barra
Das kleine Leuchtfeuer auf der Mole
Strukturen im Sand
Gabis braungebrannte Füße
Schattenspiel in den Dünen
Der Leuchtturm mit Mond
Schattenspiele
Barra
Villa in Barra
Sandmuster
Ansicht von Süden
Gabi in Action
Freundliche Wellenbrecher am Ende der Mole
Der Mond hinter der Turmspitze
Keine Besichtigung des Leuchtturms Barra
Kurz nach der obligatorischen morgendlichen Fototour, Gabi ist schon sehr früh allein unterwegs, versuchen wir vergeblich einen Besichtigungstermin im Leuchtturm zu ergattern. Wir sehen eine Gruppe Menschen im Inneren, aber die Tür bleibt verschlossen und auf den Aushängen an der Tür können wir außer der Öffnungszeit, die gerade jetzt sein sollte, nichts finden.
Barra hat uns insgesamt sehr gefallen. Die Region ist voller Fotomotive, es ist ruhig und beschaulich.
Wir fahren nach nur einem Tag in Barra weiter Richtung Porto. Seit sieben Wochen sind wir jetzt schon unterwegs, selten mal drei Tage an einem Ort und früh morgens und spät abends und auch zwischendrin ständig am »arbeiten«, da zeigen sich schon Anzeichen von Erschöpfung.
https://www.5reicherts.com/wp-content/uploads/2017/10/portugal-6660.jpg573860Gunterhttps://www.5reicherts.com/wp-content/uploads/2021/03/Leuchtturm-o.pngGunter2017-11-01 11:21:172022-10-10 07:34:44Von der Pilgerstätte Fatima zum höchsten Leuchtturm Portugals, Barra
Außerhalb der Komfortzone, innerhalb der Stadtmauer von Obidos
Unter der strahlenden Morgensonne brechen wir von der Peniche-Halbinsel auf und lenken unser Wohnmobil Richtung Norden nach Nazaré. Auf der A8 erreichen wir schnell die Abfahrt nach Óbidos, einem mittelalterlichen Kleinod, welches von diversen Reiseführern als unbedingt sehenswert eingestuft wird.
Die Burg – Castelo de Obidos
Nach unseren stressigen Erfahrungen mit der Stadtbesichtigung in Sintra sind wir uns unsicher, ob wir uns das nochmal antun sollen. Aber das Städtchen ist relativ klein, und am Ortsrand finden wir problemlos den großzügig bemessenen, tagsüber kostenlosen Wohnmobil-Stellplatz. Wenn das nur öfters mal so perfekt passen würde.
Ich tue mich öfters schwer damit, portugiesische Ortsnahmen einzuprägen, vor allem, weil wir ja andauernd uns neue Orte besuchen. Óbidos definiere ich einfach als »Veraltetes Baumarkt-Betriebssystem« und habe danach keine Probleme mehr, mich an den Ortsnamen zu erinnern.
Unser Wohnmobil auf dem Stellplatz in Óbidos
Mit dem Aquädukt wurde Óbidos früher mit Wasser versorgt
Ein echter Flohmarkt
Im Schatten des 1570 erbauten Äquadukts nähern wir uns Óbidos. Am Zufahrtsweg warten Pferdekutschen auf lauffaule Besucher.
Bevor wir aber den Ort durch die mittelalterliche Pforte betreten, weckt der sonntägliche Flohmarkt unsere Neugier. Es werden so gut wie keine Neuwaren angeboten, ich habe den Eindruck, dass hier die Inhalte aller Keller, Dachböden und Scheunen der Umgebung herangekarrt wurden. Zwischen rostbefallenem Werkzeug, Fotoknipsen aus den Sechzigern und Siebzigern, Schallplatten, Spielzeug, Unmengen von Geschirr und gebrauchter Kleidung würden Sammler bestimmt das ein oder andere interessante Stück finden. Die portugiesischen Anbieter handeln aber schlimmer als ein Scherenschleifer.
Wir sind leicht als Touristen erkennbar, vor allem, weil wir auf englisch handeln und somit willkommenes Ziel für überzogene Preise sind. Wir nehmen zwei Weingläser aus Kristallglas mit, müssen dafür mit Händen und Füßen kräftig handeln, um nicht über den Tisch gezogen zu werden.
Wehrgang auf der Stadtmauer
Blick von der Stadtmauer
EIn portugiesischer Kaffee im Schokowaffel-Becher, sehr umweltfreundlich
Auf der Mauer…
Nach diesem durchaus erfrischenden Intermezzo steuern wir auf das mächtige Portal zu, dem Haupteingang der vollständig von einer 500 Jahre alten Stadtmauer umgebenen Stadt.
Als wir aus dem Schatten des Portals wieder in den strahlenden Sonnenschein treten, begrüßt uns ein Heer von roten Ziegeldächern, weißen Häusern und blumengeschmückten Straßen. An der Seite führen Rampen und schwindelerregend steile Treppen hoch zum Wehrturm und auf die begehbare Stadtmauer. Der Rundgang auf der Mauer ist frei, aber Gabi fühlt sich sichtlich unwohl auf der völlig ungesicherten Klettertour. Das Hauptproblem ist an diesem Tag der böig, stürmische Wind. Im Prinzip werden wir uns in den nächsten zwei, drei Stunden außerhalb unserer Komfortzonse bewegen. Sehr erfrischend ist das immerhin. Die Mühe der recht langen Wanderung auf der Stadtmauer lohnt sich. Von oben wirkt Óbidos wie ein Schmuckstück in einer Schatulle. Umgeben von einer hügeligen Landschaft, ist in der Ferne ein Schloss zu sehen, und über uns schweben weiße Wolkenbäusche im kräftigen Himmelsblau.
Wir gehen vorsichtig weiter auf dem Wehrgang der Stadtmauer, der komplett um den Ort herumführt. Der Weg ist ganz schön holprig und auf der Außenseite durch die Wehrmauer begrenzt. Nach innen gibt es kein Geländer nur etliche Meter tiefer liegenden Grund und Häuserdächer. Lustig wird es immer, wenn uns Leute auf dem schmalen Mauergrat entgegenkommen. Einer muss dann auf die Innenseite ausweichen, wo eine kurze Unachtsamkeit oder ein unbedachter Schubser ausreichen würde, sich alle Knochen zu brechen. Wer hat wohl weniger Angst und weicht aus? Meist waren es nicht die anderen.
Steile Treppen ohne Geländer verlangen Überwindung
Das Spiel von Licht und Schatten über den Dächern und den ziehenden Wolken lässt Òbidos in sich dauernd verändernder Schönheit erstrahlen. Wir sind so intensiv am Fotografieren, dass die Enge des Wehrgangs mit der Zeit in Vergessenheit gerät.
An der 800 Jahre alten Burg am entgegengesetzten Ortsrand steigen wir von der Stadtmauer herunter und begeben uns in die schmalen, gepflasterten Gassen. Da es Sonntag ist, wimmelt es nur so von Besuchern. Trotzdem ist die Atmosphäre entspannter als in Sintra. Òbidos hat viel getan, seinen mittelalterlichen Flair zu konservieren und alles wirkt harmonisch und authentisch.
Auf den Wehrzinnen des Stadtportals
Blick über Óbidos zur Burg
Die Dächer von Óbidos von der Stadtmauer aus gesehen
Der Stadtbummel durch die sauberen, blumengeschmückten Gassen, vorbei an liebevoll geschmückten Geschäften und Häusern hat etwas entspanntes. So als würden wir durch ein lebendiges Museum wandeln.
Nach ein paar Stunden der Lauferei melden sich Durst und Hunger, die wir in einem Restaurant erfolgreich mit Pizza und Bier bekämpfen. Auf dem Rückweg kommen wir wieder an den Pferdekutschern vorbei, die jetzt gemütlich miteinander Plaudern. Der Haupttouristenstrom ist jetzt vorbei und wir brechen zu unserem nächsten Ziel auf.
Irgendwo blüht und grünt es immer in den Gassen
Typische weiß-gelb-blaue Häuserbemalung
Blumengeschmückte Stadtterrasse
Steile Gasse in Óbidos
EIn kühles Blondes zur Erfrischung
Nazaré – wo es die höchsten surfbaren Wellen gibt
Nazaré steht vor allem wegen der mächtigen Surf- Wellen auf unserem Reiseplan. Wellen sind nun mal fotografisch unser Thema. Und Surfspots eigen sich auch für unseren »Sport« optimal. Nördlich der Stadt Nazaré bilden sich vor allem durch einen auf die Küste zulaufenden 230 Kilometer langen und bis 5000 Meter tiefen Canyon unglaublich große Wellen. Das Wetter muss natürlich auch noch passen. Im Jahr 2011 gelang es dem Amerikaner Garrett McNamara die bis dahin größte Welle zu surfen. Stolze 23 Meter hoch hob sich die Rekordwelle aus dem Meer. Wir ahnen schon, dass die Bedingungen an diesem Frühsommernachmittag nicht für gigantische Wellen passen. Da muss man schon im Winter nach Portugal reisen.
Fort São Miguel Acanjo vom Praia do Norte
Farol de Nazaré im Fort São Miguel Acanjo
Wir tun uns schwer, uns mit unserem Mobil durch die engen und steilen Gassen zu zwängen. Oben auf der Höhe angekommen halten uns Wohnmobilparkverbotsschilder davon ab, in der Nähe der Stadt zu parken. Irgendwo hier muss doch ein Stellplatz sein. Wir parken am Straßenrand hinter der Stadt und wollen gerade zurück nach Nazaré laufen. Da kommt uns ein hilfsbereiter deutscher Radfahrer entgegen, mit einem wertvollen Tipp. Weiter unten am Strand könne man gut parken und nicht weit davon entfernt auch die großen Wellen sehen.
Wunderbar, dann nichts wie hin. Viel Platz zum Parken gibt es an diesem weltberühmten Strand nicht, aber wir quetschen unser Wohnmobil in eine Parklücke und wandern los. Das Meer strahlt uns hier nicht blau, sondern mehr braun entgegen. Wellen gibt es ebenfalls, nur keine wirklich hohen, obwohl der Wind immer noch kräftig bläst. Trotzdem spüren wir die Gewalt von hunderten Tonnen Wasser, die mit gnadenloser Wucht auf den Strand knallen. Das hat gar nichts Verspieltes an sich. Ich stelle mir vor, wie es hier bei Sturm aussehen muss, und mein Respekt vor dem Mut der Surfer wächst noch ein gutes Stück.
„Ruhiges Meer“ in Nazaré
Springende Welle vor Nazare – man kann erkennen, dass mit diesen Wellen nicht zu spaßen ist, oder?
Hier sind auch die kleineren Wellen schon mächtig
Wir laufen mit den Teleobjektiven bewaffnet, drei Kilometer in die eine Richtung und dann wieder zurück. Im weichen Sand werden uns die Beine gewaltig müde.
Der Tag ist für uns damit noch nicht zu Ende. Wir fahren am Spätnachmittag weiter, auf der Suche nach dem nächsten Stellplatz. Ursprünglich wollten wir ein paar Tage in Nazaré bleiben. Doch ohne Stellplatz, der Strandparkplatz war nicht fürs Übernachten gedacht, die Campingplätze zu weit von der Stadt weg, fahren wir lieber noch ein Stück weiter. Wir haben aber diese Etappe noch nicht konkret geplant, nur an der Küste entlang Richtung Norden. So nehmen wir einfach den nächsten Stellplatz in unserer Liste.
Die Landstraße führt uns nach Sao Pedro de Moel. Da meldet sich unsere Navigateuse und schlägt vor, wir sollen in die Avenue do Farol einbiegen. Farol?! Wie cool – mit einem Leuchtturm hatten wir an diesem Abend gar nicht mehr gerechnet. Erleichtert schauen wir uns grinsend an. Das mehr zufällige Herumgegurke hat uns direkt zu dem wunderschönen Leuchtturm geführt. Und wie genial, hier knallen die Wellen donnernd an die Küstenklippen und schlagen sogar Schaum. Dazu bekommen wir an diesem Abend noch super nette Wohnmobilnachbarn und dieser Tag findet seinen perfekten Abschluss.
Ich laufe natürlich direkt mit der Kamera los, auch wenn die Füße schwer sind und mein heutiges Laufpensum weit überschritten ist. Man weiß ja nie, ob das Licht und die Brandung anhält. Aber darüber mehr im nächsten Blogbeitrag.
Farol Penedo da Saudade
Nur Erwartungen können enttäuscht werden
Dieser Tag hat uns wieder einmal gezeigt, dass die eher zufällig gefundenen Locations oft die besten sind. Óbidos und der Farol Penedo da Saudade standen nämlich nicht auf unserer Wunschreiseliste. Nazaré dagegen hat auf uns den Eindruck gemacht, als würde die Stadt gerne auf Wohnmobilisten verzichten. Schade eigentlich, aber wir hatten auch keine Lust, ewig auf der Suche nach einem Übernachtungsplatz herumzufahren und in einer engen Gasse steckenzubleiben. So, wie der Tag letztendlich gelaufen ist, war es genial. Und es zeigte sich wieder, dass letztlich nur Erwartungen enttäuscht werden können.
https://www.5reicherts.com/wp-content/uploads/2017/10/obidos-9850.jpg573860Gabihttps://www.5reicherts.com/wp-content/uploads/2021/03/Leuchtturm-o.pngGabi2017-10-05 13:48:012022-10-10 07:35:50Obidos, Portugal – Innerhalb der Stadtmauer, außerhalb der Komfortzone
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