Praktische Tipps für kostengünstige Kleidung für Fotoreisen zu den Nordlichtern in der Polarregion. Warten auf das Nordlicht in langen, kalten Nächten. Mit einer Packliste zum Download als pdf
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Laut unserer Umfrage über das Polarlicht, träumen sehr viele von unseren Lesern davon, selbst Nordlichter zu sehen und auch zu fotografieren. Deswegen möchten wir in diesem Tutorial einmal all unsere Erfahrungen, die wir mit der „Nordlichtjagd“ haben, aufschreiben. Wir möchten euch die Angst vor einer Reise in den winterlichen, arktischen Norden nehmen und euch Mut machen, es selbst zu wagen.
Es ist natürlich schwieriger, in Kälte und Dunkelheit zu fotografieren. Doch es ist machbar. Nach dem Lesen unseres Tutorials seid ihr bereit für die Nordlichter, oder auch die Winterstürme – je nachdem, was euch die Natur vor die Linse liefern wird!
Genieße die Winterlandschaft, ein Polarlicht ist das EXTRA
Hier also gleich der erste und vielleicht wichtigste Tipp: Genieße die Natur, egal, was sie Dir anbietet!
Ja, freu dich auf die Polarlichter, aber sei nicht enttäuscht, wenn sie nicht auftauchen. Das lässt sich halt nicht planen. Die Natur bietet auch so eine unglaubliche Schönheit. Nord Norwegen, Schweden oder auch Finnland verzaubern Reisende bei jedem Wetter. Der Mensch ist dort, mehr noch als in Mitteleuropa, den Naturgewalten ausgesetzt. Das zu spüren kann berauschend sein! Es kann vielleicht sogar ein wenig Angst machen, bei mir überwiegt jedesmal das gute Gefühl von Ehrfurcht. Nur in der Natur fühle ich mich nicht fremd, sondern als Teil vom Ganzen! Lass alles auf dich zukommen, sei aufmerksam in jeder Situation. Einzig deine Erwartung kann enttäuscht werden!
So schön ist der Winter im Norwegen – Foto Galerie
Reiseblogger die das Polarlicht suchten, es aber nicht fanden
Hier sind gleich drei Reiseblogger, die auf Nordlichtjagd waren, es aber verpassten. Das kann passieren, ist aber nicht so dramatisch, weil man die Landschaft auch einfach ohne Nordlicht genießen kann!
- Bruder Leichtfuß versuchte fast alles
- Island im Winter von Heimatherz
- Claudi um die Welt war mit der Hurtigrute unterwegs
So genug von meinen Weisheiten, jetzt wird es praktisch.
Unterwegs auf Eis und Schnee – Autofahren in Nordnorwegen
Wenn es in Deutschland schneit oder die Straßen vereisen, bricht Chaos aus. Solche Straßenverhältnisse machen uns Angst. Im Norden Norwegens oder Schwedens gehören spiegelglatte Strassen zum langen Winter als Selbstverständlichkeit dazu. Die Verkehrsdichte ist wesentlich geringer und ab Oktober klackern die Spikesreifen über die Straßen. Die Leute wissen mit dem Wetter umzugehen. Und mit Spikes ist das Fahren wesentlich einfacher und sicherer als man meinen möchte – selbst auf 5 cm dickem Eis mit Wasser oben drauf.
Ich machte mir vor meiner ersten Winterreise zu den Vesterålen und Lofoten auch viele Gedanken, ob ich mit dem Autofahren in diesen Wetterbedingungen klar kommen würde.
Das macht richtig Spaß auf Schnee zu fahren!
Und ganz ehrlich: es machte mir sehr, sehr großen Spaß mit dem gemieteten Allradfahrzeug auf der festgefahrenen Schneedecke zu fahren. Der Schnee knirschte, war griffig, die Landschaft sah atemberaubend schön aus. Ich war in einer „anderen Welt.“ Im Schneesturm sieht es dann wieder anders aus – man sieht nämlich buchstäblich nichts mehr. Ab Windschutzscheibe ist Schluss.
Tipps zum Autofahren im hohen Norden
- Plane immer Zeit zum Freischaufeln des Autos und Freikratzen der Windschutzscheibe ein
- Die „klassischen“ Türschlösser frieren gerne mal ein. Hier kann ein Wärmepad oder Schlossenteiser helfen – immer in der Tasche haben, Nie im Auto!
- Ein Navi ist hilfreich, weil oftmals die Schilder zugeschneit und daher nicht lesbar sind
- Kommt ein Schneegestöber in der Dämmerung auf, wartet, bis es dunkel wird. Dann sieht man die Strasse tatsächlich wieder besser!
- Füll Benzin auf, auch wenn der Tank noch halbvoll ist! Das gilt vor allem für die langen Fahrten in der einsamen Natur. (Zum Beispiel in schwedisch Lappland)
- Manchmal dauert die Fahrt länger als gedacht! Nimm dir nicht zu lange Strecken vor!
- Halte immer die Wettervorhersage im Blick. Das Wetter wechselt am Meer sehr schnell. Wenn Schnee liegt und Wind aufkommt gibt es direkt auch Schneeverwehungen.
Packliste Wintertour mit dem Auto – Was ich unbedingt dabei habe?
Auf den Lofoten und Vesteralen wird es wegen des Einflusses des Golfstroms nicht so kalt wie auf dem Festland, höchstens -15 bis -20°C, während die Temperaturen im Landesinneren bis unter-40°C absinken können.
Im Jahr 2011 fuhren wir mit unserem eigenen VW T4 Synchro auf die Lofoten, wo wir acht Wochen lang lebten und fotografierten. Die Anfahrt durch Schweden war ein Abenteuer für sich. Für die langen Strecken im extrem kalten schwedisch Lappland hatten wir folgende Dinge immer im Auto:
- Mobiltelefon mit frisch geladenen Batterien.
- kältetaugliche Schuhe und Oberbekleidung.
- warme Decken oder Schlafsack.
- heiße Getränke in einer Thermoskanne.
- Schokolade oder Energieriegel.
- Sonnenbrille, braucht man unbedingt, speziell wenn man aus Tunneln heraus in die gleißende Schneelandschaft fährt.
- Schneeschaufel, falls man in einer Schneewehe feststeckt. Kann man sich im Supermarkt kaufen.
- zusätzlicher frostsicherer Scheibenreiniger
Packtipp, Extras für die Sicherheit
- Das Auto hat Spikesreifen und kommt auf Eis wunderbar voran. Schuhkrallen für die Winterstiefel sind in Norwegen nicht überall erhältlich und wenn, dann ziemlich teuer. Kaufe die besser in Deutschland!
- Eine dieser Warnwesten fürs Auto hatte ich schließlich immer an, weil wir auch öfters vom Straßenrand aus fotografierten.
Auf welche Straßenbedingungen muss ich mich einstellen?
Die Bandbreite ist sehr groß. Sie reicht von trockenen, schneefreien Straßen (eher selten) bis hin zu komplett verschneiten, oder total vereisten und mit Wasser bedeckten Fahrbahnen. Dazu kommen schlechte Sichtverhältnisse durch Schneestürme, oder extreme Dunkelheit bei Regenwetter, wenn kein Schnee liegt.
- Der Normalzustand ist Eis und festgefahrener Schnee, was mit Spikesreifen kein Problem darstellt.
- Vorsicht ist beim Aussteigen aus dem Auto geboten: schneller als man denkt, rutscht man aus und sitzt auf dem Hosenboden.
- Einige Straßen sind im Winter gar nicht passierbar, bei anderen muss man auf den Schneepflug warten, wenn es mal wieder heftig geschneit hat. (ist uns noch nicht passiert!)
- Die Brücken zwischen den einzelnen Inseln sind zwar recht steil, die eigentliche Gefahr sind aber unberechenbare Windböen. Bei zu starkem Sturm gibt es Warungen auf den Anzeigetafeln vor den Brücken.
- Bei guten Wetter- und Straßenbedingungen dürfte die Durchschnittsgeschwindigkeit bei 60-70 km/h liegen. Bei dichtem Schneegestöber werden die Straßen zunehmend schwerer erkennbar, das Fortkommen ist unter Umständen nur mit Schrittgeschwindigkeit oder gar nicht mehr möglich.
- Im Winter sind Parkbuchten und -plätze oft tief verschneit oder mit Schneeabraum bedeckt, so dass kein Parken möglich ist.
- Die nutzbare Straßenbreite kann durch den geräumten Schnee reduziert sein. Bei entgegenkommendem Schwerlastverkehr auf den Hauptverbindungsstraßen ist das besonders unangenehm. Die Lkw-Fahrer rasen oft und nehmen wenig Rücksicht. (schau mal zum Beispiel hier in den norwegischen Nachrichten!)
- Extreme Dunkelheit bei Regen – da macht sogar das Fernlicht nichts mehr! Das kennen wir ja von zuhause, die Autolichter werden förmlich geschluckt.
Praktische Links für die Straßenverhältnisse
- yr.no – Wettervorhersage in Norwegen
- aktuelle Strassenlage in Schweden
Literaturtipps für Norwegen
- Gebrauchsanweisung für Norwegen, Ebba Drohlshagen – zwar nicht speziell zum Thema Nordlicht aber sehr unterhaltsam
- Wer die Kälte liebt: Skandinavien für Anfänger, Tilmann Bünz
Schneereichert Winter auf den Lofoten
Wir hatten einen sehr schneereichen Winter erwischt. Der machte das Fotografieren und vor allem das Vorankommen in der Natur komplizierter. Richtige Schneeschuhe wären jetzt ideal gewesen, aber es ging auch ohne. Hier ein paar Impressionen von den Schneemassen.
Welche Erfahrungen hast du mit dem Wetter im Norden? Hast Du noch Fragen? Nur her damit!
Es geht auch ohne Spikes, Anmerkung von Lutz
Aus eigenen Erfahrungen möchte ich noch anfügen, dass die “normale” Fahrerei meistens ganz gut geht, problematisch ist vor allem das Bremsen. Wir waren jetzt mehrmals ohne Spikes, aber mit hervorragenden Winterreifen in Skandinavien. Auf geraden Strecken und bergauf gab es nie Probleme. Bergab wird es schon komplizierter, da sollte man frühzeitig die Geschwindigkeit drosseln und vor allem IMMER genügend Platz zum bremsen einplanen. Sicherheitsabstand ist überhaupt das A+O beim Fahren und natürlich sind die Fliehkräfte in den Kurven nicht zu unterschätzen.
Spikesräder kann man bei vielen Händlern in Norwegen und Schweden mieten.
In Norwegen geht man zum “Piggdekk Service”.
Weitere Infos im umfangreichen Ebook im Buchladen.
Zum nächsten Teil unseres großen Polarlicht fotografieren Kurses
Wir widmeten den ganzen Tag unserer Insel Bressay. Warum immer so viel fahren? Auf der kleinen Insel ist es abwechslungsreich und traumhaft schön.
Eine Robbe schwimmt im alten Hafen
Frierend auf den Felsen stehend begrüßte ich früh morgens allein die Robbe im alten Hafen. Jetzt war mir auch klar, warum die sich so viel Fett angefuttert hat. Ich wollte mich gerade nicht im Wasser tummeln, der Robbe machte es anscheinend Freude. Gegen 9:00 liefen wir im Sonnenschein alle zusammen den Berg hinauf zum Vogelfelsen und dann weiter, wieder hinunter entlang der Küste. Ein Wanderpfad führt bis zum Hafen nach Noss, vier Stunden soll man dafür einplanen. Leider haben wir keine Möglichkeit, von Noss wieder zum Leuchtturm zu kommen, also war es nicht sinnvoll, die ganze Strecke zu wandern. Wir wurden alsbald von einem üblen Schafgatter aufgehalten, das Problem war gelöst. Es war so fest verknotet und verschlossen, dass wir das als Hinweis deuteten, dieses Schafsweide unbetreten zu lassen. Am Zaun entlang kamen wir nur bis zum nächsten Gatter und was lag da denn am Boden? Ein Exschaf! Fell und saubere Knochen.
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Schafskelett
Praktischer Biologieunterricht und ganz spontan! Wir verglichen die Wirbel mit denen, die wir vor einigen Tagen auf Great Bernera gefunden hatten. Wesentlich kleiner waren sie. Ob das doch keine Robbe war, die wir damals eingepackt hatten? (davon hatte ich noch gar nicht berichtet, was? Hole ich dann nach!)
Vor allem der Schädel war interessant. Wir bauten das obere Schädelteil und die Unterkiefer zusammen, drapierten es auf der Mauer und fotografierten das grinsende, ehemalige Schaf. Dann steckten wir die drei Teile in den Fotorucksack! Das Schaf reist mit nach Deutschland!
Carpe Diem
Windig müde breiteten wir das Mittagessen. Ich hibbelte schon wieder rum, raus will ich! Manchmal komme ich mir vor wie so ein kleiner, verspielter, neugieriger Hund, der immer um die Familie kreist. Ich laufe dahin und zurück und dann in die andere Richtung und zurück. Ich verbringe jede Minute des Tages mit Tageslicht draußen am Meer! Schaue über die Wellen, beobachte die Vögel und Robben und fotografiere.
Wir zogen schließlich mit dem Wagen los um die Insel genauer zu erkunden. Es scheint wilde Shetland Ponies zu geben, wir suchten, hielten Ausschau, fanden sie nicht. Einige vielversprechende Straßen endeten auf den Schrottplätzen der Farmen. Parken konnten wir an einigen Stellen, die wir gern angesehen hätten, nicht.
Beim Bootsanleger zur Insel Noss soll es öfters Wale und Delfine zu sehen geben. Wir parkten und Esra und ich liefen hinunter. Die anderen zogen es vor, mit dem Fernglas im windgeschützten Auto das Meer ab zu suchen. Mir gefiel die Gegend ausgesprochen gut. Das Meer war wild, die Küste abwechslungsreich, die Wellen knallten auf die Felsen. Es lag zwar viel Müll am Strand, viele potenzielle Flaschenpostflaschen, aber sie waren alle leer! Vor kurzem wurde vor Shetland von einem Fischerboot die älteste je gefundene Flaschenpost an Land gezogen. Ich muß nochmal nachlesen, wie alt sie war (schwierig mit dem langsamen Internet!) Vielleicht hat jemand Lust mal zu googln?
Wir trafen einen älteren Mann in der typischen gelben und orangen Fischermannsölkeidung. Winddicht und daher warm! Sollten wir auch jetzt drüber ziehen, denn der Wind kühlt mächtig aus.
Der ehemalige Seemann war ein echter Bressay Insulaner, hier aufgewachsen und zur Schule gegangen, dann zur See gefahren. Er war voller Geschichten von fernen Ländern, wir interessierten uns aber besonders für diese kleine Insel. Ja, das Leben wäre früher hart gewesen. Als fünfjähriger hätte er jeden Tag die zwei Meilen zur Schule laufen müssen. Im winterlichen Shetland Wetter eine Herausforderung für kleine Kinder. Wenn man bedenkt, dass es ihm über 60 Jahre später noch so im Gedächtnis hängt. Die weiterführende Schule in Lerwick war dann ein Internat, die Strecke mit der Fähre, die bis in die 70er Jahre wesentlich kleiner gewesen war, und der Fußweg wären zu viel gewesen. Wenn man bedenkt, wie einfach und schnell das heute geht. „Wenn man Monate lang auf See ist, kann man die Landschaft hier sehr bewußt genießen!“ meinte unser Gesprächspartner gerade. Vielleicht ist das der Grund, warum ich Inseln so mag! Die Freiheit, die Weite, die frische Luft,nach einer anstrengenden Fährfahrt mit all den Einschränkungen, vor allem bezüglich der Atemluft, man nimmt sie intensiver wahr!
„Wale habe ich hier nur ein einziges Mal in den 72 Jahren meines Lebens gesehen! Das wird überbewertet.“ Wir hielten trotzdem Ausschau, Glück gehört ja auch dazu.
Auf der Suche nach einem alten Friedhof landeten wir versehentlich auf einem seltsamen, gerümpeligen Bauernhof. Zahlreiche Hühner liefen umher, mitten in den herumliegenden Farmutensilien. Die Häuser sahen sehr trist aus. Würde ich hier wohnen, ich hätte Angst in der Nacht! Schließlich stolperten wir auch über den Friedhof, mit Blick auf das Meer und dicken Regenwolken.
Es zog sich zu, Regen fiel theatralisch herab, nee, fotogen vom Himmel! Wir betrachteten die Fähre aus der Ferne, Lerwick im Hintergrund – es sah klasse aus! Ich schlich noch etwas um den Leuchtturm herum, aber von Horizont zu Horizont war es tief blau, schwere Regenwolken verzierten den Himmel, die Wellen ruhten sich aus und es wurde schnell dunkel. Unsere Nachbarn, die wohl im Leuchturm wohnen um absolute Ruhe zu haben – sie reden kaum mit uns – parkten den Wagen. Ich lief sockig raus um zu fragen, ob unser Bus so gut stehen würde und sie genug Platz hätten. Da sah ich den Himmel! Himmel Hergott! Kann man hier nicht mal die Füße hochlegen! Ich drechte um, meinte schnell, ich muß wohl nochmal raus, schnappte die Kamera, das Stativ, vergass aber Handschuhe und Mütze und los, wieder den Berg hoch. Der Himmel schien rot, knallrot! Kitschig rot! Das muss ich doch aufnehmen, hätte ich wenigstens an die Handschuhe gedacht, aua! Na, das bläst ja eh nur der Wind durch! Ich hielt aus, Gunter stand unten im T-Shirt und fotografierte, er huschte aber bald wieder in die warme Stube!
Nachtaufnahmen machen oder nicht?
Die Chancen auf Nordlicht waren gut. Der Schweinehund in uns wollte einen Tee trinken, oder besser noch Whisky zum Aufwärmen. Ich schaffte es Gunter zu überreden, allein war es mir auf den steilen Klippen nicht wohl. Wir fotografierten nochmal eine ganze Weile, aber der Himmel blieb dunkel, es waren auch kaum Sterne am Himmel, ein feiner Nebelschleier lag über uns.
Unser ausführlicher Live Reisebericht Shetland zum Schmökern
Zum nächsten Blogbeitrag:
Fahrt nach Pennan
Jetzt hatten wir eine ca. 230 km lange Fahrt nach Pennan vor uns. Anfangs ging es sehr schnell, die Straßen waren frei, das Wetter trüb. Keine Fotostopps waren nötig. Nach Inverness ging die Fahrt sehr langsam voran, jetzt häuften sich die Kreisel, die Autos auf der Straße und es war dunkel. Je näher wir gen Pennan kamen, desto steiler und enger wurden die Straßen. Die Straßen waren matschig, es muss viel geregnet haben in der letzten Zeit. Vor der Abfahrt nach hinunter Pennan hatte ich etwas Angst, sie ist steil, wir sind sie schon gelaufen. Im Auto sitzend kam es uns noch steiler vor. Ich rate niemandem dieses Stück mit dem Wohnmobil zu fahren. Es standen zwar nur 14 % an, doch wir sind uns einig, es sind mehr. UND die Straße ist kurvig und eng. Wir schafften das, fanden schnell unser Cottage und den versteckten Schlüssel. Auf Inseln warten die Häuser einfach offen auf die Mieter, auf dem Festland ist alles verschlossen.
Ferienhäuschen in Pennan
Das Häuschen lag nur 20 m vom Meer entfernt, und hatte doch absolut keine Sicht auf das Meer! Erstaunlich. Pennan besteht nur aus zwei Häuserreihen, wir waren in der zweiten Reihe.
Wir hatten drei Zimmer, die übereinander lagen, also viele Treppen, die historisch eng und ungleich waren. Stolperfallen, wir nutzten immer die Handläufe zur Sicherheit. Kalt war es auch noch im Haus. Es dauerte sehr lange, bis es angenehm war. Glücklicherweise haben wir Bettflaschen dabei, ohne die wäre es sehr unangenehm gewesen.
Der Geruch von Pennan
Ich zog abends natürlich durch die Gasse! Es gibt ja nur eine! Dunkel lag das Meer vor mir, der angespülte Tang roch meerig, Gischt und Regen und der Duft nach Torffeuer lagen in der Luft. Hier hält sich der Geruch heißer Bremsen beständig, selbst im starken Wind des Meeres. Dauernd kommt Nachschub. Das Pennan Inn, ein Restaurant und Pub, hatte geöffnet. Mit Esra trank ich einen Whisky. Lecker. Es war so heiß im Pub, dass ich alles so nach und nach auszog, was noch vertretbar war. Als ich mich ohne negativ aufzufallen, keiner weiteren Kleidung entledigen konnte, der Schweiß immer noch meinen müden Körper hinunterrann, beschlossen wir zu gehen. Fast fiebrig erreichte ich das nur 100 m entfernte Cottage, jetzt war wieder frieren angesagt.
Die Telefonzelle aus dem Film Local Hero
Vor einigen Jahren hatten wir zusammen mit unseren schwedischen Freunden „Local Hero“ geschaut. Hier in diesem Ort wurde der sehenswerte Film gedreht. Vor allem ich hatte große Lust, diesen jetzt an historischer Stelle anzusehen. Da wir Fernsehtechnisch nicht versiert sind, tat ich mich schwer mit diesem neuen Gerät. Es war ein Flachbildschirm, einen DVD Player gab es nicht, aber es lagen DVD’s herum. Es müsste also funktionieren?! Nur wie?
Hinten am Bildschirm gab es einen Schlitz, dort musste die Filmscheibe hinein. Leider lief die gebrannte Version nur ohne Ton, wie schade! Wer von Euch kennt denn den Film?
Rockpools in Pennan
Früh morgens schien die Sonne! Kaum ein Lichtstrahl fand den Weg durch die kleinen Fenster. Der Blick hinaus zeigte uns nur die gegenüberliegende Hauswand. Die Scheiben waren völlig salzverkrustet, was das Bild stark verschwommen zeigte. Ich sprang raus, hinaus ans Meer, nur ein paar Schritte vor der Tür! Genial! Am Ende des Ortes gibt es zahlreiche, und ganz besonders schöne Gezeitenbecken. Rockpools – so heißt auch unser Cottage! Große, farbig perfekt gemischte Kiesel liegen in den Becken, zahlreiche Lebewesen tummeln sich dort. Für Unterwasseraufnahmen ist es viel zu kalt, ich kam nicht mal in Versuchung!
Schade, wir haben den Sturm knapp verpasst
Die Fotografie war schwierig, grelle Sonne hinter den Bergen, dunkel Felsen im Vordergrund, die Kamera schaffte diesen Kontrast kaum. Ich war allein, niemand kam aus den Häusern. Es leben nur etwa 10 Leute im Ort, die meisten der Häuser sind Ferienunterkünfte. Der Ort wirkte trotzdem nicht ausgestorben, hie und da parkte ein Auto, Rauch stieg aus den Schornsteinen. Hundebesitzer führten später ihre Vierbeiner aus. So kam ich auch wieder ins Gespräch mit einer Anwohnerin. Gerade gestern gab es richtig große Wellen hier. Dann spritzt das Wasser die Hafenmauer hoch bis zu den Häusern. Schade, dass Ihr das verpasst habt. Der Gezeitenkoeffizient ist gerade sehr hoch, d.h. das Wasser steht bei Flut höher als sonst. Dazu kam starker Wind aus Norden und schon knallen die Wellen! Das erklärt auch die verschwommene Sicht durch unsere Fenster, auch in der zweiten Reihe.
Küstenort Crowie
Wir zogen los, das Wetter war gut für einen Fotoausflug. Wir begannen mit Crowie, einem historischen Fischerort ähnlich wie Pennan. Crowie ist das besterhaltene Fischerdorf Europas. Der Ort ist mit dem Auto nicht erreichbar, auf der Höhe gibt es einen Parkplatz, den wir nutzten. Gunter und Esra mühten sich mit dem Internet Stick ab, es funktionierte nicht. In Pennan gibt es keinen Mobilfunk, also konnten wir das im Haus nicht testen. Ich lief mit Amy und Noah runter und fotografierte. Was für ein interessanter Ort. Die beiden Internetchecker kamen nach, sie waren nicht erfolgreich gewesen. Der USB Stick verweigerte den Internetzugriff. Nach den Wochen des problemlosen surfens auch ein Erlebnis. Man hat mehr Zeit, die Gegend zu erkunden!
In Buckie schauten wir nach Flaschenpost, dort hatte ich im Sommer eine gefunden. Doch heute gab es nichts, auch gut, es war fast kein Müll am Strand. Dafür stand ein Imbisswagen, fettige Pommesgerüche in den Wind absondernd. Verlockend, das Frühstück lag bereits eine Weile hinter uns, die frische, kalte Luft hatte wieder für Hunger gesorgt.
Vogelkolonie in Troup Head
Einige Naturfotografen hatten wegen der Papageitaucher und Basstölpel Troup Head empfohlen. Wir waren damals nicht sicher gewesen, wie wir mit Wohnmobil die steilen Straßen bewältigen würden. Mit dem VW T4 Synchro trauten wir uns alles. Auch die 20 % Steigungen macht der mit links! Wir landeten im Matsch, auf holprigen Feldwegen, fanden schließlich nach ein paar Sackgassen die auf Farmen endeten, auf eine Parkplatz, der einer riesigen Pfütze glich. Wir quatschten durch den Matsch los, liefen dahin, wo die Vögel am lautesten waren. Die Pfeile hatten in die andere Richtung gezeigt. Wären wir ihnen doch besser gefolgt. Ich weiss, dass die Puffins erst im Mai kommen würden. Jetzt vertreiben die ihre Zeit noch auf dem Meer. Plötzlich sah ich einen Basstölpel über das Meer gleiten! Ah, die sind doch schon da! Genial. Wir liefen zur Kolonie und tatsächlich gab es hier ein sehr geschäftiges Kommen und Gehen. Wir genossen im eiskalten Wind das Spektakel. Noch von der anstrengenden Wanderung durch unwegsames Gelände verschwitzt, blies der Wind unangenehm auf die feuchte Haut.
Wie genial muss das später im Frühling sein, wenn noch die anderen Seevögel da sind? Oben auf der Klippe sahen wir die Puffinhöhlen. Hier muss man sehr nah an die fotogenen Vögel herankommen können! Da muss ich unbedingt nochmal im Frühjahr und Sommer her!
Wir liesen den Abend mit dem Herunterladen der Fotos ausklingen. Ich schrieb keinen Bericht, war zu müde.
Am nächsten Tag regnete es nur, wir waren zwar unterwegs, im Supermarkt und in Fraserburgh, doch fotografieren konnten wir nicht, denn der ständige Nieselregen sammelte sich auf den Linsen der Kameras.
Ich war natürlich trotzdem ständig am Meer unterwegs, morgens und abends und zwischendrin. Wir waren doch neugierig auf mails und ich wollte den Bericht nicht ganz hängen lassen, so fragten wir im Pub, ob es da Internet gäbe. Gab’s! Esra chattete mit der Freundin, ich lud drei Berichte hoch.
Ja, und dann war bereits wieder Packen angesagt, weiter geht’s Richtung Shetland!
Zum nächsten Blogbeitrag
Ich werden schon Tage vor einem Abschied ganz wehmütig. Gerade habe ich mich erst an eine Region gewöhnt und kennen- und vor allem liebengelernt, schon planen wir die letzten Tage. Und dann wollen wir plötzlich nochmal an alle diese wunderschönen Strände, Klippen und und und. Da gibt es sogar noch einige Regionen, die wir gar nicht gesehen haben!
Diesmal fing dieses Phänomen früh an. Bereits eine Woche vor Anfahrt wurde ich traurig. Noch nie habe ich mich so wohl gefühlt wie auf der Isle of Lewis & Harris! Tja, da müssen wir also nochmal hier her kommen! Aber dann länger! Drei Wochen sind zu kurz!
Leider waren wir auch noch mit Buchungen und Reisevorbereitungen beschäftigt. Das kostet immer viel Zeit. Ich werde dann ganz hibbelig, weil ich doch raus will, ans Wasser oder in die Hügel, einfach nur raus! Meist bin ich deswegen schon vor unseren Ausflügen und auch danach noch unterwegs.
Wir wollten Uisoean noch etwas vorbeibringen, die Fähre buchen und einen Internetstick besorgen. So fuhren wir Richtung Stornoway und zu den Stränden bei Tolsta. Jetzt war das Wetter absolut fantastisch! Die Wolken zogen so vor sich hin, regneten oder schneiten hie und da ab um dann erleitert gleich weiter zu ziehen. Die Landschaft sah traumhaft aus, die Strände auch, denn da rollte eine blaue Welle nach der anderen an. Leider litt ich just an diesem ach so tollen Tag unter einer Migräne. Das quälte mich gleich doppelt. Das tolle Licht, der letzte Tag, ich wollte raus und es fiel mir so schwer.
Am Abend besuchten uns die beiden Annes, unsere Nachbarin und unsere Vermieterin. Die Nachbarin zeigte uns, wie sie mit dem Abfallprodukt des Harris Tweed Strickt und mit unserer Vermieterin erzählten wir über unserer Erfahrungen auf der Insel. Ich schlich ins Bett, verschob das Packen auf den nächsten Tag – unseren Abreisetag! Meinen Kram hatte ich zusammengehalten, das würde ich morgens noch locker schaffen.
von Esra
Als wir vorige Woche bei einer Wanderung auf „unserer“ Insel, Great Bernera, dem Schreiner Uisoean Paterson über den Weg gelaufen sind, erzählte er uns unter anderem davon, dass der den König der berühmten Lewis-Schachfiguren in nahezu Lebensgröße repliziert hätte. Fasziniert von dieser Vorstellung ließen wir uns also seiner Handynummer geben, um ihn zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal kontaktieren zu können; wir wollen seine Schachfigur unbedingt zu Gesicht bekommen.
Dieser spätere Zeitpunkt war vorgestern gekommen, nachdem wir unsere Einkäufe erledigt hatten. Uisoean wartete vor dem Co-op auf uns und nahm uns mit zu sich nach Hause, wo auch sein Arbeitschuppen stand (welcher im Stil einer norwegischen Fischerhütte gebaut war). Hinter den beiden Holztüren empfing uns eine wohlige, von einem winzigen Holzofen ausgehende Wärme und der Geruch von Holz. Überall lagen Werkzeuge herum, an den Wänden hingen Landkarten und inspirierende Bilder, und unter der Decke warteten Angelruten und andere Utensilien auf ihren Einsatz. In der Mitte des Raumes aber stand der eigentliche Blickfang: Ein fast lebensgroßer Schach-König, der finster blickend auf seinem Stuhl saß, mit dem Schwert auf dem Schoss. Ich hatte zuvor schon Bilder von den Lewis-Schachfiguren gesehen und erkannte diese auf Anhieb; Uisoean hatte eine fast perfekte Kopie hergestellt.
Lasst mich mal kurz ein paar Fakten einwerfen: Bei den Lewis-Schachfiguren handelt es sich um 78 Schachfiguren aus dem 12. Jahrhundert, welche mit allerhöchster Wahrscheinlichkeit aus Norwegen stammen. Größtenteils sind sie aus Walroß-Stoßzähnen gefertigt, ein paar von ihnen bestehen aber auch aus Pottwalzahn. Sie sind 1831 hier auf Lewis entdeckt worden und befinden sich nun, nachdem sie ein paar mal die Besitzer gewechselt haben, zum größten Teil im British Museum in London; nur ein paar wenige werden im Museum of Scotland aufbewahrt. Sie werden allgemein als einer der wertvollsten kulturellen Schätze Großbritanniens gehandelt, und vor allem auf Lewis stößt man oft auf Bilder und kleine Replikate von ihnen.
Allerdings haben wir noch kaum ein anderes Replikat zu Gesicht bekommen, welches dem von Uisoean Konkurrenz machen könnte. Etwas unter 200 Arbeitsstunden hat er darin investiert, sich mit einem Detail nach dem anderen an das Original heranzutasten.
Das Interessante ist, erklärte er uns, dass die Schöpfer der originalen Figuren auch solch große Holzblöcke in ihren Werkstätten hatten. Wenn sie eine neue Figur herstellen wollten, mussten sie immer zuerst ein übergroßes Musterexemplar bauen, welches sie dann kopierten. Man konnte es sich nicht leisten, an so einem wertvollen Material wie Elfenbein herum zu experiementieren, also tat man dies zuerst an einem Holzblock. Elfenbein war bei den Wikingern sogar noch wertvoller als Gold…
Damit wir bessere Bilder hinbekommen konnten, hievte Uisoean den zentnerschweren König nach draußen, wo Gabi und Gunter ihn mit blitzenden Kameras umkreisten. Die Figur bestand aus einem einzigen, sehr großen Block Eichenholz. Zu Beginn könne man Eiche noch mit Leichtigkeit bearbeiten, sagte Uisoean. Er verglich das frische Holz mit Käse, fügte aber hinzu, dass es nach einiger Zeit hart wie Stahl wird. Seine Figur wäre also extrem robust (wenn auch recht schwer), und mit ihrem dicken Schutzanstrich könne man sie auch problemlos in Wind und Wetter stehen lassen.
Hier auf der Insel haben wir noch kein „kleines“ Lewis Schachset gesehen, schade eigentlich. In Amazon habe ich aber das Lewis Schach-Setgefunden.
Hier geht es zur Seite über das Lewis Schachset beim British Museum.
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