2. April, Westcoast über Arthur's Pass nach Christchurch

Wir fanden einen sehr kleinen Campground, und fühlten uns recht wohl, wenn es auch etwas exzentrisch war. Das Haupthaus, in dem die Küche, der Aufenthaltsraum und die Duschen waren, ist das Gebäude einer alten Schule. Die Duschen sind als 2 kleine Kabinen im großen Raum sehr einfach eingerichtet, es gibt viel zu lesen, Magzine und Bücher und die Pflanzen wuchsen und warfen die Blätter schon seit vielen Jahren. In den Toiletten gab es kein warmes Wasser, ich musste also Duschen, um mir die Haare zu waschen.

Aufenthaltsraum

Aufenthaltsraum in der alten Schule - ein Weihnachtsbaum stand auch noch, wahrscheinlich vom letzten Fest für das nächste Fest:-)

Brücke

Eine multifunktionale Brücke - eine Spur für die Eisenbahn und die Autos in beiden Richtungen

Mir war das Ganze nicht geheuer, da es unübersichtlich war und ich möchte ungern einem Zug entgegenfahren auf dieser engen Brücke. Die Insel wollten wir diesmal über den Arthur's Pass überqueren und man bekommt hier mehr ein Gefühl für die Berge als am Haast Pass, denn die Straße ist teilweise sehr steil und oben auf dem Pass, über der Baumgrenze ist es heftig zugig. Leider sahen wir zu meiner ganz großen Enttäuschung keine Kea's. Ich habe schon in allen Höhenlagen Ausschau nach diesen lustigen Bergpapageien gehalten aber leider nur Pech gehabt. Andere Touristen sagten, sie hätten Bekanntschaft gemacht und dabei fiel den scharfen Schnäbeln dieser Vögel einiges zum Opfer, denn in ihrer Neugier sehen sie es hauptsächlich auf Gummi ab - Isolierungen der Windschutzscheiben, oder sonst wo am Camper, Kamerataschen usw.

Chasm

Da das Wetter unstabil war, machten wir nur eine mit 30 Minuten angegebene Wanderung, die dauert bei uns sowieso immer länger, denn erstens sind wir langsammer und zweitens wollen wir, wenn es interessant aussieht, fotografieren oder/und die Kinder lieben eine längere Pause zum Steine werfen, Moos und Flechten betrachten oder was auch immer gerade ansteht. Diesmal hatten die Kinder wieder einen großen Spaß beim Steinewerfen. Danach machten wir uns auf den Weg nach Christchurch, der sich doch gewaltig hinzog. Schade, dass wir durch den völlig bedeckten Himmel kein besseres Licht hatten, denn so sah die Landschaft ziemlich trostlos und kahl aus. Unterwegs hätte es noch einige Sehenswürdigkeiten gegeben, aber wir wollten keine Wanderung riskieren. Gegen Abend fing es dann auch wirklich an zu regnen und wir fuhren in der Dunkelheit nach Christchurch und suchten als erstes eine Pizzeria, denn wir waren völlig ausgehungert. Die Holzofengebackene Pizza war sehr lecker. Eigentlich hätten wir gern bei Pat und Fred angerufen aber es klappte nicht, denn ich wusste nicht, dass man eine 0 vorwählen muss. Wir fuhren unangemeldet hin und wurden freundlich empfangen. Die Kinder hatten gegen Abend geschlafen und waren entsprechend lange wach, wir redeten mit Deborah, die zu Besuch ist und mit Pat und Fred und schauten ein wenig Fern, ich schrieb nebenbei den Bericht und übertrug ihn ins Internet. Von Stani gab es erfreuliche Nachrichten bezgl der Steuer und es gab Neuigkeiten aus der Heimat und von Jörg hier aus Neuseeland.

3. April, Christchurch

Wir trödelten etwas, waren wir doch zu spät ins Bett gewandert. Morgens machte ich etwas für die Liedloff Seite fertig, was mich doch lange aufhielt und dann versuchte ich unseren Bericht fertigzustellen, was nicht klappte. Am späten Vormittag lies der Regen nach und wir fuhren in die Stadt. Dort fanden wir recht günstig einen Parkplatz -  schön, dass unser Mobil so kurz ist - und gingen etwas in der Fussgängerzone bummeln. Wie üblich blieben wir in einem großen Buchladen hängen.

MILK

Vor den MILK-Büchern, die sich wirklich jeder ansah!!

Dort sah ich ein Poster, welches zum MILK Projekt paßen könnte und siehe da, das Buch ist endlich auf dem Markt. Es handelt sich um ein Buchprojekt aus drei Büchern, die durch einen der grössten Fotowettbewerbe weltweit aufgezogen werden. Wir hatten Bilder eingeschickt und eines ist unter den 100 Gewinnern der Kategorie "Familie"! Daher ist das Bild, welches Amy beim Stillen zeigt im Buch abgedruckt und ich war natürlich sehr neugierig, das ganze Werk zu sehen. Außerdem ist es ein tolles Erlebniss, in Neuseeland - für uns Deutsche also am anderen Ende der Welt - die eigene Tochter in einem Bildband zu finden. Ueber einen Bildschirm gab es eine mit Musik untermalte Diaschow und auch da war Amy zu sehen. Als Amy sich selbst sah, erkannte sie jedoch nur ein Baby, welches an der Brust trinkt und wollte genau das tun. Dabei hat sie sich in den letzten drei Wochen fast selbst abgestillt - sie trank nur 2 Mal. Mit Gunter diskutierte ich etwas, denn ich wollte das teure Werk kaufen, Gunter meinte, dass wir sowieso eine Ausgabe erhalten und die ist wahrscheinlich schon in Deutschland angekommen. Erst als wir zum 2 Mal am Laden vorbeikamen setzt ich mich durch und kaufte das Buch! Unseren Lunch nahmen wir chinesisch ein.

Noah rennt

Noah rennt - mit noch heilen Zähnen

Danach fuhren wir in den Park, damit die Kinder sich auf einem Spielplatz austoben könnten. Es gibt schöne Parks in der Stadt und ich parkte am Rande eines großen. Dann liefen wir ein gutes Stück und entschieden uns den Camper doch an eine etwas befahrenere Straße zu stellen. Gunter lief zurück und ich wartete mit den Kindern. Als schon einige Zeit vergangen war und ich dachte Gunter müsste längst da sein, ging ich näher an den Straßenrand, damit er uns sieht. Dort war aber ein Geländer angebracht, welches spielende Kinder wohl von der Straße abhalten sollte. Esra wollte Noah mit einem alten Ast mit Blättern dran scheuchen und Noah lief mit großer Geschwindigkeit mit den Zähnen an die Stange. Ich hörte schon, dass es diesmal schlimmer war und Noah's Zähne standen alle ziemlich krumm und es blutete sehr stark. Also lief ich zurück, mit Noah auf dem Arm, Amy an der Hand und der Fotoausrüstung. Gunter hatte so lange gebraucht, weil der dringend zur Toilette musste und daher lief ich den gesamten Weg zurück. Ich wollte gleich mit Noah zum Arzt, denn ich dachte, man kann die Zähne wieder richten. Das Christchurch Krankenhaus ist direkt am Park gelegen und dort ging ich denn mit Noah hin. Wir warteten ewig in der Notfallstation und nach ca. 2 Stunden kam dann eine Zahnärztin. Die machte uns wenig Hoffung und meinte einer der Schneidezähne müsse auf alle Fälle raus, am besten bei Vollnarkose. Hmmm, das war mir gar nicht recht und ich überredete sie es mit einer lokalen Betäubung zu versuchen. Sie wollte es aber auf den nächten Tag verschieben und sich vorher mit einem Kinderzahnarzt besprechen. Nach einer weiteren Stunde hatte sie dann Konatkt zum anderen Arzt aufgenommen und sagte es sei besser, den Zahn gleich zu ziehen. Noah sollte eine schwache Form von Valium bekommen, damit er nicht traumatisiert. Das fand ich wiederum zu stark und eine Schwester aus der Kinderabteilung sagte sie hätten Lachgas, was besser verträglich ist. Also wurden wir in die Kinderabteilung gebracht und dort bekam Noah ein Schmerzmittel und Lachgas und eine lokale Betäubung bevor der Zahn gezogen wurde. Dann gleich noch ein Schock - die Zahnwurzel ist noch drin, der Zahn ist gebrochen und mindestens, wahrscheinlich der 2 Schneidezahn auch noch. Diesen und die abgebrochene Wurzel wollte die Aerztin jedoch drin laßen, denn es ist besser, wenn die Lücke nicht zu groß ist. In einer Woche müssen wir wieder zum Zahnarzt und dazu bekamen wir einen Brief mit allen medizinischen Informationen mit. Noah wurde nach dem Eingriff, den er sehr tapfer überstanden hat, von den wahnsinnig lieben Schwestern mit einem Eis belohnt, ich bekam einen Tee und Kekse während der Schreibkram erledigt wurde und das Ganze war zu meiner Verwunderung kostenlos! Behandlungen in Folge von Unfällen kosten auch für Touristen nichts. Ich hatte mir schon Gedanken geamacht, wie teür es wohl werden würde. Na wenigstens eine kleine Sorge weniger. Aber ums Noah mache ich mir natürlich große Sorgen. Ich hoffe, der andere Zahn ist noch heil - leider konnte man nicht röntgen, weil die Klinik keine extra Zahnabteilung hat, aber die Aerztin meinte es ändere eh nichts an der Behandlung. Mittlerweile war es nach 8:00 Uhr, wir hatten also fast 5 Stunden im Krankenhaus verbracht während Gunter fast die ganze Zeit im Camper auf dem Parkplatz mit Esra und Amy wartete. Von Christchurch kennen wir nun also das Krankenhaus und es stimmt, die Neuseeländer sind nett!!! Morgen darf Noah sich etwas kaufen für die überstandenen Schmerzen, das hatte ich ihm versprochen und in den nächsten Tagen werden wir etwas weniger unternehmen, damit er sich ausruhen kann. Ich kann mich sehr gut an einen Oesterreich Urlaub erinnern, in dem mein Bruder Andreas auf einem Spielplatz auf die Lippe gefallen war und diese durchgebissen hatte. Die geschwollenen Lippe und das schwierige, vorsichtige löffeln der Suppe mit dem kleinsten Löffel kam mir sehr bekannt vor! Armer Noah! Gell, Andi?

Pat, Fred und Deborah hatten sich schon Sorgen gemacht. Diesmal leider berechtigt. Wir bekamen eine warme Suppe und einen Drink und redeten noch ein wenig.