22. April, Boise, Idaho
Ohne grosse Ereignisse fuhren wir nach Boise, eine recht langweilige Strecke, durch ein Sandsturmgebiet, den wir gluecklicherweise nicht hatten. Boise interessiert mich schon sehr lange, denn der Name bedeutet "die Stadt der Baeume" und ich wollte wissen, ob der Name der Stadt gerecht wird. In der Stadteinfahrt von Osten her bekommt man nicht den Eindruck, aber, die Wohngebiete sind wunderschoen. Jedes Grundstueck hat mehrere alte Baeume und von weitem sieht das Wohngebiet aus wie ein Wald. Sehr angenehm. Insgesamt hat die Stadt auch nicht die abschreckende Groesse. Sibylle, eine Freundin, wegen der wir hier her gefahren waren, wohnt im Vergleicht zu San Francisco, wo sie eine sehr kleine Wohnung hatten, sehr schoen.
Jedenfalls versuchte ich von unterwegs Sibylle anzurufen. Dummerweise erreichte ich sie nicht und wir wussten in Boise nicht wohin, da die Strasse nicht im Plan stand. Gleich die erste Einfahrt in Boise fuehrt zu einem Factory Outlet! Freu - da kann man direkt von den Firmen guenstig einkaufen. Ein Levis Laden war auch dabei und Rosi, meine beste Freundin, braucht Jeans, die es in Deutschland nicht gibt. Fuer 30$ konnte ich sie kaufen und damit ich auch die korekte Menge und Farbe mitbringe rief ich sie direkt an und fragte nach. So einfach geht das mit den Telefonkarten. Gunter und ich bekamen eine Hose fuer "Besser", also eine beige Stoffhose und Esra und Noah auch jeder ein Hemd. Braucht nochjemand Jeans, falls wir wieder mal ein Levis Outlet sehen?
Ich rief wieder Sibylle an und niemand war da, also beschlossen wir, durch die Wohngebiete zu fahren. Wir fanden die Strasse aber nicht. Das Visitorcenter konnten wir mit dem Wohnmobil nicht anfahren, weil es keine Parkmoeglichkeit gibt. Dumm was? Ein bewachter Parkplatz kostete doch glatt 20$ und wir brauchen 2 Stellplaetze. Besser nicht!
Wir tankten und drucksten rum und endlich erreichte ich Sibylle und kurz drauf parkten wir unser Wohnmobil vor deren Garage. Die Kinder gingen sofort mit Sean und Dean, Sibylle's und Gary's Soehne, auf das grosse (!) Trampolin im Garten. Jetzt konnten sie richtig mit grossen Jungs toben. Amy liebte den Border Collie Alex sofort, oder umgekehrt?
Es war schoen Sibylle und ihre Familie, die wir nur alle paar Jahre sehen, mal laenger zu treffen. Die Kinder spielten toll miteinander, obwohl die Verstaendigung schwierig war und fuer uns war es ein gutes Gefuehl in einem echten Haus zu sein. Sibylle hatten wir zum ersten Mal in SF vor ueber 10 Jahren getroffen. Ihr Vater, einer von Gunter's Arbeitskollegen, bat uns damals darum und seither sind wir Freunde. Sie ist damals als Au Pair nach SF gekommen und verliebte sich dann in ihren jetzigen Mann. Jetzt ist sie Amerikanerin und es ist schade, dass sie mit den Soehnen nicht Deutsch gesprochen hat. Jedenfalls hatten wir eine tolle Zeit, auf dem Trampolin, im Garten und beim Grillen. Wir schliefen im Wohnmobil weil das am einfachsten ist und am morgen rief Esra Sibylle an, denn Gary hatte sein Handy im Wohnmobil gelassen.
23. April, Boise, Idaho
Sibylle war dem Internet gegenueber eher negativ eingestellt daher zeigte ich, was positiv daran ist. Wir schauten, ob Yellowstone schon offen ist und fanden die Information recht schnell: ab Mitte April! Border Collies interessierten uns und wir suchten etwas ueber diese Hunde im Netz. Und siehe da ein Border Collie namens Riley in Boise sollte schnellstens ein Zuhause finden, denn ansonsten wuerde die Huendin am naechsten Tag eingeschlaefert werden. Entsetzt schauten wir auf den Bildschirm bis ploetzlich Sibylle eine Idee hatte: es gibt einen Border Collie Rescue. Von dieser Organisation werden diese Hunde aus den Tierheimen geholt. Border Collies sind so intelligent und muessen staendig beschaeftigt werden, dass Tierheime auf sie eine sehr negative Wirkung haben. Wenn sie andere Hunde staendig bellen hoeren und mit zu vielen Hunden zusammen eingesperrt sein muessen und nicht gefordert werden, werden sie hysterisch. Das wiederum fuehrt dazu, dass niemand einen solchen Hund nehmen moechte und das fuehrt wiederum dazu, dass sehr viele Border Collies eingeschlaefert werden. Daher setzt sich diese Organisation fuer die Hunde mit den besonderen Anforderungen ein. Also hier Sibylles Plan: Sie rief in dem Tierheim an, in dem Riley war und hinterlies die Nummer von der oben genannten Organisation. Dann rief sie die Organisation an und hinterlies die Nummer vom Tierheim und beide bekamen Sibylles Nummer. Der Plan funktionierte: Bis zum Abend hatte Riley ein neues Zuhause und wir alle waren gluecklich. Soviel zu den Vorteilen des Internets und eines guten Menschen. Danke Sibylle!
Die Kinder spielten den ganzen Tag im Garten und auf dem Trampolin und alle waren irgendwann sooo muede, dass weiteres Spielen gefaehrlich wurde. Jetzt nach 6 Wochen auf der Reise haben sich die Kids daran gewoehnt waehrend der Fahrt zu schlafen und das fehlte an diesem Tag. Ausserdem waren alle am Tag zuvor bis 12:00 Uhr nachts auf, definitiv zu weing Schlaf. Zur Beruhigung durften dann alle einen Walt Disney Film anschauen und das Gelaechter war gross. Ansonsten merkten wir nicht, dass Ostersonntag war. Viele Geschaefte hatten geoffnet, die Nachbarn maehten den Rasen, die auf der anderen Seite bauten ein Whirlpool ein und Sibylles Familie feierte auch nicht mit Ostereiern.
Esra baute die Rohre des Whirlpools um und Noah sprang auf dem Trampolin. Amy mag das uebrigens auch sehr gern. Gunter und ich genossen Alex, den Border Collie. Irgendwie fehlt uns Scharek! Esra hoerte zu, als mir Sibylle vom Labrador erzaehlte, der wenige Monate zuvor gestorben war. Er erzaehlte das wiederum Noah der dann spaeter voellig aufgeloest zu mir kam. "Ich will aber, dass Scharek noch lebt, wenn wir heimkommen. Ich will ihn streicheln!" Zum Glueck konnte ich Noah beruhigen. Man sollte vorsichtiger sein, ueber was man redet!
Damit unser Fahrzeug zukuenftig bessere Musik hat, ueberspielte ich meine gekauften CD's auf Kassette, wir wuschen Waesche, die dann auch richtig sauber war und sassen abends vorm Kaminfeuer. Die Waeme eines Feuers ist so schoen! Sean und Dean hatten viel Spass mit dem Notebook und den Computerspielen von Esra und Noah und sie machten wahnsinnig viele Bilder mit unserer Digitalkamera. Tolle Sachen kamen dabei raus.
Also alles in allem ein ruhiges und erfolgreiches Wochenende! Herzlichen Dank an Sibylle und Gary!
24. April, Stanley
Sibylle und Gary mussten arbeiten und die Jungs in die Schule. Kein Feiertag! Wir verabschiedeten uns recht frueh!
Das Wohnmobil zeigte wieder dieses "Service Engine Soon" an und wir mussten in die Werkstatt. Boise ist recht gross und hat daher einige Werkstaetten, ein guter Ort also. Nach einem Gespraech mit Cruise America fuhren wir in eine Ford Werkstatt und kamen wieder sofort dran. Der Mechaniker arbeitete waehrend wir im Wohnmobil blieben und zusahen. Schnell spuerte er die Probleme auf. Ein Rohr war nicht angeschlossen und daher kamen die Benzindaempfe aus dem Tank und die Lampe leuchtete. Das letzte Mal wurde einfach die Lampe abgeschaltet, jetzt ist der Fehler behoben! Und die Cruise Contol, also der Tempomat, der bisher nicht funktionierte, wurde endlich und wahrscheinlich zum ersten Mal eingeschaltet. Nach etwa 45 Minuten war alles fertig und nach einer Unterschrift mit den Worten "auf Garantie", fuhren wir weiter.
Zwei grosse Buchlaeden gibt es in Boise und dort liessen wir etwas Geld. Fuer Sibylle kauften wir ein Buch ueber Border Collies und legten es vor ihre Tuer.
Fuer diesen Tag hatten wir uns vorgenommen nach Stanley zu fahren. Das liegt in den Bergen, noerdlich von Boise. Die Strecke ist wunderschoen. KlareFluesse, gruene Huegel, Seen und schoene Blockhuetten. Immer hoeher geht es hinaus in den Schnee und es wurde alpiner mit viel Nadelwald. Doch mit einem Schild fing es poetzlich an: Lawinen Gefahr! Und kurz darauf sahen wir warum. Die Berge waren kahl bis auf wenige tote Baeume! Wurde hier Kahlschlag betrieben, wie ich schon gelesen habe? Dann werden alle grossen Baeume geschlagen und mit Hubschraubern herausgeholt. Diese zerstoeren durch den Sog ihrer Propeller die Baeume, die noch stehen. Und danach wird das ganze Gebiet mit Napalm (!!!) eingenebelt und das restliche Leben zerstoert. So sah es aus und bis jetzt konnten wir nicht herausfinden, was passiert ist. Ein Mann sagte ein grossen Feuer haette den Wald zerstoert aber dazu sah ich viel zu viele Baumstuempfe. Ich werde morgen nocheinmal fragen. Auf einer Strecke von mindestens 30 Minuten (40km) war der Wald tot!!
Der vorher ausgesuchte und ab April offene Campingplatz hatte nach 3 langen Stunden Fahrt zu! Zum Glueck konnten wir im Dorf (69 Einwohner) auf einem Motelparkplatz einen Stellplatz bekommen. Mit wunderschoenem Blick auf die Sawtooth Mountains (da die Bergkette gezackte Gipfel hat). Es ist recht kuehl und ich hoffe wir frieren nicht, die Heizung brummt jedenfalls dauernd.