Ultralangzeitaufnahmen, Version aus dem Jahr 2000
Diese Seite steht so seit dem Jahr 2000 im Web. Die Langzeitfotografie ist uns bis heute nicht langweilig geworden. Den aktuellen Text zum Thema Langzeitfoto gibt es im unten stehenden Link!
Schau bitte in unsere aktuellen, ausführlichen praktischen Langzeitanleitungen.
Anwendungsbeispiele
- Fließende Gewässer, Wasserfälle
- Glätten von Meereswogen, Gischt und Brandung = Nebeleffekt
- Windaufnahmen: Bäume, Getreidefelder, flatternde Stoffe
- Eliminierung von Personenabbildungen in Architekturaufnahmen
- Geisterhafte Personenaufnahmen
- Gewitter bei Tag. (Blitzgeschützt aufstellen, Regenschirm nicht vergessen!)
- Straßenverkehr in der Dämmerungsphase – Lichtspuren der Fahrzeuge
- Sternenhimmel bei Nacht, Zeiten von einigen Minuten bis mehrere Stunden
Hilfsmittel
- Stabiles Stativ
- Polarisationsfilter und Graufilter verschiedener Stärke (z.B. 8-, 64-, 400-, 1000-fach)
- Okularverschlußkappe, wenn Okularverschluß nicht eingebaut ist
- Draht- bzw. Fernauslöser
- Zeitmesser, entweder in Kamera eingebaut, oder Armbanduhr
- Externer Belichtungsmesser, nicht unbedingt nötig aber bequemer!
Kamera
Prinzipiell eignet sich jede Kamera, welche längere Belichtungszeiten und/oder B-Einstellung zuläßt. Vorteilhaft wäre eine mechanisch gebildete B-Einstellung, da lange Belichtungszeiten ziemlich Batteriestrom verbrauchen. Ein eingebauter Okularverschluß bei Spiegelreflex-Kameras vereinfacht die Arbeit.
Filmmaterial
Im Prinzip kann jeder Film, ob Dia-, Negativ- oder Schwarzweißfilm, verwendet werden. Bei Diafilmmaterial tendiert die Farbgebung im Allgemeinen stark Richtung Warmton, je länger die Belichtungszeiten werden. Auch bei Negativ-Material läßt sich die Veränderung, da nonlinear, nicht vollständig kompensieren. Sinnvollerweise benutze ich nur niedrig- bis normalempfindliche Filme.
Digitalkameras
Da zur Zeit so weit verbreitet auch ein Wort zu den Digitalkameras. Ich habe schon recht gute (jedoch noch leicht verrauschte) Aufnahmen mit der Nikon Coolpix 990/995 erzielt. Einige dieser Bilder sind in den Neuseeland– und Bretagne Reiseberichten zu sehen. (nun, mittlerweile sind sie in allen Reiseberichten zu sehen: siehe Skandinavien 03 und Nowegen 04). Mittlerweile bin ich auf die Canon D60 umgestiegen und absolut begeistert, Langzeitaufnahmen bis 3 Minuten sind sozusagen Rauschfrei. (Längere Zeiten habe ich noch nicht versucht – wird aber folgen). Durch die direkte Kontrolle kann man bei „kritischen“ Licht leichte gegensteuern und es macht mir insgesamt noch viel mehr Spaß! Besonders erfreulich ist, daß die Zeit im Display der Kamera angezeigt wird, somit fällt eine Kontrolle mit einer Armbanduhr mit Sekundenzeiger weg und erleichtert die Arbeit. Im Tragegurt der Canon D 60 ist ein Okularverschluß integriert – genial!
Schwarzschildeffekt
Die Empfindlichkeit von Filmmaterial sinkt bei sehr langen und bei ultrakurzen (Blitz) Belichtungszeiten. Eine allgemeingültige exakte Formel läßt sich hier nicht aufstellen, da jeder Film anders reagiert. Im Zweifelsfalle Filmdaten vom Hersteller aus dem Internet herunterladen. Ist aber kein Grund, sich zu sorgen, da jede errechnete Belichtungszeit von flankierenden Belichtungen begleitet sein sollte.
Als guter Anhaltspunkt gilt:
Errechnete Zeit im Bereich von 1sec. Bis 1 min.: x0,7 – x1,0 – x1,4 – x2,0.
Bei noch längeren Zeiten bis ca. 30 min.: x1,0 – x1,4 – x2,0 – x4,0.
Der Okularverschluß
Fast jeder Spiegelreflex-Sucher läßt Streulicht bei der Belichtung ins Kamerainnere eindringen. Stellen Sie einmal Ihre Kamera ohne Objektiv auf B, lösen im Dunkeln aus und leuchten mit einer kleinen Taschenlampe durch das Okular! Der hochgeklappte Spiegel hält nicht alles zurück. Normalerweise ist die Menge so gering, daß dies keinen Einfluß auf das Bild hat. Wird nun die Belichtung brutalstmöglich durch ein starkes Graufilter verlängert, verschiebt sich das Verhältnis von „Fotolicht“ zu Streulicht dramatisch und das Bild wird stark überstrahlt. Also Daumen draufhalten, wenn nichts anderes greifbar ist. Nachts ist das kein Problem, es sei denn, eine Straßenlampe scheint munter ins Okular hinein.
Die Aufnahme
Vorweg, Graufilter höherer Dichte gibt es von B+W
Artikel-Nr.: 103 mit 8-facher Belichtungszeit- Verlängerung, entsprechend 3 Blendenstufen
106 = 64-fache Verlängerung, entspr. 6 Blendenstufen
110 = 1000-fache Verlängerung, entspr. 10 Blendenstufen
Polarisationsfilter haben einen Faktor von 1,8 – 2,5 fach.
Grundsätzlich gilt: je heftiger sich das Objekt bewegt, desto kürzer können die Zeiten sein. Ein ruhiges Meer benötigt dann über 1 min.zum „Glattbügeln“, für einen Wasserfall genügen oft schon Sekundenbruchteile. Nur sehr ungern kombiniere ich mehrere Filter.
Ist dummerweise vergessen worden, das Graufilter vor der Langzeitbelichtung aufzusetzen, bitte zweimal den Film ein Bild weiter transportieren, da bei extremer Überbelichtung das Licht auch in die angrenzenden Filmabschnitte „kriecht“. So kann man leicht die vorherige Aufnahme ruinieren.
Wasserfälle
Gebirgsbach im Wald
Hier komme ich mit Polfilter und Abblenden leicht auf einige Sekunden Belichtungszeit. Kamera auf Automatik und flankierende Belichtungen von +/- ½ Blende reichen aus.
Vorsicht mit dem Polfilter, das Wasser braucht die Reflexe, bitte nicht eliminieren!
Meeresküste
Angepeilt ist eine Zeit von circa 30 Sekunden. Kamera ohne Filter auf Stativ, Ausschnitt festlegen, Belichtung messen, z.B.–> 1/30 sec f 16. Graufilter 110 (1000fach) aufsetzen, ergibt: 1/30 x 1000 = 33 sec. Kamera auf B – Okular abdecken, da sonst Streulicht über den Sucher eindringt – Belichtungen mit 20 sec, 30 sec, 45 sec und 60 sec. Damit hat man sicher eine sehr gute Belichtung eingefangen.
Beste Zeiten sind naturgemäß der frühe Vormittag und der späte Nachmittag bis hin zur Nach-Sonnenuntergangsphase, da hier die Tendenz zu warmen Tönen die vorhandene Stimmung unterstützt
Messung durch das Filter und automatische Belichtung erzeugt bei den meisten Kameras viel zu niedrige Werte, dadurch starke Unterbelichtung. Einzig bei der Olympus OM 4Ti hat es , wegen der autodynamischen Belichtungsmessung während der Belichtung, ganz gut funktioniert. Eventuell noch bei der Pentax LX. Bei der Canon D 60 sollte man 1 Blende + einstellen. (in der Regel, Abweichungen können ja schnell vor Ort erkannt werden)
Sternenhimmel
In der Nacht sind keine Filter nötig, höchstens ein klares Schutzfilter, um das Objektiv vor feuchtem Niederschlag zu schützen. Häuser, Bäume, Berge und andere Gegenstände im Bild bilden einen Bezugsrahmen. Nähere Objekte kann man auch während der Belichtung mit einer starken Taschenlampe oder mit dem entfesselten Blitzgerät ausleuchten, u.U. auch Farbfilterfolien einsetzen. Bei 100°ISO verwende ich Blenden von f2.8 bis f5.6 bei Zeiten von 20 min aufwärts bis zu einigen Stunden. Auf den Mond aufpassen, daß der nicht unerwartet ins Bild wandert. Durchfliegende Flugzeuge erzeugen punktierte Linien.