Die Augen des Pierre Chanteau in der Bretagne – ein Kunstprojekt
Wenn du auf die Suche nach den Augen von Pierre Chanteau gehst, brauchst du Geduld, einen guten Spürsinn und selbst ein gutes Auge.
Manche der Mosaikaugen von Pierre Chanteau zeigen sich erst, wenn das Meer zurückgewichen ist. Bei Flut sind sie im Wasser. Für diese Augen ist ein Blick in Gezeitenkalender sinnvoll.
Andere sind verborgen an einer unscheinbaren Kaimauer installiert oder an küstennahen Felsen angebracht. Das Auge an der Kaimauer von Locquirec zum Beipiel ist nur vom Meer aus zu sehen.
Insgesamt sind es 113 Augen, die Chanteau den Küsten- und Inselgemeinden des Finistère geschenkt hat. Verteilt findest du sie entlang von 1430 Kilometern Küste im Finistére in der Bretagne.
Das Auge ist ein Kunstprojekt voller Symbolik
Die Augen sind mehr als nur Mosaike aus Strandgut, Glas, Porzellan und Keramikscherben.
Sie knüpfen an eine jahrtausendealte Tradition an: Schon in der Antike malten Seeleute Augen auf die Schiffsbugspitzen, damit diese die Mannschaft vor den Gefahren des Meeres schützten.
Pierre Chanteau überträgt diese Symbolik auf unsere Zeit, Zitate aus seinem Buch „Taol-Lagad Serr-Lagad“:
Hommage an die Seenotretter: Die Augen sind ein Dank an die Frauen und Männer der SNSM, die bei jedem Wetter Schiffbrüchige retten.
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Warnung vor Klimawandel: Die Augen sollen warnen, dass unsere Küsten zerbrechlich und nicht unerschöpflich sind.
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Aufruf zu Respekt und Wachsamkeit: Wer sich auf die Suche macht, achtet anders auf die Küste – auf Bauwerke, Steine, Strände und die Geschichten, die dort bewahrt sind.
Unsere persönliche Begegnungen mit den Augen
Ich habe selbst schon etliche dieser Augen entdeckt, auch wenn sie nicht leicht zu finden sind. Du musst genau hinsehen, geduldig sein. Und dich damit abfinden, dass du es manchmal einfach nicht entdeckst. In Roscoff fanden wir es beim ersten Besuch nicht, obwohl wir auf der Kaimauer direkt darüber standen.
In Locquirec war ich auf der Hafenmole auch direkt über dem Auge und habe es anfangs vergeblich gesucht. Ich wusste aber, dass es irgendwo hier sein muss. Erst als ich mich weit vornüber beugte, konnte ich es knapp über der Wasseroberfläche ausmachen.
Das Auge im Hafen von Loctudy (der Ort mit dem karierten Leuchtturm), direkt am Anleger, liegt die halbe Zeit unter Wasser.
Auf der Suche nach anderen Augen bin ich schon mehrmals an ihnen vorbeigelaufen, ohne sie zu finden. Irgendwann haben sie sich mir plötzlich mit einem Aha-Moment präsentiert. Dass die Suche oft nicht einfach ist, macht sie noch spannender.
Auge in Loctudy

Auge des Pierre Chanteau bei Ebbe, Loctudy – hier erkennst du, dass die Augen selbst wenn sie nicht im Wasser verschwunden sind, oft sehr schwierig zu entdecken sind.
Fototipps für die Augen des Pierre Chanteau
Wenn ich vor einem dieser Augen stehe, nehme ich mir Zeit. Ich drücke nicht einfach auf den Auslöser meiner Kamera. Ich versuche, mich dem Auge langsam zu nähern – mit einem Blick voller Neugier und Begeisterung.
Für mich geht es darum, eine Perspektive zu finden, die das Auge mit der Umgebung verbindet: mit den Wellen, den Wolken, den Steinen, der Natur und den Menschen, die an der Küste leben.
Als Inspiration für dich: es kommt gar nicht drauf an, möglichst viele Augen zu finden und zu fotografieren, sondern vielmehr sich auf jedes einzelne Auge einzulassen. Immer mal wieder hin zu gehen, immer wieder neue Perspektiven zu suchen, es kreativ in seiner Umgebung zu zeigen.
Auge in Brignogan-Plages
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Kunst als Mahnung und Glücksbringer
Die Augen des Pierre Chanteau in der Bretagne sind eine Art Totem oder Talisman. Mal wirken sie ernsthaft, mal blicken sie heiter über das Meer.
Sie sollen uns daran erinnern, wie kostbar unsere Küsten und unsere Umwelt sind. Als traditionelle Glücksbringer sollen sie Unheil abwenden, wie die wie damals am Bug der Segelschiffe aufgemalten Augen, das Böse abwenden sollten.
Die Faszination des Suchens und Findens
Das Aufspüren der Augen ist eine Schatzsuche mitsamt der darin enthaltenen Faszination. Der Mensch als Jäger und Sammler ist schon immer am Suchen und Jagen interessiert. Seien es die populären Schnitzeljagden, das traditionelle englische Letterboxing oder das daraus hervorgegangene moderne Geocaching.
Es ist nicht allein das Erfolgsgefühl, endlich wieder eines der Augen gefunden zu haben, sondern das Auge stellt an dich zusätzlich die Herausforderung, fotografisch kreativ in Szene gesetzt zu werden.
Zu Pierre Chanteau
Pierre Chanteau, ein bildender Künstler aus Carantec in der Bucht von Morlaix, erlangte größere Bekanntheit für seine langjähriges, keramisches Augenprojekt.
Offiziell war dieses Projekt Ende 2019 beendet. Französische Zeitungen berichteten, dass Pierre sein Projekt wegen der regen Nachfrage mit der Unterstützung von Einzelpersonen und Vereinen weitergeführt hat.
Leider ist Pierre Chanteau Ende März 2025 nach langer Krankheit nur 66 Jahre alt verstorben.
Sein Internet-Auftritt ist seitdem nicht mehr vorhanden. Leider ist damit auch die Karte seiner Augen-Installationen weg.
Sein 2022 erschienens Buch „Taol-Lagad Serr-Lagad“ mit Fotografien und ungefähren Ortsangaben seiner Augen ist nicht mehr im Druck. Die Touristenbüros im Nord-Finistère verkaufen allerdings noch Restbestände und verteilen Infoblätter über die lokal existierenden Augen.
Laut den Zeitungen, die über seinen Tod berichteten, liegt es nun an seinen Fans und Unterstützern, das Interesse an Pierres Augen wachzuhalten und das Projekt fortzuführen. Und vielleicht findet auch jemand eine Möglichkeit, Pierres Buch wieder in Druck zu geben.
Ein schöner Blogbeitrag über die Augen von Ursula, die das Glück hatte, Pierre Chanteau kennenzulernen.
Fotogalerie der Augen des Pierre Chanteau
Wir haben bisher circa 40 Augen fotografiert und werden weiterhin aufmerksam durch das Finistére reisen. Die Reihenfolge startet in Locquirec und läuft entlang der Küste.
Locquirec
Saint-Pol-de-Leon
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Roscoff
Sibiril
Cléder
Brignogan-Plages
Kerlouan
Guisseny
Plouguerneau
Siehe oben
Landéda
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Tréglonou
Lampaul-Ploudalmézeau

Das Auge in Lampaul-Ploudalmezeau versinkt von Zeit zu Zeit im Sand. Wir hatten Glück und es schaute heraus.
Ploudalmézeau
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Landunvez
Porsporder
Lanildut
Plourazel
Le Conquet
Siehe oben
Crozon – Le Fret
Camaret
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Cléden – Cap Sizun
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Plogoff
Esquibien
Audierne
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Plouhinec
Penmarc’h
Lesconil
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Loctudy
Siehe weiter oben
Combrit
Île Tudy
Bénodet
Beg Meil – Fouesnant
Trégunc
Die Augen des Pierre Chanteau auf den bretonischen Inseln
Ile de Batz
Moléne
Ouessant
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Ile de Sein
Aber Wrac’h
Ausdruckbare Liste der Augen des Pierre Chanteau
Hättest du gern eine Liste aller Locations zum Ausdrucken?
Nur die Ortsnamen, KEINE genauen GPS Daten. Aber plus eine Übersicht der 40 von mir fotografierten Augen.
Hier kannst du die komplette Liste der Augen runterladen.
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Hast du ein Lieblingsauge?
Diese Augen-Schatzsuche ist für mich als Fotografin sehr spannend. Wie gehe ich da jetzt fotografisch kreativ dran? Und dann kommt mir auch immer, wenn ich wieder eins finde, sofort der Gedanke:
Aah, das wunderschöne Kunstwerk, wie es sich perfekt in die Umgebung einschmiegt.
Mein „Lieblingsauge“ ist das am Bunker in Lampaul-Ploudalmézeau. Das grimmige Monster ist allerdings einige Zeit nach der Installation des Auges erschienen.
Hast du ein Auge entdeckt, welches du ganz besonders gern magst? Schreib es mir in die Kommentare.
Du magst so eine Schnitzeljagd? Dann sich vielleicht auch die intelligenten Verkehrsschilder des Clet Abraham interessant für dich. Du findest die meisten davon in der Bretagne in den Ortschaften am Cap Sizun.
















































































