Eigentlich wollten wir das Auto abends packen, doch eine Freundin besuchte uns kurzfristig, die Packlust war dahin, und wir verschoben das Ganze auf den Morgen der Abfahrt. Wir krochen also relativ früh aus den warmen Betten und legten los.
Jedesmal nehmen wir uns fest vor, leicht zu reisen. Diesmal auch. Wir hatten uns immer wieder gesagt: „Ach, das brauchen wir nicht, wir kommen auch ohne aus“. Bis das muntere Einpacken begann, waren wir alle der Ansicht, wir nehmen ja kaum was mit. Esra und ich schichteten das ganze Zeug in den geräumigen Laderaum unseres VW-Busses. Es war mal wieder viel zu viel Kram, noch eine Kiste, und da noch Wintersachen, warme Schuhe und und und.
Das Packen und eine verwirrte Navigatöse
Das Auto war voller als es uns lieb war. Wir brachen gegen 10:00 Uhr auf. Hatten ausgerechnet, dass wir dann genügend Zeit bis Amsterdam hätten. Wäre da nicht unsere immer nette Wendy – die „Navigatöse“, die mittlerweile leider keine Ahnung mehr von der Lage der Strassen hat. Sie foppte uns mehrmals, was uns mindestens eine Stunde des Hin- und Herfahrens kostete. Doch auch das hatten wir eingeplant. Im Vergleich zu Calais ist das Fährterminal von Ijmuiden winzig klein. Es wollten nur wenige Autos und deren Fahrer nach England – wer will schon in den Regen? So warteten wir noch eine Stunde und dann ging es los.
Die Kabinen tief im Bauch der Fähre
Kaum auf dem großen Schiff, suchten wir unsere Kabinen. Zu meinem Grauen lagen die noch zwei Stockwerke unter den Autodecks. Allein der Gedanke! Wir hatten drei Zweier- Kabinen buchen müssen, anders funktioniert es nicht im Forumlar der DFDS-Webpage. Wir hatten drei vierer Kabinen bekommen und durften so zu fünft in 12 Betten schlafen :-)
Die Preise des Essens!
Unseren Essenskorb hatten wir im Auto gelassen, wir dachten es wäre wohl sinnvoll, etwas auf der Fähre zu essen und dann am nächsten Tag die restlichen Brötchen zu verzehren. Doch die Preise waren leider in allen Restaurants recht hoch. Von den Fähren, die wir bisher genutzt hatten, kannten wir das in diesem Maße nicht. Ein Hamburger kostete 29 Euro!
Später fanden wir heraus, dass man das Essen mit dem Fährticket buchen kann, dann ist es wesentlich günstiger. Bei einer fünfköpfigen Familie also empfehlenswert.
Relativ früh waren wir hungrig in den Betten. Erstmals wurde mir bewußt, dass ich die Luft zum Atmen immer als gegeben hinnehme. Hier unten tat ich mich schwer, die Luft roch abgestanden, dauerrecycled und nach Chemie. Das fühlte sich nicht nach dem an, was mein Körper brauchte.
Ich stellte mir draußen das Meer und den kalten Wind mit wunderbar frischer Luft vor, als ich tief unten im Schiff lag. Gunter ging es ähnlich, er beschwerte sich zudem über das andauernde tiefe Brummen der Schiffsturbinen. Die Kids schliefen wesentlich besser. Vielleicht ist es das Alter?
Auf der Rückfahrt, übrigens – checkten wir aus diesem Grund die Preise der Kabinen mit Fenster- und siehe da: sie waren nur wenig teurer aber wesentlich freundlicher! Das werden wir nun immer so machen – ein Kabine im oberen Bereich und das Frühstück gleich mit dabei!
Endlich hat die Nacht ein Ende – wir wollen weiter Richtung Schottland
Lange vor dem Wecker und dem Weckdienst der Fähre wachten wir auf um frische Luft zu schnappen. Wären da nicht die vielen Raucher gewesen, welche die Außendecks bevölkerten und Frischluft zur Mangelware machten.
Die Fähre war spät dran, wir hatten mindestens eine Stunde Verspätung. Schlecht für unseren Zeitplan. Die Reise gen Westen war noch fast 600 km lang, die Wettervorhersage ließ nichts Gutes erwarten. Es sollte schneien und das tat es auch kräftig. In Perth hielten wir kurz, um eine SIM-Karte und frische Lebensmittel zu kaufen. Im immer stärker werdenden Schneefall näherten wir uns einem Pass. Die Straße hüllte sich in eine geschlossene Schneedecke! Es lag frischer, weicher Schnee auf der Fahrbahn, überholen war nicht möglich. Und vor uns, über eine Strecke von mehr als 60 km, hatte es jemand überhaupt nicht eilig… mit 10 – 20 km/h schlich also eine gigantische Autoschlange über die Hügelstraßen, angeführt von einem kleinen blauen Auto, das scheinbar nur über den ersten Gang verfügte. Einige der Fahrzeuge hatten nur Sommerreifen, sie schlingerten nur so über die Straßen. Es dauerte und dauerte. Im Schneckentempo bewegten wir uns Stunde um Stunde. Endlich kam eine Kreuzung. Doch siehe da; zum unserem Entsetzen bog die Schnecke auch vor uns ab! Ich überholte sie mutig in einer relativ übersichtlichen Kurve, jetzt sahen wir eine ältere Dame ängstlich übers Steuer gekauert, und natürlich hatte das kleine Auto Sommerreifen drauf, so wie es herumeierte. Danach kamen wir wieder mit 50-60 km/h voran.
Die lange Fahrt auf verschneiten Straßen durch Schottland
In England und Schottland gibt es nicht so viele Autobahnen wie in Deutschland, wir fuhren fast die ganze Strecke auf Landstraßen, immer mal wieder von Kreiseln unterbrochen. Der Schnee ging immer mehr in Regen über, je weiter wir nach Westen kamen. In einen sehr ergiebigen Regen, es schüttete und die Scheibenwischer schaufelten an diesem Tag zig hundert Liter Wasser von unserer Scheibe. Die letzten 200 km waren am anstrengensten, es wurde dunkel, die Strassen wurden immer gewundener. Die Landschaft wäre grandios gewesen, wir sahen sie leider nicht. Gegen 20:00 Uhr fanden wir endlich „unser“ gemietetes, sehr abgelegenes Häuschen. Drinnen war es noch recht kalt, wir zündeten das eingerichtete Kohlenfeuer an und räumten unseren Kram aus dem Auto. Dann versank ich erstmal im Sofa und ruhte mich aus. Die erste Nacht in Schottland schliefen wir alle wunderbar, tief und fest.