13 Tipps für Makros von Frühblühern
Aktualisierung des Blogbeitrags am 15.2.2023
Tipps für die Makro Fotografie von Frühblühern. Welche Objektive brauchst du? Wie fängst du am besten an? Ich erkläre dir, wie du zu wunderschön duftigen Makrofotos von Krokussen und Schneeglöckchen kommst.
Letztes Jahr taten sich bei mir zahlreiche, neue fotografische Themen auf.
Das fing im Sommer mit einem Objektivdefekt an: Ich fotografierte Mohnblüten mit meinem in die Jahre gekommenen Makroobjektiv. Auf einmal hörte der Autofokus gar nicht mehr auf. Das Objektiv wurde länger und länger. Und schwupps, fiel vorne das Glas raus. Da ich eh nie so wirklich glücklich mit dem lahmen Autofokus gewesen war, lachte ich eher, als das ich drüber traurig war. Gunter suchte ein neues Makroobjektiv raus und bestellte es direkt. Nur zwei Tage später kauerte ich wieder im Garten über den Blüten. Und jetzt machte das so richtig viel Spaß! Endlich war der Autofokus schnell und präzise.
Wir hatten das Sigma 105mm Makroobjektiv gekauft.
Meine Lektion: Wenn man sich mit einem Objektiv abquält, ist es echt mal an der Zeit, was Neues zu kaufen. Hätte ich besser viel früher gemacht!
Umstellung auf Canon Systemkameras
Im Herbst war es dann endlich soweit, doch auf eine Systemkamera umzusteigen. Über die Vorteile der Canon Systemkameras aber bald noch mehr. Jedenfalls kam erst die neue Canon EOS R6 und dann die Canon R in unseren Fotoschrank und seither macht mir die Makrofotografie noch viel, viel mehr Spaß.
Und ich mag nicht nur Makros fotografieren…
Leider kam bald darauf der Winter und da waren die meisten Freiland-Motive erstmal weg.
Was für eine Qual: Ich war total hibbelig. So eine geile Kamera, so ein super Objektiv und kein Motiv!
Ich bin ja sehr sozial und rede viel mit Leuten. So hatte ich herausgefunden, dass Freunde von uns Vogelspinnen haben. Ich mag Spinnen eigentlich nicht. Aber, wenn man genauer hinschaut, sind die doch wunderschön! Also sprach ich unsere Freunde an, ob wir nicht mal Vogelspinnen fotografieren könnten. Das fanden die beiden natürlich gut. Und die nächsten Wochen wanderten in den Abendstunden immer wieder Terrarien mit Spinnen durch die Gassen von Bubenheim. Wenn du keine Angst vor Spinnen hast, kannst du dir die Fotos, die wirklich von vorne bis hinten knackscharf sind, bei AC-Foto anschauen. Vogelspinnen mit Fokus Stacking
Endlich Sonnenschein und zarte Blüten
Gegen Ende Februar scheuchte die Sonne schließlich den grauen, konturlosen Wolkenhimmel weg. Die trüben Winterwochen, die kurzen Tage haben endlich ein Ende. Da hält mich nichts mehr drinnen im Haus, ich muss raus und auf Motivjagd gehen. Wenn nach einem wolkigen Tag die Sonne lacht, dann bin ich draußen. Egal, wie kalt es noch ist. Logisch ist immer eine Kamera dabei.
Jetzt stecken die ersten Blumen vorsichtig ihre bunten Köpfchen Richtung Sonne.
Was für ein Wunder!
Diese kleinen, zarten Pflänzchen kämpfen sich durch den harten Winterboden zum Himmel hoch. Hach, wie toll!
Ich sehe das wirklich als meine Lebensaufgabe, die Wunder dieser Welt zu genießen!
Wenn man schon an so kleinen Dingen Freude empfinden kann, werden die großen Sorgen der Welt zwar nicht besser, aber auch nicht schlechter!
Die Frühblüher kommen und wollen fotografiert werden
Schneeglöckchen, Winterlinge, Krokusse und Blausterne tauchen überall im Wald und in Parkanlagen auf. Ich bin nicht der große Blumen- und Gartenspezialist, verzeih mir die eine oder andere falsche oder ungenaue Benennung. Den Blumen ist das eh egal!
Bisher war ich immer sehr mit der Küstenfotografie beschäftigt und habe mich noch nie wirklich auf die Frühblüher eingelassen. Das änderte sich die letzten Tage. Bei uns in Bubenheim blühen die Krokusse und Schneeglöckchen und fast bilden sie einen großen bunten Teppich auf dem Friedhof. Der ist nur wenige Meter von unserem Haus entfernt.
Ich fotografiere also, laufe heim, sichte die Fotos auf dem großen Bildschirm, schaue, was ich verbessern kann und dann lauf ich wieder los. Das Ganze mehrmals am Tag, denn die Blümchen sind ja schon bald wieder verblüht. Ich nutze also die Chance.
Hier ein paar Tipps für dich – noch blühen sie. Vielleicht hast du ja auch Lust, diese Schönheit in der Natur fotografisch zu genießen?
Mein Equipment für diese Makro Fotosessions:
• Canon EOS R und EOR R6
• Sigma 105mm Makro mit EOS R-EF-Adapter
• RF 35 mm, 1,8
• Dinkelkissen im Zip-Lock Beutel
• Aufheller, selbstgebastelt
Meine Tipps für duftige Makro Fotos
1. Geh raus
Gehe unbedingt immer wieder raus an die frische Luft und genieße die Natur. Je öfter du draußen bis, desto mehr Chancen auf schöne Fotomotive hast du.
2. Geh immer raus
Halte immer nach Blumen Ausschau, auch, wenn das Licht vielleicht nicht passend erscheint. Im Makrobereich kann man nicht leicht einschätzen, welche Wirkung das vorhandene Licht im Nahbereich ausübt.
Für die meisten Fotothemen nutze ich das weichere, wärmere Licht am Morgen und am Abend. Aber bei den Makrofotos konnte ich auch zur Mittagszeit sehr stimmungsvolle Aufnahmen machen. Dazu fotografierte ich bei leicht bedecktem Himmel oder unter den Bäumen, die jetzt so blattlos noch viel Sonne durchlassen.
Also, du kannst zu jeder Zeit tolle Makro Fotos hinbekommen!
3. Bastel dir einen Bohnensack, oder kauf einen
Mit einem Stativ ist in dieser bodennahen Arbeit nichts zu machen. Ich habe aber noch keinen Bohnensack.
Bohnensack? Fragst du dich vielleicht?
Also, ein Bohnensack ist ein Beutel, der mit Bohnen (evtl auch Kaffeebohnen, oder Reis, oder was auch immer, gefüllt ist). Den Bohnensack legst du auf den Boden und darauf kommt die Kamera. Durch die Flexibilität des Bohnensacks kannst du die Kamera genau ausrichten und sie liegt sicher, ist vor Staub geschützt und stabil. Damit lässt es sich wunderbar arbeiten.
Ich nutze einfach mein Dinkelsäckchen und packe es in einen Zip Beutel. Super einfach, nicht ganz perfekt, weil das Plastik rutschig ist. Aber es klappt extrem gut.
4. Aufheller basteln
Wirkt meine Blüte zu dunkel (meist im Gegenlicht), behelfe ich mir mit einem selbst gebastelten Aufheller aus weißem Karton. Das ist ganz einfach. Nimm hellen Karton. Schneide ein Loch in der Größe deines Objektivs hinein und stecke das auf die Linse. Das Gegenlicht scheint auf den hellen Karton, der das Licht auf die Blüte wirft und schon ist es nicht mehr so grell.
Eine Veilchenblüte im Schatten, mit und ohne Aufheller-Karton am Objektiv
5. Experimentiere mit der Lichtrichtung
Spiele mit der Lichtrichtung. Gegenlicht bringt oft die interessantesten Bilder. Gegenlicht ist allerdings schwieriger zu fotografieren. Die Kameras messen in dieser Lichtrichtung die Belichtung oft nicht korrekt und du musst mit der Belichtungskorrektur nachjustieren. Und der Autofokus ist schwieriger zu händeln.
Je nach Motiv kann auch Seitenlicht und sogar Rücklicht angesagt sein.
Spielen ist doch immer gut!
6. Objektive für die Makro Fotografie
Ich mache die meisten Fotos wie oben schon beschrieben mit einem speziellen Makro Objektiv. Vielleicht hast du eine Linse, die auch makrotauglich ist und kannst damit direkt loslegen. Gunter hat für die Canon 80d das Sigma 17-70mm, welches auch im Makrobereich wunderbar einsetzbar ist.
Ich fotografiere die Blüten auch mit dem RF 35mm, 1,8. Das gibt eine ganz andere Bildwirkung im Weitwinkelbereich.
7. Die Blende bei der Makro Fotografie
Ich arbeite gerne mit offener Blende. Im Makrobereich ist die Tiefenschärfe sowieso sehr gering. Das bedeutet, dass nur sehr kleine Bereiche des Fotos wirklich scharf abgebildet werden. Normalerweise mag man ja Fotos, die so richtig knackscharf sind. Bei Landschaften oder Architektur. Aber bei Makros gibt es da Ausnahmen. Die Vogelspinnen, von denen ich weiter oben geschrieben habe, sollten optimal scharf sein, weil die Details der Tiere dann besser zu sehen sind.
Bei Blüten wirkt das aber nicht so gut. Da wäre ja auch jeder Grashalm, jedes alte Laub und der ganze Hintergrund auch scharf und die Blüte würde sich kaum davon abheben. Also öffnet man die Blende. Wählt dann exakt den Punkt aus, der herausstechen soll und fokussiert auf diesen Punkt. Bei den Krokussen ist das meistens der gelbe Stempel. Die bunten Blütenblätter heben sich durch die Farbigkeit hervor, der Hintergrund ist nur als „Leinwand“ für die Blüte wichtig. Der Hintergrund soll ja nicht vom Motiv ablenken.
Krokus EOR R, 105mm
[caption id="attachment_38956" align="aligncenter" width="1200"] Blende 11[/caption]
[caption id="attachment_38957" align="aligncenter" width="1200"] Blende 2,8[/caption]
Eine Krokus-Blüte, einmal mit Blende 11 und einmal mit Blende 2.8 aufgenommen
Fokusstacking für ruhigen Hintergrund
Da die Tiefenschärfe sehr, sehr gering ist behelfe ich mir manchmal mit einem Fokusstacking:
Bei Bedarf mache ich zwei Aufnahmen, eine voll aufgeblendet und eine mit geschlossener Blende 11.
Die Blüte wird mit der geschlossenen Blende durchgehend scharf, der Hintergrund mit der Offenblendaufnahme schön weich. Die beiden Bilder füge ich anschließend am Computer zusammen. Das funktioniert aber nicht immer. Und bei Wind noch weniger. Ist aber einen Versuch wert. Ein Bodenstativ oder eine feste Auflage für die Kamera erhöht die Erfolgschancen ein ganzes Stück. Ich mache solche Fotos mit unterschiedlicher Blende trotzdem immer wieder. Die wirken einfach toll.
[caption id="attachment_38899" align="aligncenter" width="314"] Krokus, Blüte mit Blende 9, Hintergrund Blende 2,8[/caption]
[caption id="attachment_38898" align="aligncenter" width="320"] Krokus, Blüte mit Blende 9[/caption]
Hier die zwei Varianten einer Krokusblüte. Einmal mit Blende 2.8, einmal mit Blende 9.
Die Veilchen hatten meiner Meinung nach ein Fokusstacking nötig, weil der Stempel und die Narbe sehr tief gestaffelt sind. Allerdings habe ich hier nicht die Fokusstacking Funktion in der Kamera genutzt, sondern haben nur zwei bis drei Fotos nur im Zentrum der Blüte in Photoshop zusammengesetzt.
8. Scharfstellen mit dem Kameradisplay – Hocken oder Liegen
Ich bin sehr dankbar für die Klappdisplays unserer Kameras. Sonst müsste ich auf dem Boden liegen. Wie du im Punkt 7 schon gelesen hast, ist die Tiefenschärfe sehr gering. Ich tue also mein Möglichstes, damit der Fokus da sitzt, wo ich ihn will. Und das mache ich folgendermaßen:
Ich platziere den kleinstmöglichen Autofokuspunkt durch Antippen des Kamerabildschirms dahin, wohin ich die Schärfe legen will. Dann zoome ich ins Bild hinein, um den Fokus nochmal zu präzisieren. Das Fokussieren zum Beispiel auf den klitzekleinen Stempel der Krokusse ist so viel einfacher und genauer.
Wie vorteilhaft das Hineinzoomen beim Fokussieren ist, kannst du am unteren Bildbeispiel sehen. Die Laus auf dem Stempel des Krokusses war so klein, dass ich sie auf der Pflanze selbst nicht gesehen hatte. Als ich zum Scharfstellen auf den Stempel zoomte, sah ich das winzige Tierchen. Dann zoomte ich nocheinmal hinein und konnte so den Fokus exakt setzen. Die Kamera lag sicher auf dem Bohnensack!
9. Hintergrundgestaltung bei der Makro Fotografie
Beim Hintergrund achte ich auf die Verteilung von hellen und farbigen Flächen. Störende Grashalme und Zweige, die vor meiner Blüte durchs Bild laufen, zupfe ich aus oder biege sie zur Seite. Oftmals nutze ich aber auch gerade Objekte im Vordergrund, die dann in der Unschärfe verschwinden, um Tiefe zu schaffen. Das Foto wirkt mit einer unscharfen farbigen Blüte im Vordergrund sehr luftig.
Hin und wieder befinden sich unwillkommene Objekte im Bild, wie hier das trockene Laub. Betrachte dein Bild nach der Aufnahme genau, ob nicht Grashalme oder anderes den Bildaufbau stören. Achte dabei auch auf den Hintergrund, ob die Farbflächen harmonisch verteilt sind.
Hintergrundgestaltung in der Makrofotografie
Im folgenden Beispiel habe ich das Veilchen, welches in der Sonne stand mit einem Blatt Papier abgeschattet. Einmal habe ich den Hintergrund auch in Schatten gelegt, beim zweiten Foto achtete ich darauf, den Schatten nur auf das Veilchen zu legen und den Hintergrund sonnig zu lassen. So einfach kann man die Bildwirkung verändern und nach eigenem Geschmack verändern.
[caption id="attachment_39038" align="aligncenter" width="1200"] Hintergrundgestaltung in der Makrofotografie[/caption]
[caption id="attachment_39039" align="aligncenter" width="1200"] Hintergrundgestaltung in der Makrofotografie[/caption]
Ein Veilchen, einmal mit schattigem, einmal mit sonnigem Hintergrund.
10. Auf die Sonne warten und dann im Schatten fotografieren
Letztens war der Sonnenaufgang ganz klar. Kein noch so kleines Wölkchen war am Himmel. Nach kurzer Zeit war das Licht auf meinen kleinen Motiven zu grell in der Sonne. Die Oberflächen der Blütenblätter reflektierten zu viel Licht, den Blüten fehlte die Farbe. Irgendwie gefiel mir das gar nicht.
Ich suchte mir Blüten, die im Schatten standen. Wow, plötzlich knallten die Farben wieder. Damit der Hintergrund nicht ganz ins Schwarze läuft, suchte ich mir einen Blickwinkel, wo die Blüte im Schatten stand, aber der Hintergrund sonnenbeschienen war. Das gab wunderschön farbige, duftige Fotos.
[caption id="attachment_39033" align="aligncenter" width="320"] Veilchen in der Sonne[/caption]
[caption id="attachment_39034" align="aligncenter" width="320"] Veilchen abgeschattet[/caption]
Oft ist direkte Sonne auf dem Motiv störend. Dann benutze ich den Aufheller zum Abschatten.
Bienen im Februar
Wenn die Sonne rauskommt, kommen auch schon die ersten Bienen. Über dem Blütenteppich der Krokusse auf dem Friedhof in Bubenheim summte und brummte es. Es ist zwar schwierig, die Bienen im Flug zu fotografieren und ich produzierte auch wesentlich mehr Ausschuss als sonst, aber die Ergebnisse sprechen für sich.
11. Wind ist blöd bei der Makro Fotografie
In den letzten Tagen war es immer windig. Das stört extrem bei der Makrofotografie, weil die Blüten wackeln und der Fokuspunkt, der exakt sitzen muss, sich dauern verschiebt. Ich kauere also über den Blütchen und warten den Finger auf dem Auslöser auf einen kurzen windstillen Moment. Würde ich momentan auf windstille Tage warten, wären wohl die Blüten alle weg. Also, geh einfach trotzdem raus.
12. Entwickle deinen eigenen Makro Stil
Es gibt viele Makro Fotos im Internet, in den sozialen Medien. Lass dich davon inspririeren. Arbeite aber unbedingt deinen eigenen Stil heraus. Die Fotos müssen vor allem Dir gefallen!
13. RAW Entwicklung mit dem neuen Lightroom
Die Nachbearbeitung der RAW-Aufnahmen in Adobe Lightroom führe ich recht dezent durch. Die Fotos sind sehr ausgewogen, da braucht man fast keine Anpassungen vorzunehmen.
Die ganz neue Lightroom Version begeistert mich gerade sowieso extrem! Wenn du noch kein Update gemacht hast, hole das unbedingt bald nach.
Ich verstärke in Lightroom nur hie und da etwas die Struktur der Blütenblätter, damit sich die scharfen Bereichte besser von den unscharfen abheben. Das war es dann schon.
14. Gehe früh morgens raus, wenn es kalt ist
Frost gehört im Februar noch dazu. In 2023 hatte ich das Glück auch bei minus 8°C fotografieren zu können. Diese Fotos zeigen, wie hart im Nehmen diese zarten Pflanzen doch sind!
Die Bäume blühen als nächstes
Hier war es gar nicht einfach, den Sonnenreflex hinter die Blüte zu bekommen. Ich suchte mir dazu eine sehr dicht bewachene Stelle aus, nur ein klitzekleines Fleckchen Sonne kam durch und das reicht aus für solche Lichtreflexe im Foto. Wenn die Sonne zu sehr knallt hinter der Blüte, klappt es nicht.