Seeanemonen – Blumentiere in der Bretagne
Seeanemonen sehen zwar aus wie Pflanzen, sie sind aber Tiere.
Die Seesterne stellte ich bereits vor, jetzt widmen wir uns den Seeanemonen.
Seeanemonen sind Tiere
Blumentiere, auch Seerosen, Seenelken oder Aktinien genannt.
Seeanemonen sind halbsesshaft – sie können sehr langsam mit der Fußscheibe „kriechen“.
Weichtiere sind wie der Name schon sagt, weich, aber im Allgemeinen durch eine Schale geschützt. Nicht so, die Anemonen. Sie wehren und schützen sich anders als Quallen nämlich durch Nesselzellen.
Quallen und Anemonen gehören alle zum selben Stamm und ihre Anatomie ist sehr ähnlich.
Grüne Wachsrose
(Anemonia viridis) – Hohltiere (Coelenterata) – Blumentiere (Anthozoa)
Die grüne Anemone – Wachsrose – lebt an sonnigen Stellen in von Wellen getroffenem Flachwasser, in der Gezeitenzone nur in tiefer gelegenen Felstümpeln. Sie kann ihre bis zu 200 circa 18 cm langen Tentakel nicht zurückziehen. Das macht ihr aber nichts, denn sie kann auch bei Ebbe sehr gut überleben. Sonne, ein hoher Salzgehalt und Süßwasser an Regentagen machen ihr nichts aus. Das ist eine gewaltige Leistung.
Wie viele Meeresbewohner startet die grüne Wachsrose ihr Leben im Schwimm-Modus. Aber im Gegensatz zu ihren Quallen-Verwandten entscheidet sie sich schnell, sesshaft zu werden.
Sie kann sich jedoch noch bewegen! Wenn auch sehr, sehr langsam.
Wenn es ums Futtern geht, setzt die Wachsrose auf ihre Tentakel, um sich ein leckeres Mahl aus den vorbeischwimmenden Meeresbewohnern wie Plankton und kleine Fische, zu schnappen.
Die grüne Farbe verdankt sie einzelligen Algen, die in ihren Zellen leben.
Bei dieser sogenannten Endosymbiose profitieren beide Partner voneinander. Die Algen wohnen im Innern der Anemone und versorgen die Anemone im Austausch für ihren Schutz und Nahrung mit Sauerstoff und Zucker (Produkte der Photosynthese).
Übrigens, in Spanien serviert man die Wachsrosen frittiert, nachdem man die Nesselzellen mit Essig außer Gefecht gesetzt hat. Ich würde das tatsächlich gerne einmal versuchen.
Pferdeaktinie – Actinia equina
Die Pferdeaktinien kommen in felsigen Becken und in der Gezeitenzone der Bretagne sehr häufig vor.
Diese Anemonen werden in Frankreich auch Meerestomaten genannt.
Ihren Spitznamen „Meerestomate“ verdanken sie ihrem erstaunlichen Verhalten. Wenn die Flut sich zurückzieht und die Anemone bei Ebbe auf dem Trockenen liegt, ziehen sie ihre 192 Tentakel ein und rollen sich zu einer Kugel zusammen. Das sieht tatsächlich aus wie eine Tomate!
Ich fragte mich immer, warum die Anemone auf Deutsch Pferdeaktinie heißt. Dieser Spitzname für die Anemone hat nichts mit ihren Tentakeln zu tun, die vielleicht an eine elegante Mähne erinnern könnten. Nein, der Name kommt von der Ähnlichkeit der zusammengerollten Anemone zu einem Pferdeanus. Wenn ich sie mir jetzt anschaue, kann ich nur schmunzelnd zustimmen.
Jedenfalls widersteht das Tier in dem zusammengerollten Zustand dank des enthaltenen Wassers und seines schützenden Schleims lange Zeit dem Austrocknen.
Bei den Pferdeaktinien entwickelt sich die befruchteten Eier im Innern zu vollentwickelten Jungtieren, die sich in unmittelbarer Nähe der Eltern festsetzen. Falls sich zu wenig Nahrung findet, Nesseln sich die Tiere gegenseitig auf Abstand oder lassen sich mit der Strömung ganz davontreiben. Das kannst du an den blauen Kugeln am Rand der Anemone sehen. Die Anemonen vertreiben übrigens andere Anemonenarten vehementer als ihre eigenen Artgenossen. So reagiert eine Pferdeaktinie aggressiver auf eine Erdbeeranemone als auf eine andere Pferdeaktinie.
Wenn die Flut kommt, fahren alle 192 Tentakel wieder aus und die Anemone entfaltet sich. Das räuberische Tier ist nun bereit, die kleinen Krabben, Garnelen oder Fische zu fangen, von denen es sich ernährt. Sie lähmt ihre Beute mit Hilfe von Nesselzysten. Dabei handelt es sich um kleine, unter Druck stehende Kapseln, die bei Kontakt mit einem Fisch oder anderen Tier durch einen Hohlfaden eine stechende Flüssigkeit abgeben. Danach verdaut die Anemone ihre Beute im Verdauungsbeutel. Als Raubtier weiß die Anemone auch, wie sie sich verteidigen kann: Die blauen Kugeln, die sie umgeben, setzen Giftstoffe frei, um mögliche andere Angreifer abzuwehren.
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Weitere Anemonen-Variationen in den Gezeitenbecken
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Die Anatomie eines Nesseltiers
Die Anatomie eines Nesseltiers (Anemone oder Qualle) ist einfach:
Es ist eine Art Verdauungsbeutel, der von Tentakeln umgeben ist.
Die Verdauungsöffnung dieser Tiere dient sowohl als Mund als auch als Anus. Mit anderen Worten: Nesseltiere fressen mit dem Anus und scheiden ihre Nahrung mit dem Mund aus. Das ist zwar rudimentär, aber effektiv. Eine Qualle kann übrigens an einem Tag das Sechsfache ihres Gewichts verschlingen. Im gleichen Ausmaß würde ein Mensch eine ganze Kuh futtern!
Sind die Nesselzellen für den Menschen gefährlich?
Mach dir keine Sorgen, wenn du die Anemone berührst. Die Nesselzysten sind zu schwach, um dich zu verletzen. Vermeide aber unbedingt nach einer Berührung den Kontakt mit Schleimhäuten. Das könnte eine allergische Reaktion auslösen.
Die Erdbeeranemone ist lebengebährend.
Korallenanemonen
Diese sehr kleinen Anemonen bilden Kolonien mit sehr leuchtenden und vielfältigen Farben. Wir haben sie in Camaret im Hafen gefunden. Dort kannst du sie an den Wänden der Bootsstege finden.
Diese kleinen Anemonen bilden Teppiche mit sehr unterschiedlichen Farben und fluoreszierendem Leuchten: Grün, Lila, Rot, Orange, Rosa, Gelb usw.
Diese sehr kleinen Anemonen fotografierte ich nur im Hafen von Camaret. Bisher konnte ich solche Anemonen nicht in einem Gezeitenbecken finden. Die Details der Anemonen sah ich erst auf den Fotos. Als Besonderheit sind die Tentakel der Anemone an ihrer Spitze verdickt. Vor Ort konnte ich sie aufgrund der Grüße mit bloßem Auge nicht erkennen.
Diese Fotos sind in niedriger Tiefe mit dem eingebauten Blitz oder einer externen Lampe entstanden. Die Farben sind nicht verstärkt worden!
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Weitere Anemonenarten in der Bretagne
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Ich habe zahlreiche Bestimmungsbücher und konnte trotzdem nicht zu jeder Seeanemone den Namen finden.
Unterwasser-Fotografie in Gezeitentümpeln – ganz einfach!
Diese Fotos habe ich mit kleinen Unterwasserkameras aufgenommen. Zur Zeit arbeite ich mit der Olympus TG 6