Noch ein eiskalter Tag. Der Wind wird hier als „bitter cold“ im Wetterbericht beschrieben. Das trifft es! Es ist bitter kalt. Noch immer vermisse ich meine winddichten Handschuhe, eigentlich mehr denn je! Selbst ich war morgens nicht allein um den Leuchtturm unterwegs, sondern arbeitete am Computer. Unser zweites Notebook macht Ärger. Das stresst mich! Wenn das auch noch aufgibt, kann ich nichts mehr machen! Immer, wenn ich mit Lightroom arbeite, läuft der Ventilator und hört erst auf, wenn das gute Gerät wegen Überhitzung abschaltet. Das passierte immer häufiger, zum Schluss konnte ich nur noch fünf Fotos als jpg’s exportieren, dann sah ich schwarz! Wir standen ratlos da! Bauten mal das aus, was leicht erreichbar war, bliesen mit einem Blasebalg heftig in die Lüftungsschlitze. Große Staubwolken flogen uns um die Ohren! Aha! Das scheint es hoffentlich zu sein. Nach minutenlangem fachmännischem Schauen – das hilft immer, haben wir am Womo schon oft praktiziert – legten wir es wieder richtig herum, schalteten es ein und testeten. Seither läuft es, zwar langsam aber ohne Notabschaltung. Glück gehabt!
In der Not checkten wir das Fotonotebook nochmal. Vielleich, mit etwas Glück, läuft das auch wieder? Wir hatten es anders herum in der Tasche gelagert, falls es ein Wackelkontakt gewesen war. Außerdem hat das gute Stück die Fährfahrt von Aberdeen nach Lerwick mitgemacht. Da sind sicher alle Drähte, Platinen und Schrauben neu sortiert worden :-) Gunter steckte den Stecker ein, das Licht leuchtete auf! Tata! Wir ließen es laden, schalteten es nicht ein, nichts übereilen.
Guter Dinge machten wir uns im eisigen Wind auf den Weg gen Westen. Vom Himmel herab war es trocken, Wolken verdeckten die Sonne, die gefühlte Temperatur war „Tiefkühltruhe“. Das allein reicht nicht, ständig rüttelt der Wind an den Jacken, schmeißt uns die Kapuze ins Gesicht. Wir legten eine Lage winddichte Kleindung oben drauf, konnten uns kaum noch bewegen. Geschweige denn an die Hosentaschen dran. Mir tropft im Wind immer die Nase, wenn ich nicht ans Taschentuch komme, fliegt der Rotz, meist auf die Kamera. Igit. Ich fühlte mich wie ein Raumfahrer im Schutzanzug – ungelenk und eingeschränkt.
wir entdeckten Steilküsten, Sandstrände mit sehr viel Müll! Da kaum ein Lichtsstahl auf die Erde traf, zumindest nie da, wo wir gerade waren, suchten wir nach Flaschenpost und sonstigen Schätzen. Amy fand etwas Wachsartiges, Konsistenz Ambra, aber es stank nicht. Sicherheitshalber nahmen wir es mit! Allein die Chance, dass es was sein könnte, lies uns träumen. Amy wollte nur Bücher kaufen. Wir hatten nämlich in Lerwick den Buchladen besucht, die Bücher gehen zur Neige.
Die Kids wollten irgendwann nicht mehr raus. Der unbarmherzige bissige Wind lies ihnen keine Ruhe. Nur wenn wir wieder mal Ponies sahen, sprangen sie auch aus dem Wagen. Auch die Jung’s :-)
Während der Fähr-Wartezeit versuchte ich mit Stativ und richtig ordentlich, die Stadt aufzunehmen. Nach nur drei Bildern hatte ich absolut gar kein Gefühl mehr in den Fingern. Aua! Der Outdoor- und Arbeitsbekleidungsladen war leider geschlossen – da gibt es Handschuhe!
Gunter testete heute das neue 24-70 mm, 2,8 er Tamron Objektiv. Der Stabilisator arbeitet so effektiv, dass er schnell im Vorbeigehen mal noch die Straßen aufnehmen konnte! Die Belichtungszeiten lagen weit von denen entfernt, die wir normalerweise noch aus der Hand aufnehmen. Er belichtete mit 1/8 teilweise sogar nur 1/4 Sekunde und die Fotos sind scharf! Großes Plus für diese Linse.
Nachts lauschten wir dem Sturm, wir wagten uns nicht raus. Stundenlang hing mir noch die Kälte in den Knochen. Die Bettflasche war angesagt!
[yellow_box]Die klassischen englischen Wasserhähne – von Gunter
Sie finden sich überall auf den britischen Inseln. In Privathäusern, in Ferienwohnungen, auf Campingplätzen, selbst in modernen Hotels. Die Wasserhahn-Pärchen. Das ist kein schwules Geflügel sondern die Standard-Installation für heißes und kaltes Wasser an Waschbecken, Badewannen und an der Küchenspüle. Mit möglichst weitem Abstand voneinander und mit dem typischen vierarmigen Drehrad. Sich mit fließendem Wasser zu waschen, verlangt dabei einiges an Koordination und Gespür für das richtige Mischverhältnis „on the fly“.
Und selbst wenn die Briten eine Art Mischbatterie installiert haben, ist Vorsicht zu wahren. Wir haben uns in unserem Ferienhaus auf Bernera zu früh über die „Mischbatterie“ in der Küche gefreut und hinterher die Unfähigkeit der englischen Konstrukteure verflucht. Da kam kein gleichmäßig warmes Wasser heraus, sondern alternierend heiß und kalt.
Das hat uns dann doch beschäftigt. So doof kann man doch nicht sein. Vielleicht steckt da ja ein tieferer Sinn dahinter.
Also haben wir die Eingeborenen mit Fragen gelöchert, bis sich ein halbwegs sinnmachendes Bild ergeben hat: die zwei Hähne haben zwar auch mit der englischen Vorliebe für Traditionen zu tun, wie das Inch, die Ounce, der Pint, der Landrover usw., dahinter stecken aber auch handfeste technische Gründe. Und die Angst vor Mikroben.
Heißes Wasser wird entweder in einer Art Bottich mit Tauchsieder auf dem Dachboden zubereitet, oder ebenerdig, dann mit einer schwachen Pumpe für die Verteilung. Jedenfalls haben das Kaltwasser- und das Heißwassersystem unterschiedlich hohed Druck, und die Angst geht um, dass das kalte Hochdruckwasser sich bei einer Mischbatterie in die druckschwächeren Heißwasserleitungen schummelt, und dabei die Temperatur dort so weit absenkt, dass Bakterien fröhliche Vermehrung feiern können. Darum die strikte Trennung.
Jetzt stellt sich noch die Frage, wie die Briten duschen. An einer Pobacke Erfrierungen, an der anderen Verbrühungen mögen die auch nicht, auch wenn sie sie gerne als tough hinstellen. Ist auch nicht unser Ding. Für diesen Spezialfall hat jedes Badezimmer einen Durchlauferhitzer mit einem Haufen Knöpfe und Drehrädern. Hier obliegt es dem Nutzer, die eine richtige Kombination aus hunderten zu finden, die erstens eine angenehme Wassertemperatur, und zweitens ausreichend Wasservolumen produziert (Gabi hat gerade probiert, sich damit die Haare zu waschen, jetzt hängen fast Eiszapfen darin).
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Wollt Ihr mal sehen, wie es im Leuchtturm aussieht? Eure Neugier kann ich bis nach Shetland riechen :-)
Bad und Küche kommen morgen. Gunter fotografierte das Bad als ich in der Wanne lag, das zeig ich Euch nicht :-)
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