Am 12. Juli war ich nach Baden Baden eingeladen. Da kurz zuvor unser treuer VW Bus mit Motorschaden aus unserer Familiengemeinsaft ausgeschieden war, fuhr ich mit der Bahn. Das fing gut an, schon der erste Zug ab Ingelheim hatte eine saftige Verspätung. Ich war sowas von nervös – ist ja auch logisch, oder? Wann ist man als „Normalo“ mal live im Fernsehen. Naja, ich war sogar schon zweimal live beim SWR, zusammen mit Esra. Aber so ganz allein war das doch eine andere Hausnummer. Außerdem habe ich soviele Ideen und Erkenntnisse nach den langen Jahren des Reisens mit unseren drei Kids, dass es mir wohl leichter gefallen wäre, eine Stunde zu reden als zu versuchen, alles in ein paar Minuten zu quetschen. Dieses „Persönlich“ lief einige Wochen vorher im SWR. Im strömenden Regen kam ich in Baden Baden an, hüpfte in ein Taxi, das mache ich auch nicht jeden Tag, wurde an der Pforte abgeholt, und schon saß ich in der Maske. Ich schminke mich ja nie. Sollte ich vielleicht mal lernen. Vielleicht ist das auch mit 52 nicht zu spät? Die nette Dame in der Maske meinte, ich hätte wunderschöne Augen, ach, ein Kompliment tut gut. Mit Wimperntusche und Kajal, oder wie das Zeugs alles heißt, sahen meine Augen dann auch hervorragend aus. Zwinker.. Ich wurde nervöser und nervöser. Klar hab ich in den Tagen vor dem Interview reflektiert, bin in mich gegangen und habe meine Erlebnisse analysiert. Das war wie ein innerlicher Hausputz. Das Sortieren meiner Gedanken, das tat mir richtig gut. Du fragst Dich jetzt wahrscheinlich, warum wird Gabi denn eigentlich immer zum Fernsehen eingeladen? Da müssen wir mal ein halbes Jahr in die Vergangenheit reisen. Auf dem Bubenheimer Weihnachtsmarkt hielt ich einen Vortrag über die Fotografie, vor allem über mein Glück in der Fotografie, über das Reisen mit Kindern und das freie Lernen. An drei Wochenenden hielt ich den ungefähr einstündigen Vortrag und jedesmal sagte ich etwas anderes. Das Grundgerüst war gleich, aber ich bin so voller Geschichten und Anekdoten, dass immer wieder spontan was anderes hochkommt, wenn ich ins Erzählen kommen. Jedenfalls war an einem dieser Abende Gudrun, eine Mitarbeiterin des SWR anwesend. Mein Vortrag, vor allem die Motivation an die Zuhörer, doch auf seine inneren Regungen zu hören, inspirierte sie sehr. Sie hatte dann die Idee, den kurzen Beitrag zu machen, der im April gesendet wurde. Ja und so kam ich dann wieder einmal zu Kaffee oder Tee. Aber zurück nach Baden Baden. Irgendwann bekam ich das Lampenfieber halbwegs in den Griff. Ich hatte mich gut vorbereitet. Sehr gut sogar, denn das Thema war ja mein Leben und das meiner Familie. Etwa eine Stunde vor der Sendung schaltete ich dann die Gedanken zum Gespräch ab und lies mich auf die momentanen Geschehnisse ein. Die Kameras im Studio, die kompetente Moderatorin Heike Greis – wie die das schafft, so souverän durch die abwechslungsreiche zweistündige Sendung zu führen, ist erstaunlich. Ja und dann war ich dran. Ich spürte immer noch mein Herz bis zu den Ohren schlagen. Der Regiseur hatte mir den Tipp gegeben, einen Arm auf die Lehne des Stuhls zu legen. Das half wirklich, entspannter zu sein. Ja, und dann hörte ich mich ganz andere Sachen sagen, als ich mir vorgenommen hatte. Im Moment des Live-Interviews kamen mir neue Erkenntnisse hoch, die mir bis dahin nicht klar gewesen waren. Endlich war ich mit einer Formulierung so richtig glücklich. Nämlich, als ich über Noah und die Schule redete. Nein, Schule ist nicht prinzipiell schlecht, nein, mein Kind war da nicht unglücklich – das trifft es nicht wirklich – was es auf den Punkt trifft: er konnte einfach in der Schule nicht lernen. Hör dir das Interview einfach mal an. Ich selbst schaffe es noch nicht, mich selbst anzusehen und zu hören. Nach der Sendung wartete bereits das Taxi auf mich und kurze Zeit später saß ich auch schon wieder in der Bahn Richtung Heimat. Leider mit Fensterplatz ohne Aussicht. Nach dem langen Tag war ich hundemüde und hungrig, außer einem zu süßen Stück Kuchen hatte ich fast nichts gegessen. Es war einfach keine Zeit dafür gewesen. Zuhause wusch ich mir das Gesicht und sah plötzlich aus, wie ein Panda Bär, so richtig mit riesigen schwarzen Rändern um die Augen. Wenn man vom Schminken keine Ahnung hat, dann schon gar nicht vom Abschminken. Nach 22:00 Uhr musste ich noch notfallmäßig eine Freundin anrufen, die mir dann dem Tipp mit dem Speiseöl gab, was anderes zum Abschminken hatten wir nichts im Haus. Hach, was für ein Tag