Auf unserer diesjährigen Ostseetour sind uns speziell in den stark von Touristen frequentierten Gebieten einige gängige Praktiken der Stellplatzbetreiber negativ aufgefallen.
An vorderster Stelle ist der happige Aufschlag für jede Person über der Standard-Zwei-Personen-Belegung eines Wohnmobils aufzuführen. Das hat uns jetzt einige Male von moderaten 12 bis 14 Euro Grundgebühr hoch an die 30 Euro-Marke getrieben. Unsere drei Teenager sind damit ein ernstzunehmender Kostenfaktor bei dieser Abrechnungspraxis. Auch wenn Familien nicht gerade die Masse der Wohnmobilisten stellen, ist dieses Gebaren extrem familienfeindlich. Nur kann man es schwer boykottieren, da fast alle Stellplätze so kassieren. Rühmliche Ausnahmen bestätigen die Regel.
Im Ausland wird dies unterschiedlich gehandhabt. Frankreich hat das beste Stellplatznetz. Hier bezahlt man generell wesentlich weniger oder gar nichts. Zudem gilt der Preis personenunabhängig pro Stellplatz oder Mobil. Dänemark hat ähnliche Praktiken wie Deutschland, allerdings auf Campinplätzen, Stellplätze gibt es da nicht. Auch in Großbritannien gibt es fast nur Campingplätze, die sind zwar ähnlich teuer wie hierzulande die Stellplätze, bieten dafür wesentlich mehr Platz und Comfort. Ob „überzählige“ Personen extra zahlen, oder nicht, das muß man immer vor Ort sehen.
Der zweite nervige Faktor sind die Servicegebühren für jede nur denkbare Dienstleistung. An Toilettengebühren auf Raststätten und in Städten haben wir uns inzwischen zwangsläufig gewöhnt. Auf Rügen sind sie sogar in Baumärkten und Supermärkten zu entrichten. Geld für Strom und Duschen sehe ich noch ein, aber zusätzlich zur Stellplatzgebühr extra Toilettengebühren (0,50 Euro pro Besuch!), Trinkwasserabrechnung fast per Liter, hier noch ein paar Euro für die Bord-Toilettenentsorgung, da für heißes Wasser zum Geschirrspülen, das ist definitiv Service, der in der Stellplatzgebühr enthalten sein sollte. Man läuft keine zehn Schritte, ohne über einen Münzautomaten zu stolpern. Zudem berechnen immer mehr Betreiber den Strom nach Verbrauch und verlangen dafür das zwei- bis dreifache des Tarifpreises, das zählt für uns eindeutig zur Kategorie Wucher. Leuchtendes Beispiel dafür ist der Stellplatz in Sellin. (Dort warfen wir für 1,5 Stunden mehrere Euro ein)
Ist es die Gier der Investoren und Betreiber der Stellplätze, welche die Touristen möglichst effizient und gewinnbringend schröpfen wollen? Auffällig ist schon, dass diese Preistreiberei besonders ausgeprägt an touristischen Brennpunkten wie auf Usedom, Rügen und bei Darß-Zingst zu finden ist.
Noch ein letztes Beispiel, wie tatsächliche Gebühren verschleiert werden. Auf Poel wirkt der Timmendorfer Stellplatz mit 3 Euro Stellgebühr für die Nacht wie ein seltenes Schnäppchen. Da lässt sich auch die Abwesenheit von WCs verschmerzen. Nur – der Preis gilt von 24 bis 6 Uhr. Wirklich keine Zeit, in der man normalerweise ankommt oder abreist. Also werden für den Anreiseabend und den Abreisemorgen jeweils nochmal 4 Euro Tagesgebühr fällig, was den Preis auf 11 Euro hochtreibt. Zudem kosten auch die 25 Liter Wasser einen Euro, der Strom sowieso. Wer dann noch mit dem Womo Erkundungstouren auf Poel fährt, bezahlt seine Tagesgebühren an verschiedenen Plätzen mehrfach und muss auch für den Timmendorfer Stellplatz den Tag nochmal zahlen, falls er den Platz velassen und wieder drauffahren will.
Für uns mindern solche Extragebühren und Beutelschneidereien den Erholungswert beträchtlich. Nicht die Summe der Gebühren ist störend, das sind Kleinbeträge, das dauernd zur Kasse gebeten werden lässt einem keine Ruhe. Permanent wird daran erinnert: wir wollen nur euer Geld! Es wäre angenehmer und entspannter, das alles in die Grundgebühr zu integrieren, um unbeschwert zahlungsfreien Service zu genießen, als für jeden Pups nach Kleingeld kramen zu müssen.
Wie wäre es denn, wenn man einfach eine Art „Inseleintritt“ zahlen würde? Man kann parken, wo und wie lange man will, und vielleicht sogar die Übernachtung und Kurtaxe einbeziehen. Gezahlt würde dann nur einmal beim Überqueren der Brücke – sparen würde man die Aufstellung all dieser Geldautomaten und Schilder mit Infos zu den Gebühren und natürlich diesen Schildern mit dem erhobenen Zeigefinger: zahle das Toilettengeld, weil…. Dieses ungute Gefühl, ständig zur Kasse gebeten zu werden, wäre weg, man könnte die Reise wieder genießen.
Was meint Ihr? Habt Ihr Ideen? Wie könnte man es besser machen? Stört es Euch auch? Ist das nur für Familien unangenehm? Wir freuen uns auf Eure Meinungen!