Der Blick aus dem Fenster zeigte alles grau in grau, was uns recht war. Wir wollten ohne schlechtes Gewissen länger schlafen. Auch, wenn die Insel recht klein erscheint, die Küste ist vielfältig und zwei Wochen reichen kaum aus, um alles zu erkunden. Zudem sehen die einzelnen Strandabschnitte je nach Wetter und Gezeitenstrand jedesmal anders aus.
Im gut sortierten Supermarkt in Le Palais kauften wir ein, denn es war Samstag und wir wollten die Vorräte fürs Wochenende auffüllen. Wandern und fotografieren macht hungrig. Wir reisen mit drei immer hungrigen Teenagern.
Wandern beim Plage Kerel, Belle Ile
Über enge Gassen schleichen wir mit dem VW Bus zum Plage Kerel. Am liebsten wäre ich ja eine Stunde vor dem niedrigsten Strand der Ebbe da gewesen, nur hatten wir irgendwie zu lange getrödelt.
Leuchtturm in Sauzon
Frischer Seeigel-Kaviar direkt aus dem Eimer
Die Fußfischer machten sich schon auf den Heimweg, als wir ankamen. Auf dem Parkplatz zogen sich gerade zwei Männer die hohen, wasserdichten Fischerhosen aus, ihre Eimer hatten sie schon im Kofferraum verstaut. Natürlich sprach ich sie an. Meine Familie wollte schon Reißaus nehmen, denn solche Gespräche enden sehr oft in einem kulinarischen Desaster. Das hatten wir schon mehrmal
dass wir irgendetwas Rohes fast noch lebendiges probieren mussten. Ja, und so endete es natürlich auch hier. Die beiden Franzosen hatten Seeigel gesammelt, einen ganzen Eimer voll. Ich konnte mir nicht vorstellen, wie man die stachligen Viecher essen kann. Also durften wir das jetzt direkt versuchen. Ein Seeigel wurde mit dem Messer aufgeknackt, die Gedärme beiseite geschoben, am Rand hing so eine gelbliche, blasenförmige Masse. Die bekam ich auf die Hand geschmiert. Das wären die Eier des Seeigels, Seeigelkaviar also. Hmm, also rein in den Mund – salzig, glibbrig, so wie alter Seetang riecht und schlucken. Naja, einmal reicht.
Der Rest der Familie kam auch nicht drum herum, jeder bekam ein wenig vom Seeigelkaviar. Ja und hinterher waren doch alle begeistert. Wir hatten es probiert und können nun von uns behaupten, dass wir mutige Seeigelkaviar-Esser sind.
Zeitrafferaufnahmen am Plage Kerel
Der Strand zieht sich sehr lang Richtung Meer hin. Aber nicht längs der Wasserlinie sondern nach hinten ausgedehnt. Das wäre bei einer schnell hereinlaufenden Flut nicht ungefährlich. Wir kletterten schließlich zum Wanderweg oberhalb des Strandes, die Jungs blieben an einer Stelle sitzten und bewachten die Kamera, die im Serienmodus lief, damit wir später sehen könnten, wie schnell die Flut tatsächlich hereinfließen würde.
Wir wanderten derweil den Küstenpfad entlang, und es war sehr anstrengend. Es ging nur und sehr steil auf und ab. Wir kamen mächtig ins Schwitzen, glücklicherweise knallte die Sonne nicht so stark wie gestern. Trotzdem zogen wir alle Pullover aus. Der Küstenabschnitt begeisterte uns genauso, wie er es wohl mit dem Maler Monet gemacht hatte. Die Farben, das Zusammenspiel von Fels und Meer, einfach fantastisch.
Das Wetter und die Farben des Meeres luden uns geradezu dazu ein, die ND Filter auf die Objektive zu schrauben und Langzeitbelichtungen am Tag zu machen. Dadurch wirkt die Küste noch intensiver. Die Details auf der Oberfläche des Meeres werden durch die Langzeitbelichtung vereinfacht und man kann sich auf die Farben und Muster der Wellenbewegung konzentrieren.
Bei solchen Wanderungen am Meer haben wir die Stative immer dabei. Es könnte sich ja lohnen Langzeitfotos zu machen. Und das klappt natürlich nur mit Stativ. Im Beitrag fünf scharfe Tipps für das Fotografieren mit Stativ beschreiben wir, wie du auch bei Sturm zu tollen Fotos kommst.
Abend Fotosession am Pointe de Poulains
Sauzon in der blauen Stunde
Abends zog es uns wieder zum Pointe de Poulains. Gunter und die Jungs waren müde, ich war voller Energie und konnte mich nicht vom Meer lösen. Ich fühle mich so wohl, wenn ich fotografierend an der Küste wandeln kann, da finde ich kein Ende. Amy und ich liefen zusammen nach Sauzon hinein. Jetzt war Flut, die Boote schaukelten im Hafen. Nur eine einzige Pizzeria hatte geöffnet. Von dort aus strömte der Duft frisch gebackener Pizza und das lustige Gemurmel der Besucher auf die Gassen hinaus. Alles war friedlich.
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