Tag 7 der Radtour. Das Ende des Göta-Kanals und die „Aron“
Wir wachten um kurz vor 9 davon auf, dass die Morgensonne das Zelt beleuchtete und aufwärmte. Au ja! Der Tag fing gut an. Ich reinigte die Getriebe unserer Räder, das schreckliche Quietschen war ja gestern nicht auszuhalten gewesen. Wir frühstückten ordentlich, und um 10:45 Uhr kamen wir los.
Der Göta-Kanal verlief gerade durch den Vikensee, also gab es keinen Kanalradweg und wir fuhren auf Landstraßen, wie wir es die Tage zuvor auf dem Weg um den Vätternsee getan hatten. Schon nach ein paar Minuten Fahrt wurden wir versichert, dass wir tatsächlich am Göta-Kanal waren, als sich vor uns eine Hebebrücke erhob. Ich stellte mich ganz vorne hin, um das dafür verantwortliche Schiff zu beobachten, und siehe da: Es war die „Aron“, ein altes Segelschiff, das wir bereits an unserem zweiten Tag am Kanal in einem Yachthafen gesehen hatten. Majestätisch (sprich: langsam) zog sie an uns vorüber. Die Brücke senkte sich, und wir fuhren weiter durch die sonnenbeschienene Landschaft.
Unsere stark in Mitleidenschaft gezogene Landkarte verriet uns, dass es in einer Siedlung namens Tatorp wieder an dem Kanal weitergehen würde. Dort wollten wir dann auch einkaufen, doch Tatorp stellte sich als eines dieser winzigen Orte heraus, in denen man abgesehen von Durchfahren nichts machen konnte. Dann wurde unser Mittagessen eben verschoben, bis wir nach Töreboda kamen.
Auf dem Weg dorthin sahen wir die Aron wieder, wir hatten sie eingeholt. Sie bewegte sich auch gemächlich Richtung Töreboda. Es hatte angefangen zu regnen.
Da wir nicht sonderlich scharf darauf waren, nass zu werden, und sowieso einen Bärenhunger hatten, gingen wir in Töreboda Pizza essen. Wir setzten uns auf die überdachte Terrasse, damit wir unsere Räder im Blick halten konnten. Die Pizzen waren groß und lecker, und dazu gab es gratis Krautsalat, wie es in Schweden üblich ist. Hmm! Während wir dort saßen und unsere Mahlzeit genossen, öffnete sich die Hebebrücke und Aron trieb durch die Ortsmitte.
Wir füllten im Supermarkt noch schnell unsere Vorräte wieder auf, dann fuhren wir am Kanal weiter. Ich sage es bestimmt zum hundertsten Mal, aber es war sehr idyllisch am Kanal. Es dauerte nicht lange, da hatten wir die Aron wieder eingeholt. Sie war gerade in einer Schleuse, und wir legten eine Pause ein, um uns das Spektakel anzuschauen.
Mittlerweile war es nicht mehr weit bis zum Ende des Göta-Kanals. Bald würden wir den Värnernsee erreichen. Eigentlich müssten wir schon vor dem Ende des Kanals nach Süden abbiegen, wenn wir am See entlang weiterfahren wollten, doch jetzt waren wir schon so lange am Kanal entlang gefahren, da wollten wir auch den Endpunkt sehen. Also führen wir nach Sjötorp rein, machten eine Pause, aßen Äpfel und schauten uns den See an, bevor wir umkehrten und die letzten sieben Kilometer des Kanals in entgegengesetzter Richtung wieder zurück fuhren. Gerade, als wir nach Süden abbiegen wollten, kam die Aron ein letztes Mal in Sicht. Wir warteten am Kanal und winkten den Leuten auf dem Boot zu, die uns auch längst erkannten und den Gruß erwiderten.
So, das war’s mit den Göta-Kanal. Die verbleibenden knapp 300 Kilometer würden wir selbstständig auf Landstraßen navigieren müssen. Das würde lustig werden!
Es war schon recht spät, und wir waren uns nicht sicher, ob wir es noch bis Mariestad schaffen würden. Eigentlich war es nicht sehr weit, doch wir konnten ja nicht auf der Autobahn fahren und mussten einen Umweg nehmen. Wir fuhren erst eine Weile auf Schotterpisten durch den Wald und nahmen dann die Schnellstraße in Richtung Mariestad, doch als es zu dämmern begann, wollten wir lieber Rast machen. Wir waren von Wald und Feldern umgeben, keine Wiese in Sicht, auf der wir hätten Zelten können. Was soll’s, dann klopfen wir eben an einer Haustür und fragen, ob wir auf dem Grundstück übernachten können. Das klappte beim ersten Versuch, und ein freundlicher Hausbesitzer zeigte uns ein Fleckchen Rasen vor seinem Haus, auf dem wir unser Zelt aufschlagen konnten. Er war recht interessiert an unserer Unternehmung und plauderte noch ein bisschen mit uns, bevor wir schlafen gingen.
Hallo Andreas! Bitte entschuldige, dass ich erst so spät antworte – der Kommentar war im Spamfilter untergegangen und ich habe nichts davon mitbekommen.
So schlimm war der Regen eigentlich gar nicht, denn es hat immer nur etwa eine Stunde lang geregnet, und dann kam die Sonne wieder raus und hat uns getrocknet.
Der Göta-Kanal verläuft tatsächlich nur zwischen der Ostsee und dem Värnernsee (genaugenommen zwischen Mem und Sjötorp). Zwischen dem Värnernsee und Göteborg gibt es einen anderen Kanal, der etwas größer, weniger malerisch und schwer zugänglich ist. Im Gegensatz zum Göta-Kanal ist dieser Kanal nicht für Freizeitnutzung, sondern für Frachtschiffe gedacht.
Ich hoffe, das klärt die Verwirrung auf!
Bald kommt übrigens der längst überfällige nächste Artikel :-)
Hallo Herr Reichert ;-)
ne, besser hallo Esra,
wirklich ein wunderbarer Bericht über eure Fahrradreise. Mir scheint aber das die Hauptehmen Regenwetter (wirklich schade für euch) und Nahrungsaufnahme bzw. Nahrunsbeschaffung ist. :-O
Wir haben vor nächstes Jahr den Götakanal zu bereisen. Wir werden mit dem Wohnwagen unterwegs sein, aber die ein oder andere Strecke auch mit dem Rad zurücklegen. Strtpunkt wird Göteborg sein und Endpunkt dann Stockholm.
Und genau das führt mich zu meiner Frage: Geht der Götakanal nicht von Göteborg nach Stockholm? Irgendwie hast du das in deinem Bericht anders beschrieben. Oder bin ich da auf dem Holzweg.
Kannst du mir vielleicht sogar Tipps zu Literatur oder dergleichen geben? ich hab nicht wirklich brauchbares gefunden.
Klär mich bitte auf
Gruß
Andreas
Servus Esra, ich verfolge Deinen Bericht mit Interesse und Spaß – schöne Bilder, heiterer Text; auch wenn ich das selbst nicht machen kann, ein bisschen bin ich trotzdem dabei. Mit herzlichen Grüßen an Euch, Erika
Ja, der Kanal war schon was Tolles. Aber es war auch sehr spannend, sich die Route danach selbst auf der Karte rauszusuchen. Wir wussten, dass wir nach Göteborg wollten, aber den Weg drthin zu finden, das lag ganz bei uns. Am Kanal war immer entweder ein Radweg oder eine Radroute auf Straßen ausgeschildert gewesen. Das war zwar immer sehr angenehm und unkompliziert, aber anders fühlte es sich abenteuerlicher an. :)
Hi Esra,
man hört so richtig den Wehmut heraus, dass der Götakanal zu Ende war. Ihr hättet bestimmt nichts dagegen gehabt, wenn er noch ein Stück weiter gegangen wäre.
Gut zu wissen, dass man mit Zimtschnecken alle Reicherts glücklich machen kann ;-)
Liebe Grüße
Ursula
So so, interessante Familiengespräche hier … ;-)
Schöne Berichte. War ja ein paar Tage nicht online und hatte schon Entzugserscheinungen ;-).
Ich war in Neuruppin und Rheinsberg – davon dann mehr, wenn ihr es schafft vorbei zu kommen, denn da will ich dich dann auch mal hinschicken, Gabi. Liegt ja sozusagen auf dem Heimweg. Und bis dahin genießt die Insel!
Liebe Grüße Gabi
Grr! Wenn ihr mir nicht mindestens zwei Päckchen mitbringt back ich selbst welche und ess sie vor euren Augen auf ohne zu teilen! Ha!
Cool, es geht weiter im Bericht. Ich habe den den anderen vorgelesen, während wir Deine Zimtröllchen weggeputzt haben :-)
Morgen kaufen wir neue – versprochen!
liebe Grüße
Gabi