Interview mit Christine Sinterhauf zum Buch „Mit Kindern die Welt entdecken“
Vor einigen Jahren kontaktierte mich Christine Sinterhauf, weil sie an einem Buch zum Thema Reisen mit Kindern schrieb. Sie bat mich darum unsere Reisegeschichte, USA und Kanada mit Kleinkindern, aufzuschreiben, denn sie wollte andere reisende Eltern in ihrem Buch zu Wort kommen lassen.
Jetzt ist das Buch – sehr umfangreich und ausführlich – auf dem Markt. Es ist unter dem Titel Mit Kindern die Welt entdecken: Ein Reisehandbuch im Berg & Tal Verlag erschienen. Ich möchte Euch die Autorin und das Buch in einem Interview vorstellen. Viel Spaß beim Lesen.
Gabi: Seit vielen Jahren seid ihr als Familie unterwegs. Wann habt ihr begonnen mit euren Kindern zu reisen?
Christine: Gereist sind wir schon vor den Kindern. Als wir dann Nachwuchs bekamen, haben wir uns natürlich Gedanken gemacht, wie wir trotz – oder besser gesagt mit – dem Kind weiter unterwegs sein können. Da unsere Reiseformen schon immer eher einfacher Natur waren, manche würden sagen Outdoortouren, mussten wir uns einiges einfallen lassen Kind und Reisen unter einen Hut zu bringen. Anfangs war das nicht immer einfach, aber mit dem zweiten Kind wurde es besser, da wir da schon ein wenig Erfahrung gesammelt hatten.
Gabi: Wie alt waren deine Kinder auf ihrer ersten Reise und wohin führte sie?
Christine: Als unser großer drei Monate alt war sind wir mit ihm in die Berge zum Wandern. Im fortgeschrittenen Alter von sechs Monaten hat er dann seine erste Fahrradtour absolviert. Diese Tour führte über 600 Kilometer durch Franken. Eine große Herausforderung für uns damals. Aber er hat es schließlich ohne bleibende Schäden überstanden. Seine kleine Schwester war bei ihrer ersten Reise zwei Monate alt. Wir campten ausnahmsweise auf einem noblen Campingplatz bei Venedig. An diesen Urlaub haben wir ebenfalls schöne Erinnerungen.
Gabi: Ist es nicht schwierig mit Babys und Kleinkindern Outdoortouren zu unternehmen?
Christine: Es scheint auf den ersten Blick tatsächlich schwierig zu sein. Da wir aber schon vor den Kindern oft mit dem Fahrrad und Zelt unterwegs waren, hatten wir schon eine gewisse Erfahrung mit den Widrigkeiten des Outdoorlebens. Dennoch mussten wir mit den Kindern vieles neu lernen und haben so manche unangenehme Überraschung erlebt. Aber schließlich waren das alles wertvolle Erlebnisse, die uns mit den Jahren zu erfahrenen Reiseeltern gemacht haben. Und glücklicherweise waren alle diese Erlebnisse zwar unangenehm, aber keineswegs gefährlich für unsere Kinder. Wir sind trotz unserer Abenteuerlust sehr darauf bedacht unseren Kindern nicht zu schaden. Ich würde uns sogar als sehr vorsichtige Reiseeltern bezeichnen. Für mich steht immer das Wohl der Kinder vor der Lust zum Abenteuer, also bloß kein naiver Aktionismus.
Auch sind wir keine wahren Outdoorer. Da gibt es ganz andere Familien, auf die das Prädikat Outdoorfamilie eher zutrifft. Ich möchte hier zum Beispiel die Familie Fleck erwähnen, die mit ihren Kindern richtige Wildnistouren unternommen hat. Unsere Soft-Outdoor-Touren dagegen kann eigentlich jeder Normalreisende mit seinen Kindern unternehmen.
Gabi: Das klingt ja ganz einfach in der Theorie. Aber wie sehen eure Outdoor-Urlaube in der Praxis aus? Kannst du von einer Begebenheit erzählen, die euch herausgeforderte hat?
Christine: Hm, das ist wirklich schwer. Es gibt tatsächlich viele unangenehme Erlebnisse auf Reisen, aber die vergisst man leider – oder Gott sein Dank – sehr schnell wieder. Aber ich erinnere mich noch lebhaft an eine Begebenheit, die ich wahrscheinlich nie vergessen werde.
Sie ereignete sich auf unserer ersten gemeinsamen Fahrradtour mit beiden Kindern. Wir waren damals in Holland unterwegs und es regnete jeden Tag ununterbrochen. Die Erde, auf der unser Zelt stand, war schon so aufgeweicht und matschig, dass wir alle Mühe hatten, sauber in unser Innenzelt zu kommen. Unsere gerade einjährige Tochter dagegen hatte überhaupt keine Mühe in einem unbeobachteten Moment das Innenzelt zu öffnen und sich heimlich aus dem Staub zu machen. Wir fanden sie schließlich von oben bis unten mit Matsch bedeckt unter dem benachbarten Wohnwagen sitzen. Wir waren damals so überrascht und schockiert, dass wir im ersten Moment wirklich nicht wussten, ob wir nun lachen oder weinen sollen.
Gabi: Und dennoch habt ihr eine lange Auszeit geplant und seid ein Jahr später fast ein Jahr durch die Welt gereist. Hattet ihr keine Ängste vor dieser langen Reise?
Christine: Doch die gab es selbstverständlich. Diese waren aber eher banaler Natur, wie beispielsweise, dass die Kinder im Zelt nicht schlafen können oder unterwegs eine Erkältung bekommen. Größere Angstszenarien versuchten wir jedoch zu verdrängen, da sie für das Planen eines solchen Unternehmens nicht sehr hilfreich sind. Wir haben uns sehr lange und intensiv auf diese Langzeitreise vorbereitet, was unsere Ängste mit der Zeit minimierte.
Gabi: Wohin seid ihr gereist und wo hat es euch am besten gefallen?
Weil wir begeisterte Radfahrer sind, haben wir zunächst unsere Räder eingepackt und sind nach Skandinavien gereist. Dort haben wir zahlreiche Etappen mit den Fahrrädern zurückgelegt. Wir hatten damals das große Glück eines Jahrhundertsommers und für Skandinavien unglaublich gutes Wetter. Einzig auf den Lofoten gerieten wir in einen Sturm und flohen kurzerhand nach Schweden. Im Herbst flogen wir dann nach Australien und Neuseeland.
Ich kann nicht sagen wo es am schönsten war. Das ist nicht immer nur vom Land abhängig, sondern auch von den Menschen, denen man begegnet oder von den Erlebnissen, die man unterwegs erfährt. Wunderschöne Landschaften allein sind keine Garantie für eine erfüllte Reise. Da bedarf es schon ein wenig mehr. Rückblickend war das schönste eigentlich die Zeit, die einem unendlich erschien. Die Tage flossen dahin wie ein gleichförmiger Strom und das empfand ich als unheimlich entspannend und befreiend.
Gabi: Wie denkst du rückblickend über eure Weltreise? Hat sie eure Erwartungen erfüllt? Würdest du eine solche Reise jungen Familien empfehlen?
Christine: Ja, sicher! Eine solche Reise ist die einzigartige Möglichkeit eine sehr intensive Zeit als Familie zu erleben. So lange und so eng ist man sonst nie als Familie vereint. Das kann natürlich mitunter schwierig sein, aber eben auch eine ungeheure Chance als Familie zusammen zu wachsen. Die Erfahrung, die wir als Reisende immer wieder machen konnten ist, dass Familien, die ebenfalls lange Reisen mit ihren Kindern unternommen haben, meist ganz besonders homogene Gemeinschaften waren. Die Beziehung zu den Kindern und unter den Partnern ist meist besser als in Durchschnittsfamilien. Wie gesagt sind das Erfahrungen, die wir mit anderen langzeitreisenden Familien sammeln konnten.
Und auf die Frage, ob die Langzeitreise unsere Erwartungen erfüllt hat, kann ich nur sagen: Mehr als das!
Gabi: Du hast ein Reisehandbuch über das Reisen mit Kindern geschrieben. Es heißt „Mit Kindern die Welt entdecken“. Was war deine Triebfeder ein Sachbuch zu diesem Thema zu schreiben?
Christine: Vor dreizehn Jahren, als wir begannen mit unseren Kindern zu reisen, gab es nur vereinzelt gute Informationen über das Reisen mit Kleinkindern. Ich musste mir alle Informationen mühselig zusammen suchen, was eine sehr zeitaufwändige Angelegenheit war. Sachbücher zu diesem Thema gab es damals noch überhaupt nicht, zwar einige nette Reiseberichte, aber eben nur mit spärlichen Informationen versehen. Ich dachte mir damals, dass es ein Reisehandbuch für individuell reisende Familien geben müsste. Das hätte mir so vieles erleichtert. Ja, und nach unserer Weltreise habe ich selbst damit begonnen unsere Erfahrungen aufzuschreiben. Bis zum fertigen Buch war es allerdings noch ein langer und mühseliger Weg.
Gabi: Kannst du kurz beschreiben welche Informationen der Leser in deinem Reisehandbuch findet und für wen das Buch geeignet ist?
Christine: Mein Reisehandbuch ist kein klassischer Reiseführer. Das möchte ich als erstes vorweg schicken. Der Leser wird keine konkreten Informationen zu einem bestimmten Reiseland oder Gebiet finden. Dafür muss er sich einen gängigen Reiseführer kaufen.
Das Reisehandbuch jedoch umfasst alle Themen, die individuell reisende Familien vor einer Reise und unterwegs betreffen und ist somit eigentlich für alle Familien geeignet, die auf eigene Faust eine Reise planen und unternehmen wollen. Es beinhaltet vor allem Informationen für Familien mit Kindern (jeden Alters), die man in einem normalen Reiseführer in dieser gebündelten Form nicht findet. Natürlich gibt es auch Grundinformationen über alle Kontinente der Erde. Wie man in den verschiedenen Kontinenten am besten unterwegs ist und auf was man zum Beispiel beim Reisen in fremden Kulturkreisen achten sollte.
Die Themen sind so unheimlich vielschichtig, dass ich hier gar nicht alles erläutern kann. Auf meinem Blog www.reise-kids.de/inhalte/ kann sich der interessierte Leser über die Themeninhalte genauer informieren und unter www.reise-kids.de/leseprobe/ ein bisschen schmökern.
Gabi: Wo kann man dein Reisehandbuch überall kaufen?
Christine: Das Reisehandbuch „Mit Kindern die Welt entdecken“ gibt es praktisch überall im deutschen Buchhandel zu kaufen. Der Vertrieb über den Großhändler GEO umfasst zusätzlich den Vertrieb im deutschsprachigen Raum wie Österreich und der deutschsprachigen Schweiz. Im Prinzip kann man es weltweit kaufen, da es über internationale Internetplattformen ebenfalls angeboten wird. Wer vor dem Kauf erst einmal in das Buch reinschnuppern will, kann dies natürlich, wie oben schon erwähnt, auf meinem Internetblog www.reise-kids.de tun.
Gabi: Gibt es ein bestimmtes Reiseland das du unbedingt noch bereisen möchtest?
Christine: Nicht eines, sondern einen ganzen Sack voll. Ich bin aber nicht mehr so versessen darauf wie noch vor einigen Jahren, als ich am liebsten die ganze Welt auf einmal gesehen hätte. Es ist komisch, aber je mehr man reist und sieht, umso mehr stumpft man dabei ab. Oft geht es uns so, dass wir zum Beispiel außergewöhnliche Naturphänomene gar nicht mehr so außergewöhnlich finden, da wir sie schon so oft gesehen haben. Dennoch gibt es selbstverständlich noch viele interessante Länder, die wir sicherlich in den nächsten Jahren noch bereisen werden. Im nächsten Jahr fahren wir jedoch erst einmal an die deutsche Nordsee. Mein Mann hat sich dieses Reiseziel gewünscht und meine Kinder waren tatsächlich noch nie an der deutschen Nordseeküste.
Gabi: Die Nordsee hat ganz sicherlich auch ihre Reize. Da möchte ich mit meiner Familie auch bald hinfahren.
Christine ist so freundlich uns ein Buch zur Verlosung hier im Blog zur Verfügung zu stellen! Schreib einen Kommentar unter diesem Beitrag mit einem kurzen Hinweis, warum Du das Buch gut brauchen könntest und Du nimmst an der Verlosung teil.
Beachte unsere Gewinnspielbedingen!
Danke für das Interview Christine!
Christine hat einen Gewinner für das Buch ausgelost! Herzlichen Glückwunsch Olivia!
Herzlichen Dank Euch allen für die Kommentare.
Ja, das Reisen mit Kindern können wir sehr empfehlen! Lasst Euch hier im Blog, in Christines Blog oder durch das Buch inspirieren.
Zieht einfach los und genießt das Leben mit dem Nachwuchs! Carpe diem – ist da mein Leitspruch.
liebe Grüße
Gabi
Danke Andreas – wir haben uns über den Link sehr gefreut :-) Da warst Du echt schnell!
liebe Grüße
Gabi
Liebe Familie Reichert!
Ich wünsche mir dieses Büchlein als Geschenk für meine Freundin – sie ist gerade zum zweiten Mal Mutter geworden und überlegt, wie es möglich sein kann, mit den beiden – und dem Papa : ) – auf eine einfache Weise zu reisen. Vielleicht ist es ihr Anregung und Inspiration.
Aber vorher blättere ich auch selbst einmal durch – ich bin eine der Großen in einem kleinen Kindergarten und lerne oft reiselustige Eltern kennen. Es ist doch jedes Mal wieder spannend, dass es funktionieren kann! Ich bin gespannt darauf, was Christine Sinterhauf mit ihrer Familie erlebt hat.
Herzliche Grüße,
Olivia
Wow, reisende Familien faszinieren mich sehr und ich habe auch einen Traum viel zu reisen mit meiner Familie. Aber den ersten Schritt zu tun fällt mir schwer. Aber wenn ich das Büchlein gewinnen würde wäre toll und schon vielleicht ein erster Schritt :-)
Liebe Reicherts,
da wir gerade die Sache mit dem Nachwuchs in Angriff nehmen, käme das Buch wie gerufen. Mein Mann muss nämlich erst noch davon überzeugt werden, dass man auch mit Kind noch prima reisen kann ;)
Hallo Familie Reichert,
wir verfolgen gerne eure Reisen um die Welt mit den Kindern. Wir selbst hatten schon Bedenken, Deutschland mit einem Kind zu verlassen. Von daher könnten wir das Buch sehr gut als weitere Inspiration und vor allem Motivation gebrauchen.
Euer Hinweis auf die SWR Sendung im Newsletter ist bereits auf der HP Eurer Heimatgemeinde zu finden: http://www.bubenheim.de/pages/neuigkeiten.php