Der Fasan
Ich gehe auf die Jagd und kehre mit einem Freund zurück
In der aktuellen Naturfoto gibt es einen Bericht über „Fotografische Glücksgefühle“. Dort schreibe ich über einen Fasan, der sich in Schweden mit mir anfreundete. Das größte Problem beim Schreiben dieses Artikels war, dass ich mich kurz fassen mußte (und das, obwohl der Artikel 10 Seiten lang ist). Glück in der Naturfotografie ist für mich eine große Erfüllung, ich hätte wahrscheinlich eine Serie aus dem Thema machen können:-) Hier jetzt ein ganz kurzer Teil, der abgedruckt ist, plus eine ausführlicheren Beschreibung (die ich aus Platzmangel rausgenommen hatte), wie ich mich beim Fotografieren des stolzen Vogels gefühlt habe und was automatisch abläuft. Sachen, die man nicht mehr bewußt wahrnimmt. Ich weiss, dass es sehr viele, auch bessere Fasanenfotos gibt. Trotzdem war diese Begegnung ein ganz besonderes Erlebniss für mich. Viel Spaß hier mit der ausfühlicheren Fasanenversion. Kauft euch trotzdem die aktuelle Naturfoto (6/2010), da steht dann noch viel mehr, auch über Landschaftsfotografie :-)
Wir besuchen Freunde auf ihrer Farm in Schweden. Gegen 6:00 Uhr stört der Ruf eines liebestollen Fasan die absolute Ruhe. Nicht nur ich, sondern auch mein Jadgtrieb ist geweckt. Ich lade schnell die Kamera mit frischer Batterie und Speicherkarte und pirsche mich noch im Schlafanzug an den lauten Herrn heran. Mein Biowecker funktioniert auch die nächsten Tage und immer belohnt er mich mit etwas mehr Vertrauen, bis er schließlich, nur für mich, ruft und burrt wie ein verliebter Teenager. Mit allen Sinnen genieße ich die Nähe zu diesem Vogel, den ich bisher immer nur in der Ferne rufen hörte und ich erlebe einen intensiven Einblick in das Verhalten des Tieres. In Zukunft wird der Ruf des Fasans in der Ferne, der Ruf eines guten Bekannten sein.
Bei der Beobachtung bin ich ganz im Jetzt, mit großer Ehrfurcht und Achtung lasse ich mich auf Lebewesen ein, ich bin ständig neugierig und lerne dabei kennen und lieben.
Mühelos verschmelzen meine Wahrnehmung, die Bildgestaltung und die Handhabung meiner Kamera miteinander.
Im taunassen Frühlingsgras nach Nahrung pickend schlendert der Fasanenmann über die Wiese. Im Minutentakt unterbricht er seine scheinbar wichtige Tätigkeit. Mit vor Stolz gestreckter Brust durchbricht er mit einem lauten Ruf die absolute Stille. Der Schrei ist noch nicht ganz verhallt, der Atem hängt als kleines Dunstwölkchen in der Luft, schon folgt die anmutige, immer gleiche Choreographie, begleitet vom Trommelwirbel aus Klicks aus meiner Kamera.
Auf Augenhöhe mit dem Vogel nehme ich die Darbietung im Gegenlicht vor halbwegs ruhigem, grünen Hintergrund auf. Die graziös aufgefächerten Federn leuchten im Licht, die ganze Schönheit des Tieres ist für immer in einem Foto verewigt. Ich studiere den Bewegungsablauf, denn beim Rufen streckt sich der Fasan weit nach oben. Der hübsche Kopf fehlt im Bild, wenn ich nicht schnell genug reagiere.
Einmal wähle ich längere Belichtungszeiten, um durch die Bewegungsunschärfe bei den Flügeln Dynamik ins Foto zu bringen. Mit kürzeren Belichtungszeiten friere ich die Bewegung ein, und Details in den Federn werden deutlich sichtbar. Die relativ offene Blende stellt den Vogel frei.
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