Die Leuchtturmwärter des Grand Phare, Belle Île
Die Räume am Fuße des Grand Phare, dem größten Leuchtturm auf der Belle Ile, sehen anders aus, als man es von außen erwartet. Neben einem stillen Machienenraum, in dem zwei große Dieselgeneratoren und veralterte Steuerpulte ihre Rente als Museumsstücke genießen, liegt nun der eigentliche Arbeitsplatz des Leuchtturmwärters: ein Raum, dessen Wände mit Karten behangen sind, mit einem großen Computer-Kontrollcenter in der Mitte. Es sieht aus wie eine Forschungsstation aus den Neunziger Jahren.
Der Leuchtturmwärter des Grand Phare, Belle Ile, Bretagne
Der anwesende Leuchtturmwärter ist der Chef von Vieren, die auf dieser Station arbeiten. Michel Granger ist ein fröhlicher Mann mit graumelierten, lockigen Haaren. Wir fragen ihn, was er in den Tagen von nahezu völliger Automatisierung noch zu tun hat. Ein Leuchtturm kann doch gar nicht so viel Mühe machen?
Ein Leuchtturm? Nein, 50!
„Ein Leuchtturm? Nein, nein…“ er lacht. „Wir steuern oder kontrollieren von hier aus 50 Leuchttürme. Das hier ist die Schaltstelle der bretonischen Südküste.“
Insgesamt gibt es sieben solcher Stationen in Frankreich. Die Leuchtturmwärter arbeiten bis 9:30 Uhr abends, sie machen die Nächte nicht mehr durch, haben allerdings immer ein Nottelefon neben dem Bett liegen.
So wichtig wie in vergangenen Tagen sind Leuchttürme aber schon lange nicht mehr. Schiffe verlassen sich fast zu 100% auf ihr GPS, ein Leuchtfeuer ist nur noch im äußersten Notfall nötig, falls die komplette Elektronik den Geist aufgibt. Bis 1987 hatten sie noch eine Sirene am Grand Phare, um den Schiffsverkehr bei Nebel zu warnen, doch die wird nicht mehr benötigt.
„In sieben Jahren, wenn ich in Rente gehe, macht auch diese Station zu. Die Leuchttürme werden dann von woanders aus gesteuert. Auch das Lichtsignal des Grand Phare, der einen ganzen Kilometer von der Küste entfernt steht, wird modernisiert und näher an das Meer umgezogen.“ meint Michel. „Der Leuchtturm ist dann nur noch ein Monument“, sagt der nette Leuchtturmwärter. Ein interessantes Monument, wohlgemerkt. „Im Sommer stehen sie bis auf den Parkplatz an und wollen hinein, doch wir können immer nur 20 Besucher auf einmal nach oben lassen. Es herrscht ein ganz schöner Andrang.“
„Viele Leute finden die Leuchttürme vielleicht auch wegen diesem Klischee des einsamen, wettergegerbten Leuchtturmwärters spannend, der die ganze Nacht gewissenhaft und diszipliniert das Feuer hütet. Doch diese Tage sind schon lange vorbei“
Die Arbeit des Leuchtturmwärters in früheren Zeiten
Früher war es tatsächlich noch viel Arbeit, den Leuchtturm instand zu halten. Damit sich die Kuppel drehte, musste alle vier Stunden ein 70 kg-Gewicht im Inneren des Turms nach oben gezogen werden. Auf seinem Weg nach unten versorgte das Gewicht dann die Kuppel mit der nötigen Energie. Hinzu kommt, dass man ständig die Petroleumlampen zu überwachen hatte, und in den frühen Tagen der Elektrizität waren es dann die Generatoren, die man babysitten musste. Heute führt eine Stromleitung zum Turm und löst diese Probleme. Eine 1000-Watt-Lampe springt jeden Tag vollautomatisch an.
Die Kuppel des Turms sollte man übrigens bei Hitze nicht betreten – da die Lampe auf Quecksilber lagert, welches bei wärmeren Temperaturen verdampft, kann man nur bei kühlem Wetter ohne Bedenken die Lampen und Linsen besichtigen. Michel erzählt uns, dass sie die Messing-Konstruktion zwei Mal im Jahr komplett putzen, damit sie immer wie neu aussieht, obwol sie über 100 Jahre alt ist. Das Putzen dauert für gewöhnlich mehrere Wochen, weil sie immer nur ein Stück auf einmal polieren.
Der Beruf des Leuchtturm Wärters
Es ist interessant, einen letzten Einblick in diesen aussterbenden Beruf zu bekommen. In einigen Jahren wird es vielleicht gar keine klassischen Leuchtturmwärter mehr geben. Schon auf der arktischen Insel Litloy erlebten wir es: In der Kuppel des Leuchtturms wuchsen Tomaten, das Haus des Leuchtturmwärters wurde zu einem Hotel umfunktioniert. Ein paar Schritte neben dem stolzen Turm stand ein dürres Stahlgebilde, an den eine Handvoll Solarpanelen hingen und auf dessen Spitze eine Leuchte thronte. Das war die neue Generation Leuchtturm.
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