Raue Fahrt zur île de Sein
Wir verabschiedeten uns von der Belle Ile. Das Wetter war trist. Für einen Abschied optimal. Scheit die Sonne, rollen die Wellen, ist alles perfekt, dann will ich immer weiter fotografieren und das Wegfahren fällt schwer.
Hier geht es zum Live Reisebericht des vierwöchigen Belle Ile Aufenthalts
Wir wollen weitere Inseln kennenlernen. Für dieses Frühjahr nehmen wir uns die bretonischen Inseln Île de Sein und die Île d’Ouessant vor. Es war nicht einfach, Unterkünfte auf den Inseln oder für die Zwischenübernachtungen zu finden. Vor allem die Vermieter auf Ouessant meldeten sich einfach nicht auf unsere Anfangen. Wahrscheinlich lag es am fehlenden Französisch – ich schrieb sie auf Englisch oder mit google Translator an. Die zusätzliche Schwierigkeit war es, die beiden Inseln aufeinander abzustimmen und die passenden Fähren dazu zu buchen. Die Fährbuchung über den Abieter Pen ar Bed funktioniert ganz gut im Internet.
Fahrrad- und Autofrei – die Île de Sein
Wir stellen erst bei der Buchung fest, dass die Île de Sein für Touristen nicht nur autofrei sondern auch fahrradfrei ist. Im Sommer sind Räder sogar für die Anwohner verboten. Das liegt an den engen Gassen des Ortes der kleinen Insel.
Wir suchen uns die Häuser/Wohnungen über FeWo direkt aus. Für fünf Leute ist die Auswahl nicht mehr so groß, da wird es dann teilweise auch schon teuer. Die Inseln sind gefragte Reiseziele. Im März ist es allerdings noch recht wild, rauh und daher leerer.
Reiseplanung – von einer Insel zur nächsten
Die Hotelsuche in Audierne für die Nacht vor der Fähre zur Insel ist ganz schwierig. Wieder ist es fast unmöglich etwas für fünf Leute zu buchen. Wir geben die Internetsuche entnervt auf und beschließen im Auto zu schlafen. Viel Platz haben wir nicht im Bus, immerhin sind wir zu fünft einige Wochen auf Tour und haben auch noch zwei Fahrräder mit, die wir im Innenraum transportieren. Wir planten ursprünglich, dass wenigstens einer von uns hinten schlafen sollte. Nach dem Packen des VW’s sah es aber nicht mehr danach aus. Es war einfach nicht mehr genügend Platz, nicht mal für den super schlanken Noah.
Nun denn, der Tag der Abreise von der Belle Ile war gekommen. Fähren und Wohnungen waren gebucht. Sturm war angesagt, wie immer, wenn wir zu Inseln reisen! Das ist schon komisch. Schon auf der relativ großen Belle Ile Fähre wird es uns gegen Ende der Fahrt übel, keiner der 5reicherts muss sich jedoch übergeben.
Audierne
In Audierne begrüßt uns dieses spezielle Meereslicht – das Salz des Meeres hängt in der Luft, Pastellfarben sind noch auszumachen, alles wirkt trist aber irgendwie trotzdem hell. Der Sturm zieht auf, man kann ihn am Horizont schon ausmachen. Mir wird ganz bang, wenn ich an die feuchtkalte Nacht im Auto denke. Als wir zum Leuchtturm in der Hafenausfahrt laufen, kommen wir an einem Hotel vorbei. Draußen stehen die Preise an. „So teuer ist das doch gar nicht“, meine ich zu meinem Mann, wir gehen rein und fragen nach.
59 Euro für zwei in einem Familienzimmer plus 10 Euro pro Extraperson. Also 89 Euro. Zwar immer noch recht viel, aber wesentlich weniger als die im Internet angeboteten Unterkünfte. Wir schlagen zu und machen es uns in den Betten gemütlich. Die Zimmer haben Meerblick, wir hören das Rauschen der Wellen. Am nächsten Tag müssen wir früh zur Fähre und dann wird uns durch die Zeitumstellung auch noch eine Stunde genommen.
Beim Fähranleger befindet sich ein großer, geschotterter und sogar kostenloser Parkplatz. Wir lassen unseren treuen VW Bus für ein paar Tage dort allein.
Zur Île de Sein – eine ziemlich ungemütliche aber spannende Fährfahrt
Phare de la Vieille in der Wikipedia
Die offizielle Seite der Île de Sein
Fährfahrt im Sturm – von Esra
Bei einer Fährfahrt kann man die Auswahl: welches Boot man nimmt, wann man es nimmt, die Anzahl der Passagiere, das Gepäck… was man allerdings nicht buchen kann, ist das Wetter. Wie schon oft bei einer Überfahrt hatten wir auch heute wieder einen ordentlichen Sturm.
In das tieffrequente Grollen des Motors und die metallischen Geräusche von hart arbeitenden Maschinenteilen mischte sich das Tosen der Wellen und das Pfeifen des Windes. Zu dem Gestank von Dieselabgasen und Motoröl gesellte sich der salzige Duft der Gischt, und der Horizont tanzte auf und ab wie eine Katze im Hundezwinger.
Natürlich kann man so einen Sturm auf verschiedene Arten und Weisen interpretieren: manch einer würde sagen, dass der Sturm ganz ungebeten das Frühstück wieder ans Tageslicht zerren will. Andere freuen sich über die kostenlose Achterbahnfahrt und genießen das Erlebnis.
Gunter gehört sicherlich zur ersten Gruppe, und sein Frühstück kam auch wie bestellt wieder nach oben. Ich war mir nicht ganz sicher, wie ich mich fühlte – einerseits macht es Spaß, die rohe Gewalt der Wellen zu beobachten, andererseits kann es einem schnell den Magen umdrehen, wenn der Mechaniker aus dem Maschinenraum kommt und einem ein Schwall warmer, motorölgetränkter Luft ins Gesicht schlägt, während das Schiff schaukelt. Klare Seeluft? Kein Problem, ich kann den ganzen Tag auf dem Boot stehen. Abgestandene, übel riechende Gase? Der Magen dreht sich um. Besonders schlimm ist es, wenn sich jemand direkt neben dir eine Raucher-Pause gönnt.
Fast alle Passagiere füllten unter diesen Bedingungen ihr Frühstück in kleine Plastikbeutel mit dem poetischen Ausdruck »Sac de Mal de Mer.« Nur Gabi und Esra nicht. Wir stehen tapfer, nur bedingt wassergeschützt, im Heck der Fähre und fotografieren und filmen, was das Zeug hält. Sicherheitshalber hält Gabi in der freien Hand auch einen dieser Kotzbeutel, sie hat jedoch keine Zeit ihn zu benutzen. Dieser Wellengang ist extrem fotogen. Der massive Dieselgestank , die Raucher und die Wasserfälle, die die Treppe runterauschen und die Kamera gefährden, machen die Sache jedoch extrem schwierig.
Nach einer endlos scheinenden Stunde in dieser Waschmaschine stehen wir endlich wieder auf festem Boden im Hafen von Le Bourg.
Die Île de Sein liegt 8 Kilometer westlich vom Point du Raz mitten im Atlantik. Das Meer hier ist berüchtigt für seine gefährlichen Strömungen und Untiefen, aber die Besatzung des Fährbootes hat uns sicher durch die haushohen Wellen gebracht.
An Land begrüßte uns eine nette Französin, die fragte, ob wir Deutsche sind. Henri, der uns abholen sollte spricht kein Englisch oder Deutsch, die Dame half ihm, uns zu finden.
Wie’s weitergeht auf der Insel, dann im nächsten Blogbeitrag…
Hi Michaela
ja, das war rauh aber auch aufregend. Ich bin froh, dass ich fotografieren konnte :-)
Ich neige auch zu Migräne und just an diesem Tag ging es mir kopfmäßig auch nicht so gut. Naja, will man Wellen und Inseln, so wie sie nun mal sind – wild, dann muss man das in Kauf nehmen. Es stehen uns ja noch drei Fährfahrten bevor – ich bin gespannt!
Ja, USA. Das ist lang her. Aber, wir schafften es damals schon live zu berichten! Cool, oder?
liebe Grüße
Gabi
Hi Edeltraud,
ich hatte auch das Gefühl, dass es für die Bretonen nicht das Problem war mit dem Wind.
Obwohl Gunter meinte, dass im Schiff die Kotzbeuten en Masse verteilt wurden. Der Mülleimer dafür war am Ende ganz voll!!!
Ich war hinter auf dem Schiff, kann nicht drinnen sein. Wurde aber auch ganz schön nass und die Kamera auch. Hoffe, das geht gut.
Für Dich wäre das nichts gewesen – viel zu wild!
liebe Grüße
Gabi
Hi Ursula,
ja, die Wellen finde ich gut, Fähre fahren bei dem Wetter eher nicht. Man kann nicht alles haben :-)
Wir sind von der Belle Ile nach Audierne gefahren, wo wir eine Nacht verbringen mussten um zur Ile de Sein zu kommen. Und diese hatten wir geplant im Auto zu schlafen. Womo haben wir nicht mit – das wäre auf der Belle Ile nichts.
Ja, zur Nordlichtfotografie KEIN Filter benutzen! Das Polfilter klaut Licht, das ginge nicht mit.
Fahrt Ihr, klappt alles mit Hurtigrute?
liebe Grüße
Gabi
Oh, Ihr Armen!
Aber für die Fotos hat es sich gelohnt ;-)
Ich wollte Euch als lohnenswertes „Inselziel“ die Färöer vorschlagen. Für Fotografen ein Paradies, aber wenn Ihr immer die stürmische Überfahrt mitbucht, werden die ca. 40 Stunden auf der Norröna vermutlich kein Vergnügen.
Helfen eigentlich die Akkupressur-Armbänder gegen die Seekrankheit?
Wir haben letztes Jahr vor der o.g. Fährfahrt Vitamin C als Prophylaxe genommen und blieben verschont. War aber auch eher eine Fahrt, wie auf einem Ententeich. Obwohl es einen jungen, sportlichen Mann trotzdem traf und ich häufiger an Schwindel- u. Migräneanfällen leidende Endvierzigerin verschont blieb.
Habe mir heute den Tag mit dem Lesen Eurer Berichte der USA/Kanada-Reise versüßt. Ich fand es total spannend und mutig mit 3 so kleinen Kinder eine solche Reise zu unternehmen, die Ihr sehr authentisch geschildert habt.
Bezgl. der Medien u. Fotografie war es für mich auch eine Art Zeitreise ;-)
Freu‘ mich auf weiteres von Euch!
LG Michaela
Hallo,
Wellen im Sturm, das ist doch was für Gabi;-)
Viel Spaß auf der „neuen“ Insel. Eins hab ich nicht ganz verstanden: wie ist passt das mit „autofrei“ und „schlafen im Womo“ zusammen?
Und gleich noch eine Frage, aber zu einem anderen Thema: Soll man bei der Nordlichtfotografie den Pol-/oder UV-Filter wirklich entfernen? Habe das so gelesen?
LG Ursula
Oj, je das wäre nichts für mich. Ich würde da sicherlich gar nicht erst frühstücken. Heftig was das für Wellen sind, und die Norweger würden auch nur sagen, das ist doch normal und gar kein Problem.
Zum Glück seid ihr ja doch heil angekommen. Mal sehen wie es weiter geht, bin schon gespannt.
lg edeltraud