Sieben Tipps für scharfe Wellenfotos – Belle île
Die Wellenfotografie ist ein wichtiges Thema für Meeresfotografen. Wellen sind dynamisch, kraftvoll, wunderschön und das Beobachten ist meditativ. Keine Welle gleicht der anderen und man weiß nie, was als nächstes kommt. Wellen sind eine große Herausforderung an den Fotografen. Denn sie halten nicht still und erfordern ständige Aufmerksamkeit, was einen Teil der Faszination ausmacht. Aber das erschwert es auch, gute und scharfe Fotos von den Wellen hinzubekommen.
Klick dich am besten durch alle Fotos durch – ich habe sie etwas größer als sonst hochgeladen und die Verkleinerung wirkt hier im Blog immer etwas unscharf!
Unscharfe Wellenfotos
Ist es Dir auch schon passiert, dass du voller Begeisterung das Meer fotografiert hast, eine Speicherkarte mit hunderten Fotos gefüllt hast, und dann beim Betrachten am Bildschirm kam die Ernüchterung: hmmm, die Wellen waren doch in natura viel schöner und größer, als sie auf den Fotos wirken. Und viele sind unscharf, oder die Schärfe liegt nicht da, wo ich sie hingelegt hatte.
Telezoom oder Festbrennweite?
Ich habe in meiner Fototasche gewöhnlich das 100-400 mm Tele von Canon dabei. Bei der Analyse meiner Fotos merke ich schnell, dass ich fast aussschließlich mit der 400 mm Endbrennweite fotografiert hatte. Und genau bei dieser Brennweite schwächelt das Telezoom in der Abbildungsleistung.
Vor einigen Jahren waren wir auf einer Halbjahresreise, da quittierte mein treues Canon 100-400er ausgerechnet in Nordnorwegen den Dienst. Wir schickten es nach Oslo zum Service und warteten wochenlang. Nach einer extrem teuren Reparatur kam die Linse zurück, nur war sie nicht zentriert, die Bilder waren unscharf und nicht brauchbar.
In Schottland, unserer nächsten Station dieser Reise, fiel mir ein super günstiges Angebot für – für das 400mm, 5.6 Tele von Canon ins Auge, und kaufte es sofort, weil ich die lange Brennweite brauchte.
Mein Lieblingstele
Diesen Kauf bereute ich nie! Das Canon EF 400mm 5.6 L USM Objektiv ist mittlerweile mein Lieblingstele, auch wenn es keinen Bildstabilisator hat. Die Schärfeleistung ist einfach überragend. Bei der Wellenfotografie ist mir aufgefallen, dass das Canon EF 100-400mm f/4.5-5.6 L IS USM mit eingeschaltetem Stabilisator nicht gut mit Wellen klarkommt. Die Fotos sehen „unsauber“ aus. Der Stabilisator versucht wahrscheinlich, die Wellenbewegungen zu kompensieren. Und so scharf wie meine Festbrennweite ist das Zoom lange nicht.
Wahrscheinlich kannst du den Unterschied an den hier gezeigten verkleinerten Fotos nicht erkennen!
Wellenfotografie auf der Belle Île
Wir sind gerade auf der Belle Île en Mer, einem wahren Hotspot für die Wellenfotografie. Vor allem am Surferstrand von Donnant rauschen bei fast jedem Wetter mächtige Wellen in die Bucht herein. Die Sonne scheint nachmittags von hinten in die Wellen. Das bringt ihre Farbe perfekt zur Geltung. Aber nicht nur Donnant, die gesamte Cote Sauvage der Belle île macht ihrem Namen doppelt Ehre. Sie ist wild zerklüftet, und bietet dem offenen Atlantik die Stirn. Dieser wirft sich mit aller Macht gegen ihre Klippen. Das bietet fast überall Gelegenheit, eindrucksvolle Wellen und wilde Brandung zu fotografieren.
Sieben Tipps für scharfe Wellenfotos
Wie komme ich zu scharfen Wellenbildern?
Wenn das Licht gegen Abend schwach wird, ist es schwierig, die bewegten Wassermassen ordentlich scharf abzulichten. Aufgrund der langen Telebrennweite von 400 mm ist die Tiefenschärfe extrem gering. Gerade bei sich staffelnden Wellen muss ich mich in Sekundenbruchteilen entscheiden, wohin ich den Fokus legen möchte.
1. Blende, ISO, Belichtungszeit für die Wellenfotografie
Ich wähle eine relativ geschlossene Blende, zwischen f/11 und f/16, und gehe auch an sonnigen Tagen mit der ISO-Einstellung so weit hoch, dass ich auf mindestens 1/500 Sekunde Belichtungszeit komme, besser auch noch kürzer. Kurze Zeiten sind wichtiger als geringes Rauschverhalten. Das Rauschen lässt sich später am PC noch reduzieren. Zeigt das Bild aber Verwacklungsunschärfe, oder ist es leicht verwischt, dann ist das Foto für den Papierkorb.
2. Der Autofokus bei der Wellenfotografie
Ich schalte den Autofokus aus und stelle manuell scharf, wenn ich nicht den mittleren, schnellen Kreuzsensor meiner Canon 6D benutzen kann, wenn ich die Schärfe auf die Welle im unteren Bilddrittel lege. Ansonsten wähle ich den Ai Servo Modus und folge den Wellen mit der Kamera. Dabei steht die Kamera auf dem Stativ, den Kugelkopf habe ich nicht arretiert. So entlaste ich meine Schultern bei den teils langen Sessions und verringere die Verwacklungsgefahr.
3. Der ideale Sonnenstand bei Wellenfotos
Ideal ist, wenn das Sonnenlicht die Welle von hinten durchleuchtet. Ein paar dunkle Wolken am Horizont steigern nochmals den Kontrast und die Farbwirkung. Für so ein Szenario brauchst du aber etwas Glück. Zumindest kannst du dir die richtige Tageszeit für den Sonnenstand aussuchen.
4. Serienbildfunktion der Kamera einschalten
Du solltest auch die Serienbildfunktion deiner Kamera einschalten. Mit ganzen Bildsequenzen hast du nicht nur eine bessere Chance auf den idealen Zeitpunkt, du vermeidest auch die Verwacklungsgefahr durch das wiederholte Durchdrücken des Auslösers bei Einzelaufnahmen.
5. Belichtungskorrektur oder manuelle Einstellung
Ich komme mit der automatischen Belichtungseinstellung gut zurecht. Wenn ich feststelle, dass das Weiße der Wellen ausfrisst, korrigiere ich entsprechend nach Minus. Sind die Lichtbedingungen stabil, es ziehen also nicht dauernd Wolken vor die Sonne, kannst du auch die manuelle Belichtung verwenden. Das bewahrt dich vor Belichtungsausreißern.
Welle mit Möwe, Pointe de Poulains, Belle île
6. Größenvergleiche suchen
Wenn ich die Größe der Wellen im Bild andeuten möchte, sehe ich zu, dass ich entweder eine Möwe mit aufs Foto bekomme, oder einen Surfer, oder wenigsten einen Wanderer auf den Klippen. Generell wirken Wellen mächtiger, wenn sie von einem niedrigen Standpunkt aus aufgenommen werden.
7. Regeln missachten
Ja, und alle diese beschriebenen Regeln kannst du auch gerne missachten. Du kannst mit extra langen Belichtungszeiten wunderbar die fließende Bewegung der Wellen festhalten.So kommst du zu Motiven wie oben gezeigt. Eine mitgezogene Wellen im Abendlicht wirkt abstrakter, je enger du den Ausschnitt wählst. Und du weißt nie im Voraus, wie dein Foto wirkt.
Übersichtsseite Reise zur Belle Ile
Spannend fand ich auch Serienbilder von dem weißen Schaum mit dem orangenen Sand in Nahaufnahme zu machen…Vielen Dank für die tollen Tipps!
LG Sylva
Hallo Gabi !
Ich liebe das tiefe Blau und das Grün des Atlantiks! Deine Fotos sind klasse! Letztes Jahr im September habe ich auch auf Belle-Ile fotografiert, vor allem auf der Plage de Donnant,La Pointe des Poulains, beim Sonnenaufgang und zur blauen Stunde in Sauzon und in Port Coton. Bis auf einen Tag war das Meer sehr,sehr ruhig und der Himmel wolkenlos. An meinem letzten Tag konnte ich die grünen Wellen bewundern
Liebe Gabi,
vielen Dank für die schönen Bretagnefotos!
Du fragtest, ob wir auch Wellenfotoerfahrung haben (ja, und wie; leider, ohne Deine Tipps vorher gekannt zu haben…) – daher habe ich hunderte von Wasserfotos und 2-3 ganz nette Wellenfotos, allerdings auch nicht Eure Ausrüstung. Seitdem ich mir die Canon EOS 60D gekauft habe, ist das Hobby deutlich günstiger geworden ;-)
Wir lieben die Île-Grande (bei Pleumeur-Bodou (Département Côtes-d’Armor), vom Festland über eine kleine Brücke mit Auto zu erreichen.
Wenn man zu der Vogelstation auf der Insel fährt, ist links davon eine Bucht mit wunderschönen runden Steinen in allen Größen, noch weiter links eine schroffe Küste, wo bei Ebbe lauter kleine „Aquarien“ überbleiben mit allerlei Getier und Pflanzen. Bei Interesse kann ich Dir ein paar Fotos schicken, damit Du einen ersten Eindruck bekommst.
Besonders schön ist es, wenn es die grandes marées gibt (bis zu 12m Gezeitenhub) und/oder viel Wind. (Gezeitenkalender: http://de.wisuki.com/tide/1279/ile-grande)
Liebe Grüße!
Danke, Michael und Gabi.
Gruß Ursula
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Hallo, ich nochmal,
wollte mir das E-book Nordlichtfotografie downloaden, ging aber nicht. Auf der „Bonus“-Seite wird angezeigt, dass ich erst den Newsletter abonnieren soll, aber den bekomme ich doch bereits.
LG Ursula
Hi Gabi,
unsere letzten Wellenfotos und die dazugehörende Location kennt ihr ja;-)
Mit einer neueren Kamera und mehr Chancen zum Testen bekämen wir sicher bessere Bilder, aber wenn ich ein richtig tolles Foto für an die Wand brauche, weiß ich ja, wo ich es kaufen kann – siehe: deine berühmte Welle auf den Lofoten :-)
Hoffe jetzt, dass wir uns an der Nordlichtfotografie versuchen können. Laut Vorhersage steigt der KP-Index wieder, wenn wir Heim kommen :-( , so wir denn wegfahren.
Habt noch eine gute Zeit!
LG Ursula
Ja, super nun geht es. Da sind ja einige klasse Wellenaufnahmen dabei. Ich kann nicht sagen welches mir am besten gefällt. Mir fällt die Wahl hier schwer.
lg edeltraud
Hallo Gabi,
wie immer;: Dank für die Fotos und die Anleitung! Und du weißt ja, Locations gibt es hier jede Menge ;-).
LG
Hi Ricarda,
Du brauchst keinen Sturm, das geht auch mit recht kleinen Wellen :-)
liebe Grüße
Gabi
Hi Edeltraud,
danke für den Hinweis – ich habs repariert. Jetzt kannst Du alle Fotos anklicken!
Ich könnte auch stundenlang den Wellen zuschauen. Das macht hier auf der Insel wirklich viel Spaß!
Würde Dir auch gefallen
liebe Grüße
Gabi
hallo, auch hier wieder perfekt die Anleitung zu den Wellenfotos.
Leider habe ich das Problem die kleinen Fotos nicht vergrößert anschauen zu können.
Ja die Gewalt des Wasser und der Wellen ist schon faszination pur.
Man kann auch einfach nur stundenlang zusehen wie sich die Wellen immer wieder aufbauen.
Es wird nie langweilig.
lg edeltraud
Also nach so einer ausführlichen Erklärung sollte ja nun nichts mehr schief gehen, nun brauch ich nur noch grooooße Wellen :)
Werde also den nächsten Sturm abwarten……
Wünsch Euch noch einen schönen Tag !