Interview mit David Köster, dem Autor von „Der Start in die Landschaftsfotografie“
Wir freuen uns, dir hier einen geschätzten Fotografenkollegen vorstellen zu können:
David Köster, Fotograf, Bildjournalist und Autor aus Halle an der Saale.
Er hat im Januar ein neues Buch herausgebracht, „Der Start in die Landschaftsfotografie„, das für unsere fotografie-interessierten Leser bestimmt von großem Interesse ist.
Darin beschreibt er leicht verständlich und umfassend Schritt für Schritt, wie du zu ausdrucksstarken Landschaftsfotos kommst. Sehr gut gefällt uns sein Sprachstil. Er hat es echt gut drauf, auch komplexe Zusammenhänge im lockeren Gesprächston mühelos und eingängig darzustellen.
Davids Buch ist grundsätzlich in zwei Teile gegliedert. Im ersten Teil geht er auf alle Aspekte technischer und gestalterischer Grundlagen ein, der zweite Teil ist ein Fotoworkshop, in dem er anhand seiner Bilder kompakt und konkret erklärt, wie sie entstanden sind.
Hier nun das Interview:
Frage: Du hast einige Zeit in den U.S.A. gelebt. Wo hast du gewohnt und wieso haben Dich die grandiosen Naturlandschaften Amerikas zum Fotografieren verführt? Hast du vorher schon fotografiert, oder war das dein Einstieg in die Fotografie?
Als Student habe ich für einige Zeit dank eines Stipendiums in den USA gelebt und zwar in New York, West Harlem und tatsächlich waren dies meine ersten Anfänge in der Fotografie. Übrigens waren es gar nicht so sehr die Naturlandschaften, sondern vor allem meine Faszination für die urbanen Landschaften der Metropole, die mich ernsthaft mit dem Medium Fotografie beschäftigen liesen. Ich hatte in dieser Zeit dann auch die ersten Aha-Effekte. Was war ich stolz, als ich am Times Square herausfand, wie man Lichtspuren der vorbeiziehenden Autos aufs Foto bekommen konnte. Oder das man ein Stativ braucht, um die nächtliche Skyline Manhattans von Staten Island aus fotografieren zu können. Vorher hatte ich eher geknippst
Frage: Was war Deine erste Kamera?
Irgendeine ganz einfache DDR-Filmkamera meiner Mutter. Damit machte ich schon ein Kind die ersten Schnappschüsse vom Ostseeurlaub.
Frage: Kannst Du uns verraten, welche Kameraausrüstung du gewöhnlich mit Dir herumschleppst?
Mein Credo ist, so wenig und leicht wie möglich, soviel wie nötig. Schließlich möchte ich als Reise- und Landschaftsfotograf möglichst mobil sein. Bei längeren Touren habe ich meist Folgendes mit: Kamera (Nikon D810), Zweitbody, drei bis vier Nikon-Objektive, optische Filter wie Grau-, Pol- und Verlaufsfilter, Karbonstativ und GPS-Gerät. Und natürlich genügend Speicherkarten und Akkus. Auf Trekking- und Wandertouren wird dann aber nochmals reduziert.
Frage: Fotografierst du auch mit einen Smartphone? Und was am liebsten?
Das Smartphone nutze ich nur zu Dokumentationszwecken und zum Location Scouting. „Richtig“ fotografieren damit reizt mich hingegen gar nicht, da ich es erstens zu fummelig finde und zweitens die Abbildungsqualität trotz aller Marketingversprechen der Hersteller eher suboptimal ist.
Frage: Du magst epische Landschaften. Wie kommst Du mit Regionen zurecht, die auf den ersten Blick nichts Spektakuläres bieten?
Die sehe ich als Herausforderung an. In eher langweiligen Landschaften zu fotografieren und ein Motiv herauszuarbeiten ist schließlich wesentlich anspruchsvoller, als ein ohnehin fotogenes Motiv abzulichten. Hier muss man sein landschaftsfotografisches Repetoire schon wesentlich stärker ausreizen, um dennoch ein annehmbares Foto zu erzielen. Ich gebe aber zu, dass es mich trotzdem eher dorthin zieht, wo die Landschaft spektakulärer ist, vor allem in die Berge und auch nicht nur der Fotos wegen.
Frage: Wieviel Geduld bringst Du auf, bis Du ein bestimmtes Motiv perfekt fotografiert hast? Fährst Du auch wiederholte Male zum gleichen Standort, bis alles passt?
Ich würde sagen, sehr viel Geduld. Lieber habe ich am Ende des Tages nur ein Motiv, mit dem ich richtig zufrieden bin, als 50, von den mich keines so recht überzeugt. Zum einen komme ich oftmals nochmal wieder. Tatsächlich wären viele meine Motive nicht entstanden, wenn ich nicht mehrfach wiedergekehrt wäre. Gerade bei weiteren Reisen plane ich mir deshalb mittlerweile immer mindestens zwei Tage an einem Standort ein, auch für den Fall, dass das Wetter oder Licht mal nicht passt, was ja vorkommen soll :). Zum anderen nehme ich mir auch sehr viel Zeit für das Location Scouting vor Ort und die Bildkomposition. Überhaupt bin ich in den letzten Jahren dazu übergegangen, mir mehr Zeit zu nehmen und so der Fotografie auch etwas Kontemplatives abzugewinnen.
Frage: Bist Du immer solo unterwegs oder fährt Deine Lebensgefährtin auch hin und wieder mit?
Teils teils. Gerade bei Fernreisen ist es mir schon wichtig, dass meine Freundin auch mit dabei ist und wir gemeinsam die schönen Eindrücke geniessen und erleben können. Damit wir dann beiden gerecht werden, legen wir dann „normale Reiseaktivitäten“ auf den Tag, die fotografischen Aktivitäten dann an die Tagesränder. Da kommt sie dann eben mit, wenn Sie Lust hat und wenn nicht, schläft sie aus oder macht zwei Stunden etwas anderes. Manche Touren, speziell in der Heimat mache ich aber auch allein. Damit habe ich auch gar kein Problem: ich bin zwar ein recht geselliger Mensch, bin aber genauso gern auch allein mit der Natur und erlebe sie dann umso intensiver.
Frage: Wie schaffst Du es, allgemein bekannte und totfotografierte Motive neu abzulichten? Die sieht man ja gerade von den grandiosen, vielbesuchten Landschaften so oft, dass das Gehirn quasi voreingenommen ist.
Ich nehme mir (nicht nur dann) viel Zeit, um auch außergewöhnliche Kompositionen zu finden, die man so vielleicht noch nicht so häufig gesehen hat. Ausserdem suche ich ohnehin gern Destinationen auf, die eben noch nicht tot fotografiert sind. Daher haben mich meine Reisen in den letzten Jahren zum Beispiel nach Kasachstan, Südgrönland oder Tadschikistan geführt.
Frage: Wie stehst Du zu Bildmanipulationen? Vom Enfernen störender Objekte wie Strommasten oder Menschen, bis zum Ersetzen des kompletten Himmels.
Grundsätzlich versuche ich schon vor Ort, meinem gewünschten Bildergebnis mit fotografischen Mitteln möglichst nahezukommen. Die Entwicklung der Fotos gehört für mich aber dennoch zum (digital)fotografischen Prozess dazu, ich habe kein Problem damit. Früher ist man mit seinem Film ja auch in die Dunkelkammer gegangen und hat mit Chemikalien Einfluss auf sein finales Bild genommen. Heute werden die digitalen Rohdaten eben im RAW-Konverter entwickelt. Es geht mir aber nicht darum, die Wirklichkeit massiv zu verzerren oder zu manipulieren. Mein Ziel der Bearbeitung ist es, dass das fertige Foto meine – ohnehin subjektiv – gesehene oder erinnerte Realität, wiedergibt, aber auch Unzulänglichkeiten der Kamera kompensiert werden (z. B. Beherrschung des Dynamikumfangs). Als Naturfotograf habe ich aber natürlich auch eine gewisse Ethik und würde jetzt nicht den Himmel austauschen, künstliche Sonnenstrahlen einbauen, etc. Störende Sensorflecken oder auch mal ein ein Taschentuch am Wegesrand, welches man vor Ort übersehen hat, zu retuschieren, finde ich hingegen vertretbar.
Frage: Was ist der wichtigste Ratschlag, dem Du einem Fotografieneuling mitgeben kannst?
Macht nicht den Fehler, die Technik überzubewerten (gerade Anfänger tun das ja gern) und lauft nicht jedem Technik-Hype hinterher. Beschränkt euch am Anfang auf wenig Technik und lernt diese dafür im Schlaf zu bedienen. Übung macht auch hier den Meister. Geht so oft als möglich raus und versucht bewusst zu fotografieren. Lernt die wichtigsten fotografischen Parameter und Einstellungen kennen und versucht zu verstehen, wie ihr mit damit euer Bild beeinflussen könnt. Setzt euch mit Bildgestaltung, Arbeit mit natürlichem Licht, Schärfesteuerung und Bildbearbeitung auseinander. Das ist übrigens auch genau das, was ich den Teilnehmer meiner Workshops bzw. den Lesern meines Buchs empfehle.
Vielen Dank David für das aufschlussreiche Interview!
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Hallo Marcus, welch schöne Überraschung, dich hier „wieder zu sehen“. Hab ganz lieben Dank für deine netten Worte. Ich denke übrigens auch sehr gern an unseren schönen Workshop zurück ☺️ Liebe Grüße, David
Hallo, als ehemaliger Teilnehmer eines Workshops bei David kann ich dem Interview bzw. dem Inhalt nur beipflichten. David ist absolut „kumpel-like“ und gibt einem wirklich konkrete und sehr gute Tipps und Hinweise während des Praxisteils. Auch der Theorieteil ist sehr gut aufgebaut und absolut nicht langweilig. Toller Kerl und tolle Zeit mit ihm im Elbsandsteingebirge. :-)