Reisetipps für einen Roadtrip zu den Polarlichtern in schwedisch Lappland
Die Polarlichtsaison ist wieder in vollem Gange. Die Polarlichter sind zur Zeit sogar bis nach Österreich zu sehen.
Eine sechsmonatige Reise führte uns zu unseren Freunden in der Nähe von Stockholm, dann über Harnösand nach Lueå, weilter nach Narvik bis zu den Lofoten und Vesterålen und natürlich auch wieder zurück. Wir waren mit unsere drei jugendlichen Kindern unterwegs.
Reiseplanung für einen Roadtrip in den schwedischen Winter
Wir merken es übrigens auch gerade in unserem Freundeskreis: Reisen in den Norden werden geplant. Wir werden angesprochen, ob wir nicht helfen können bei der Planung und gefragt, wie es denn im hohen Norden so aussieht.
Ja und Fotos vermitteln das doch am allerbesten. Hier sparen wir damit auch nicht. Klick dich durch, lass dich Inspirieren und frag nach, wenn du noch was wissen möchtest!
Hier also Teil 2, unsere Reise von Katrineholm nach Luleå. (Teil 1 folgt noch!)
Wirklich abenteuerlich war die Reise eher nicht, wenn man davon absieht, dass uns schon nach wenigen hundert Kilomtern auf der Autobahn aus drei Gründen das Licht des Autos mitten in der Nacht ausging. Wir hatten keine Kühltasche dabei und bedauerten das zutiefst. Warum erfährst du alles hier im Beitrag.
Die Live Reiseberichte Schweden im Winter
Und los geht’s….
Im Winter mit dem Auto durch Schweden
Neujahr ist schon eine Weile vorbei und ganz Schweden liegt still unter einem dicken Panzer aus Eis und Schnee. Wir haben wunderbare Weihnachts- und Wintertage bei unseren Freunden in Mittelschweden verbracht und sind langsam bereit für ein neues Abenteuer.
Schwedisch Lappland, weit oben im Norden am Polarkreis, lockt uns mit der Faszination von Einsamkeit, extremen Klimabedingungen und natürlich mit der einmaligen Chance, in dieser fantastischen Winterlandschaft Nordlicht zu beobachten und fotografieren.
Braucht der T4 Synchro Spikesreifen im nordischen Winter?
Die letzten Wochen sind wir mit unseren Winterreifen trotz ständig verschneiter und vereister Straßen ganz gut auf Schwedens schneebedeckten Straßen herumgekommen. Nur an Kreuzungen, wo die Straßen schon sehr glatt sind, kommt man, wenn man zu abrupt bremst, ins Rutschen.
Die schwedischen Straßenmeistereien streuen nicht im Winter. Entweder ist es so kalt, dass das Salz eh nicht hilft, oder es bildet sich bei milderen Minusgraden brauner Schneematsch, auf den auch niemand Lust hat.
Bis zu unserem Ziel in Luleå sind es von Mittelschweden aus 1000 Kilometer auf vereisten und verschneiten Straßen. Da lassen wir uns doch vorsichtshalber Spikesreifen aufziehen. Die Mehrzahl der Skandinavier fährt im Winter mit Spikes.
Und wer mit dem Flugzeug anreisen möchte, der kann sich sicher sein, dass der Mietwage auch Spikesreifen hat. Wir sind also zum nächstgelegenen Däckservice gefahren, das ist der Reifendienst, und haben uns Dubbdäck, so heißen die Spikesreifen hier, aufziehen lassen.
Wir prüfen zusätzlich, ob das Kühl- und Scheibenwaschwasser frostfest bis ungefähr minus 50° C ist, besorgen uns noch eine Schneeschaufel und einen Sack Katzenstreu, falls wir in Schneewehen oder trotz der Spikes auf Glatteis hängenbleiben sollten.
Notfallausstattung für Winterfahrten und Zeitplanung
Für Fahrten in diese einsamen kalten Gegenden gibt es einige Grundregeln, die für das Überleben wichtig sind, wenn wenn man mit dem Fahrzeug liegen- oder steckenbleibt.
Darüber haben wir im Nordlicht Tutorial bereits geschrieben. Lies den Artikel „Autofahren im hohen Norden“ unbedingt für deine Reiseplanung. Da findest du auch eine Packliste für’s Auto.
Auf jedem Fall haben wir mehr Zeit für die Fahrt eingeplant, als wir für erforderlich halten. 50% bis sogar 100% Aufschlag sind nach unseren Erfahrungen keine übertriebene Vorsicht. Solche Verzögerungen werden bei den unkalkulierbaren Wetterbedingungen schnell Realität.
Wir mussten aber auch unsere Übernachtungsziele gut planen. Mit fünf Leuten wird es teuer, wenn man kurzfristig im Hotel unterkommen muss oder wenn man wegen einem Schneesturm tagelang festsitzen würde!
Auf der Autobahn wird es plötzlich stockdunkel
Am Vorabend unserer Abreise hatten wir unsere Koffer schon gepackt. Morgens mussten wir nur noch frühstücken – dachten wir. Zum Glück haben wir einen sehr geräumigen Bus, das Beladen ist ruckzuck erledigt. Die Verabschiedung von unseren Freunden dauert etwas länger, aber kurz nach Mittag sind wir endlich auf dem Weg. Zu unserer nächsten Station, Härnösand, sind es 500 Kilometer.
Das Wetter ist für Januar recht warm, nur einige Grade unter Null, am Himmel hängen dicke graue schneeschwangere Wolken. Es dauert nicht lange, da fallen auch schon die ersten Schneeflocken. Gegen drei Uhr bricht schon die Abenddämmerung an, doch wir pflügen unermüdlich weiter durch Dunkelheit und Schneegestöber. Die Sichtverhältnisse sind nicht sehr toll, wenigstens hält sich das Verkehrsaufkommen in Grenzen. So ist die Fahrt halbwegs entspannt.
Doch auf einmal wird es vor uns stockdunkel. Wo ist denn nun die Straße? Wenn Gegenverkehr auf der anderen Seite fährt, wird es wirklich kritisch. Dann weiß ich gar nicht mehr, wo wir fahren. Das ist gefährlich!
Die Straßen sind nass, es ist dunkle Nacht, es schneit und unsere Scheinwerfer scheinen kein Licht mehr produzieren zu wollen. Die Schwärze der Nacht verschluckt sogar das Fernlicht. Hilfe, das fühlt sich gerade so richtig sch… an.
Zum Glück sind wir kurz vor einer Stadt und fahren fast im Blinflug auf den Parkplatz eines Einkaufszentrums.
Was ist passiert? DREI Dinge haben zu der Fast-Blind-Fahrt geführt:
- auf einer Seite ist die Birne des Abblendlichts durchgebrannt,
- und zusätzlich hat sich der Schnee von der Motorhaube gelöst und ist über beide Scheinwerfer gerutscht.
- Da sowiel Dreck auf der Fahrbahn war, betätigte ich die Schreibenwaschanlage oft. Mit dem Kühlmittel hatte sich Schaum gebildet, der bei erneuertem Drücken nicht nur auf die Scheibe sondern auch auf die Scheinwerfer gesprüht wurde. Bis der Schaum wieder runtergelaufen war, sah man fast nichts mehr!
In den meisten Einkaufszentren ist ein Autozubehör-Markt mit dabei, so auch hier. Wir tauschen die defekte Glühbirne und frieren uns dabei die Finger ab. Dann besorgen wir uns direkt wieder Ersatzbirnen. Wir befreien das Auto vom Neuschnee und vertreten uns etwas die Füße, dann gehts wieder weiter. Mich stresste diese Erfahrung schon gewaltig. Aber jetzt ist die Sicht wesentlich besser. Der größere Teil der Strecke liegt noch vor uns.
Wir kommen spätabens in Härnosand an und haben fast doppelt so lang gebraucht, wie es unter günstigen Wetterbedingungen möglich gewesen wäre. Der 100 Prozent Aufschlag war fast noch zu knapp kalkuliert. Wir wollen 2 Nächte bei unseren Servas Gastgebern Mimmi und Anton bleiben. Sie ist Lehrerin, er Arzt. Sie empfangen und herzlich und wir unterhalten uns angeregt bei einem zünftigen Elch-Haschee-Essen. Recht spät beziehen wir unser Quartier im Wohnzimmer und kriechen in unsere Schlafsäcke.
Härnösand an der vereisten Ostsee
Wir wollen uns hier an der Ostseeküste kurz umsehen, bevor wir weiterfahren. Härnösand eignet sich gut dazu denn es liegt direkt am Wasser und ist auf einer Insel erbaut.
Wir gehen gemeinsam in die Schule und staunen
Am nächsten Morgen besuchen wir mit Mimmi die Schule in Härnösand und dürfen dem Unterricht beiwohnen. Uns fällt sofort die lockere Atmosphäre in der kombinierten 7. und 8. Klasse auf. Die Schüler lernen in Gruppenarbeit je nach Wissenstand aus unterschiedlichen Büchern, und sie reden auch untereinander Englisch.
Auch die Prüfungen sind total entspannt. Wenn sich ein Schüler für einen Test bereit empfindet, meldet er sich bei der Lehrerin, geht in einen ruhigen Raum und schreibt die Prüfung direkt. Kein Stress also, wenn jemand länger an einem Thema bleiben will.
Draußen werden derweil die Dächer der Schulgebäude geräumt, sie biegen sich fast unter der Last der Schneemassen durch und drohen einzuknicken.
Durch die Schneemassen an die Küste von Harnösand
Nachmittags gehen wir mit Anton auf Erkundungstour. Überall in Härnösand liegt der Schnee meterhoch, die Straßen sind nur schmale Trassen zwischen Schneebergen. Ganze Kolonnen von Lastwagen schaffen unaufhörlich die weiße Pracht aus der Stadt hinaus. Wir schaffen es durch die Schneemassen zur völlig vereisten Küste und kämpfen uns dort zu Fuß durch den hohen Schnee. Schneeschuhe wären nötig gewesen.
An der Ostsee sind wir bei strahlendem Sonnenschein ganz allein unterwegs und stapfen durch den Tiefschnee. Immer wieder brechen wir bis zur Hüfte in den pulvrigen Schnee ein. Das ist so lange lustig, bis wir am schrägen Hang zur Küstenlinie hin auf Eis unter der Schneedecke stoßen. Da wird die Kletterei plötzlich brandgefährlich. Wenn wir hier einen unvorsichtigen Schritt tun, können wir ins eiskalte Ostsee-Wasser rutschen. Die Ostsee ist noch nicht mit Eis bedeckt, aber das tiefdunkle Wasser, das träge über die Uferfelsen schwappt, hat Gefrierpunkttemperatur.
Ein Besuch des Technikhus, des Technikmuseums, wäre fast ins Wasser gefallen. Dort angekommen, hat es gerade geschlossen. Netterweise lässt man uns kurz, dafür umsonst rein und wir können uns die interessanten Ausstellungsstücke noch schnell ansehen.
Hilfte, die Erde hebt sich
Von unseren Gastgebern lernen wir so nebenbei noch eine Menge zur Geologie der Gegend. Ganz Skandinavien war in der letzten Eiszeit unter einer drei Kilometer! dicken Eissschicht begraben, da wurden die Erdmassen durch das immense Gewicht weit nach unten in den Erdmantel hineingedrückt. Im Vergleich zu solchen Massen sind all die schneebeladenen Lastwagen in Härnösand nicht der Rede wert. Jetzt, 12000 Jahre später, hebt sich das Land weiterhin. Die postglaziale Landhebung beträgt immer noch einen Zentimeter pro Jahr. Es gibt Stellen in den küstennahen Hügeln, wo man in 100 Metern Höhe die Spuren alter Uferlinien sehen kann.
Wir fahren deshalb zu einer seichten Bucht an und können hier ungefährdet am flachen Strand entlangwandern und die kristallklare, eiskalte Luft genießen. Am Nachmittag, als die Sonne sich anschickt, hinter dem Horizont zu verschwinden, stehen wir oben an der Skistation auf dem Hausberg, bewundern das Panorama, und schauen zu, wie die warmen Lichter der Stadt nach und nach angehen und mit dem lila Sonnenuntergang konkurrieren.
Die nächste Etappe nach Luleå, schwedisch Lappland
Für die nächsten 500 Kilometer sind die Wetteraussichten vielversprechend. Keine Wolken und kein Schnee. Aber die Temperaturen fallen wieder. Wir verabschieden uns herzlich von unseren Gastgebern und brechen am späten Vormittag auf. Wir haben Proviant für die Fahrt eingekauft und vollgetankt. Auf der E4 Nationalstraße liegt kaum Schnee, dafür ist sie mit einer geschlossenen silbergrauen Eisdecke überzogen. Mit unseren Spikesreifen ist das aber kein Problem. An die brummenden Abrollgeräusche und das dezente Rubbeln haben wir uns schon gewöhnt. Wir vertreiben uns die lange Fahrzeit mit ein paar spannenden Krimis und genießen die vorbeiziehende Schneelandschaft.
Je weiter wir Richtung Norden kommen, desto weiter fällt das Thermometer. Es ist früher Nachmittag, die Sonne steht hinter dem Horizont, ein ungewöhnliches violett-orange-rosa Dämmerlicht liegt über den tiefverschneiten Baumwipfeln, und das Außenthermometer zeigt inzwischen minus 25° C an. Die Eisschicht auf der E4 wird rauher, geriffelter und zwingt uns, unsere Reisegeschwindigkeit zu drosseln. Unsere Heizung und die Lüftung laufen auf Höchsttouren, damit die Front- und Seitenscheiben nicht völlig vereisen.
Schau dir dieses arktische LICHT an!!!
Am Straßenrand gab es auch reichlich Fotomotive.
Sehr schade, dass wir nicht die Möglichkeit hatten mehrere Tage in der Gegend zu bleiben.
Polarlicht in Luleå
Auch auf dieser Fahrt kommen wir relativ spät abends am Ziel in der Jugendherberge in Gammelstad an. Wir waren müde, wir waren hungrig. Doch zuerst mussten wir unserem Kram aus dem Auto holen. Im Winter muss da mehr ausgeräumt werden als zu anderen Jahreszeiten. Jegliches Kameraequipment muss mit. Die Temperaturen tun der Technik nicht gut.
Nimm unbedingt eine Kühltasche mit
Auch sind Lebensmittel nach einer Nacht bei mehr als minus 30°C nur schwer aufzutauen und für einige Zeit nicht verzehrbar. Frisches Gemüse ist schon nach kurzem Frost hinüber. Wir vermissen sehnlich eine Kühlbox. Nicht um frische Ware kühl zu halten, sondern um sie warm zu halten.
Das ist uns leider schon passiert, dass wir frische Gurken teuer eingekauft und ins Auto gelegt haben. Dann noch kurz in ein anderes Geschäft und schon war es um die Gurken geschehen. Die Kälte hat gnadenlos zugeschlagen. Anstatt leckeren Gurkensalat gab es trauigen Gurkenmatsch, den wir vom Rücksitz kratzen mussten.
Wir schleppten uns also an unserem Gepäck einen ab. Dann überzogen wir noch die Betten, tranken was Warmes und bereiteten die Weiterreise für den nächsten Tag vor. Proviant einkaufen, Eier abkochen, versuchen an Internet ran zu kommen. Und all so Sachen.
Doch dann zieht es uns wieder ins Freie. Die Jugendherberge liegt einige Kilometer landeinwärts vom neuen Luleå auf der anderen Seite der Schnellstraße. Warm eingepackt wandern wir zwischen den kleinen, geduckten, eng aneinandergeschmiegten roten Holzhäuschen der Gammelstad, der Altstadt von Luleå, umher. Immer wieder richten wir unsere Blicke erwartungsvoll gegen den wolkenlosen und sternenübersäten Nachthimmel. Da, schräg über uns schimmert ein schwaches grünes Band zwischen den Sternen. Das kann durchaus der Vorbote einer starken Polarlichteruption sein.
Und tatsächlich wird der grüne Schimmer stetig kräftiger, nimmt konkrete Formen an, und das Band beginnt sanft wie im Sternenwind zu wehen. Plötzlich flammt der grüne Streifen auf, fächert sich auf und wird zu einer gemächlich flatternden Himmelsgardine, die sich majestätisch über den Himmel ausdehnt.
Die beißende Kälte und die Müdigkeit sind vergessen, wir stehen still im Schnee und lassen uns von dem faszinierenden Schauspiel verzaubern, das in gespenstischer Stille vor unseren Augen stattfindet.
So entsteht das Polarlicht
Bei hoher Sonnenfleckenaktivität wird Plasma in Form von Protonen und Elektronen von der Sonne in den Weltraum katapultiert. Das wird auch Sonnnenwind genannt. Diese Plasma braucht wesentlich länger als das Licht, bis es auf die Erde trifft. Deswegen gibt es recht zuverlässige Polarlichtvorhersagen. Trifft der Sonnenwind auf die Erde, wird er entlang der Magnetfeldlinien zu den Polen hin abgelenkt, wo er auf die obere Erdatmosphäre (ca. 60-300 km) trifft und deren Moleküle zum Leuchten anregt. Je nach Auftreffhöhe, Stärke und beteiligten Molekülen leuchten verschiedene Farben auf. Je nachdem, wie der Sonnenwind auftrifft, formt das Nordlicht Bänder, Vorhänge, Bögen oder sogar eine Corona.
In Nordschweden sind es hauptsächlich die Orte Luleå, Gällivare, Kiruna und Abisko, die sich für Nordlichtbeobachtung anbieten.
Langsam werden die Lichterscheinungen wieder schwächer und jetzt spüren wir, wie sich die Kälte in unsere ungeschützte Gesichtshaut krallt, und uns tief in die Knochen fährt. Jetzt machen sich auch die Strapazen der langen Fahrt bemerkbar. Arme, Beine und Augenlider werden immer schwerer. So trotten wir langsam zurück zu unserer Unterkunft und kriechen müde, aber glücklich in die warmen Betten.
Nordlicht Coronen
Eiskaltes Vergnügen in schwedisch Lappland
Wir sind schon kurz nach 6:00 Uhr wieder auf den Beinen.
Wir müssen die Betten abziehen, packen, Frühstücken, Proviant vorbereiten – Tee kochen, Eier sieden, Brote schmieren, das Gepäck zum Auto tragen und das Zimmer säubern. Ein strahlend blauer Morgenhimmel löst bald die sternklare Nacht ab. Wir wollen uns noch die Altstadt im arktischen Morgenlicht ansehen, und schauen vorher schnell nochmal auf das Außenthermometer: minus 40° C, für uns ist das ein neuer Rekord. Im warmen Zimmer merken wir nichts davon. Erst als wir vor die Tür treten, spüren wir, wie der bittere Frost sich direkt in die Haut des Gesichts krallt. Wir reiben schnell Wangen und Nasen mit Fettcreme ein, um uns vor Erfrierungen zu schützen. Gunters Winterjacke lag über Nacht im Auto, die wollen wir noch holen. Die Autotür geht kaum auf, das Scharnierfett ist bei diesen Minusgraden steinhart. Und die Jacke ist buchstäblich in Winterstarre gefallen. Wir müssen sie langsam im warmen Zimmer auftauen bevor Gunter sie anziehen kann. Sonst würde sie vielleicht noch zerbrechen.
In der Eiseskälte gefriert der Atem sofort zu winzigen glitzernden Kristallen, die wie mikroskopisch kleine Diamanten in der Luft schweben. Wir vermeiden stärkere Anstrengung, da uns die kalte Luft bei zu tiefen Atemzügen in den Lungen wehtut.
Dieses Winterwetter hat auch die lokalen Künstler ins Freie gelockt. Auf dem Marktplatz der Gammelstad steht eine Skulptur, die das aus soliden Eisblöcken herausgehauene, oder geschnittene Stadtwappen der Altstadt darstellt.
Ich mag Lulea unglaublich gern in dieser winterlichen Stimmung. Das wirkt so exotisch, dass die Häuser je nach Windrichtung komplett mit Eis überzogen sind. In Straßenunterführungen werden die Graffities nicht gemalt, sondern in Eis geritzt.
Faszination Kälte
Die Schneekristalle leuchten und funkeln im kurzen Tageslicht. Bäume, Häuser, Masten, alles ist mit der weißen Pracht ummantelt.
Jetzt geht es aber weiter Richtung Kiruna und Narvik. Die Straßen sind gut zu fahren, kein Schnee, nur eine dünne Eisschicht liegt über dem Asphalt. Die Bäume und das Licht sind wieder einmal phänomenal, das wird hier fast zur Gewohnheit. Aber nicht für uns. Wir nehmen diese Schönheit wahr, werden nie wieder vergessen, wie außergewöhnlich schön schwedische Lappland im Winter ist. Wir genießen wirklich jede Minute der Fahrt.
Schon bald sinkt die tiefstehende Sonne wieder unter den Horizont. Die Region ist wieder in dieses typische von Rot-Orangetönen bestimmte Licht getaucht. Es ist als fahren wir durch eine magische, unwirkliche Wunderwelt. Immer wieder ruft einer von uns begeistert aus, wie schön das doch ist. Alle anderen stimmen dem zu. Diese wohlig, glücklichen Ausrufe und Seufzer hören sich sicherlich lustig an. Zum Glück sind wir allein, dass es niemand hören kann. Langsam färbt sich alles blau, dann tritt die Dunkelheit wieder ihre Herrschaft an. Wir wagen uns erneut in die kalte Nacht und halten nach Anzeichen von Grün in der ansonsten farblosen Landschaft Ausschau. Vielleicht haben wir Glück und sehen Polarlichter.
Winterzeit in Lappland sorgt bei diesen extremen Temperaturen für ein unvergessliches Erlebnis. Die fantastischen Farben der langen Dämmerungsphasen, diese herrliche Ruhe und Stille. Es ist, als ob die Zeit mit eingefroren ist, und vor allem das Nordlicht ist der krönende Höhepunkt. Der Entschluss, einmal im Winter länger in dieser Polarkreisregion zu verweilen, steht jetzt schon felsenfest. Sobald wir uns finaziell von der Corona Krise erholt haben, ziehen wir wieder los.
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