Wohnmobilreise zur Ostseeinsel Gotland

Die schwedische Insel Gotland ist vor allem für Wohnmobilisten und auch für Fotografen, die Ruhe und Natur suchen empfehlenswert. Die Fähren der Reederei Destination Gotland starten in Oskarsham oder Nynärsham. Die Überfahrt dauert etwa drei bis dreieinhalb Stunden.

Wir konzentrierten uns auf die Küste und die Leuchttürme. Die Leuchttürme sind genauso abwechslungsreich wie die Küstenlinie. Für Leuchtturm Fans ist die schwedische Insel unbedingt zu empfehlen. Es gibt acht große Leuchttürme, die man auch besichtigen kann.

Gotland ist so vielfältig und bietet so viele Möglichkeiten für Wanderungen und Erkundungen, dass zwei Wochen für die Insel nicht zu lang, eher ein wenig zu kurz sind.

Das Licht ist auf der weit in der Ostsee liegenden Insel außergewöhnlich intensiv und farbenfroh. Die Wälder und die abwechslungsreiche und prägnante Küste bietet gerade in Zusammenhang mit diesen fotografisch traumhaften Licht unendlich viele Fotomotive.

Auch die mittelalterliche Stadt Visby ist super fotogen.

Hier eine Reisereportage, die wir für DogsToday und Partner Hund geschrieben haben. Dackel Grindel und unsere Tochter Amy machten nämlich auf der schwedischen Insel mit uns Urlaub.

Ein Dackel auf Gotland – Dackelblick und Leuchttürme

Eine nächtliche Fährfahrt

Es ist nach Mitternacht. Wir sind auf der Fähre von Oskarshamn nach Visby und legen gerade ab. Unsere Tigerdackeldame Grindel dackelt aufgeregt neben uns her, als wir auf den Personen- decks die Haustier-Lounge suchen. Wegen unseres Dackels können wir uns nicht einfach irgendwo in eine ruhige Ecke verkrümeln. Nein, mit Hund muss es eben die Haustier-Lounge sein. Wir kennen unsere Grindel, und wie freudig sie auf ihre Artgenossen reagiert. Deshalb wäre uns die stille Ecke tausend Mal lieber gewesen, zudem die Nacht- fähre fast menschenleer ist.

Nur im Tiersalon haben sich gefühlte zwei Drittel aller Passagiere mit ihren Vierbeinern versammelt. Grindel ist sofort in ihrem Element und jeder Hund, der in ihr Sichtfeld gerät, wird mit lautstarkem Gebell begrüßt. Und sie wufft beleidigt vor sich hin, wenn wir sie auf der Suche nach freien Sitzplätzen weiterzerren. So ein kleiner Sechs-Kilo-Dackel hat ein erstaunlich lautes Stimmorgan, das ist uns richtig peinlich. Auf dem Schoß sitzend findet unsere Dackeldame immer wieder einen Grund, los zu bellen – da regt sich ein Border Collie, da raschelt schläfrig ein Mops. Im Dämmerlicht der Lounge ernten wir von einigen Mitreisenden missbilligende Blicke. Unser Hund heißt Dezi-Bella, der ist so laut auf die Welt gekommen, versuchen wir, die Situation ins Scherzhafte zu ziehen.

Na ja, nach der Hälfte der dreieinhalbstündigen Überfahrt wird Grindel etwas ruhiger. An Schlaf ist trotzdem nicht zu denken. Als wir im Morgengrauen in Visby auf Gotland an- legen, fahren wir direkt zum nächsten Parkplatz am Stadtrand und holen etwas versäumten Schlaf auf. Das ist der große Vorteil einer Wohnmobiltour: Wir sind überall daheim.

Visby, Gotland, Schweden

Visby, Gotland, Schweden


Visby, Gotland, Schweden

Visby, Gotland, Schweden


Der Dom zu Visby, Gotland, Schweden

Der Dom zu Visby, Gotland, Schweden

Sehenswürdigkeiten auf Gotland

Ankunft im Mittelalter – Visby

Vom Verkehrslärm auf dem gut besuchten Parkplatz etwas zu früh aus dem Schlaf geweckt, schauen wir uns vormittags die Hauptstadt Visby an. Gestern war dort der Abschlusstag der international bekannten Mittelalterwoche. Die Überbleibsel dieses größten europäischen Mittelalterfestes begegnen uns überall. Den Trubel haben wir leider verpasst. Während der Mittelalterwoche finden gut 500 verschiedene Veranstaltungen statt: Ritterturniere, Theater, Feuerschlucker, Gaukler, und 40.000 Besucher wandern durch die engen Gassen. Uns ist die Ruhe nach dem Fest gerade recht. Die Altstadt von Visby hat historischen Charme. Die mächtige 3,6 Kilometer lange Stadtmauer umschließt die malerischen mittelalterlichen Bauten. Deswegen ist der 1.200 Jahre alte Ort auch seit 1995 UNESCO Weltkulturerbe. Die gepflasterten Gassen sind so eng, dass kaum ein Auto durchpasst. Nur Anlieger dürfen mit ihrem Fahrzeug in die Stadt hinein, und das ist auch gut so, denn so ist es wenig wahrschein- lich, dass jemand unsere Grindel platt fährt. Mit erhobenem Kopf und erhobenem Schwanz lugt sie in jeden Winkel und begrüßt andere Hunde lautstark schon auf große Entfernung.

Auf dem Marktplatz stehen Stände mit Hemden, Honig, Schmuck und anderem Krimskrams. Die schwar- zen Türme des Doms zu Visby erheben sich über die Dächer der Häuser. Der Anblick zieht uns in den Bann, denn er hat was von einem Märchenschloss. Auf einem Hügel ruhen wir uns aus und schauen hin- unter auf die Dächer und Giebel der Häuser. Dahinter schimmert das blaue Meer. Ein frisches Lüftchen weht, die Sonne scheint zwischen wattebauschigen Wolken.

Leuchttürme und Kreuzottern

Wir verlassen Visby und fangen unsere Insel-Erkundung im Süden an. Der Leuchtturm von Hoburg ist unser Tagesziel, und der ist knapp hundert Kilometer entfernt. Ja, Gotland ist nicht die kleinste Insel. Fünf Kilometer hinter Visby halten wir schon wieder in Kneippbyn am Vergnügungspark. Hier steht die Villa Kunterbunt von Pippi Langstrumpf und die Gelegenheit ist günstig, dass wir und unser Dackel dort einmal die Nase hineinstecken können. Bemerkens- wert ist noch, dass die meisten Außenaufnahmen für die Pippi-Langstrumpf-Filme auf Gotland gedreht wurden. Später als geplant kommen wir in Hoburg an. Auf dem kalksteingeschotterten Weg zum Leuchtturm sonnt sich ein großer dunkler Wurm, der sich bei näherer Betrachtung als Kreuzotter erweist und sich schlängelnd aus dem Staub macht. Grin- del ist natürlich sofort Feuer und Flamme und will der kleinen Schlange hinterher, was wir zum Glück verhindern können. Auch, wenn die Kreuzotter winzig ist, giftig ist sie allemal und könnte so einem kleinen Dackel gefährlich werden. Am Strand östlich des Leuchtturms treffen wir auf die ersten Raukare unserer Gotlandreise. Raukare sind skurril geformte Kalksteinsäulen, die an fantastische versteinerte Wesen erinnern, und an vielen Stellen auf Gotland anzutreffen sind.

Klitzekleine Kreuzotter, Gotland, Schweden

Klitzekleine Kreuzotter, Gotland, Schweden

Schiffbruch trotz Leuchtturm – När Fyr

An der Ostküste bei När ragt eine kleine Halbinsel in die Ostsee, auf der steht der bildschöne Leuchtturm von När. Als dieser 1872 in Betrieb genommen wurde, lief gleich in der ersten Nacht ein Schiff auf Grund und versank. Der Kapitän war nicht über den neuen Turm informiert und hatte das neue Leuchtfeu- er für den Leuchtturm von Hoburg gehalten. Die Halbinsel Närsholmen ist Naturschutzgebiet, und im Frühsommer ist der Zutritt eingeschänkt. Auf der Zufahrt stoßen wir auf ein geschlossenes Gatter. Neben dran entdecken wir eine Anweisung, das Tor nach der Durchfahrt wieder zu schließen. Aha, das Gatter soll keine Neugierigen draußen halten, son- dern die Weidetiere drinnen. Kaum sind wir auf dem Schotterweg zum Leucht- turm, fühlen wir uns in eine andere Welt versetzt: Die Graslandschaft und die verstreut stehenden Bäume erinnern stark an die afrikanische Savanne. Da fehlen nur noch ein paar Giraffen und Elefanten.

När Leuchtturm Gotland, Schweden

När Leuchtturm Gotland, Schweden


När Leuchtturm Gotland, Schweden

När Leuchtturm Gotland, Schweden

Na ja, Kühe und Schafe sind halt die skandinavische Variante. Lars, der gotländische Leuchtturmexperte, der uns noch mit viel mehr Stories über den När-Leuchtturm unterhalten hat, schlägt uns vor, an diesem Abend noch weiter nördlich nach Grynge zu fahren. Denn dort würde heute das historische Leuchtfeuer feierlich entzündet. Als wir in Grynge eintreffen, regnet es. Ausgerechnet jetzt! Eine Frechheit, gerade weil Gotland der schwedische Bezirk mit den meisten Sonnenstunden im Jahr ist. Der Regenguss ist bald vorbei, und bevor der offizielle Teil beginnt, will Dackeldame Grindel noch ausgiebig den Strand und die Wälder erforschen. Natürlich darf sie das. Aber schnell merken wir, dass wir unseren Dackel besser anleinen sollten.

Unzählige Kaninchenspuren kreuzen im Sand, und hin und wieder sind die kleinen Hoppler auch zu sehen. Grindel ist schlagartig im Jagdmodus, und wenn wir nicht aufgepasst hätten, wäre sie in den dichten Hagebuttenhecken am Wegesrand verschwunden. Keine Ahnung, ob sie da wieder allein herausgekommen wäre. Mit einem etwas beleidigten Hund schauen wir uns schließlich das Entzünden der Leuchtfeuer an. Eine Schar Leuchtfeuer-Enthusiasten hat sich zwischen den Fischerhütten versammelt und verfolgt die Zeremonie. Zwei Öllampen und zwei Holzfeuer werden entfacht, das Ganze hat unter den tiefhängenden Regenwolken in der einbrechenden Dunkelheit etwas archaisch mysteriöses. Auch unser Dackel ist ergriffen und hält ausnahmsweise die Klappe (wenigstens die meiste Zeit).

Grynge Fyr, Gotland, Schweden

Grynge Fyr, Gotland, Schweden


Grynge Leuchtturm, Gotland, Schweden

Grynge Leuchtturm, Gotland, Schweden

Farö – die Insel an der Nordspitze Gotlands

Farö ist durch eine kleine Meerenge von Gotland getrennt. Eine kostenlose Fähre gondelt im Halbstundentakt hin und her. Farö ist aufgrund seiner Kargheit kaum durch Ackerbau und Ansiedlungen verändert worden. Lange Zeit war Farö militärisches Sperrgebiet und wurde erst nach Beendigung des Kalten Krieges 1995 für Besucher freigegeben worden. Der berühmteste Bewohner Farös war der Regisseur Ingmar Bergman, der auch hier auf der kleinen Insel bestattet wurde. Hier können wir stundenlang mit dem Dackel durch die Wälder ziehen, wo die reifen Blaubeeren sehnsüchtig darauf warten, gepflückt zu werden. Grindel liebt Blaubeeren heiß und innig. Sie zieht die Beeren elegant mit spitzem Maul von den Zweigen und schlägt sich den Bauch voll, während wir mit den Beeren unsere Eimerchen füllen. Die größten Raukare Gotlands stehen am Strand von Langhammaren im Norden von Farö in einem Naturschutzgebiet. Nicht nur deswegen muss Grindel an die Leine, überall stoßen wir auf Kaninchenhöhlen. Die Nager sind wirklich flächendeckend vertreten. Als wir die mächtigen Kalksteinsäulen am weiten Strand bewundern, während die Abendstimmung sich über das Wasser senkt, sind wir uns ganz sicher: Das hier wird nicht unser letzter Besuch auf Gotland sein. Und auch Grindel wird dann hoffentlich wieder mit von der Partie sein, Blaubeeren schabulieren und als schönstes Fotomodel der Welt vor Leuchttürmen und Raukaren posieren.

Langhammars, Fårö, Gotland, Schweden

Langhammars, Fårö, Gotland, Schweden


Raukare, Langhammars, Fårö, Gotland, Schweden

Raukare, Langhammars, Fårö, Gotland, Schweden

Gotland mit Hund

Die schwedische Insel Gotland ist nicht so umfassend auf den Hund ausgerichtet wie zum Beispiel die niederländische Insel Texel. Auch in Schottland haben Hunde mehr Gelegenheit, sich frei zu bewegen.

Dackel Grindel und der Naer Leuchtturm, Gotland, Schweden

Dackel Grindel und der Naer Leuchtturm, Gotland, Schweden

Wandern auf der Insel

Gotland bietet unendlich viele Wandermöglichkeiten und ist in keinster Weise überlaufen. Ob an der Küste entlang, auf Klippen, an Stränden, an den Ufern der vielen Inlandseen oder quer durch die vielen Wälder, Wandermöglichkeitengibt es überall. Und natürlich viel zu entdecken. Wegen des milden Klimas ist Gotland auch im Frühling oder Herbst ein lohnendes Ziel.

Einreise mit Hund nach Schweden

Für die Einreise nach Schweden braucht der Hund wie überall im Ausland seinen EU-Heimtierausweis, die Tollwutimpfung und den Mikrochip. Zusätzlich muss der Besitzer noch eine Zollanmeldung ausfüllen, was auch ganz einfach online geht.

Die Anreise erfolgt am Besten mit dem eigenen Fahrzeug. Mit der Fähre Rostock-trelleborg kommt man direkt nach Schweden. Oder man reist über Dänemark ein. Die Fährgesellschaft Destination Gotland fährt mehrmals täglich von Oskarshamn und zwei weiteren Locations nach Visby auf Gotland. Der Flughafen Visby wird von Stockholm, Göteborg und Malmö aus angeflogen.