von Noah
Im östlichen Teil der Haupinsel Alands liegen, über mehrere Kilometer verstreut, die massigen Überreste alten Mauwerkes. Diese deuten auf die Existenz eines immensen Bauprojektes hin, alle bisher auf der Insel vollzogenen Unternehmen in den Schatten stellend. Doch trotz der unglaublichen Größe, welche die wenigen, angeschlagenen Mauerelemente erahnen lassen, gibt es davon weiter nichts zu sehen. Tatsächlich steckt hinter den Überresten der Ruinen eine lange und eher tragische Geschichte.
Es begann damit, dass Schweden 1809 infolge des Friedens von Fredrikshamm, Finnland und Aland an russische Herrschaft übergeben musste. Die Zaren Russlands sahen in dem neuen Lande eine einzigartige Gelegenheit, ihr Reich dauerhaft zu erweitern, denn Aland war nun der äußerste Vorposten ihrer Herrschaft gegen den jahrhundertelangen Feind – Schweden. Truppen wurden auf den Inseln platziert, an den wichtigsten Küstenabschnitten Batterien zur Verteidigung eingerichtet, und bald schon begann der Bau einer dauerhaften Befestigung.
Die Reichweite des Projektes war enorm. Gelegen im östlichen Teil der Hauptinsel, so dass, im Falle einer Invasion, weiterhin Verbindung mit dem Festland gehalten werden konnte, begann die 2000 Mann starke Arbeitskompanie den Bau. Kernstück der Anlage war die beinahe 300 Meter lange Kaserne, gleichzeitig eine Bleibe für bis zu 2500 Soldaten, Schutz der wichtigsten Dienstleistungsgebäude und Mittelpunkt der Verteidigungsanlage. Im umliegenden Land plante man zusätzlich die Errichtung von 15 massigen Wachtürmen, jeder ausgestattet mit 20 Kanonen und einer Mannschaft von 125 Soldaten. Ein Teil dieser sollte mit kilometerlangem, stabilen Mauerwerk verbunden werden, um die kleine Garnisonsstadt der Festung zu schützen. Vor den Verteidigungsanlagen lag zudem noch die Vorstadt (Förstaden), Wohnort für höhere Offiziere und Standort weiterer Handwerksgebäude, zwei Militärhospitale und mehrere Friedhöfe für Anhänger verschiedener Glaubensrichtungen. Doch die Anlage sollte niemals fertiggestellt werden.
Mehr als zwanzig Jahre nach Baubeginn, Kaserne, drei Wachtürme, und die umliegenden Dientleistungsgebäude standen schon, kam Russland im Verlaufe weiterer Ausdehnungspläne mit der Türkei in Konflikt. Die beiden Großmächte Frankreich und England schlugen sich auf die Seite der Türkei, da ihnen das Zarenreich zu mächtig wurde. 1854 ergriffen sie die Gelegenheit und sanden eine Armada in die Ostsee, mit dem Ziel, die Fertigstellung der Festung zu verhindern. Als die russische Mannschaft davon Wind bekam, wurde umgehend Anweisung gegeben, jegliche Holzstrukturen außerhalb der Hauptfestung zu verbrennen, so dass es den einfallenden Truppen schwerer fallen würde Deckung zu finden. Beide Vororte und das Militärkrankenhaus wurden innerhalb kürzester Zeit plattgemacht, die Kanonen der Festung und der drei Wachtürme in Eile bemannt.

Es ist sehr friedlich in Bomarsund in der Nachsaison – im Stillen gedenke ich den Soldaten, die hier starben
Der eigentliche Angriff auf die Festung verlief an zwei Fronten. 12000 französische Soldaten landeten an der ostseitigen Küste, bereit für den Ansturm, und 40 englische Kriegsschiffe legten die Mauern von Süden her unter Dauerbeschuss. Schnell stellte sich heraus, dass gewöhnliche Kanonen fast gar keinen Effekt auf die massiven hexagonalen Granitblöcke des äußeren Mauerwerks hatten, und selten mehr als nur ein paar Dellen hinterließen. Einzig die Mörser der Bodentruppen waren imstande, bedeutenden Schaden zu verursachen, da ihre Sprengeschosse in hohem Bogen hinter die Mauern flogen.
Der erste Wachturm verlor schon nach einem Tag intensiven Dauerbeschusses die Fähigkeit Feuer zu erwidern und wurde erstürmt, woraufhin nun die Russen selbst ihr Feuer auf ihn richteten. Das Gebilde geriet in Brand, das Pulverlager fing Feuer und der Turm explodierte. Dem zweiten Turm erging es ähnlich; innerhalb nur eines weiteren Tages waren die Verteidiger gezwungen, ihn an die Übermacht zu übergeben.
Nachdem der Kommandant der Festung erlebte, wie mühelos die äußeren Verteidigungsanlagen aus dem Weg geräumt wurden, sah er sich nun mit einer erdrückenden feindlichen Übermacht konfrontiert. Er entschied, weitere unnötige Tode in seinen Reihen zu vermeiden und kapitulierte. Die gesamte Garnison wurde in Kriegsgefangenschaft genommen und nach England verschifft.
Aland nun in ihrer Hand, doch ohne die nötigen Ressourcen um es dauerhaft zu halten, boten England und Frankreich den Schweden an, die Anlage zu übernehmen. Da der Krimkrieg noch andauerte, lehnten diese jedoch vorsichtshalber ab, um Russland nicht wieder zu provozieren. Man entschloss sich deshalb, den Russen größtmöglichen Schaden zuzufügen und die Festung dem Erdboden gleichzumachen. Zwei der Wachtürme und die Hauptfestung, welche sich trotz des Dauerbeschusses von See her immer noch in gutem Zustand befanden, wurden systematisch gesprengt und ihre Überreste, zur Vermeidung eines schnellen Wiederaufbaus, abgetragen. Lediglich der Westturm war von der Sprengung verschont, das explodierende Pulverlager ihn schon zur Genüge verwüstet. Widersinnigerweise ist er somit heute der besterhaltene Teil der Anlage, große Stücke der Struktur sind immer noch gut erkennbar.
Bald verließen die Angreifer die Insel, und innerhalb weniger Monate trafen erneut russische Soldaten und Beamte ein. Die Aktion zog Jedoch einige Aufmerksamkeit auf sich, und im Pariser Friedenskongress wurde darum vereinbart, dass Aland zukünftig demilitarisiertes Gebies sein sollte. Der Bau jeglicher neuen Befestigungen war verboten. Dieser Vertrag ist bis heute gültig, obgleich die Inseln sich jetzt unter finnischer Kontrolle befinden.
Die Überreste der Anlage zählen heute als bedeutendes Denkmal und können frei besichtigt werden. Neben den zahlreichen massiven Mauerresten gibt es aus noch ein Museum, in dem man Fundstücke aus den Ruinen begutachten kann.
- Aland Inseln, Lumparland 18.08.14Nach zwei Tagen ziehen wir ohne Esra und Anja weiter gen Norden. Das fühlt sich schon komisch an. Nun ist ...Weiterlesen
- Aktiv auf Aland 21.08.14Wir sind gerade sehr viel unterwegs in der Natur. Mit dem Rad besuchten wir ein paar kleinere Inseln und waren ...Weiterlesen
- Aland Inseln – Radtour nach Föglö und Zelten im Gewitter 22.08.14Zum ersten Mal planten wir eine längere Radtour. In der Nacht davor schüttete es stundenlang, es hörte bis 12:00 Uhr ...Weiterlesen
- Die Inseln Kumlinge und Vårdö 23.08.14Die Insel Kumlinge In Sonnenschein erreichten wir die kleine Insel Kumlinge. Direkt am Fähranleger gab es einen Campingplatz. Der war gut ...Weiterlesen
- Aland Inseln – Eine lange Radstrecke in starkem Wind 24.08.14Die Wettervorhersage meinte, in zwei Tagen sollte der Wind nachlassen und das Meer sich beruhigen. Sandra hatte die geniale Idee, ...Weiterlesen
- Kajakkurs auf Aland 25.08.14Wir verabschiedeten uns von Stefan und seiner Familie, kauften ihm noch einen gut gebrauchten praktischen schwedischen Kocher ab – er ...Weiterlesen
- Ich darf schon wieder Kajak fahren 26.08.14Wir verbrachten den Vormittag auf dem Campingplatz „Sandösund Camping“ mit Heidrun und Eberhard. Wir spazierten am Wasser entlang und ließen ...Weiterlesen
- Wanderung von Kastelholm nach Bomarsund 28.08.14In der weinseligen Abendrunde war uns die Idee gekommen, eine Wanderung gemeinsam zu meistern. Heidrun und Eberhard waren schon am ...Weiterlesen
- Fährfahrt von Kökar nach Föglö 30.08.14Fährfahrt von Kökar nach FöglöWeiterlesen
- Die Insel Kökar 31.08.14Manchmal habe ich so ein Gefühl im Bauch, dass ich gewisse Orte unbedingt sehen muss. Bei unserer Radtour waren ja ...Weiterlesen
- Alandisches Schwarzbrot – Lebensqualität und Inselleben 02.09.14Der Sturm war heftig und die Regenwolken hing tief. Trotzdem fuhren wir den ganzen Tag mit dem Rad über die ...Weiterlesen
- Fährfahrten durchs Archipel der Aland Inseln – Brandö 03.09.14Mein Wecker war zuverlässig, er piepste mich vor 6:00 Uhr aus dem Schlaf. Wir frühstückten nicht, sonder fuhren direkt zum ...Weiterlesen
- Ein Elch in der Nacht 03.09.14Nur kurz vorab ein Foto von gestern nacht. Vor dem Hotel und Restaurant in Havs Vidden steht dieser Elch, die ...Weiterlesen
- Kaj Lundberg , der Crocodile Dundee Alands 04.09.14Unser Campingplatz wirkte ganz anders in Bilderbuchwetter. Bei strahlendem Sonnenschein fotografierten wir die glatten, farblich strukturierten Felsen noch einmal und ...Weiterlesen
- Der Fischer Kaj Lundberg 05.09.14Ich stand pünktlich um 5:15 Uhr vor der Wohnmobiltür und schaute hinauf zu den Sternen. Ein paar waren am dunkelblauen ...Weiterlesen
- Bomarsund – die Überreste einer russischen Festung auf Aland 06.09.14von Noah Im östlichen Teil der Haupinsel Alands liegen, über mehrere Kilometer verstreut, die massigen Überreste alten Mauwerkes. Diese deuten auf ...Weiterlesen
- Holzschnitzunterricht auf Aland 07.09.14Stefan liebt alles, was mit der Natur zu tun hat. Jahrelang hat er als Guide in einer Outdoorfirma gearbeitet und ...Weiterlesen
- HavsVidden – Wanderung über die Schärenfelsen und ein Elch von JUHA PYKÄLÄINEN 08.09.14Im Visitorcenter von Aland fragten wir nach einer prägnanten Küstenregion mit dramatischer Szenerie. Havsvidden, ein Konferenz- und Resorthotel im Norden ...Weiterlesen
- Die einzige Eko Bäkerei Alands 09.09.14Pettas – ökologische Bäckerei Nach der Nacht in Havsvidden erkundeten wir die Gegend um Geta und fuhren zum Fahrradfähranleger, der leider ...Weiterlesen
- Degersand – Sandstrand und Wellen auf Aland 10.09.14Die Ruhe auf den Aland-Inseln erwähnten wir bereits mehrere Male. Da wir in Geta jedoch keinen weiteren Küstenzugang fanden, fuhren ...Weiterlesen
- Die Felsstrände von Geta – und warum sie sich vor uns versteckten 12.09.14Der Gedanke, dass Aland Mainland eine lange Küstenlinie haben muss, ließ uns nicht los. Warum nur gab es keine Wege ...Weiterlesen
- Aland Impressionen 16.09.14Natürlich erleben wir immer soviel mehr, als wir berichten können. Ein paar Erlebnisse, Impressionen und Wissenswertes möchten wir hier mal ...Weiterlesen
- Aland Fotogalerie – aktiv sein auf den finnischen Inseln 19.01.17Die finnischen Aland Inseln Auf Arte läuft gerade die schwedische Serie „Blutsbande“, die auf Aland spielt. Wir finden sie sehr spannend, ...Weiterlesen