Wer Ruhe sucht, der wird sie auf den finnischen Aland Inseln finden.
Die finnischen Aland Inseln
Auf Arte läuft gerade die schwedische Serie „Blutsbande“, die auf Aland spielt. Wir finden sie sehr spannend, etwas melancholisch und düster, ganz und gar nicht dieses weichgespülte Bullerbü-Tralala, was man so von deutschen Schweden-Serien gewohnt ist. „Blutsbande“ geht eher Richtung Wallander, aber nicht zu brutal. Die Kameraführung ist fantastisch, wir können die Ruhe und Naturverbundenheit, die Aland auszeichnet, in den Folgen hautnah spüren. Deswegen für dich als Tipp. Schau mal rein, gefällt dir vielleicht auch? Amazon Prime Kunden können die erste Staffel kostenlos anschauen. Die erste Staffel gibt es auch bei Amazon als DVD.
Felsenküste auf den Aland Inseln
Nachtaufnahmen auf Aland
Leute, Sehenswürdigkeiten und Häuser
Unterwegs Wohnmobil und Fähren
Degersand – Strandfeeling auf den Aland Inseln
Die live Reiseberichte über die Aland Inseln mit zahlreichen Interviews
Natürlich erleben wir immer soviel mehr, als wir berichten können. Ein paar Erlebnisse, Impressionen und Wissenswertes möchten wir hier mal bunt zusammengewürfelt präsentieren.
Leuchttürme
Ihr wundert Euch sicher, warum wir auf Inseln unterwegs sind, wir schön Strände und Campingplätze zeigen, aber keinen Leuchtturm? Ja, auf den Aland Inseln sind Leuchttürme nicht so einfach zugänglich und wir waren etwas spät in der Saison. ABER, die Postbriefkästen sehen wie kleine Leuchttürme aus, und die gibt es zahlreich auf den Inseln.
Schäreninseln
Wir haben insgesamt sieben der 6700 Aland-Inseln besucht. Auf der Radtour waren wir auf „Mainland Aland“, Föglö, Kumlinge und Vardö. Mit dem Wohnmobil waren wir auf Mainland Aland, Kökar, Föglö, Kumlinge, Brandö und Jurmo. Ich finde, wir haben in den vier Wochen einen recht umfassenden Eindruck erhalten können. Jetzt träume ich davon, die Inseln auch im Winter zu besuchen.
Rad- und Kajakfahren
Die Aland Inseln eignen sich ausgezeichnet für beide Sportarten. Wir erprobten beides, wobei wir mit dem Kajak nur eine Tagestour machten. Die Entfernungen auf den Schäreninseln bewegen sich zwischen 10 und 30 km, man sollte allerdings genügend Essen mitnehmen, weil die kleinen Lädchen – die zwar alles Wichtige anbieten – nur kurze Ladenöffnungszeiten haben.
Wanderungen
Wir haben außer einer langen Wanderung noch mehrere kurze unternommen. Falls ihr also eine Aufenthalt auf den Aland Inseln plant und gerne lauft – das gibt es viel Auswahl! Die Schilder an den Startpunkten sind meist auf Schwedisch, Angaben zur Länge der Wanderung sind oft nicht angegeben. Doch Visit Aland in Marienhamn hat gute Informationen mit kleinen Karten zu allen Wanderwegen auch auf Deutsch. Diesen Teil machen wir bald ausführlicher – wir schaffen nicht alles von unterwegs.
Wir machten noch folgende kurze Wanderungen:
- Natö Wanderung, südlich von Marienhamn
- Wanderung zur Grotte auf Geta
Ein Vogel versuchte vergebens den Tumr zu verlassen – wir halfen ihm schließlich wieder in die Freiheit
Fähren
Die Fähren sind mit das wichtigste Beförderungsmittel in Aland. Es gibt die großen Autofähren mit Verbindung zum Festland nach Schweden und Finnland, und die kleineren Fährschiffe, die zwischen den einzelnen Inseln operieren. Dann gibt es im Sommer noch spezielle Fahrradfähren, und dann die kostenlosen Kabelfähren für die kurzen Verkehrsverbindungen über die Meerengen.
Die Fähren sind innen sehr gemütlich, in fast allen gibt es etwas zu Essen und auch freies Internet.
Kostenloses Wifi gibt es auch in der Visit Aland Touristeninformation in Mariehamn, da habe ich mehrere der Blogbeiträge hochgeladen.
Museen
Es gibt zahlreiche Museen auf den Aland-Inseln. Leider haben wir nur wenige davon besuchen können, weil wir außerhalb der Saison reisten, so waren viele bereits geschlossen. Meistens war es möglich, trotzdem die Außenanlangen zu besichtigen.
Bootsbaumuseum Sjökvarteret, Mariehamn
Kirchen
Wir besichtigten einige, zeigen sie jedoch nicht immer im Blog. Wir fanden die Kirchen recht interessant und immer in sehr gutem Zustand.
Küstenregionen und Fotografie
Aland ist sehr waldreich, wir fanden kaum Stellen, von wo wir ungehinderten Blick auf den Sonnenuntergang über dem Meer hatten. Das Wasser der Meeresarme war jedoch oftmals spiegelglatt und gut für stimmungsvolle Bilder. Es gibt außerdem zahlreiche Badeplätze mit Stegen, wo man schwimmen kann. Was wir auch taten.
Mit Klippen meinen die Leute auf Aland diese schönen Felsregionen, die wir in den vorherigen Blogbeiträgen gezeigt haben. Wir hatten anfangs an Steilklippen gedacht, es sind aber mehr die flachen, glattgeschliffenen Granitflächen. Diese Felsen sind meist nur über enge Feldwege zu erreichen – es ist also gut, ein Fahrrad dabei zu haben. Der Strand bei Degersand ist der bekannteste Sandstrand auf den Aland-Inseln.
Ein klarer Sternenhimmel ohne Lichtverschmutzung
Es gibt nur in wenigen Regionen Straßenbeleuchtung, und auch die Häuser haben in der Regel keine Außenbeleuchtung. So kommt man in den Genuß eines dunklen Nachthimmels an dem, sollte er wolkenfrei sein, tausende Sterne funkeln.
Lebensmittel von den Aland-Inseln
Über das Brot haben wir bereits ausführlich geschrieben, und dass Aland ein gutes Klima für Apfelbäume hat, haben wir auch erwähnt. Im Supermarkt findet man noch die schmackhafte Alandbutter und den Alandkäse. Unsere Kinder mochten die lokalen Taffel-Kartoffelchips besonders gern. Es gibt bei der Fabrik auf Prästö einen Werksverkauf, wo wir uns mit Chips und Schokolade eindeckten.
Die live Reiseberichte über die Aland Inseln mit zahlreichen Interviews
Der Gedanke, dass Aland Mainland eine lange Küstenlinie haben muss, ließ uns nicht los. Warum nur gab es keine Wege dahin? Wir fragten uns durch, doch außer HavsVidden wußte niemand eine Stelle, die man auch anfahren konnte. Bis wir einen Studenten der Naturfotografie trafen. „Ja klar, es gibt natürlich schöne Strände.“ Also fuhren wir abends zusammen über kleine Schotterwege kilometerweit durch den Wald. An einem Bauernhof parkten wir, und liefen nochmal eine Viertelstunde bis zum Ufer, und da tat sich eine traumhafte Küste auf.
Salzkruste auf den Felsen
Mein Herz schlug höher, der Fotograf in mir jubelierte. Wow! Wir waren spät dran, das Licht gerade perfekt, viel Zeit blieb uns nicht, da war die Sonne auch schon weg. Das Meer lag ruhig, es gab keine Wellen – im Herbst würde es aber richtige, gewaltige Brandung geben. Dann sähe es hier ganz anders aus. Der Sturm, den wir auf Kökar gespürt hatten, hatte hier die Wellen weit auf die Felsen hinauf geworfen. Die waren in den darauffolgenden sonnigen Tagen getrocknet, eine feine Salzkruste verzierte nun die ansonsten roten Felsen. So fein gepudert sahen die Felsen nochmal besser aus. Auch das wäre ungewöhnlich.
Wunderbare Nachtstimmung aber kein Nordlicht
Wir fragten den Bauern, der im Sommer Segeljachten in seinem kleinen Hafen empfängt, ob wir in siner Einfahrt übernachten dürften. Denn es war Nordlicht angesagt und der Strand bot eine freie Sicht nach Norden – auf den Aland Inseln eine Seltenheit. Wir durften bleiben.
In der Nacht wanderten wir durch den mondbeschienenen Wald, es war absolut ruhig, die Sterne standen nicht ganz so zahlreich am Himmel. Wir saßen ein paar Stunden auf den Felsen, bis unsere Taschen und Jacken durch die sich niederschlagende Luftfeuchtigkeit klatschnass wurden. Hätten wir unsere Isomatten und Schlafsäcke mitgebracht, ich hätte wohl trotzdem unter dem Sternenhimmel übernachtet. Die glatten Felsen, die reflektierenden Wasserbecken und der nächtliche Himmel fühlten sich fremdartig faszinierend an. Mir ging es gut, auch wenn sich kein Nordlicht zeigen wollte.
Da wir am nächsten Morgen wieder früh am Meer beginnen wollten, schlichen wir bald ins Bett.
Morgenstimmung auf flachen Felsen
Bei Sonnenaufgang waren wir wieder unterwegs. Das Licht war weich – doch leider war der Himmel absolut wolkenlos und die Sonne schien aus der falschen Richtung auf den Strand. Gunter konzentierte sich lieber auf die Details in und an den Wasserbecken, ich mühte mich etwas mit den Felsen am Wasser ab. Diese Küste strahle eine extrem friedliche Stimmung aus. Wir bewegten uns langsam und mit Bedacht. Die Arbeit war meditativ. So sollten alle Tage beginnen!
Der Badestrand und eine schwimmende Schlange
Wir verbrachten den sonnigen Teil des Tages an einem Badestrand in Geta. Die Füße hingen im halbwegs warmen Wasser, schwimmen wollten wir nicht, waren selbst dazu zu faul, außerdem war das Meer ziemlich algenreich. Amy, Noah und ich erzählten über Gott und die Welt, als eine Schlange an uns vorbeischwamm. Jetzt hatte Amy schon gar keine Lust mehr aufs Schwimmen. Es war wohl nur eine Ringelnatter gewesen.
Gefährliche Tiere Alands
Wir hatten leider wieder Zecken eingefangen, fanden sie aber noch, als sie sich gerade blutsaugend andocken wollten. Es gibt zwei gefährliche Tiere auf den Aland Inseln (so wie in Schweden und Finnland auch) und das sind die Zecke und die Kreuzotter. Wobei die Kreuzotter normalerweise auf Abstand geht, nur diese Zecken halt nicht. Wir haben uns angewöhnt, uns abends gegenseitig abzusuchen und finden die meisten Zecken schon bevor sie saugen. Anfangs fanden wir das sehr unangenehm, mittlerweile ist es Routine.
Geta hat zahlreiche fantastische Strände
Am Abend trafen wir uns wieder mit dem Studenten, der Lieblingsstrand seines Lehrers, war heute dran. Doch wieder waren wir etwas zu spät für unseren Geschmack – ich brauche immer etwas Zeit, bis ich mich an einen neuen Ort gewöhne und Motive sehe, und schwupps, da war auch schon wieder die Sonne weg. Die versteckt sich hier leider oft etwas früher hinter dem Wald.
Ein Fels und eine Welle im Abendlicht
In der Nähe des Fähranlegers von Eckerö hatten wir einen Küstenabschnitt gefunden, wo wir die Sonne im Meer versinken sahen. Dort fotografierte ich dann nicht nur die Sonne, sondern das Glitzern der untergehenden Sonne auf einem Fels, den kleine Wellen umspülten. Solche Motive und Gelegenheiten liebe ich über alles!
Die live Reiseberichte über die Aland Inseln mit zahlreichen Interviews
Die Ruhe auf den Aland-Inseln erwähnten wir bereits mehrere Male. Da wir in Geta jedoch keinen weiteren Küstenzugang fanden, fuhren wir nach Degersand auf Eckerö. Wir hatten gehört, dass es dort Sandstrand mit Wellen geben sollte. Das machte uns natürlich neugierig.
Wir hatten noch Homeschooler besucht – dazu aber bald mehr – und waren spät dran. Als wir schließlich unsere Füße im weichen Sand des Strandes steckten, leuchtete nur noch das Mondlicht. Wir schnappten direkt die Kameras und legten los, während die Wellen vor sich hinplätscherten. Was für ein beruhigendes Geräusch. Ich hatte noch die kurzen Hosen an und fror im kühlen Wind. Das Licht war mir wichtiger als die kalten Beine. Gunter war bereits im Mobil verschwunden – wegen der Steckmücken.
An diesem Strand tummeln sich im Sommer die Touristen. Jetzt waren gerade mal drei, vier Camper da. Doch die Urlaubsstimmung hing noch über der Region. Wir saugten irgendwie diese Schwingung auf und wurden davon träge.
In den nächsten 2-3 Tagen machten wir nicht viel. Schrieben für das Blog, luden nach und nach die Beiträge hoch – zum ersten Mal hatten wir bequemes Internet, nämlich das Wi-Fi des Platzes im Mobil.
Amy und Noah machten Spaziergänge und saßen stundenlang auf den Felsen und schauten auf die Wellen. Der Himmel war tagelang wolkenlos, wir fotografierten also nur abends eine Stunde. Morgens kam die Sonne zu spät hinter dem Wald hervor.
Neben uns stand ein schwedisches Mobil. „Tolles Wetter, schöner Strand!“ so schnell bin ich im Gespräch. Wir quatschten, hatten Spaß, erzählten immer wieder auf dem Weg zum Klo oder zur Küche.
Das Mondlicht zog eine silberne Straße über das Meer, die Sterne funkelten fröhlich, es zog uns raus aus dem Mobil, nachdem tagsüber immer wieder einer von uns am Rechner im sonnenfreien Mobil gesessen hatte. Ich klopfte bei den Nachbarn, dem schwedischen Rentnerehepaar. „Hey, Fernsehen geht nicht :-) wir machen ein Feuer, wollt ihr rauskommen?“ Stefan hatte uns beigebracht, mit welchem Holz man immer ein Feuer entfachen kann. Das probierten wir jetzt im Wind aus. Wir hatten trockene Flechten und Moos und die dürren unteren Äste der Nadelbäume gesammelt und zündelten mit Streichhölzern als der lustige Rentner mit Spiritus daher kam. Ein paar Spritzer und unser kleines erfolgreich angefachtes Feuerchen brannte lichterloh. Auch gut. Die beiden kramten im Mobil nach Essbarem – warm ein Feuer machen, und dann nichts grillen? Sie zauberten Würstchen und Brötchen hervor, wir verpackten Kartoffeln in Alufolie und los gings.
Bis spät in die Nacht, uns war es längst viel zu kalt, standen wir da und sahen ins Feuer und lauschten dem Rauschen der Wellen. Ansonsten war es still!
Die live Reiseberichte über die Aland Inseln mit zahlreichen Interviews
Pettas – ökologische Bäckerei
Nach der Nacht in Havsvidden erkundeten wir die Gegend um Geta und fuhren zum Fahrradfähranleger, der leider nur ein paar Wochen im Sommer zum Transport von Fahradlern genutzt wird.
In der Touristeninformation hatten wir erfahren, dass auf der Strecke ein Café mit ökologischer Bäckerei liegt. Das war nicht schwer zu finden. Uns fiel bald ein bunter Garten auf, in dem ein gepflegtes Chaos aus Gemüse, Kräutern und Blumen herrschte, mittendrin ein größeres Steingebäude. Irgendwo darin versteckt ein Schild, auf dem „Pettas“ stand.
Das Café hatte in der Woche geschlossen, aus dem hinteren Teil des Grundstücks kam uns aber ein stämmiger Mann und seine rundliche Frau in Arbeitsmontur entgegen, luden uns herzlich auf eine Tasse Kaffee und Kuchen ein und wir unterhielten uns angeregt.
Das besagte Gebäude mit der Bäckerei diente bis 1965 als Schule und wird dieses Jahr 100 Jahre alt. Ulf und Karin hatten es vor einiger Zeit samt weitläufigem Grundstück erworben und ihre ökologische Bäckerei mit Café eingerichtet. Ihre Spezialität ist das Boot-Brot, sehr energiereich mit viel Samen und Rosinen für das Saftige. Das hält gut eine Woche frisch, wenn es so lange überlebt.
Neben Café und Bäckerei arbeitet Ulf noch sporadisch als Übersetzer, Karen hält im Winter Backkurse und im Frühling Wildkräuterseminare ab.
Ulf führte uns in dem alten Gebäude herum, und Amy war besonders fasziniert von den alten Schulpostern mit historischen und geografischen Szenen, die teils über hundert Jahre alt waren.
Noch eine Besonderheit befindet sich auf ihrer Terasse, ein hölzerner Recycling-Ziegenbock, dessen Hörner aus einem alten Fahrradlenker und das Fell aus ausrangierten Seilen besteht. Geschaffen wurde das Tier von Juha Pykäläinen, der auch für die großen Holzelche verantwortlich ist.
Die live Reiseberichte über die Aland Inseln mit zahlreichen Interviews