Gastbeitrag – Lundehund Breite und Lappländischer Rentierhund Saga
Hallo liebe Blogbesucher. Nachdem wir vor kurzem Gabi und Ihre Familie in Norwegen getroffen haben und die Wenigsten bislang etwas über Lapinporokoiras und norwegische Lundehunde gehört haben dürften, wollen wir uns etwas näher vorstellen.
Ich heiße Sága und bin also ein Lapinporokoira. Das ist Finnisch und heißt auf Deutsch soviel wie Lappländischer Rentierhund. Ich bin in Schweden geboren und lebe seit Frühjahr 2009 in Deutschland in der Pfalz. Insgesamt soll es von meiner Rasse in Deutschland keine zehn Hunde geben – ist mir aber auch egal denn ich wohne ja nicht alleine sondern mit meinen Menschen und Beite zusammen. Der stellt sich später noch etwas genauer vor.
Meine Rasse ist entstanden aus den urtümlichen nordischen Jagdhunden in die man schottische Hütehunde eingekreuzt hat. Unsere eigentliche Aufgabe ist es, Rentierherden zusammen zu treiben. Wir sind in der Lage 100 bis 150 Kilometer am Tag zu laufen (wo ich allerdings bei meinen beiden Menschen ernsthafte Bedenken habe). Besonders wohl fühle ich mich auch, wenn man mir besondere Aufgaben gibt. In Lappland schafft es ein einziger Lapinporokoira rund 1000 Rentiere zusammen zu halten, schützt aber auch die Herde vor Raubtieren wie Bär, Wolf und Vielfraß.
Unsere Rasse ist eine der weltweit am wenigsten verbreiteten Hunderassen. In Finnland zählen wir heute 500 bis 600 Hunde; in Schweden begann man mit der Erfassung der Rasse erst 1995 und gibt die Anzahl dort mit rund 150 Hunden an. Ein knappes Dutzend Rentierhunde gibt es in Norwegen, auch in Dänemark, Holland und Polen sind sie vertreten. Ich fühle mich am wohlsten wenn ich täglich zwei bis drei Stunden arbeiten oder laufen darf. Schlechtes Wetter gibt es für mich nicht und während Beite bei Regen gerne vor dem Ofen liegt sitze ich auch mal in unserem Garten und beobachte alles was sich rund um unser Grundstück tut. Ach ja ganz wichtig – meine liebste Jahreszeit ist der Winter. Da liebe ich es im Schnee zu toben und Schneebälle geworfen zu bekommen. Meine Füße kann ich dann so spreizen dass ich kaum einsinke. So und jetzt übergebe ich an Beite. Der hat auch einiges zu seiner Rasse zu erzählen…
und der Lundehund kommt hier…..
Also ja ich bin der Beite – ein norwegischer Lundehund. Die Norweger, also die Menschen aus dem Land wo unsere Rasse ursprünglich herkommt sagen zu uns „Lündehün“ – zumindest klingt das so.
Ich gehöre zu der seltensten Hunderasse, die es gibt und wir sind insgesamt nur ca. 1.000 Hunde auf der ganzen Welt. Früher hatten wir nur eine ganz bestimmte Aufgabe – nämlich Papageientaucher, so genannte Lunde zu fangen. Diese Vögel sehen ganz lustig aus und haben riesengroße bunte Schnäbel. Die Menschen haben sich auf jeden Fall immer sehr gefreut, wenn wir ganz viele davon gefangen haben. Um in der Gegend in der wir lebten optimal arbeiten zu können haben wir ein paar Besonderheiten die sonst keine Hunderasse hat. Man muss sich vorstellen dass wir zum Vögel fangen immer die 400 Meter hinauf zum Måstadfjell klettern mussten. Dort brüten noch heute die Papageientaucher in kleinen Höhlen. Um besser in der Felsen zurecht zu kommen haben wir an jedem Fuß eine sechste Zehe mit der wir an den Vorderbeinen auch greifen können. Damit wir nicht in Felsspalten stürzen können wir unsere Vorderbeine waagerecht vom Körper abspreizen. Wenn wir dann in die Höhlen mit nur maximal 15 Zentimeter Durchmesser kriechen können wir die Ohren verschließen damit kein Dreck hineinkommt. Die Vorderbeine legen wir an und wenn wir einen Lundevogel erwischen fehlen uns zum besseren zupacken ein paar Backenzähne damit der Vogel nicht zerbissen wird. Wenn es dann wieder hinausgeht können wir unseren Kopf komplett auf den Rücken legen und in der Höhle wenden – Ihr müsst Euch das wie bei einer Rollwende beim Schwimmen vorstellen. Und wenn dann doch etwas Schmutz in die Augen kam lassen wir einfach ein paar Tränen fließen und spülen die Augen so wieder sauber. Einen Nachteil hat unsere Rasse aber leider. Wir dürfen nicht alles fressen was wir wollen. Da es früher immer nur die Vögel und Fisch gab vertragen wir kein Fleisch von Säugetieren mehr. Daher bin ich immer sehr froh wenn mir jemand Stockfisch aus Norwegen mitbringt. Auf dem kann man Stundenlang herumkauen und er ist sehr gesund. Sonst esse ich natürlich normales Hundefutter aber meine Menschen müssen schon sehr genau aufpassen was da so drinnen ist.
Ursprünglich stammt unsere Rasse aus dem kleinen Ort Måstad auf der Insel Værøy südlich der Lofoten. Irgendwann wurde die Jagd auf die Lundevögel verboten und man brauchte uns nicht mehr. Nach und nach wurden wir immer weniger bis 1924 ein norwegischer Hundefreund in einem Reisebericht von uns las. Es dauerte ein paar Jahre bevor eine Hundezüchterin, Frau Christie, sich auf die Suche nach meinen Vorfahren machte und nach Måstad fuhr. Dort lebte der Bauer Mikalsen der wie auch die Bauern in seiner Nähe nur Lundehunde gehalten hat. Erst 1943 hat man uns als eigene Rasse anerkannt. Und dann wurden wir auch wieder gezüchtet bis dann 1963 durch so eine blöde Krankheit, die Staupe, fast alle Lundehunde gestorben sind. Nur zehn haben überlebt. Vier davon konnte man zur Zucht verwenden und diese vier sind der Ursprung von den 1000 die wir heute wieder sind.
In Deutschland gibt es etwas über 50 Hunde von unserer Rasse.
Na ja wenn Ihr mal nach Værøy fahren solltet müsst Ihr unbedingt die Wanderung in das verlassene Dorf Måstad machen und von dort den Arbeitsweg meiner Vorfahren auf´s Fjell klettern. Wenn gutes Wetter ist habt Ihr von da einen tollen Blick über die Insel bis rüber zu den Lofoten.
So das war es nun auch von mir. Ich werde mit meinem Herrchen jetzt vor die Tür gehen denn nach unserer aufregenden Urlaubsreise mit viel Schnee muss ich den Hunden in der Pfalz was erzählen von den Nordlichtern, der Familie Reichert, den Fischen und den minus 35°C in Finnland. Also weiterhin viel Spaß beim lesen im Blog.
Beste hilsen fra Beite og Sága
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Alle Fotos von Oliver!
Ein sehr informativer Bericht,danke .
VG Maria
Schöne Tiere, toller Bericht. Habe vor einigen Jahren im Wikingermuseum Borg Deutsche getroffen mit Lundehunden. War wirklich interessant.
VG Ursula