Eshaness im Sonnenschein und Schneesturm
Das Auto blieb an diesem sonnigen Tag stehen. Morgens fotografierte ich mit Amanda, der Wohnmobil Nachbarin, die Vögel in den Felsen. Ich versuchte mich als Fotolehrer, was ausgezeichnet funktionierte. Bei den Erklärungen merkte ich, dass bei meiner Fotografie, die sich leicht anfühlt, doch sehr viel Erfahrung steckt. Amanda versuchte die Eissturmvögel im Flug aufzunehmen, doch sie klickte immer dann, wenn die Vögel direkt auf uns zuflogen. Ich beobachtete erst, studierte die Muster im Flugverhalten, hatte nach einer Weile einen guten Plan. Ich fotografierte die Vögel immer dann, wenn sie kurz innehielten um zu wenden. Sie taten das immer an den gleichen Stellen im Fels. Für mich und meine Schülerin war es also sehr lehrreich. Nach der Tour zogen wir mit eiskalten Fingern Richtung Leuchtturm. Die Männer kamen mit, wir berabeiteten die Fotos gleich gemeinsam um eine Auswertung des Gelernten zu machen. Wir Frauen saßen am Notebook, während die Männer angeregt schwätzten.
Küste bei Ebbe
Zum Abschied beschlossen wir uns nochmal zu treffen, wir sind ja noch zwei Wochen hier. Wir bekamen englisches Bier geschenkt.
Am Nachmittag zogen wir alle zusammen hinunter zu Küste. Die Sonne lachte, das Licht war nicht wirklich gut. Das Meereswasser hatte sich zur Ebbe hin verzogen, der Tang lugte aus dem seichten Wasser, leuchtete knallig gelborange in der Sonne. Wir versuchten diese Szene zu fotografieren. Kletterei war angesagt um nah an die Motive heranzukommen. Vorne war es erwartungsgemäß sehr glitschig, bei jedem Schritt war Vorsicht angesagt. Die Landschaft ist weit, der Blick zieht ständig über die Hügel und Seen zu den Klippen. Wir liefen immer Richtung Leuchtturm, der fast immer gut sichtbar auf der Höhe steht. Die Seen hingegen verstecken sich teilweise in den Senken. Sie lenkten uns wandermäßig zeitweise gewaltig ab.
Große Umwege waren nötig. Ich war wieder den ganzen Tag auf den Beinen gewesen. Jetzt kam aber erst das beste Licht, die Sonne schien schräg über die grasigen Hügel, das Licht wurde wärmer, der Wind kälter. So, wie der Abend zuvor, nämlich absolut windstill, war es heute nicht. Wir konnten also keine Spiegelungen aufnehmen. Liefen dafür weiter entlang der vulkanischen Eshaness Klippen. Das Meer, welches sich hier oft von der wildesten Seite zeigt, dümpelte fast wellenlos fünfzig Meter unterhalb der Steilküste vor sich hin! Unvorstellbar, dass die Steine, die oben auf den Klippen zu finden sind, von Wellen hochgeworfen wurden! Michael hatte uns davon erzählt. Der starke Sturm im Februar diesen Jahres hatte massenweise kleine Steine über den Leuchtturm geworfen. Der Hof mußte von zwei Männern von dieser schweren Last befreit werden.
Wanderung in Eshaness
Der Weg entlang des Cliffs kann anstrengend sein, der Leuchtturm schien nah, doch immer wieder gibt es tiefe Gräben, Einschnitte und eingefallene Höhlen, die umwandert werden müssen. Diese nennen sich Geo, tiefe Schluchten und Felsspalten. So tief, wie wir sie noch nie bisher gesehen haben!
Schneesturm über dem Leuchtturm – raus aus dem Bett
Abgeschafft und mit schweren Beinen, ausgekühlt vom eiskalten Wind, sanken wir müde in die Sofas. Bereits um 22:00 Uhr lag ich erschöpft und träge im warmen Bett. Draußen hörte ich ein lautes Rauschen, ob doch die Wellen stärker wurden? Ich schlummerte gerade ein, da kam Esra gelaufen. „Wir werden gerade von einem Schneesturm überfallen“, rief mein Ältester. „Der Schnee sieht im Licht des Leuchtturms genial aus!“ Ich sprang raus aus dem Bett, griff nach der Kamera und schoß mit noch müden Augen ein paar Aufnahmen aus dem Fenster. Wie ein Strahl aus einem Ufo (so, wie das in den Science Fiction Filmen immer dargestellt wird) zog ein großer, weißer Beam über die Landschaft. Cool! Ein richtiger Leuchtturm mit einem Strahl, so wie er immer in Gemälden gezeigt wird – oder wie bei dem Mailprogramm Netscape. Das Bild aus dem Fenster war genial! Ich sprang in den Norwegeranzug, zog die Crogs und Mütze über, griff das Stativ und lief los. Esra rannte mit einer Taschenlampe hinterher. Wir waren das perfekte Team. Ich experimentierte mit der Belichtungszeit, harmonierte die Aufnahmen mit dem Lichtstahl, denn in die Kamera sollte er nicht scheinen, Esra beleuchtete das Gebäude. Oft blieb ihm dazu wenig Zeit, deswegen wedelte er wild mit dem Licht herum. Von der Ferne, wenn überhaut sichtbar, muss das wie ein Laserschwerkampf ausgesehen haben.
Noch bis tief in die Nacht lud ich die Fotos runter, schaute sie staunend an. Sowas habe ich noch NIE gesehen, geschweige denn fotografiert! Mensch, war ich glücklich! Danke Esra!
Wie sieht ein Leuchtturm im Schneesturm aus?
Übersichtsseite Shetland
Zum nächsten Blogbeitrag:
Finde das Ebbe-Bild sowie auch das Leuchtturm-Bild klasse !
Gruss, Ricarda
Hammer! Das Leuchtturmbild ist genial! Glaube ich dir gerne, dass das ein tolles Fotoerlebnis war…
Kannst du vielleicht bei den „Klippen am Abend“ dein Signum auf die andere Seite setzen (rechts unten), dann kann man den Leuchtturm auch sehen?
Das „beim Wandern“ finde ich auch gut, denn ich staune als ;Mecklenburger immer wieder über diese Baumlosigkeit. Endlos weit!
Ich wünsche euch schöne Ostern und fotoreiche Feiertage. LG Gabi
Hallo Gabi,
freut mich, dass ihr gut in eurer neuen Behausung angekommen seid und es eure Erwartungen erfüllt.
Stell mal dein Licht nicht so unter den Scheffel, von wegen Leichtigkeit beim Fotografieren! Du hast das im Blut und jede Menge Erfahrung dazu. Da kannst du schon stolz rauf sein.
Der Tang im Licht ist wieder ein absolut geniales Bild. Meiner einer hätte keine Chance, so ein Bild aufzunehmen. Ebenso der Eissturmvogel oder der Schneesturm, das wäre bei mir blanker Zufall, wenn bei -zig Versuchen ein vernünftiges Bild rauskäme.
Freue mich auf weitere Bilder und interessante Berichte von euch.
Wünsche euch schöne Ostern und Nordlicht
(Nordlicht am Leuchtturm wäre doch super!)
Liebe Grüße
Ursula
hi,
für mich der Hit nr. 1 Ebbe in Eshaness mit dem Tang. Dann der Tang im Licht. Sonnenschein mit Wolken ist auch nicht zu verachten.
Ja, von dir Gabi kann man viel lernen, habe ich ja auch.
Ich hoffe das Nordlicht kommt noch, wäre auf jeden fall super.
lg edeltraud