Cabo Sao Vicente, Carrapateira, Algarve, Portugal
Der südwestlichste Punkt Europas
Portugal sieht auf der Landkarte ja ein wenig eckig aus. Wir befinden uns gerade in der untersten Ecke Portugals, die auch gleichzeitig der südwestlichste Punkt Europas ist. Eigentlich nichts halbes und nichts ganzes. Aber das wird hier trotzdem zelebriert.
Ich möchte gern den Leuchtturm besichtigen, weil ich immer wieder Leute im Inneren vor dieser gigantischen Fresnellinse stehen sehe. Vier Meter ist die Linse hoch, die Leuchtkraft macht sogar dem Leuchtturm von Creac’h auf derr Ile d’Ouessant Konkurrenz. Im Souvenirshop weiß niemand über die Führungen Bescheid, im kleinen Laden für Feinkost aus der Region auch nicht, im Museum werde ich auch ganz erstaunt angeschaut. Ich solle doch mal in der Bar nachfragen.
Du denkst jetzt sicher auch: mensch, aber das ist auch ein einsamer Leuchtturm hoch oben auf einer steilen Klippe.
Nicht wirklich einsam.
Hier fahren die Tourbusse einer nach dem anderen hin und laden Scharen von Touristen ab, die in den verschiedensten Sprachen miteinander plappern. Hier wimmelt es nur so vor Menschen, wie in einem Ameisenhaufen. Ein Stand bietet die letzte deutsche Bratwurst vor Amerika an, und etliche Souvenirstände auf dem Schotterplatz vor dem Eingang alles mögliche an billigem Kram. Läuft man nur ein klein wenig an diesen 60 Meter hohen Klippen entlang, dann wird es ganz schnell viel einsamer.
Ein paar wilde Hunde streunen auf der Suche nach Essbarem um die Stände herum, der Anblick stimmt mich traurig. Einer ist sehr krank und alt. Er sucht mit seinem Kumpel Schatten unter den Ständen, sie werden aber jedes mal, wenn sie es sich gemütlich gemacht haben, wieder weggescheucht.
Besichtigung des Leuchtturms Cabo Sao Vicente
Irgendwann sehe ich jemanden in schwarzen Hosen und blauem Hemd vor dem Leuchtturm stehen, irgendwie sieht das offiziell aus. Das ist bestimmt der Leuchtturmwärter.
Sofort fragte ich ihn nach einer Leuchtturmtour. Vor allen Seiten kommen plötzlich Leute und im Nu hat sich eine Gruppe von etwa zehn Leuten versammelt. Und los geht die Tour. Der Leuchtturmwärter hat es drauf, die Infos zum Leuchtturm spannend vorzutragen. Die Leute sind begeistert.
Der Leuchtturm Cabo Sao Vicente ist der stärkste Leuchtturm Europas und der zweitstärkste der Welt. Der 28 Meter hohe Turm steht auf der 75 Meter hohen Klippe und hat in seinen besten Zeiten über 100 Kilometer weit gestrahlt. Mit dem Aufkommen von GPS-Navigation wurde die Leuchtkraft verringert, und heute strahlt der Turm nur noch 60 Kilometer weit. Übrigens genausweit wie der Leuchtturm Creac’h auf der Insel Ouessant. Also sind wohl beide die leuchtstärksten Leuchttürme!
Diese mächtige Reichweite war auch nötig, denn das Meer um das Kap Sao Vicente ist voller gefährlicher Klippen und Strömungen, so dass die Schiffe auf der viel befahrenen Route um das Kap einen großen Sicherheitsabstand halten müssen.
Später wurde mir auch klar, warum anscheinend kaum jemand über die Leuchtturmführungen Bescheid weiss. Es gibt nur einmal die Woche zwei Führungen, Mittwoch nachmittags. Und wir hatten Glück und waren genau da vor Ort.
Sonnenuntergang am Leuchtturm
Wir sind begeistert von der Tour, auch, wenn die Luft hinter dem Glas des Leuchtenhauses sehr stickig ist und es mächtig nach Schmieröl riecht. Als Kontrast ist die frische Luft am Cap mit dem kühlen Wind umso besser, als wir das Gebäude wieder verlassen. Gegen Abend, es ist schon merklich kühler geworden, aber noch habe ich kurze Hosen an, und es kommen noch mehr Menschen zum Leuchtturm. Was wollen die nur alle hier? Das Licht auf der Klippe ist ganz nett, es könnte aber besser sein. Nebel hängt in der Luft, der nimmt der abendlichen Sonne die Kraft weg.
Wir haben den Leuchtturm und die Klippen im Visier. Die Leute schauen alle Richtung Westen aufs offene Meer. Dort plumpst die Sonne ohne großes Tamtam einfach so ins Meer. Und alle diese Leute wollen genau das, genau hier sehen. Und jeder macht Fotos von der Sonne, kaum jemand vom Leuchtturm. Ich versteh es nicht. Mir geht das Gedicht von Heinrich Heine durch den Kopf.
Das Fräulein stand am Meere, Heinrich Heine
Das Fräulein stand am Meere
Und seufzte lang und bang,
Es rührte sie so sehre
Der Sonnenuntergang.
Mein Fräulein! sein Sie munter,
Das ist ein altes Stück;
Hier vorne geht sie unter
Und kehrt von hinten zurück.
Sagres
Morgens früh sind auch wir wieder munter. Der Himmel ist wolkenlos, das freut zwar die Sonnenanbeter, aber nicht die Fotografen. Das Licht ist schnell sehr hart. Wir wandern entlang der Küste, erreichen irgendwann Sagres. Dann genießen wir es einmal, dass wir nur zu zweit unterwegs sind. In einer Snack Bar futtern wir was und trinken noch einen Kaffee hinterher. Das gönnten wir uns die letzten 17 Jahre nicht, das ist zu fünft zu teuer. Portugal ist aber auch im Vergleich zu Norwegen extrem günstig. Ein Kaffee kostet gerade mal 0,70 Euro, ein Bier 1 Euro. Da kann man nichts sagen.
Wir besuchen das Fort in Sagres früh am nächsten Morgen, in der Hoffnung auf weicheres Licht, doch das wird nichts. Kein Wölkchen verziert den Himmel und dämpft das Licht etwas. Es ist heiß, ohne Sonnenbrille und Sonnenhut ist es unangenehm. Auf den ersten Blick wirkt diese Landzunge extrem karg und steinig. Doch beim genaueren Hinsehen blüht und grünt es an jeder Ecke. Halt nur zaghaft und dezent. Die Architektur ist genauso karg wie das Land. Wir fühlen uns wie in einer Wüstenlandschaft. Ein hoch interessanter Kontrast. Das Gebiet ist bei Ornithologen beliebt.
Das Örtchen Burgau und ein irreales Blau
Dieser kleine Fischerort ist wirklich sehenswert. Diese Farben. Sie sind so grell, das glaub uns keiner. Nur, mit dem Womo sollte man oben an der Straße parken, die Strassen sind steil und eng.
Der weite Strand von Carrapateira
Wir ziehen weiter entlang der Küste. Es sieht nun ganz anders aus, als in der südlichen Algarve. Die Felsen sind nicht mehr rot, sondern eher grau. Die Klippen sehr hoch, es gibt nicht mehr sov iele kleine Buchten, sondern weite, unendlich scheinende Strände.
In Carrapateira finden wir nicht nur einen schönen Stellplatz, sondern auch einen außergewöhnlichen Strand. Es gibt Zeiten, da staut sich der Fluß vor dem Strand zu einer Art Lagune auf, dann wieder fließt er wohl einfach ab. Wir haben Glück: Als wir ankommen, staut er sich auf. Viele Besucher waten durch das warme Wasser, um den Strand zu erreichen. Wir sind begeistert, das Wasser ist klar, der Strand im ersten Gebiet ziemlich zertrampelt, weiter vorne – sehr weit vorne – da rollen immer neue, große Wellen auf den weiten, nassen Sand. Ach, das ist herrlich.
Es sind zwar viele Strandbesucher da, der Parkplatz ist bis zum letzten Platz besetzt, doch am Strand verläuft es sich extrem schnell. Hier kann man kilometerweit laufen, ohne jemandem zu begegnen. Fast bis zu den Hüften stehen wir im Wasser und fotografieren Wellen.
Das ist nicht ganz ungefährlich für die Kamera. Ich bin beunruhigt, aber mein verspieltes Ich muss es riskieren. Die Wellen sind so glasklar und trümen sich beim Anrollen auf den Strand so wunderbar auf. Ach, schaut selbst. Ich kann es nicht beschreiben.
Morgens laufe ich kurz vor Sonnenaufgang nochmal alleine los zum weiten Strand. Diesmal gehe ich nicht durch die Lagune, sondern über die Straße. Von hoch oben habe ich einen tollen Blick über die Lagune und das Meer. Ein Angler kommt auch gerade an. Er stellt sein Sonnenschirmchen genau da hin, wo das Meer den Strand in der Nacht sauber geputzt hat. So früh ist der Strand ansonsten ganz leer. Das gefällt mir. Ich laufe durch die Lagune wieder zum Mobil zurück.
Roadtrip Atlantikküste Spanien, Portugal, Frankreich
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Schön, wieder von euch zu lesen! Ich bin sehr beeindruckt von diesem glasklaren Wasser. Und freue mich schon sehr auf den ausführlichen Bericht von der Leuchtturmtour. Die Bilder von der Linse machen neugierig. Von der letzten Bratwurstbude vor Amerika habe ich schon gehört ;-).
Ich wünsche euch noch erlebnisreiche Tage im Süd-Westen.
Liebe Grüße
Michaela
Hallo ihr Lieben,
Cabo Sao Vicente – und so viel Trubel….. :-( Vor gut 25 Jahren war das zum Glück noch nicht. Ebenso das Cabo da Roca, da schlichen auch nur wenige Touristen rum. Trotzdem machen eure tollen Bilder Appetit auf Portugal. Stellplatzmäßig hat sich offensichtlich einiges getan. Gibt es V+E und Strom auf den Plätzen?
Weiterhin eine gute Zeit und liebe Grüße
Ursula
Schön wieder von Euch zu lesen ! Hatte mir schon fast Sorgen gemacht, weil so lange keine Beiträge mehr kamen…..hab mir dann aber auch gedacht, daß ihr einfach lieber die herrliche Zeit genießen werdet anstatt Blogbeiträge zu verfassen – würde mir persönlich nicht anders gehen. Und vermutlich ist auch nicht überall Internet zu finden…..
Jedenfalls dürfen wir Leser uns nun wieder an tollen Fotos erfreuen !
Lasst’s Euch weiterhin gut gehen und fahrt vorsichtig !
So beautiful and „speaking“ photos Gabi!!! :) You makes me sooooo proud living in this area. It was great meeting you both – at least! Have a great trip back home. Big hugs