Canon EOS M – Unsere kleine immer dabei Schnappschusskamera
Canon EOS M – Erster Praxistest
Wir wollen auf den nächsten Reisen vermehrt längere Fahrradreisen unternehmen, dafür ist unsere Spiegelreflexausrüstung einfach zu schwer und zu sperrig. Unsere Canon Powershot SX-20 hat einen riesigen Zoombereich und filmt auch erstaunlich gut, die Bildqualität auf Kompaktkamera-Niveau reicht uns aber nicht aus.
Ich habe recherchiert, welche Kamera unseren Bedürfnissen gerecht werden könnte. Eine robuste und wasserdichte Kompaktamera wäre für Radtouren ideal, hier haperst leider auch an der Bildqualität. Die Canon PowerShot G16 hat es bis ins Finale geschafft, und ich hätte sie fast schon bestellt, da bin ich auf die Canon EOS M gestoßen.
Canon EOS M – Übersicht
APS-C Sensor, Wechselobjektive, das Set kommt mit Standardzoom und Aufsteckblitz für teilweise weniger als 300 Euro – das ist so gut, da muss doch was faul dran sein. Dachte ich und forschte nach.
Die EOS M erschien 2012 mit einem empfohlenen Verkaufspreis von 849 Euro. Eigentlich deutete alles auf Erfolg: Sie ist solide gebaut, auch das Zoom ist aus Metall, die Bedienung ist gut gelöst, und die Bildqualität ist auf Spiegelreflex-Niveau.
Wo liegt also das Problem der EOS M?
Es liegt weniger daran, dass die EOS M nicht mit dem Micro-Four-Thirds System kompatibel ist, oder an der etwas spärlichen Auswahl an weiteren Objektiven und Zubehör.
Den Todesstoß für den Erfolg setzte ein anderes Feature: der Autofokus. Der war so langsam, dass die EOS M fast nicht und schon gar nicht für Schnappschüsse zu gebrauchen war. Die EOS M verschwand in der Folge fast vollständig vom amerikanischen Markt, in Europa wurde sie zu stark reduziertem Preis wie sauer Bier angeboten. Ihr Ruf war total im Eimer.
Warum ist die EOS M trotzdem interessant?
Es hat sich inzwischen herausgestellt, dass der Schnecken-Autofokus in erster Linie ein Softwarefehler war. Ein Jahr nach ihrem Erscheinen veröffentliche Canon die aktuelle Firmware 2.02, und siehe da, der Autofokus ist deutlich schneller und liegt jetzt auf klassenüblichem Niveau. Der Preis allerdings, der ist unten geblieben. Ist der Ruf erst ruiniert…
Wir haben den Canon EOS M Kit in silber bestellt, das war gerade günstig. Sonst ist das Canon EOS M Kit in schwarz die billiste Variante. Die weiße und rote EOS M kostet leider deutlich mehr. Ich muss mich jetzt mit unserer EOS M beschäftigen, um zu entscheiden, ob sie unseren Anforderungen genügt. Ansonsten geht sie zurück.
Der erste Eindruck
Beim Auspacken fällt mir sofort der solide, angenehm abgerundete Metallbody auf. Das klingt zwar wie Werbung, ist aber so. Die EOS M hat erstaunlich wenig Einstellknöpfe und einen recht winzigen Handgriff, der seinem Namen kaum Ehre macht.
Das 18-55 mm Standard-Zoom, obwohl füs sich recht zierlich, wirkt an dem kompakten Gehäuse ganz schön massiv. Der Mini-Aufsteckblitz ist aus Kunststoff und wird mit zwei AAA-Batterien betrieben. So schont er den Kamera-Akku. Ich finde die Lösung mit dem externen Blitz sogar besser, da sich der Blitzreflektor so weiter weg von der optischen Achse befindet.
Außerdem lassen sich alternativ alle Canon Systemblitze anschließen.
Und endlich mal ein Kameragurt, der sich ohne Gefummel anbringen lässt. Die Gurtenden werden einfach auf die Haltepins gesteckt und mithilfe einer Arretierschraube mit einem Dreh fixiert.
Jetzt Objektiv ansetzen, die voll geladene Batterie und eine SD-Karte in die Kamera gesteckt, und los gehts. Mir fällt gleich das Fehlen jeglicher Sucherinformation auf. Auch einen Zoomknopf suche ich, bis mir einfällt, gezoomt wird klassisch am Objektiv.
Die Anleitung der Kamera
Zeit- und Blendenautomatik und manuelle Belichtungseinstellung kann ich ums Verrecken nicht finden. Ich lade mir also das Benutzerhandbuch herunter, und auch da wird nichts davon erwähnt. Ist die EOS M eine reine Knipserkamera? Eigentlich unvorstellbar, denn schon nach den ersten Bildern deutet sich ene sehr gute Bildqualität an.
Ich schaue genauer hin, und sehe, dass ich die Kompaktanleitung heruntergeladen habe, die nur für das technikbefreite Knipsen gedacht ist. Die volle Anleitung finde ich auch, sie hat alle Erklärungen drin – auf 350 Seiten!
Und wie dumm. Ich habe doch glatt das Modus-Wahlrad am Auslöser ignoriert. Das hat drei Positionen: Eine fürs Video, eine für die Belichtungsprogramme, und ein grünes A-Symbol für automatische Motiverkennung. Die EOS M stand natürlich auf der grünen Vollautomatik, und da nimmt sie dem Fotografen wirklich alle Entscheidungen ab.
Das Einstell-Menü der EOS M
Die EOS M-Einstellungen lassen sich auf zwei Arten tätigen. Zum einen ist da die Schnelleinstellung mit der INF- oder der Q-Taste. Diese bringt alle wichtigen Einstellungen auf den Touchscreen, die dann mit einem Fingertippen, oder klassisch über das Wählrad, aufgerufen werden können. Das geht flott und ist selbsterklärend.
Das Kameramenü wird über die Menü-Taste aktiviert und ist ähnlich aufgebaut, wie das der Canon-DSLRs, also eine Reihe Tab-Reiter mit grundsätzlichen, aber weniger oft benötigten Einstellungen und Funktionen. Auch Custom-Einstellung sind vorhanden, aber zum Glück nicht so ausufernd zahlreich, wie bei unseren Canon-DSLRs.
Die Bedienung der EOS M
Ich bin der Typ, der wissen will, was die Kamera macht, aber wenn ich die EOS M als unbeschwerte Schnappschusskamera einsetze, ertappe ich mich, wie ich die Einstellungen der Kamera überlasse. Sie kümmert sich um Bildstil, Weißabgleich, ISO-Einstellung und natürlich Autofokus. Die automatische Gesichtserkennung funktioniert gut, auch ohne Gesicht huschen die grünen Quadrate der Scharfstellung eifrig über den Screen und hängen sich an scharfstellbare Strukturen.
Angenehm ist auch, das scharfzustellende Objekt auf dem Touchscreen mit einem Fingertippen zu markieren. Das Fokusfeld bleibt am gewählten Objekt „kleben“, auch wenn ich die Kamera schwenke. Und ich kann auswählen, ob die EOS M nach dem Antippen auslösen soll, oder ob ich dafür den Aulöser drücken will.
Will ich mehr Kontrolle bei den Einstellungen haben, geht es am schnellsten mit dem Touchscreen. Programmwahl, ISO-Wahl, Autofokus- und Messfeldeinstellungen oder der Weißabgleich sind ruckzuck auf andere Werte umgestellt.
Es gibt natürlich noch viele Einstellungen, die ich in der kurzen Zeit nicht testen konnte. Beispielsweise, wie arbeitet die automatische Belichtungsoptimierung mit den Belichtungskorrekturen und der Tonwertpriorität zusammen.
Die Bildqualität
Bisher war ich immer etwas misstrauisch, was die Bildqualität von Schnappschussbildern betrifft. Das hängt wahrscheinlich auch daran, dass Schnappschüsse meist mit Schnappschusskameras gemacht werden und eh keine Superqualität haben. Die Schnappschussbilder der EOS M aber sind ausgeglichen belichtet und die Schärfe sitzt da, wo sie sitzen soll. Die Auto-ISO-Empfindlichkeit geht recht schnell hoch, das Rauschen bleibt aber wegen des großen Sensors im vernünftigen Rahmen. Nicht schlecht!
Tomaten und alter Pfirsisch. 39 mm. 1/25 sec. Blende 9, 16oo ISO
Die Blitzaufnahmen mit dem Miniblitzgerät sind ausgewogen. Innenaufnahmen mit höherer ISO-Einstellung in Verbindung mit dem Blitz kommen natürlich rüber, das Mischlicht wirkt erhält die Raumatmosphäre, Schlagschatten gibt es so kaum. Auch die Aufhellung bei Gegenlichtaufnahmen funktioniert wunderbar, und die Blitzstärke lässt sich im Bereich von +/- zwei Blenden steuern.
Langzeitbelichtung als Nagelprobe: Ich stelle die EOS M auf Zeitautomatik, wähle 200 ISO und Blende 11 vor, schalte den Bildstabilisator aus, setze die Kamera auf das Gorillapod, schraube einen 1000-fach Graufilter vor das Objektiv und stelle die Kamera in den Garten.
Und siehe da – Der Autofokus findet sogar etwas zum scharfstellen, der Verschluss öffnet sich, wobei ich aufpassen muss, das leise Verschlussgeräusch nicht zu überhören, und die Kamera belichtet. Nach fast 30 Sekunden wieder ein leiser Klick, das Bild ist im Kasten.
Die Kontrolle im Display ergibt: Der Weißabgleich ist in Ordnung, die Schärfe ist O.K. und die Belichtung ebenfalls. Ein Blick auf das Histogramm bestätigt das. Ich bin ehrlich gesagt platt. Ich hätte bei einem Erstversuch mit Langzeitbelichtung kein so gutes Ergebnis erwartet. Auf das Motiv darfst du hier natürlich nicht achten. Wir haben leider keine Meereslandschaft in unserem Garten.
Gibt es auch Kritik?
Natürlich finden sich auch ein paar Haare in der Suppe. Damit meine ich die tonnenförmige Verzeichnung im Weitwinkelbereich. Auch in der Telestellung ist eine leichte Verzeichnung feststellbar. Bei Naturaufnahmen finde ich das aber kaum störend, und zudem fotografiere ich im RAW-Format, und da lässt sich im Lightroom die Verzeichnung leicht korrigieren.
Farbsäume sind mir bei den Testaufnahmen nicht aufgefallen. Vielleicht hatte ich einfach nur zu weit abgeblendet oder die Bedingungen waren nicht extrem genug. Egal, auch die chromatische Aberration lässt sich bei der RAW-Bearbeitung eliminieren.
Anmerkung: Die Bilder in diesem Bericht sind nicht mit Lightroom bearbeitet worden, sie wurden nur verkleinert und geschärft. Die Ausnahme ist das Bild mit den Gewitterwolken, hier habe ich noch den Gamma-Wert verringert.
Wo stößt die EOS M an ihre Grenzen?
Das Zoomobjektiv nicht der Brennweitenriese. 18 bis 55 mm entsprechem dem Kleinbildäquivalent von etwa 28 bis 85 mm, das ist der klassische Standardzoombereich. Auf der Habenseite steht dafür die sehr gute Bildqualität, auf die es mir letztlich mehr ankommt.
Das Objektivangebot ist überschaubar. Ein lichtstarkes, flaches 2.0/22 mm Objektiv und ein 11-22 mm Weitwinkelzoom gibt es bereits, ein 55-200 mm Telezoom kommt Anfang August. Und ein Tamron 18-200 mm Reisezoom ist auch seit kurzem erhältlich. Eigentlich gar nicht so schlecht.
Dazu gibt es den EF-Adapter, sogar als halb so teurer Nachbau. Damit kann ich alle unsere Objektive an der EOS M verwenden, vielleicht die ideale Lösung für Langzeitaufnahmen mit Graufilter?
In Innenräumen beim fotografieren ohne Blitz zieht die EOS M bei Auto-ISO zwar die Empfindlichkeit hoch (der Höchstwert lässt sich individuell einstellen), das kann trotzdem leicht zu relativ langen Belichtungszeiten führen.
Trotz Bildstabilisator kann 1/30 Sekunde schon zu lang sein, weil sich Personen bewegen und weil ich die Kamera mit zwei Händen freischwebend halten muss. Eine Kamera mit Durchsichtsucher drücke ich an die Stirn und stabilisiere sie damit zusätzlich.
Die Autofokus-Geschwindigkeit finde ich für allgemeine Fotografie und Schnappschüsse ausreichend. Für rasante Sportaufnahmen ist die EOS M nicht vorgesehen, aber dieses Schicksal teilt sie sich mit vielen anderen spiegellosen Systemkameras.
Ein ausklappbares Display und ein aufsteckbarer Durchsichtsucher würden den Einsatzbereich der EOS M spürbar erweitern und die Handhabung vereinfachen. Offensichtlich sind diese beiden Features dem Diktat der Kompaktheit zum Opfer gefallen, wie auch ein ausgeprägterer Handgriff. Hier muss jeder für sich entscheiden, wie wichtig ihm das ist.
Was brauchen wir an Zubehör?
Wir haben uns noch einen Bundlestar Akku LP-E12 besorgt, da die Batteriekapazität aufgrund der kompakten Ausmaße nur bei etwa 400-500 Aufnahmen liegt.
Ein Slim Polfilter Zirkular in 52mm muss unbedingt mit, der findet sofort seinen permanenten Platz auf dem Objektiv.
Von einer angepassten Fototasche lassen wir die Finger. Mit anderen Objektiven passt die dann nicht mehr. Und der Blitz findet auch keinen Platz. Für Fahrradtouren kommt die EOS M in die Lenkertasche. Ansonsten tut es eine kompakte Umhänge- oder Hüfttasche. Esra nutzte die Kamera jetzt mehrmals auf wochenlangen Radreisen.
Fazit:
Die Canon EOS M wird unsere neue Schnappschusskamera! Die Bildqualität, die einfache Bedienbarkeit, die solide Bauweise und die kompakten Maße haben mich überzeugt. Da verschmerze ich das Fehlen eines Schwenkmonitors und eines Durchsichtsuchers. Vor allem bei dem Preis. Das kleine Zubehörangebot stört mich weniger, mit der EOS M will ich ja keinen Objektivpark mit herumschleppen. Kann sein, dass wir die EOS M demnächst mit dem EF-M 11-22mm und dem neuen EF-M 55-200 mm erweitern. Das EF-M 22mm Pancake-Objektiv wäre wegen der Lichtstärke interessant, diese Kombination wäre auch jackentaschengerecht. Und mit einem EF-Adapter steht dem Einsatz als kompaktes Zweitgehäuse für die DSLR-Ausrüstung nichts entgegen.
Hi Gabi
Wir sind über das Thema Freilernen auf deinen Blog gestossen; und hier auf auf den Artikel über die EOS M als Kamera für unterwegs. Hast du dich evtl. mit dem Nachfolgemodell M10 auseinandergesetzt? Und falls ja, empfiehlst du diese ebenso wie die M?
Lieber Gruss, Sandra
Toller Bericht , der sich 1:1 mit meinen Erfahrungen der EOS M deckt … Habe sie gebraucht für 230 € gekauft und dachte auch erst wo ist der Haken, aber es gab keinen…
Die EOS M ist neben der 6d und 100d meine Kamera Nummer 3 allerdings liegt die immer griffbereit im Auto mit den Objektivadapter und dem alten Canon 50mm f1.8 , das Kitobjektiv liegt auch zum Wechsel parat bei. Möchte die Kamera wenn ich mit meinen Hund durch die herbstliche Landschaft unterwegs bin nicht mehr missen … Man sagt die beste Kamera ist die, die man dabei hat … Und im Vergleich zu einer Handykamera ist sie EOS M durch ihre Bauweise und die Qualität das beste was man dabei haben kann , wenn man keine Spiegelreflexkamera mitschleppen möchte
LG aus Würzburg
Daniel O.
Nutze die EOS-M jetzt auch seit über einem Jahr neben der 5D.
Habe das 11-22 mm standardmäßig drauf. Finde die Bildqualität noch besser als das 18-55 mm. Klar, wie schön geschrieben eignet sie sich nicht für die Actionszenen bzw. Sportfotografie. Aber in Städten, Landschaft und auch im Nahbereich ist die Kamera top. Und ich hatte das gleiche Problem – Fahrrad und die große Spiegelreflexkamera. Möchte da die M nicht mehr missen.
Hallo Thorsten,
wir sind von unserer Skandinavienreise zurück und der ausführliche EOS M Bericht kommt in Kürze. Vorab schon Mal, die Batterieleistung ist wirklich deutlich schwächer als ich sie hier angegeben habe. Sie liegt eher zwischen 200 und 300 Aufnahmen, mit Fremdakkus sogar weniger. Ich gebe die Kamera deswegen nicht zurück, besorge mir aber noch einen dritten Akku und muss halt öfter wechseln.
Übrigens ist mir beim Stöbern in http://www.dpreview.com aufgefallen, dass mehr und mehr Kameras weniger als 300 Bilder pro Akkuladung schaffen. Anscheinend ist das ein Trend, der der Kompaktheit geschuldet ist, und die Situation wird sich wahrscheinlich erst wieder mit verbesserter Speichertechnik bessern.
Schöner Testbericht, der sich überwiegend mit meinen Erfahrungen deckt. Hatte die Kamera für ein paar Tage zum testen und muss sagen, dass der Preis wirklich unverschämt gut ist. Habe damals auch 299 Euro bezahlt. Für das. Geld gibt es womöglich kein besseres Kameragesamtpaket. Dennoch hab ich die EOS M zurückgegeben und zwar, weil die Akkuleistung miserabel war. 400-500 Aufnahmen waren zumindest bei mir nicht realistisch. Und das liegt vor allem an dem Monitor, den man immer zum Fotografiern braucht, da die EOS M keinen Sucher hat. Aber als Backup Kamera ist die EOS M ideal.