Tag drei unserer Tour begann sehr früh – wer früh einschläft wacht auch früh auf – und um halb neun waren wir fahrbereit. Da die Campingplatzrezeption noch nicht geöffnet hatte und wir die sanitären Anlagen sowieso nicht genutzt hatten, da sie nur mit Schlüssel zugänglich waren, sahen wir das mit dem Bezahlen nicht so eng und machten uns aus dem Staub. Wir hatten ja keine Kosten verursacht.
Nach einer Weile fanden wir eine schöne Parkbank direkt an einer Kanalschleuse, dort frühstückten wir. Es gab Käsebrote und Obst. Um uns herum war alles grün und wir waren fast ganz allein. Der Kanal hatte ein paar Tage zuvor den Vollbetrieb eingestellt, ab jetzt wurden die Schleusen nur noch auf Anmeldung geöffnet, und so war es recht Still auf dem Wasser. Der Göta-Kanal ist ein Freizeit-Kanal, der nicht kommerziell genutzt wird.
Wir fuhren noch eine Weile am Kanal entlang. Irgendwann kam uns die Wilhelm Tham entgegen, eines der drei Kanalschiffe, die die Strecke immer rauf und runter fahren. Es wurde viel gewunken. Gelegentlich mussten wir einen kleinen Abstecher in den Wald machen, wenn der Radweg nicht direkt am Kanal verlief. Das war immer der Fall, wenn es eigentlich gerade gar keinen Kanal gab, sondern die Boote durch einen der vielen Seen in Schweden fuhren.
Eigentlich war alles richtig schön – die Landschaft, die Stille, der idyllische Kanal – nur das Wetter wollte nicht so ganz kooperieren, es war schrecklich wechselhaft. Es regnete immer nur so lange, bis man die Regenjacke angezogen hatte, dann kam die Sonne heraus. Man schwitzt und zieht die Jacke wieder aus. Ach, wie schön, die Sonne kommt ra… auch Mist, jetzt regnet es schon wieder! Das wiederholte sich immer schön. Einmal wollten uns die Wolken mal richtig zeigen, was sie für uns auf Lager hatten und ließen es ordentlich schütten, doch zum Glück fanden wir einen trockenen Fleck bei einem kleinen Kiosk, der bei diesem Wetter vergeblich auf andere Touristen warten würde. Wir kauften zwei Eis am Stiel, auch wenn das Wetter eher einen warmen Kakao diktiert hätte, und warteten geduldig.
Schließlich kam die Sonne wieder heraus, wir banden uns die Regenjacken um und führen weiter. In der nächsten Siedlung kauften wir ein. Dort hörte der Radweg dann auch auf und es ging auf den Landstraßen weiter, die zum Glück erstklassig mit Radwegschildern versehen waren. Einen großen Unterschied machte es nicht, denn es war sowieso kaum jemand unterwegs. Wir fuhren stundenlang und machten an jeder Kurve halt, um zu fotografieren. Es war sehr hübsch.
In Berg, einer sehr kleinen Siedlung am Kanal, beobachteten wir geschäftiges Treiben an den Schleusentreppen, dort wurde ein Kanalschiff geschleust. Wir wollten Essen gehen, doch es ließ sich kein geeignetes Restaurant finden. Also weiter.
Der Radweg nach Borensberg verlief wieder brav am Kanal entlang, und im Abendlicht setzte die Umgebung noch einen drauf, was das Idyllische angeht. Wir sahen eine schwimmende Schlange im Kanal und eine süße Kröte neben diesem. Außerdem liefen überall Kühe und Schafe herum.
In Borensberg waren wir uns recht sicher, dass wir einen Platz auf einem Campingplatz finden würden, immerhin waren in der Karte gleich zwei davon eingezeichnet. Der erste von den beiden hatte allerdings gleich am Eingang ein großes Schild, welches uns darüber informierte, dass man hier keine Leute mit Zelten beherbergte. Was soll’s, dann eben zum anderen. Dumm nur, dass es da genauso aussah. Also echt, was für eine Frechheit – ein Campingplatz, wo man nicht zelten darf. Da kann ich auch eine Gaststätte eröffnen, in der keine Getränke ausgeschenkt werden! Deutsche Schimpfworte hallten durch die leeren Gassen Borensbergs.
Schließlich fanden wir einen Wohnmobilstellplatz. Der war zwar auch nicht für Zelte gedacht, doch immerhin waren sie nicht explizit verboten, und es gab eine öffentliche Toilette in der Nähe. Wir hätten auch in der Wildnis Campen können, doch uns war nach Sanitären Anlagen, nachdem wir schon in der letzten Nacht darauf verzichtet hatten. Ich versuchte, mit unserem winzigen Kocher etwas Haferbrei zuzubereiten, was nicht wirklich funktionierte, da der Wind die ganze Hitze weg pustete. Also gab es grenzwertig lauwarme Milch mit Haferflocken und Obst als Abendessen. Eigentlich nicht weiter schlimm, denn wir hatten eine Bärenhunger, da schmeckt alles gut. Tagesbilanz: 90,3km in ca. sieben Stunden gefahren.
hallo, sehr interessant wären für mich die Schleusen. Da kommt man aus dem Staunen nicht mehr heraus. Ja in der schönen weißen Villa würde ich auch mal gerne wohnen aber ich denke nur für Urlaub zu machen.
lg edeltraud
Hallo Esra,
danke für den tollen Bericht. Schade, dass das Wetter euch so launig mitgespielt hat.
Entlang dem Göta-Kanal ist es schon toll. Ich kenne leider nur Teilstücke, aber es wäre schon mal interessant, den ganzen Kanal abzufahren……
In der weißen Villa würde ich auch gerne wohnen;-)
LG Ursula