Externe Blitzgeräte – besonders für Reisefotografen
Externe Blitzgeräte sind auch für Reisefotografen nützlich
Im Tutorial über die Reisefotografie stellten wir nützliches Kamerazubehör vor. Ein oft vergessenes aber trotzdem wichtiges Fotozubehör ist unserer Meinung nach der aufsteckbare Systemblitz. Als Naturfotografen setzen wir Blitzgeräte im Freien ein, wo es die Situation verlangt. Das kommt nicht sehr häufig vor, ist aber im konkreten Fall bildentscheidend.
Gabi hat eine Kamera, die Canon 6d, ohne eigebauten Blitz, sie benutzt einen aufsteckbaren Systemblitz. Ich habe zwar einen Blitz in der Kamera, setze aber auch den Systemblitz ein, wenn Leistung und schnelle Blitzfolge gebraucht werden.
Wir zeigen dir hier Beispielfotos aus der Natur, bei denen der Blitz eine wichtige Rolle spielt. Die technischen Fotos vom Schachbrett verdeutlichen die Möglichkeiten der kreativen Lichtführung, wenn der Blitz von der Kamera getrennt eingesetzt wird. Anhand dieses Aufbaus kann ich den Effekt deutlicher aufzeigen. In der Natur setzten wir diese Technik bisher noch nicht ein. Das lag am fehlenden Equipment. Jetzt haben wir den neuen Blitz von Metz mecablitz M400 und werden in naher Zukunft auch auf Reisen damit fotografieren. Wir werden dann ausfühlich darüber berichten. Ein ausführlicher Testbericht folgt im nächsten Blogbeitrag.
Magst du an der kurzen Blitzumfrage teilnehmen?

Ohne Blitzaufhellung wäre der Fischer nur eine dunkle Silhouette vor dem Sonnenaufgang.
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Facts
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- Die meistverwendeten Blitze sind in den Kameras eingebaut
- Fast immer wird der Blitzeinsatz der Automatik überlassen
- Viele scheuen die Kosten für einen leistungsstarken Aufsteckblitz
- Bewusster und fein dosierter Blitzeinsatz erfordert Einarbeitung
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Infobox: Vorteile eines separaten Blitzgerätes
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- Höhere Leitzahl = größere Reichweite
- Indirektes Blitzen gegen Reflektor oder Decke
- Einsatz von Diffusoren und anderen Lichtformern
- Als Slave-Blitz von der Kamera getrennt einsetzbar
- Belastet nicht die Kamerabatterie
- Kürzere Ladezeiten als integrierte Blitzer
- Besondere Blitzfunktionen wie Stroboskop und Highspeed-Blitzen
- Als Blitz für Kameras ohne eingebauten Blitz
- Mehrfachblitzen mit entfesseltem Blitzgerät in B-Einstellung
- Wegen größerem Abstand zur Objektivachse weniger Rote-Augen-Gefahr
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Die Reicherts Kids vor dem Leuchtturm Rhubjerg Knude. Das Blitzlich friert Bewegungen förmlich ein und hellt die Personen auf.
Externe Blitze sind wahre Wunder der mordernen Technik
Elektronische Blitzgeräte sind wahre Wunder der modernen Technik. Sie verstrahlen geballte Lichtleistung und setzen im nächsten Moment zarte Lichtakzente. In Bruchteilen von Mikrosekunden steuern sie die korrekte Belichtung, sie zaubern Stroboskop-Effekte ins Bild oder spielen Videoleuchte. Sie haben sich von den Fesseln der Blitzsynchronzeit befreit (HSS = High Speed Synchronisation) und verschmelzen steuerungstechnisch vollständig mit der Kamera.
Ich habe den Eindruck, dass nur relativ wenige Fotografen diese ganze Bandbreite wirklich ausnutzen. Die meisten sind mit den eingebauten, automatisch gesteuerten Miniblitzern zufrieden. Und die Mehrzahl der multitalentierten Blitzgeräte fristet eher ein Schattendasein. So als würde man ein Rennpferd nur zum Ackerpflügen einsetzen.
Ich muss selbst zugeben, dass ich den Blitz eher selten einsetze. Als Landschaftsfotograf ist mir das noch zu verzeihen. Aber bei Innenaufnahmen und Portrait-Sessions, auch im Freien, schlägt die Stunde der Blitzgeräte. Hier dürfen sie endlich zeigen, was sie drauf haben. Hier kann ich das harte direkte Blitzlicht mit Reflektoren und Diffusoren nach meinen Vorstellungen zähmen und die Vorteile der drahtlosen Steuerung nutzen.
Unser halbzahmer Hausfuchs in Henningsvaer auf den Lofoten, Norwegen. Diesem neugierigen Gesellen machte unsere Anwesenheit und das angeblitzt werden nichts aus.
Glossar: Was bedeuten all diese Abkürzungen und Begriffe beim Blitz?
- Leitzahl: Die Leitzahl gibt die Stärke des Blitzes an. Sie wird für eine Empfindlichkeit von ISO 100 angegeben und ist das Produkt aus Blende und Entfernung: Ein Blitz mit Leitzahl 40 kann bei Blende 8 bis 5 Meter ausleuchten, bei Blende 4 bis 10 Meter.
- TTL: Through the Lens. Die Belichtung wird durch das Objektiv der Kamera gemessen.
- ETTL: Evaluation through the Lens. Die modernere Variante, bei der vor der eigentlichen Belichtung ein Vorblitz für die Motivanalyse abgegeben wird.
- Manuell: Die volle Blitzleistung oder Teile davon werden fest am Blitz eingestellt, die Blende der Kamera entsprechend der Leitzahl und Entfernung gewählt.
- HSS: High Speed Synchronisation. Methode mit der auch die kürzesten Verschlusszeiten der Kamera mit Blitz genutzt werden können. Die Kamera muss aber diese Funktion beherrschen.
- Servoblitzbetrieb: Ein von der Kamera getrennter Blitz wird über den Kamerablitz ausgelöst und leuchtet mit einer manuell fix eingestellten Lichtleistung.
- Master-/Slavebitz: Drahtlose Fernsteuerung von mehreren Systemblitzen. Der Masterblitz an der Kamera (kann auch der eingebaute sein) steuert kabellos eines oder mehrere im Raum verteilte Blitzgeräte, die Sklavenblitze.
- Motorzoom-Reflektor: Der Reflektor des Blitzes passt sich motorisch der Brennweite des Objektivs an. Im Telebereich sorgt der engere Ausleuchtwinkel für eine größere Reichweite.
- Blitz-Bouncer: Streuscheibe oder matter Reflektorvorsatz, der das Blitzlicht extrem streut und für eine weichere Ausleuchtung sorgt.
Shetlandpony auf Shetland. Der Blitz bringt die Fellstruktur gut zur Geltung.
Die komplizierte Bedienung der externen Blitzgeräte schreckt ab
In diesen Situationen stoße ich regelmäßig auf die Tücken der Technik. Ist die Blitzbelichtungskorrektur im Blitzgerät aktiviert, oder warum zum Teufel reagiert die Korrektur über die Kameraeinstellung nicht? Wie kombiniere ich den HSS-Modus mit einer dezenten Überbelichtung, und kann meine Kamera überhaupt HSS? Und wie richte ich ein bestimmtes Belichtungsverhältnis zwischen Kamerablitz und Slaveblitz ein? Fragen über Fragen. Die Bedienung dieser Mini-Kraftwerke scheint kompliziert und entbehrt oft einer eingängigen Bedienlogik. Eigentlich müsste ich die meist gut genährte Bedienungsanleitung permanent mitführen, zusammen mit der nicht weniger dicken Kamerabedienungsanleitung.
Ich denke, da liegt der Hase im Pfeffer begraben. Schnell mal mitten in der Fotosession die komplette Blitzsteuerung umstellen, funktioniert nicht so locker-flockig. Über irgendwelche Tastenkombinationen muss ich mich in die Tiefen des Menüs hinunterhangeln, bis ich nach etlichen Irrwegen endlich die gesuchte Einstellung gefunden habe. Und dann hoffe ich inständig, dass mich mein Blitz nicht im Stich lässt und mich dumm aussehen lässt.
Oft verfluche ich die funktionsüberfrachteten Systemblitzgeräte und wünsche mich in das vergangene Analog-Zeitalter zurück. Meine alten Metz-Blitzgeräte hatten TTL-Steuerung, ein paar Arbeitsblenden für den Automatik-Modus und eine Reihe manueller Teilleistungsstufen. Das war klar, übersichtlich und fast blind zu bedienen.
Aber was sollen die Hersteller denn machen, wenn sie so viele Möglichkeiten anbieten wollen? Entweder sie verschachteln die Vielfalt an Funktionen in Menüs, die wir nur mit komplexen Tastenkombinationen erreichen. Oder sie bepflastern den Blitz mit Dutzenden von Knöpfen, deren kryptische Symbole wir auswendig lernen müssen.
Aus dieser Situation heraus bildet sich ein regelrechter Teufelskreis. Der Systemblitz wird selten eingesetzt, deshalb fällt es schwer, sich an die Bedienung zu gewöhnen, deshalb nimmt man ungern den Blitz zur Hand, und so fort.
Mein Tipp: übe das Blitzen immer und immer wieder
Das Einzige, was uns hilft, diesen Kreis zu durchbrechen, ist üben, üben und nochmals üben. So lange mit den Einstellungen spielen und mit den verschiedenen Modi fotografieren, bis sich die Handhabung im Gedächtnis festgesetzt hat. Dann macht auch die Blitzfotografie plötzlich richtig Spaß. Das erging mir so, als ich mich jetzt intensiv mit dem neuen Blitzgerät auseinandersetzte.
Basstölpel, Bempton Cliffs, Fambourough, Yorkshire. Bei trübem Wetter bringt der Blitzeinsatz mehr Farben und Strukturen ins Motiv. Gabi stand ca. 8 Meter von den Tölpeln entfernt, So kam kein zu grelles Blitzlicht bei den Vögel an. Die Basstölpel hat es nicht gestört.
Diesen Fehler kannst du beim Blitzen leicht vermeiden
Bist du auch frustriert weil deine geblitzten Fotos so wahnsinnig unattraktiv nach Blitzbildern aussehen? Die Personen im Vordergrund sind hell und ausgebleicht, der Hintergrund ist abgesoffen. Die Lichtmenge nimmt halt physikalisch bedingt mit zunehmender Entfernung sehr rasch ab.
Ein Rechenbeispiel: Ich bin auf einer Party, in 1 Meter Entfernung stehen Leute, die ich fotografiere. Hier habe ich eine Lichtmenge von 100%. Der Hintergrund (Saalwand) ist 5 Meter von mir entfernt. Leute und Gegenstände in dieser Entfernung bekommen jetzt nicht etwa 1/5 der Lichtmenge ab, sondern nur noch 1/5² = 1/25. Also nur 4% des Lichts, welches die vordereren Personen abkriegen. Die Beleuchtungsdichte nimmt nämlich im Quadrat der Entfernung ab.
Lichtabfall im Quadrat der Entfernung
Abhilfe ist auf mehrere Arten möglich. Zum einen hilft indirektes Blitzen, falls eine weiße Zimmer-/Saaldecke vorhanden ist, zum anderen hilft mehr Teleeinstellung an der Kamera.
Wenn du in unserem Beispiel 4 Meter zurückgehst und die Personen mit Tele wieder heranholst, ist der Beleuchtungsunterschied weniger krass. Die Personen sind jetzt 5 Meter von mir entfernt der Hintergrund 10 Meter. Damit ist der Unterschied in der Entfernung nicht mehr 5-fach, sondern nur noch 2-fach. Der Lichtabfall vermindert sich von 25-fach auf nur noch 2² = 4-fach.
Du musst jetzt nicht jedes Mal nachmessen und rechnen, wer wie weit weg ist, gehe einfach ein paar Schritte zurück und setze das Tele ein.
Eine technisch aufwendige Lösung wäre das zusätzliche Installieren von Servo- oder Sklavenblitzen im Raum. Dazu benötigst du aber mehrere Blitzgeräte, die du strategisch günstig aufstellen und einstellen musst.
Zwei Bildbeispiele, die den Lichtabfall demonstrieren:
Geblitzt mit Weitwinkel (17mm) auc ca. 30 cm Entfernung. Der Lichtabfall zum Hintergrund hin ist deutlich erkennbar.
Geblitzt mit leichtem Tele (50 mm) aus ca. 1 Meter Entfernung. Der Lichtabfall ist entscheidend geringer, die Aufnahme wirkt harmonisch ausgeleuchtet.
Unser am häufigsten outdoor geblitztes Motiv im letzten Jahr war unser Dackel mit den Leuchttürmen.
Im nächsten Blogbeitrag geht es mit der Vorstellung des Metz mecablitz M400 weiter, mit vielen weiteren praktischen Tipps.