David Oakes – Skyes einziger Jakobsmuschel-Sammler
David Oakes ist einer von den Leuten, die sich eine sehr außergewöhnliche Profession ausgesucht haben, um sich ihre Brötchen zu verdienen: Er sammelt Jakobsmuscheln. Für die feinsten Restaurants weit und breit, aber auch für Privatleute, geht er seit nun fast 30 Jahren immer und immer wieder auf die Suche nach den begehrten Delikatessen. Das beste Restaurant auf der Isle of Skye, auch unter den besten 50 Restaurants der Welt geführt, sei das „The Three Chimneys„
Der Jakobsmuschel-Farmer auf der Isle of Skye
Dazu muss er dauernd ins kalte Wasser, um die dicken Muscheln vom Meeresgrund aufzulesen. Sein Geschäft läuft hauptsächlich im Sommer, wenn die Touristen auf Skye sind; dann hat er fast jeden Tag zu tun, macht einen Tauchgang nach dem anderen und holt die Muscheln zentnerweise vom Grund der Bucht.
Doch auch wenn er sein Geld fast ausschließlich im Sommer macht, so kommt doch auch in den kalten Monaten hin und wieder ein Auftrag rein.
Wir hatten also recht viel Glück, denn als wir ihn vor ein paar Tagen kontaktierten, hatte er gerade eine Nachfrage bekommen und musste so in nächster Zeit wieder seinen treuen Tauchanzug anlegen. Wir konnten ihm also bei der Arbeit zuschauen.
Gestern morgen kreuzten wir also um 9 Uhr vor Davids Haustüre auf und folgten ihm, nachdem ihm seine Frau in den Trockenanzug geholfen hatte, zu seiner „Unterwasserfarm“.
Keine 200 Meter von seinem Haus entfernt liegt, so erklärte er uns, die perfekte Stelle für seine „Jakobsmuschelfarm“. Der Plankton-Gehalt, die Temperatur, die Wassertiefe, die Gezeitenströmungen und nicht zuletzt die einfache Erreichbarkeit… hier stimmt einfach alles.
Die Jakobsmuschel-Farm
Damit ihm die Jakobsmuscheln nicht nach einiger Zeit ausgehen, muss er stetig für Nachschub sorgen. David sammelt jüngere Jakobsmuscheln, oder Scallops, wie sie auf Englisch heißen, in tieferen und kälteren Gewässern. Er erklärte uns, dass es einer der wenigen Lebensziele einer Jakobsmuschel wäre, sich in wärmere, Nahrungsmittel-reichere Gegenden zu begeben. Er würde ihnen im Grunde nur nachhelfen, wenn er sie auf einem unwirtlichen Stückchen Boden aufliest und sie in seiner (als solchen durchaus bezeichenbaren) Unterwassercroft wieder hinlegt und dort wachsen läßt. So, wie seine Nachbarn ihre Farmen bewirtschaften, so arbeitet der professionelle Taucher, einfach unter Wasser.
Im Loch Sligachan lässt er die dünneren, nicht unbedingt kleineren Jakobsmuscheln erst einmal einige Jahre lang gedeihen, bevor sie erst an die Wasseroberfläche und dann auf den Teller verfrachtet werden. Dass eine Muschel „reif“ ist erkennt man daran, dass sie regelrecht fettgefressen aussieht und sich schwerer anfühlt. Während eine Muschel in kaltem und tiefem Wasser dünn und schmächtig erscheint (und wohl auch so schmeckt), so wird sie zu einer richtig handfesten Gaumenfreude, wenn man ihr bessere Lebensumstände gönnt. David ist stolz daruf, dass seine Scallops zweimal gesammelt sind!
Ich half David dabei, die schwere Sauerstoffflasche zum Wasserrand zu tragen, Noah schleifte den Bleigürtel hinterher. Mit bestimmt gut über 50 Kilogramm Ausrüstung am Körper stapfte er dann für etwa 20 Minuten in die überschaubaren Tiefen seiner Bucht; 5 Meter unter der Oberfläche spazierte er ein paar mal hin und her und füllte seinen Sack. Wir verfolgten seinen Weg anhand der Wasserbläschen, die an der Oberfläche umherwanderten und anzeigten, wo er sich gerade befand. Selbst nach 30 Jahren Taucherfahrung strand dem Unterwasserfarmer die Begeisterung ins Gesicht geschrieben.
Als seine Arbeit getan war, kam er mit einem breiten Lächeln auf dem Gesicht wieder aus dem eiskalten Wasser marschiert, schwer bepackt mit Ausrüstung und Beute.
Die Unterwasserwelt der Isle of Skye
„Es war einfach wundervoll!“ grinste er. Das Wasser wäre klar gewesen, die Sicht gut, und der Unterwasserspaziergang genauso faszinierend wie sein Erster. Selbst nach all den Jahren hatte das Tauchen für David Oakes offensichtlich seinen Reiz nicht verloren. Umweltfreundlicher können Jakobsmuscheln nicht gesammelt werden, David taucht nur, wenn er Bestellungen hat, das Aufsammeln per Hand beschädigt den Meeresboden nicht.
Jakobsmuscheln sind nicht die einzigen Schätze, die David von seinen Tauchgängen ans Land bringt. Wie sich nämlich herausstellte, verlief vor hunderten von Jahren einmal einer der beliebtesten Handelswege Schottlands per Fähre über diese Bucht. Alles und jeder musste hier vorbei, wenn er auf die nächste Insel wollte, und nach all dem Krimskrams zu urteilen, den David auf dem Meeresgrund dort schon gefunden hat, müssen das jede Menge Leute gewesen sein. Mittelalterliche Töpfe, Flaschen, einen Haufen zufälligen Krimskrams…. sogar eine Kanonenkugel hat er einmal aus dem Sand gehoben.
Die ganzen Jahrhunderte-alten Sachen, so erklärte er uns, sind im lokalen Museum zu sehen. Leider haben wir es nicht mehr geschafft, dieses zu besuchen.
Zufälle gibt es
Einen Tag später trafen wir auf der Fähre zu den äußeren Hebriden ein frischvermähltes amerikanisches Paar.
Gestern erzählte Charly waren die beiden im „The three Chimneys“ gespeist, die Jakobsmuscheln seien sehr lecker gewesen. Ich lachte, „Wir sahen morgens, wie genau diese frisch aus dem Meer gepflückt wurden“. Zufälle gibt es!
Hi Ursula,
ich hätte ja auch gern welche gegessen, aber sie sind ziemlich teuer und wir wissen nicht gut, wie man sie zubereitet. Das Risiko war mir zu groß.
LIebe Grüße
Gabi
Hi Ricarda,
Ich hatte von David erfahren, dass da was über die Isle of Skye bei Mare TV kommen wird. In der Touristinfo hatte ich einen Flyer von Davids Scallops gesehen und ihn gleich kontaktiert. Ich spreche die Leute immer an. FInde es sehr interessant, was es alles für Berufe und Menschen gibt!
Liebe Grüße
Gabi
Hi Gabi, das hat mir auch so gut gefallen. Er macht nichts kaputt bei der Ernte und holt immer nur genau nach Bestellung! Fantasisch!
Liebe Grüße
Gabi
Hallo,
habe auch eben den Bericht in der Mediathek über David gesehen…..und musste dabei gleich an Euch denken. Schön, daß ihr immer wieder so interessante Menschen kennenlernt.
Gruß, Ricarda
Lecker, lecker diese Scallops, habe am 21.2.13 den Bericht darüber im TV gesehen. Da hat er gleich welche gegrillt. Mir läuft das Wasser im Mund zusammen. Habt ihr euch diese Chance etwa entgehen lassen?
LG Ursula
Sachen gibt ’s! Sehr interessant, dieser Mensch. Wenn wir nur immer nur ernten würden, was wir gerade brauchen… Wünsche euch noch viel Spaß. LG Gabi