Wohnmobilroadtrip Südengland mit Kindern, Teil 3
Südengland präsentiert sich unglaublich vielfältig und abwechslungsreich. Küstenliebhaber kommen speziell in Cornwall voll auf ihre Kosten. Zum einen gibt es den 1014 km langen Küstenwanderpfad (South West Coast Path), bei dessen Erwanderung über 35000 Höhenmeter überwunden werden müssen. Natürlich kann er auch, in kleinen Abschnitten, mit Kindern erwandert werden. Zum anderen bietet die Küste traumhaft schöne Strände für Fotografen und Genießer. Über die Lizard Halbinsel und Polperro berichteten wir bereits, jetzt geht’s weiter entlang der Küste…
Bedruthan Steps
Dieser Strand wird vom National Trust gepflegt. Er ist über eine lange, steile Treppe erreichbar. Der Abstieg ist einfach, beim Hochklettern kommt man dafür ganz gut ins Schwitzen. Der Strand ist bei Ebbe sehr weitläufig – die Flut muss man aber im Auge behalten, damit man nicht vom Rückweg abgeschnitten wird. Am Strand der Bedruthan Steps gibt es so viel zu erkunden, dass man mit Kindern locker einen ganzen Tag einplanen kann. Dort wachsen Miesmuscheln auf den Felsen, es gibt Gezeitenbecken, und in der Steilküste sind Grotten und Höhlen, die wir mit den Kindern gemeinsam erforscht haben.
Auf dem Plateau oberhalb der Steilküste liegt ein kleines Hotel, welches auch ein paar Plätze für Wohnmobile anbietet.
Glendurgan, ein subtropischer Garten des National Trusts
Ich bin ganz ehrlich: als Meeresfan wollte ich mir zuerst die Zeit für Gärten, vor allem auf kurzen Reisen, eher nicht gönnen. Da wir aber Mitglieder des National Trusts geworden waren, und all deren Kataloge hatten, überzeugten mich die einladenden Fotos und Infos des Glendurgen Gartens dann doch. Zudem war der Eintritt für uns frei!
Das Wetter war super gut, sonnig mit blauem Himmel und ein paar Wölkchen. Wir waren zwar etwas lauffaul, weil wir seit Tagen entlang der Küste gewandert waren, doch dann zogen wir stundenlang durch diesen Garten. Die Kids rannten immer wieder durch das Heckenlabyrinth, sie wurden überhaupt nicht müde.
Die Läden des National Trusts mochten wir alle sehr gern, denn da gibt es eine große Auswahl an Büchern, die all unsere Fragen beantworteten. Das Mobil war gegen Ende der Reise sehr „buchschwer“.
Lands End
Wir reisten in Küstennähe, immer an Englands „Rand“ entlang. Bei Lands End drückte sich das dann auch im Namen aus. Ich hatte pure Natur und rauhe Klippen erwartet und wurde böseüberrascht. Bei Ankunft mussten wir das Mobil auf einem riesigen, teuren Parkplatz abstellen, dann ewig weit laufen, und plötzlich befanden wir uns inmitten einer Art Kirmes. So ähnlich jedenfalls – es gab allerlei Gerätschaften, die hin und herschaukelten, wenn man Geld einwarf. Spielplätze mit richtigen Schiffen und unglaublich viele Souvenirbuden. Natürlich roch es überall nach Pommes und Zuckerwatte und es gab sogar dieses Schild mit Pfeil nach John o’Groats wo man sich von einem professionellen Fotografen ablichten lassen durfte. Hmm, wir waren etwas perplex, nutzten aber die Gelegenheit, wo wir schon mal hier waren. Die Kinder hatten ihren Spaß auf den Spielplätzen. Sie waren erschöpft und glücklich, als wir danach entlang der Küste wanderten. Leider fanden wir nach dem Trubel nicht so richtig in den Naturfotomodus, was aber nicht weiter schlimm war, das Licht war eh mittäglich grell und nicht sehr fotogen.
St Ives – und das weiche Licht für die Künstler
Der Küsten- und Künstlerort St Ives war ziemlich belebt, als wir zu Beginn der Hauptferienzeit dort ankamen. So war auch der Campingplatz im Ort ausgebucht und wir durften uns weiter außerhalb einen Platz suchen. Das hatte leider zur Folge, dass wir mit dem Shuttle-Bus in den Ort fahren mussten. Wieder hatten wir Glück mit dem Wetter, es war ein sonniger Tag, und wir waren von früh bis in die Nacht auf den Beinen.
Als wir ankamen, herrschte gerade Ebbe und viele Touristen liefen im Hafenbecken herum, wir taten es ihnen nach. Gigantische, weiße Wolken segelten fotogen am tiefblauen Himmel. Ich konnte mich kaum an all der Schönheit sattsehen. Erst als wir Hunderte von Fotos auf der Speicherkarte hatten, zogen wir weiter in die malerischen Gassen, ständig auf der Suche nach kuscheligen Buchlädchen. In dieser Nacht war der Verkaufsbeginn des letztes Harry Potter Bandes angekündigt (ja, das ist schon eine Weile her..)
St Ives hat mehrere Strände, so wechselten wir zwischen den Lädchen in der Stadt und den Wellen und Sand hin und her. Auch in der Tate Galerie schauten wir mal vorbei.
Wir blieben bis der letzte Bus fuhr, wären so gern noch länger geblieben, um auch unser Harry Potter Exemplar in einem gemütlichen kleinen Bookshop zu kaufen. Nur der Gedanke an den langen Fußmarsch in stockdunkler Nacht hielt uns davon ab.
Ja, und nochmal das Licht! Hier hat es eine spezielle Qualität: besonders weich und trotzdem klar. St Ives steht seitdem auf meiner Wunschreiseliste ganz oben bei den absoluten Favoriten. Da wollen wir unbedingt nochmal hin!
Levant Mine und Dampfmaschine
National Trust, Levant Mine und Dampfmaschine
In Levant taten wir uns in den engen Gassen mit dem Wohnmobil schwer. Wir waren froh, endlich einen passenden Parkplatz für die Kiste gefunden zu haben, und hatten eine weite Strecken zu Fuß bis zur Mine zu laufen. Als wir ankamen war die von National Trust gepflegte Mine schon geschlossen. Das machte jetzt nichts, wir wanderten kurzerhand entlang der Küste, über das Minengelände weiter zum Leuchtturm von Pendeen. Für den nächsten Tag hatten wir nebenbei die beste Parkmöglichkeit für den Minenbesuch ausgekundschaftet. Wir wollten diese Mine unbedingt von innen sehen.
Die Levant Mine war im 19. Jahrhundert eine der bedeutensten Minen für die Kupfer-, später auch für die Zinnförderung. Bis zu 500 Mann waren in der 600 m tiefen Mine beschäftigt, deren Gänge über zwei Kilometer weit hinaus unters Meer reichten. Über die Zeit wurden hier mehr und mehr Dampfmaschinen für Bergbauarbeiten und den Aufzug eingesetzt. Das Minenmuseum präsentiert stolz eine frühe funktionstüchtige Balancier-Dampfmaschine
Das Eden Project
In allen Campingplatz-Rezeptionen in Cornwall fiel uns immer wieder ein Flyer auf, mit Bildern von seltsam außerirdisch wirkenden Wabenstruktur-Kuppeln. Das hat uns neugierig gemacht, und wir fanden schnell heraus, dass diese Gebilde gar nicht weit von unserem Aufenthaltsort entfernt waren. Also nichts, wie hin!
Und ich muss sagen, wir waren total überrascht und voll angetan von dem Eden Project. Gerade die typisch britische Art, auch mit ernsteren Themen intelligent verspielt, liebevoll verschroben und manchmal absurd umzugehen, macht einen Besuch so wertvoll.
Die Kids fanden alles toll. Die verschlungenen Gartenwege, seltsame Kunstinstallationen überall, und natürlich die Biome, das sind die Waben-Kuppeln. Eine hat mittelmeerisches, die andere Regenwaldklima. Über eine Million Pflanzenarten sollen hier gedeihen. Dummerweise waren die Kinder am meisten von der feuchtheißen Regenwaldkuppel angetan und uns strömte der Schweiß aus allen Poren.
Wir bereuen trotzdem nichts. Die Kinder waren den ganzen Tag beschäftigt und schnappten viel Wissen quasi im Vorbeigehen auf. Uns hat das gesamte Projekt imponiert, das futuristische Design, und was so alles ökologisch schon mit recht einfachen Mitteln im Bereich Recycling und Energieeffizienz möglich ist.
Tintagel
Der kleine Ort im Nordwesten Cornwalls steht voll im Zeichen von König Artus‘ Tafelrunde. Sicher ist das nicht, ein Chronist hat das einfach so im 12. Jahrhundert festgelegt, wegen der Burgruine, die auf der vorgelagerten Halbinsel steht. Jedenfalls macht sich der Tourismus diesen Tatbestand zunutze, überall stößt man auf Souvenirläden mit Ritter- und Zaubererkram.
Die zerklüftete Küste hat uns mehr interessiert, als die von Touristen überschwemmten alten Gemäuer des Tintagel Castle, und die Kids hatten auch mehr Lust auf Wasser und Strand, als auf Steinhaufen. Wir folgten den Wanderpfaden bis zum Übergang auf die Tintagel-Halbinsel. Dort stürzt sich ein Wasserfall direkt ins Meer. Der bot uns Fotomotive und den Kindern Spielmöglichkeiten. Ist schon erstaunlich, auf was für Ideen die im Zusammenhang mit fließendem Wasser kommen.
[yellow_box]Wir kauften ein paar spezielle Reiseführer vor Ort. Da gibt es welche, die die schönsten Küstenabschnitte beschreiben, welche für Leute, die gern im Meer schwimmen und natürlich für Camper. Mit unserem großen (6,3m) Mobil kamen wir leider nicht auf alle vorgestellten Plätze drauf.
- Cornwall & Devon: Reisehandbuch mit vielen praktischen Tipps.
- Camping, Caravan and Motorbike Routes: CORNWALL – GREAT BRITAIN (incl.GPS Data)
- Time Out Camping 2nd edition: Our favourite sites in Britain (Time Out Camping: Our Favourite Sites in Britain)
- Most Amazing Places on Britain’s Coast (Readers Digest)
- Coast – BBC Series 7 [DVD]
- Familien-Reiseführer Südengland mit London
[/yellow_box]
Wunderschöne Fotos, eine nette Familie auf Reisen!
Hach Gabi, bei diesen Bildern bekomme ich auch Lust auf Südengland. Bisher stand England generell nicht wirklich weit oben meiner Reiseliste, aber jetzt jetzt ist es ein ganzen Stück weiter hoch gerutscht.
Danke dir.
Liebe Grüße
Christina
Ach ihr Lieben,
ich bekomme soooo Lust auf Urlaub! Wunderbare Bilder und ein schöner Bericht.
Es scheint ein wirklich ein lohnendes Reiseziel zu sein.
LG Gabi