Le Palais und Strand von Baluden – Belle Ile, Bretagne
Gestern waren wir auch wieder den ganzen Tag unterwegs. Wir hatten tolles Wetter – strahlende Sonne tauchte die Landschaft in schmeichelndes Licht, kleine Wölkchen verzierten den tiefblauen Himmel und geniale, richtig hohe Wellen, rollten von hinten durchleuchtet eine nach der anderen auf die taumhaften Sandstrände der Insel. Aber, ich fange besser ganz von vorne an….
Nach der nächtlichen Tour gestern packten wir es nicht so früh raus, wie ich das gerne getan hätte. Wir waren um 7:00 Uhr auf und schauten zum Himmel hinauf. Es saht nicht so toll aus, alles grau in grau. Das warme Bett rief – nochmal für ein Stündchen kuscheln.
So frühstückten wir alle erstmal gemütlich. In Le Palais kauften wir Milch und Butter im Supermarkt, schlenderten danach durch das kleine Hafenstädchen. Die Sonne hatte jetzt die Wolken vertrieben, es war als hätte ein Künstler die Farben eingeschaltet. Schaukelnde Boote lagen pittoresk im Hafen. In einem Souvenirlädchen kaufte ich einen Kühlschrankmagneten – das sind die Andenken, die ich besonders mag, die stauben nicht ein und sammeln sich nicht im ganzen Haus, sondern hängen nur an der Kühlschranktür dran. Die Frau im Souvenirlädchen war sehr nett, wollte mir alles verkaufen. Natürlich auf Französisch. Die Siedlung in der wir wohnen ist zu dieser Jahreszeit sehr einsam , wir sind die einzigen Bewohner, da tat es mir gut, Französisch zu hören. Auch, wenn ich es kaum kann, versuche ich doch immer mich zu unterhalten und wenn die Leute langsam reden verstehe ich sogar etwas.
In einem engen Gässchen sah Gunter eine Whisky-Distillerie. Hmm, lecker. Wir gingen natürlich sofort in den Laden hinein und erfuhren dort, dass dies die kleinste Distillerie in der Bretagne und wahrscheinlich auch überhaupt ist. Wir testeten den Whisky und ich muß sagen, das war ganz nach meinem Geschmack. Mild und trotzdem rauchig, aber nicht so dominant, dass sich der Geschmack ewig im Mund hält. Wir kamen mit dem Besitzer ins Gespräch – sprachen erst Französisch, dann English und schließlich sogar Deutsch. Fabien Mueller ist ein Sprachtalent und Whisky kann er auch ganz vorzüglichen machen. Hier ist seine Seite.
Nach dem unerwarteten Whisky-Tasting fotografierten wir den Hafen, leider war die Sonne bereits zu grell für stimmungsvolle Fotos.
In den Gassen hing der Geruch dampfender Pizza, und als eine Frau eine lecker duftende Pappschachtel an uns vorbei trug, war Esra nicht mehr zu halten. Er hatte schlagartig mächtig Hunger bekommen. Leider war es uns unmöglich den Herkunftsort dieses leckeren, verführerisch duftenden Nahrungsmittels auszumachen. So gaben wir uns mit einer kleinen Imbissbude zufrieden. Dort kauften wir wenigstens Pommes frites und während die im Fett schwammen, betrieb ich mal wieder einmal Konversation. Auch auf Französisch und doch erfuhren wir enorm viel. „60 Strände gäbe es auf der Belle Ile und einer schöner als der andere!“ Weil das Gespräch so nett war, bekamen wir noch einen süßen, bunten Nachtisch geschenkt.
Unsere Vermieterin hatte den Strand bei Baluden empfohlen. Gestern waren wir ganz in der Nähe gewesen, aber die hohen Wellen hatten uns von der Landschaft abgelenkt. Jetzt fuhren wir einen anderen Weg, ein kleines Stückchen löchrigen Feldweg und kamen direkt über dem kleinen Strand heraus.
Vom Strand aus konnten wir direkt in die heranrollenden Wellen schauen. Und wieder leuchtete das mächtige Wasser in strahlendem Grün. Als Hintergrund dienten diesmal dunkle Felsen. Ich liebte es an dieser Stelle zu fotografieren. Bekam doch glatt das Gefühl bis jetzt noch kein richtigen Wellen gesehen zu haben. Aber es kam sogar noch besser. Etwa alle 20-30 Minuten kamen mehrere bestimmt 6-7 Meter hohe, mächtige Kavenzmänner nacheinander in die Bucht geknallt. Sie zerschellten mit einer Urgewalt auf den vorliegenden Felsen und spritzten viele Meter hoch fein zerstäubend in die Luft. Minutenlang konnten wir nichts mehr sehen, überall war Meerwasser in der Luft. Das war Thalassotherapie Natur.
Doch zweimal hatte ich Pech beim Fotografieren: beim ersten Mal waren wir den Hügel hochgelaufen, um zu sehen, wie die Gegend hier oben aussah und einen Überblick zu bekommen. Von ohen herab konnten wir die bombastische Größe der Wellen zwar gut sehen, besser sogar als von unten, doch fotografisch war es eher langweilig. Sie wirkten auf den Fotos gar nicht mehr gewaltig. Aber gerade als wir oben standen, explodierten die Wellen geradezu eine nach der anderen. Die französische Familie am Strand jubelte sogar, als eine dieser mächten Wellenfronten auf den Strand zu brauste.
Beim zweiten Mal hatte ich den perfekten Standplatz. Wir verfolgten gerade wahrlich stattliche Wellen, sicher nochmal zwei Meter höher, als die zuvor, wie sie sich in zahlreichen Stufen vor uns aufbauten. Drei Wellen hintereinander konnten wir auf einmal ausmachen. Und was meldet meine Kamera? Speicherkarte voll! Scheibe!!! Bis ich die neue Karte drin hatte sahen wir nur noch Nebel und Gischt um uns herum. Zu elft hatten wir staunend die Gewalt der Natur beobachtet. Die gemeinsam erlebte Begeisterung über dieses spektakuläre Naturschauspiel lag fühlbar in der Luft. Ich werde diesen Moment nie vergessen.
Noah meckerte an diesem Nachmittag übrigens vermehrt, „Meine Brille hat die Gischt“! Ha, meine auch, Meeresfotografen sollten die Scheibenwischer nicht nur in die Brille sondern auch für die Objektive einbauen. Wir putzten unsere Kameras alle drei, vier Minuten, um das Salz von den Linsen zu bekommen, ansonsten wären klare Aufnahmen nicht möglich gewesen.
Ich sprach schließlich das Ehepaar mit den vier Kindern an, das mit uns am Strand verweilte. Glücklicherweise konnten wir uns auf Englisch unterhalten. Wieder erfuhr ich viel über die Insel, die Wellen und die Touristen.
„Es gibt Tage im Sommer, wo die Wellen wie heute reinknallen, dann ist wochenland alles wieder ganz still.“
„Die Strände sind im Sommer über sehr gut besucht, da eignet sich die Vorsaison schon sehr gut für Reisen.“
Wir haben wohl wirklich Glück mit der Flut, dem Wetter und den Bedingungen auf der offenen See, die diese großen Wellen ermöglichen. Ich genieße den Aufenthalt auf der Insel sehr bewußt, atme die frische, salzige Luft, sehe mich an der Landschaft und der wilden Natur satt und genieße das Flair des Meeres. Ich halte es kaum aus, im Haus zu sein – nein, das ist das schönste Ferienhaus, welches wir bisher hatten – aber das Meer, es ist so fantastisch, und ich will immer nah dran sein. Egal ob Tag oder Nacht.
Es fiel mir schwer, die Wellen und den Strand zu verlassen. Dummerweise müssen wir aber wenigstens einmal am Tag etwas warmes essen und dann kommt schon wieder die fotogenste Zeit des Tages. Also fuhren wir schnell heim, ich war natürlich nur hibbelig und ungeduldig…. Und Gunter wollte nach dem Essen noch ruhen, und ich immer noch hibbelig…. raus, raus, raus…
Endlich ging es wieder zum Pointe de Poulains, und glücklich bemerkte ich, dass die Wellen immer noch mächtig rollten. Der Himmel hing voll schwerer Wolken, die Sonne kam schwach am Horizont durch und tauchte alles in warmes rosa Licht. Die Wellen knallten und schoben sich Richtung Küste, trafen aufs Land, dass es nur so donnerte. Und dabei wehte hier nur ein laues Lüftchen. Wie es dann wohl hier bei Sturm aussieht? Das würde mich schwer interessieren. Wir liefen stundenlang auf den Pfaden entlang der Küste und blieben auch, als es schon dunkel war. Das Fotografieren machte großen Spaß, die Wellen so wild, der Leuchtturm majestätisch auf den Klippen, es war das perfekte Motiv. Mit Hilfe der Stirnlampe suchten wir gegen 9:00 Uhr den Weg zum Auto.
Ich war völlig zufrieden mit den Fotos des Tages und habe natürlich gleich alles auf das Notebook geladen. Die Chance auf Nordlicht schien immer noch realistisch zu sein, so behielten wir den nächtlichen Himmel im Blick. Ich legte mich um 23:00 Uhr kurz hin um zu ruhen, schlief aber natürlich erschöpft ein. Um 1:00 Uhr wachte ich wieder auf, schrieb den Bericht, schaute nach Nordlicht. Es kam keines. Das war trotzdem ein schöner Tag gewesen.
Was schreib ich immer von dem Nordlicht und dann kommt doch nichts? Ja, dazu braucht man auch großes Glück, und man muss immer bei Nordlichtalarm rausgehen. Drei Jahre später im März 2015 passte schließlich alles zusammen und wir konnten Nordlicht auf der Belle Ile sehen.
Übersichtsseite Reise zur Belle Ile
nicht schlecht so ein mundiger Whisky, lach. Sagenhaft wieder diese Welle. Mein Hit hier…..Point de Poulains …zauberhaft mit dem Leuchtturm im Hintergrund.
lg edeltraud